Als ich noch meine Firma hatte :)

in Steem Germanylast month (edited)

Dies ist eines der wenigen Bilder von mir, auf dem ich noch als Geschäftsmann sozusagen unterwegs war. Das Foto wurde aufgenommen, als ich 39 Jahre alt war, einige wenige Monate bevor ich alles hingeschmissen habe.

Es war die Zeit, in der ich richtig viel Geld verdient habe, aber auch 14-16 Stunden am Tag gearbeitet habe, und das sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr. Es war die Zeit, in der man immer mehr Geld verdiente und mit jedem Gewinn die Gier wuchs, noch mehr zu verdienen.

2005-11-18 - 1383.JPG

Ich kaufte Sachen, die ich gar nicht brauchte, um Leute zu beeindrucken, die ich nicht einmal leiden konnte. Absoluter Schwachsinn. Eine Villa für eine Million gebaut, die dicksten Autos gekauft, Uhren im Wert eines Mittelklassewagens und vielen Kram, den man nicht benötigte und wofür? Im Grunde totaler Schwachsinn. Das Einzige, was ich nicht bereue, ist, dass ich hier in Finsterbergen die zwei Ferienhäuser und noch ein benachbartes Grundstück gekauft habe und ich so eigentlich keine direkten Nachbarn auf der linken Seite habe. Genauso habe ich ein Mehrfamilienhaus in Gotha für einen Apfel und Ei gekauft, das dann die Stadt Gotha gekauft hat, da man dort einen Kreisel für eine Umgehungsstraße bauen wollte.

Das Schlimmste war, dass ich nicht einmal mitbekommen habe, wie mein damals fünfjähriger Sohn aufgewachsen ist. Als ich morgens ins Geschäft ging, schlief er meistens noch, und als ich abends zurückkam, war er schon wieder im Bett. Da meine Freundin im Laden mitarbeitete, war er natürlich auch manchmal mit unten im Geschäft, aber da hatte ich immer anderes zu tun. Der Laden war so extrem frequentiert, dass schon früh, bevor wir aufschlossen, Leute vor der Tür standen, und ich nicht zum Abschließen kam, da immer neue Kunden hereinkamen.

Ich hatte ja schon erwähnt, dass ich einen Fachhandel für Satellitentechnik hatte, aber der Schwerpunkt lag auf dem Handel mit den D-Boxen, hier zu 99 % Rückläufer-Boxen aus dem Kirche-Imperium, die eigentlich abgeschrieben waren oder vielmehr wurden, obwohl sie vollkommen okay waren.

Ich hatte Beziehungen ganz hoch ins Hause Kirch und habe die Boxen Lastzugweise für einen Spottpreis gekauft. Bekommen habe ich die auch nur, weil Umschläge mit Bargeld, die recht schwer waren, an den einen oder anderen Top-Manager und sogar Politiker überreicht wurden. Man mag es kaum glauben, aber na ja Korruption ist ja heute auch noch allgegenwärtig.

Dann, ein, zwei Wochen vor meinem 40. Geburtstag, habe ich mich gefragt: "Bist du blöd?" warum das alles. Daraufhin habe ich innerhalb weniger Tage alles verkauft. Ich kaufte mir dann ein 9-Meter-Wohnmobil, und dann sind wir mehr oder weniger sechs Jahre durch die Weltgeschichte gefahren, wie ich es schon öfters erwähnt habe. Die schönste Zeit meines Lebens.

Ausführlich werde ich in meinen autobiografischen Kurzgeschichten, aber auch in einem Roman, an dem ich arbeite, darüber schreiben. Vielleicht hat der eine oder andere von euch sogar Interesse, sich das Büchlein zu erwerben. :)

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Cool, dass du den Mut hast, diese Erkenntnis so klar zu benennen. Viele Menschen sind gefangen in einem endlosen Streben nach Status und materiellem Besitz, ohne je wirklich innezuhalten und sich zu fragen, wofür das alles eigentlich ist. Die Erfüllung, die man sich davon verspricht, ist oft nur eine Illusion. Am Ende sind es oft die stillen, unauffälligen Entscheidungen (wie der Kauf deiner Ferienhäuser oder das Grundstück) die echten Wert haben, weil sie einen Raum schaffen, in dem du dich wirklich wohlfühlen kannst. Fernab von dem Lärm und den Erwartungen anderer. Es zeigt, dass es nicht die Größe oder der Preis einer Sache ist, sondern die Freiheit, die sie einem gibt. Überhaupt ist, je älter ich selbst werde, für mich, die Freiheit das Wichtigste, natürlich neben der Gesundheit.

Auch mit viel Geld kann man sich keine Gesundheit kaufen, oder wie in meinem Fall: Legal kann man sich kein neues Herz kaufen. Klar sollte man ausreichend Finanzen haben, um sich etwas zu essen zu kaufen und seine Krankenversicherung zu bezahlen. Hier ist natürlich Wohneigentum ideal, und sei es nur wie in meinem Fall eine alte Hütte im Wald ohne Zentralheizung. Aber okay, ich habe noch neben einem ein weiteres Haus, also geht es mir schon recht gut. Allerdings bekomme ich eben auch niemals Rentenbezüge oder Ähnliches, da ich nie etwas eingezahlt habe.

Trotzdem ist deine Entwicklung sehr bemerkenswert, finde ich jedenfalls. Du hast das Leben in alle Formen ausgekostet und heute erkennst du zunehmend immer mehr den Wert der wichtigen Dinge. Das schaffen die meisten Menschen nie und deswegen sind sie unglücklich. Ich war mal vor 15 Jahren in Indien und habe da die vielen schmutzigen Leute gesehen, die nichts tun, als in der Gegend rumzusitzen, zu betteln und zu meditieren. Einmal fragte ich einen, die sprechen ja alle englisch, was ist Glück? Er sagte: Das ist es. Keine Silbe mehr.

Die Babyboomer bekommen bestenfalls eine Rente von 32% und die auch erst vermutlich mit 72Jahten.

Also so gut wie nix.

Leider sehe ich das auch so, das mein Mann das schönste im Leben verpasst.
Das aufwachsen eines Kindes.
Wenn es die ersten Zähne bekommt, oder die ersten Worte spricht oder laufen lernt.
All das hat mein Mann verpasst.
Später wenn dann die Kinder größer sind, kommen fragen wie, wo ist die Zeit nur geblieben?
Gestern noch im Kinderwagen und heute schon selbstständig.
Was man aber immer wieder beobachten kann ist,
Das die Väter, wenn sie dann Opa werden alles in ihre Enkelkinder stecken.

Schaffe, schaffe, Häusle baue, und dann ist das Häusle da, womöglich abgezahlt, und die Kinder sind groß und aus dem Haus. Vielmals hoch verschuldet, gerade in der Zeit, wo man vielleicht noch jünger ist, ein Kind hatte und so auch nichts mitbekommen hat, wie es aufgewachsen ist. Ich schätze, das passiert den meisten. Hier hatte ich halt richtig Glück, dass ich im richtigen Moment die Kurve gekriegt habe.

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