Diary 2022-09-27steemCreated with Sketch.

in Kururu-TV2 years ago (edited)

Teures Gelb-Tagebuch!
Leben wir? Also du und ich? Oder wenigstens ich von uns beiden? Heute hat mich noch nichts betroffen, und so bin ich nicht sicher.

Rate mal, was ich letzte Nacht geträumt habe! Ich schrieb einen Aufsatz oder hielt einen Vortrag mit dem Titel: „Poppers Falsifikationsprinzip als Fortsetzung der Aufklärung im Sinne Kants“. Okay, möglicherweise war es auch ein ungereimtes Gedicht und kein Aufsatz. Jedenfalls ging es darin um das gewusste Nichtwissen. Oder aktiver: um das wissende Nichtwissen.

Nichtwissen unterscheidet sich von Ignoranz und Dummheit, wusstest du das? Der erste und vielleicht am schnellsten begreifliche Unterschied besteht darin, dass Nichtwissen sich auszusagen vermag. Das grenzt an Magie, und es führt in völlig neues Gelände. Die Zauber-Formel lautet: „Das weiß ich nicht.“ Probier’s mal aus, teures Gelb-Tagebuch! Es wirkt, und das ist faszinierend! Zwar betrifft das im ersten Schritt, sozusagen im Anfänger-Modus, nur Einzelheiten. Doch während sich die nicht gewussten Einzelheiten mit Hilfe dieser Zauber-Formel nach und nach zu erkennen geben und sich in ihrer Anzahl mehr und mehr aufsummieren, erscheinen Zusammenhänge zwischen ihnen.

Und das ist noch nicht alles. Leider kann ich es dir gerade nicht weiter erklären, ich muss nämlich weg. Du erinnerst dich sicherlich: Sachen machen, die pekuniär entlohnt werden. Sonst gibt’s keinen Strom mehr für dich.

Obwohl – garantieren kann ich dir eh für nichts. Eine gewisse Regierende Schildbürgerin hat nämlich glatt raus gehauen, dass sie sich vorstellen könne, den Strom Stunden-weise für Straßenzüge abzuschalten. In Kleinkleckersdorf? Nein, in Berlin. Und weshalb? Weil das Netz die ganzen elektrischen Heizlüfter nicht verkraften könne, welche sich viele Leute angeschafft haben, um den künstlich reduzierten Raumtemperaturen zu trotzen.

Damit hat sie vermutlich recht, die Regierende Schildbürgerin, dass das Netz daran in die Knie geht. Aber die propagierte Lösung ist nicht nur schildbürgerlich, sie ist – – infam! Sie ist infam, denn die, die das propagieren, gehen manipulativ vor: Die Erwähnung der Möglichkeit, die im Sinne der Sprechakt-Theorie eine kaum verhohlene Drohung ist, soll denjenigen ein schlechtes Gewissen machen, die sich zu helfen versuchen.

Rhetorik: eins. Ethik: sechs. Ab in die Latrine!

IMAG0101.jpg

Foto: ty-ty

Sort:  

Wenn Wissen wirklich notwendig ist, kommt es durch Geschick, Training, aber definitiv basierend auf dem inneren Bedürfnis, etwas zu wissen. Was nützt Wissen, das wir nicht verstehen oder verwenden und mit dem wir im Bildungsprozess so großzügig gestopft werden? Obwohl die Fähigkeit des Lesens besonders nützlich ist, um die Prinzipien der Falsifikation in Ruhe zu studieren, und Kant diese ganze Angelegenheit sehr gutheißt. :)

Diesmal muß ich mich auch kurz melden... Du streifst ein bißchen unsere TRANSENS-Problematik, von der ich nach den letzten Arbeitstreffen erzählt hatte. Das Safety Case, das erstellt wird und sich mit genau dem beschäftigt, was wir sicher wissen, zu wissen glauben, sicher nicht wissen und nicht einmal wissen, daß wir es vielleicht wissen oder eben nicht. Klar so weit? Falls nicht, hier eine Grafik aus dem bisherigen Positionspapier:

image.png

Decken wir alle diese Ungewißheiten mit dem gleichen "Ich weiß es nicht." ab??

Ich sehe einen beachtlichen Unterschied zwischen "Ich weiß es nicht" und "Wir wissen es nicht".
Letzteres beansprucht den Überblick über eine Gemeinschaft (zB der Wissenschaftler), und ihr "Wir wissen es nicht" ist eher synonym mit "Niemand weiß es". (HIer ist nicht die Tatsache des Nichtwissens gemeint, sondern die Behauptung, dass niemand es weiß - im Sinne des methodischen Wissens, nicht im Sinne intuitiven 'Wissens'.)

