Neues Jahr, neuer Chat-Freund...? / New Year, new chat friend...?

in Deutsch Unplugged2 years ago (edited)

english below...

In Berlin fing die Knallerei dieses Jahr schon am 29. an, irgendwann im Laufe des Nachmittags. Es setzte sich kontinuierlich fort, das Spektakel, und ab 22 Uhr in der Silvesternacht ging es Schlag auf Schlag auf Schlag bis in die Morgenstunden... Ja, ich schätze, die Leute waren wirklich "ausgehungert" nach den Verboten in den Pandemiejahren. Ich selber sitze zwischen den Stühlen, sozusagen: ich mag Feuerwerke schon sehr. Auf den Radau der Böller könnte ich dagegen gut verzichten. Mein bevorzugter Kompromiß wären zentrale und weithin sichtbare, professionell veranstaltete Höhenfeuerwerke und im Gegenzug der Verzicht im privaten Rahmen. Ob das realistisch ist... Ich weiß es nicht. Wünschen ist aber erlaubt ;-))

Da wir es, wie bereits beschrieben, ruhig und unaufgeregt angegangen sind, blieb genug Zeit und Laune für weitere Spielereien mit unserem neuen Freund, dem Chatbot GPT. Nun ja. Meiner durch vorherige Beiträge geweckten Neugierde ist Genüge getan, es gab witzige Momente und am Ende eigentlich nur Ernüchterung...

Ich habe mich zunächst alleine bei dem Kollegen angemeldet und ging ohne expliziten Plan an die Testung heran. Mir war zunächst nach Plauderei, ich wollte verschiedene Themenbereiche anfassen und die Reaktionen studieren.

Ich befragte ihn z.B. zu eher ethisch-moralischen Fragen wie Waffenlieferungen in die Ukraine oder zur Sinnhaftigkeit der verschiedenen Corona-Maßnahmen in den vergangenen zwei Jahren. Wie erhofft und erwartet, gab der "Assistant", wie er sich selbst bezeichnet (ich denke eindeutig an einen ER - fragt mich bitte nicht, wie das kommt...) keine Bewertung oder Empfehlung ab, sondern brachte Fakten dar und wies auf unterschiedliche Deutungsmöglichkeiten hin. Meine Versuche, ihn zu Meinungsäußerungen zu bestimmten Personen wie Karl Lauterbach zu bewegen, schlugen ebenfalls fehl und er wartete mit sachlichen Informationen auf sowie dem Hinweis, daß ihm keinerlei Einordnung möglich wäre. Immer begleitet von ausdrücklichen Hinweisen, daß er ein Sprachmodell sei und lediglich auf dieser Basis gesammelte Informationen zu Verfügung stelle.

Ich fragte, ob Licht oder Gravitationswellen schneller wären, nach Methoden, einem Pferd das Koppen abzugewöhnen und ob es möglich sei, ein Perpetuum Mobile zu konstruieren. Seine fein ausformulierten Antworten in korrektem Deutsch und die korrekten Angaben erfreuten mich durchaus.

Dann inspirierte mich @ty-ty zu einer Frage: was weiß denn unser Bot über die "Eroica"-Variationen von Beethoven, in welchen Werken würde das Thema noch aufgegriffen...? Und da fing der Kleine an zu schwimmen! Er verwechselte in seiner Beschreibung die Eroica-Variationen mit den Diabelli-Variationen, behauptete dann standhaft auf diverse Nachfragen, daß das Grundthema in keinem weiteren Werk verwendet wurde. Auch der direkte Hinweis auf das Ballett "Die Geschöpfe des Prometheus" von Beethoven, das genau das betreffende Eroica-Thema aufgreift, wurde eindeutig abgewiesen mit der Behauptung, es gäbe keinerlei Gemeinsamkeit zwischen den Werken.

