So geht Winter - Ein Besuch an der Fukushimagata-Lagune 👹🍣🎎 Mein Japan

in WORLD OF XPILAR4 months ago

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Der Winter mag viele Menschen in ihren Häusern und Wohnungen halten, aber zum Glück gehöre ich da nur bedingt dazu. Natürlich mag auch ich es gerne etwas wärmer und gemütlicher, aber genau so gerne bin ich draußen an der frischen Luft. Schönes Wetter ist mir dabei zwar lieber, aber auch in der kalten Jahreszeit möchte ich wenn möglich ein wenig von der Welt sehen. Und glücklicherweise hatte sich in diesem Winter das Wetter bereits einige Male von seiner besseren Seite gezeigt und uns recht angenehme Tage beschert. Und da es bisher auch noch nicht so viel geschneit hat wie in früheren Jahren, was oft das Autofahren zu einem anstrengenden Abenteuer gemacht hatte, gab es eigentlich gar keine Entschuldigung dafür, an einem unserer freien Tag nicht die das Haus und die Stadt zu verlassen.

Gerade wenn es geschneit hat, sieht unsere Welt doch meist noch faszinierender aus wie sonst. Wahrscheinlich ist es diese erhabene Ruhe, die von einer geschlossenen Schneedecke ausgeht, welche den ganzen Lärm und die Hektik unserer Welt zu verdecken scheint. Und genau diese erhabene Schönheit wollten wir sehen und uns daran ein wenig laben. Gerade jetzt im Winter können wir doch alle ein wenig Aufmunterung und Motivation gebrauchen, und was bietet sich da besser an als ein Blick auf die Schönheit unserer Welt. Und da wir glücklicherweise in unserer Umgebung recht viel von dieser Schönheit zu finden wissen, hatten wir uns schnell auf ein Ziel geeinigt, welches wir nun frohen Mutes ansteuerten.

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Es ging zur Fukushimagata 福島潟, einer Süßwasserlagune, welchen in dem schmalen Flachland zwischen Japanischen Meer und den Bergen gelegen ist, und welche bereits ein paar Male unser Ausflugsziel war. Das im Wort "Fukushimagata" enthaltene Wort "gata 潟" bedeutet übersetzt zwar Lagune, aber eigentlich handelt es sich nicht wirklich um eine Lagune, sondern einen See, welcher aus vielen kleinen Bächen gespeist wird.

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In den letzten Jahrhunderten hatten die Menschen in dieser Region immer wieder versucht, Land zu gewinnen und die Reisanbauflächen zu vergrößern. Die Form und Größe der Lagune hatte sich daher immer wieder geändert, im Augenblick bringt sie es nun auf 271 Hektar. Da bereits im letzten Jahrhundert damit begonnen wurde, die Reisanbauflächen zu reduzieren haben die Menschen nun entschieden, mit der Lagune zu koexistieren und diese naturelle Juwel für die nächsten Generationen zu schützen und zu bewahren. Rund um diese Lagune gibt es insbesondere eine sehr ausgeprägte Vogelwelt, welche es auf über 220 Arten bringt, und die man nicht nur an den zugänglichen Uferstellen, sondern auch von verschiedenen Aussichtspunkten aus beobachten kann.

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Und da man hier in Sachen Vögel auch im Winter ein ganz schönes Spektakel erleben kann, führte uns unser Weg zuerst gleich zu einem dieser Aussichtstürme, von wo mir einen ersten Blick auf das Geschehen auf dem Wasser werden wollten. Wie wir feststellten, waren wir an diesem Tag nicht allein, denn viele andere Besucher schienen die selbe Idee gehabt zu haben.

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Von oben hatten wir einen guten Rundumblick auf die Szenerie um Fukushimagata, welche sich nun direkt vor uns ausbreitet. Der blaue Himmel gab den Blick frei bis zu den Bergen, welche an diesem Tag äußerst gut zu sehen waren. Das Innere Japans besteht zum größten Teil aus Gebirge und Bergland, welche wie hier bereits in Küstennähe beginnt, sich zu erheben.

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Als wir den Blick nach rechts schweifen ließen, zeigte sich der Himmel eher bedeckt und alle wirkte gleich ein wenig kälter. Aber rechts im Hintergrund kann man bereits das eigentliche Besucherzentrum sehen, wo wir an diesem Tag unbedingt noch hin wollten.