Wenn ich von mir sage "Ich weiß es nicht", dann gebe ich mir persönlich ein Stückchen Rechenschaft vor mir selbst. Ich entfalte dabei meinen Begriff von Wissen, ich suche die Grenzen meines Wissens zu erkennen, ich höre damit auf, diese Grenze gezielt zu verwischen, weil ich sie bisher nicht kennen wollte. Ich prüfe mich, ob ich das, was ich zu behaupten gedenke, von einem andern als "Wissen" annehmen würde, und lasse das Behaupten gegebenenfalls sein zugunsten einer ausdrücklichen Meinungsäußerung.

Das obige Schema kann mir helfen, mein eigenes Nichtwissen ähnlich einzuteilen; aber der gegenüber dem Schema entscheidende Punkt ist mein Verhältnis zum ersten Quadranten: wie stelle ich mich zum geltenden Wissen?

Praktisches Wissen (zB ich bekomme leicht einen Sonnenbrand) beruht auf meiner persönlichen Erfahrung; ich muss es nicht falsifizierbar theoretisieren. Aber ich sollte höchst vorsichtig sein, es verallgemeinern zu wollen (denn nicht jede/r muss unter gleichen Bedingungen einen Sonnenbrand bekommen). Ich kann mich nach solchem praktischen Wissen richten, ohne zu verlangen, dass andere mir folgen.

Theoretisch fundiertes Wissen, methodisch gewonnenes Wissen ist (viel stärker) verallgemeinerbar. Und doch bleibt auch hier offen, welche methodischen Einzelheiten übersehen wurden, die die Verallgemeinerbarkeit einschränken. Theoretisches Wissen, das ich als allgemeines "Naturgesetz" kennen lerne, bleibt also in der Anwendung auf den Einzelfall u.U. noch zu erproben (siehe Medizin). Das bedeutet für mich: Ich weiß nicht, wie weit es gültig ist, wo seine Grenzen gesteckt sind, wenn ich nicht genau die Methoden (und deren Grenzen) beurteilen kann. Mein "ICH weiß es nicht" enthält also eine Mahnung an mich: akribisch prüfen, dann erst als gewusst akzeptieren. Und wenn ich zu faul dazu bin, lieber zu sagen: "Ich weiß es nicht." Wo eine Vermutung, eine Meinung angebracht ist, muss ich ja deshalb nicht schweigen.

Imagen2.png
CONGRATULATIONS

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Well, I see trouble at every turn
I've got so many lessons to learn
What am I doing wrong?
I don't know

Now what's the matter with me?
Am I right?
Am I wrong?
Now I've started to see
I must try to be strong

Paul McCartney - I Don't Know

Nice, thanks! Did I not know. ;-)

"I don't know" as a magic formula can only work for you, if it's your own sentence, not quoted.
;-)

But I'm sure - this is something you DO know, and your comment gives me a smile by Paul.

Hihi , für so ein #Es ist der unwissige Satz aber eine Gefahr , denn eigentlich wird #Es ja aufgesucht , um aus der Dummichkeit des #Es Bestätigung zu finden .
Wenn dieses #Es dann allerdings nichts für´s #Es antidummiges sagt, was für den #ANDEREN !sich als Blödsinn interpretieren lässt , sondern #ICHWEISSNICHT von #Sich gibt, haueha , dann kommt das #Es gar nicht mehr weg, weil #Es dann nämlich belehrt werden muss und zu .
Genau und #Sich nicht belehren lassen zum Wollen , das ist natürlich für so ein #Es schon fast todesstraflich zu ahnden , jaja .
Genau #Es , lieber ´n halben Scheiss rausdummfinieren , als den unwissigen Satz sagen , ja .
Hihi .

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Wo eine Vermutung, eine Meinung angebracht ist, muss ich ja deshalb nicht schweigen.
Und nichts von dem, was ich MIR sage, muss ich anderen offen aussprechen.

Aha , ja , #NAKLAA ?

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Megga-klaa!
Du als Meister der Formung und Verrätselung weißt (!) sicher,
wie "ich weiß das nicht" geformt werden kann, ohne dem Gegenüber
allzu weh zu tun.

#MEISDAE .

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Phh , #norddeutsch ebent .

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