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Aber zuerst genossen wir noch den tollen Blick über den See, auf dem es sich unzählige Wasservögel gemütlich gemacht hatten. Neben Enten, gab es auch Schwäne und Gänse zu sehen, welche Ende Herbst den langen Weg aus dem Osten Sibiriens antreten und hier in Fukushimagata ihr Winterquartier finden. Bereist seit der Antike haben die Menschen die Zugvögel beim Überfliegen der Fukushimagata-Lagune beobachtet, und auch in der Neuzeit wird dieses gegenseitige Ritual von allen Seiten weiter gepflegt.

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In der Stadt und direkt am Meer liegt gerade überhaupt kein Schnee, aber wie man im Hintergrund sehen kann, sind die Berge ziemlich weiß und auch um den See herum lag eine geschlossene Schneedecke. In den frühen Morgenstunden kann man auch auf dem Wasser ziemlich viele weiße Punkte ausmachen, wenn die vielen Schwäne noch nicht zu ihren Futtertouren aufgebrochen sind, bei denen sie sich tagsüber den Bauch vollschlagen. In diesem Augenblick waren es meist Enten, die man auf dem Wasser schwimmen sah.

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Aber genau vor uns präsentierten sich zwei weiße Reiher, welche farblich perfekt zu ihrer Umgebung passten. Nachdem ich ein paar Bilder machen durfte, flogen sie auch schon wieder weg. Zumindest hier hatten wir mal ein gutes Timing gehabt.

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Und wir waren auch nicht die einzigen, die scharf darauf waren, Vögel zu sehen. Auf dem kleinen Beobachtungsposten direkt am Waser hatten sich auch einige andere Vogelfans eingetroffen, welche unablässig damit beschäftigt waren, die Wasserfläche zu beobachten und Fotos zu machen.

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Besonders im ersten Stock war gut was los, vielleicht hat man von dort ja einen besseren Blick. Zumindest waren unsere Vogelfans kameratechnisch viel besser ausgerüstet, und schienen hier länger bleiben zu wollen als wir, die ja noch ein paar andere Ziele aufsuchen wollten.

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Direkt am Wegesrand kamen wir an diesem kleinen Schrein vorbei, welcher irgendwie meine Aufmerksamkeit erregte. Dies führte natürlich unweigerlich dazu, dass wir anhielten und ich ausstieg, um mir alles etwas aus der Nähe anzusehen.

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Der Kogatainari-Schrein ist zwar nur ein kleiner lokaler Schrein, aber es war wohl diese Statue, die mich dazu brachte, hier einen genaueren Blick zu riskieren. So richtig wissen wir immer noch nicht, worum es sich hier handelt. Da der Schrein wohl den Menschen gewidmet ist, die beim Arbeiten hier an der Fukushimagata-Lagune ihr Leben gelassen haben, könnte es sich um die Statue eines Schilfbauern handeln.

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Gleich neben dem Schrein findet man diese buddhistischen Kannon-Statue, die wieder einmal zeigt, dass hier in Japan verschiedene Religionen auch harmonisch nebeneinander existieren können. Glücklicherweise wird hier im Fernen Osten nicht immer gleich zum großen Kulturkampf ausgerufen.

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Unsere Schwäne haben wir dann auch noch gefunden. Gleich neben dem Parkplatz am Besucherzentrum hatten sie ein Reisfeld gefunden, auf dem sie genüsslich die Wurzen der abgeernteten Reispflanzen futterten, welche in dieser Jahreszeit wohl zu ihrem Liebslingsfutter gehören. Insbesondere an der Westküste im nördlichen Teil der japanischen Hauptinsel Honshu kann man im Winter immer wieder große Gruppen von Schwänen beobachten, die hier in dieser Regionen überwintern. Weiter nördlich, im Osten Sibiriens scheint es dann doch etwas zu kalt zu sein für unsere gefiederten Freunde.

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Wir liefen noch ein paar Meter Richtung Wasser, denn das Wetter war nun einfach zu gut, um nicht noch eine Runde an der frischen Luft zu laufen. Und die Umgebung war auch einfach zu einladend, an diesem schönen Wintertag.

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Hier lag auch noch richtig viel Schnee, so dass man besser auf den geräumten Wegen geblieben ist. Aber wahrscheinlich war es gerade diese weiße Schneedecke, welches dieses alte Farmhaus so richtig zur Geltung brachte.

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Auf der Südseite taute es aber auch schon ordentlich und direkt vor dem Gebäude, in dem man eingeladen ist, seine Pause zu verbringen, wurde es ziemlich matschig. Der Winter hier an der japanischen Westküste ist meisten auch eine ziemlich nasse Angelegenheit, da sich die Temperaturen meist um den Gefrierpunkt aufhalten.

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Im Besucherzentrum lauschten wir einem Vortrag über Wintervogelwelt, welche uns mit Live-Kameras näher gebracht wurde. Hier an der Fukushimagata-Lagune hat es insbesondere Hishikui ヒシクイ, die Saatgans, zu einiger Popularität gebracht. Die Saatgans gehört heute zu den Naturschätzen des Landes, und die Lagune beherbergt die größte Anzahl von überwinternden Gänsen in ganz Japan. Die Hishikui kommen aus Kamtschatka, Russland, und bleiben von Ende September bis Anfang März im Land der aufgehenden Sonne.

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Vom Dach des Besucherzentrums konnten wir dann noch einmal eine ganze tolle Aussicht genießen und unseren Blick über die Lagune bis zu den Bergen schweifen lassen. Ich fand den Anblick vor mir so faszinierend, dass ich hier oben eigentlich gar nicht mehr weg wollte. Aber meine kalten Hände und Ohren haben mich dann letztenlich doch wieder zurück ins Innere getrieben.

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Dort gab es eine kleine Ausstellung über die hiesige Vogelwelt und ich traf dabei einen Bekannten, den ich gerade erst vor ein paar Wochen kennengelernt hatte. Bei einem Besuch in meinem Lieblingspark hatte ich Ende des Jahres zwei Kawasemi カワセミ, wie die Eisvögel hier in Japan genannt werden, getroffen, worüber ihr in diesem Artikel mehr lesen könnt. Manche bunten Vögel scheint es einfach überall zu geben.

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Auch aus dem Inneren des Besucherzentrums hat man eine tolle Aussicht, wobei man es sich hier auch noch gemütlich machen kann. Wir hatten an diesem Tag wirklich Glück mit dem Wetter, so dass sich die Welt vor uns von ihrer besten Seite präsentieren konnte. Und bei unserem Besuch haben wir alle dann auch eine ganze Menge gelernt, insbesondere über die hiesige Vogelwelt, und dabei wieder einmal ein neues Bewusstsein entwickelt, wie wichtig es doch ist, dass wir alle zusammen dafür sorgen, dass Mensch und Natur auch in der Zukunft friedlich miteinandern und nebeneinander existieren können.

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Zum Ende des Tages bekamen wir dann auch noch einen Sonnenuntergang geboten, welcher unseren Ausflug wunderbar abrundete. Soclh herrliche Wintertage sind bei uns leider selten und wir hatten wirklich Glück, diesmal genau so einen großartigen Tag erwischt zu haben. Unser Besuch an der Fukushimagata-Lagune hatte uns wieder einmal vor Augen geführt, wie schön doch der Landstrich, in dem ich derzeit gastieren darf, ist und wie viel es hier zu sehen gibt. Und deshalb wollen wir auch in diesem Jahr noch viele Ausflüge machen, und dabei ist es ganz egal, welche Jahreszeit es ist.

Nicht nur Japan ist reizvoll das ganze Jahr über, fast überall auf der Welt bekommt man zu jeder Jahreszeit etwas wunderbares geboten. Im Augenblick versuchen wir das Beste aus dem derzeitigen Winterwinter zu machen, welches sich alle paar Tage ändern tut. Aber da die Tage bereits länger werden, kann man fast schon den Frühling spüren, der in nicht all zu fernen Zeit das Zepter übernehmen wird. Wir haben es zum Glück nicht eilig, sondern wollen gerne noch ein wenig der kalten aber doch bezaubernden Schönheit des Winters genießen.

Und wenn auch ihr noch ein paar Winterbilder sehen und Wintergeschichten hören wollt, schaut doch bald mal wieder vorbei, wenn es hier neue Bilde und Eindrücke aus dem Land der aufgegenden Sonne zu sehen gibt. Ich selber habe auch noch so viel, was ich entdecken und erkunden will, und ich freue mich sehr, dass ich all dies hier mit euch teilen darf.

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