Ty-ty meldete sich dann, ebenfalls neugierig geworden, selbst bei OpenAI an und führte ein ernsthaftes Gespräch mit dem Chatbot. Über die Eroica-Variationen. Deren Anzahl, Entstehung und Verwendung in weiteren Werken (dem weiter oben erwähnten Ballett und der dritten Sinfonie...) Mr. Bot war zerknirscht und räumte all seine Irrtümer ein. Aber - nur gegenüber ty-ty. In meinem separaten Chat beharrte er auf der irrigen Ansicht wie zuvor.

Auf das gleiche Phänomen stießen wir, als ich eine einfache Rechenaufgabe stellte - 18+24x61= ? - und den korrekten Lösungsweg präsentiert bekam mit einem falschen Endergebnis. Erst auf direkte Konfrontation mit dem richtigen Wert konnte der Bot sein Ergebnis rekapitulieren und es als falsch erkennen. Merken konnte er sich das jedoch nicht. Sowohl bei der Abfrage durch ty-ty als auch in späteren Anläufen durch mich fiel er in seine früheren, falschen Antwortmuster zurück. Auch die Frage nach dem Ursprung der alten Schweizer Rasse Freiberger Pferde beschied der Bot ähnlich hartnäckig fehlerhaft (Erzgebirge, Sachsen)...

Ich wollte nun verstehen, wie der Kollege eigentlich "lernt", wenn er denn seine korrigierten Fehler nicht nachhaltig ablegen kann. Leider bin ich da nicht weiter gekommen. Seine Irrtümer korrigiert er innerhalb eines Chatverlaufs mit angedeuteter Reumütigkeit, konnte diese Erkenntnisse aber nicht in andere Chats oder seine generelle Wissensdatenbank überführen. Danach direkt befragt, gab er an, daß es jedes Mal ein "anderer Assistent" wäre, der die Antworten gibt. Und diese untereinander weder vernetzt noch sonst irgendwie adaptiv verbunden wären. Hmmm...

Ganz schlimm wurde es bei folgender Frage:

Wohin führt der 26. Breitengrad?

Der 26. Breitengrad ist eine geographische Linie, die die Erde von Pol zu Pol durchquert. Er verläuft vom Nordpol zum Südpol durch verschiedene Länder und Regionen auf der Nord- und Südhalbkugel.

Im Norden führt der 26. Breitengrad durch den Osten von Nordamerika und durch den Norden von Südamerika. Er durchquert den Bundesstaat Florida in den Vereinigten Staaten und verläuft dann durch den Südosten von Mexiko. Der 26. Breitengrad durchquert auch den Nordosten von Brasilien und das Nordwesten von Argentinien.

Im Süden führt der 26. Breitengrad durch den Osten von Afrika und durch den Süden von Asien. Er durchquert den Osten von Äthiopien und Somalia und verläuft dann durch den Süden von Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Der 26. Breitengrad durchquert auch den Südwesten von Indien und den Südosten von China.

Der 26. Breitengrad ist also eine Linie, die durch viele verschiedene Länder und Regionen auf der ganzen Welt verläuft.

Ich weiß nicht, wie es Euch geht - ich war irgendwie schlagartig geheilt von jeglichem Hype, als ich diesen geballten Nonsens las. Der Kleine ist ein Schwätzer. Der sich gerne geschwollen reden hört, aber leider völlig wertfrei ist beim Inhalt des Geschwafels. So fein sich manche Antwort las, so sensationell blödsinnig sehen andere aus.

Wenn ich mir überlege, wie sehr Menschen dazu neigen, zu glauben, was sie lesen / vorgesetzt bekommen, wird mir Angst und Bange. Nämlich bei dem Gadanken, daß immer mehr solcher "helfenden" Systeme dafür sorgen, daß haltlose Informationen verbreitet werden. Ich denke dabei gar nicht an bewußte und absichtliche Manipulationen, sondern schlicht an die zunehmende Inkompetenz (und Bereitschaft) der Leute, Informationen zu hinterfragen und gegenzuprüfen. Es braucht DRINGEND eine Veränderung des Bewußtseins und dafür der Bildungsinhalte und Lehrpläne dahingehend, daß Medienkompetenz, Nachrichtenanalyse und deduktive Schlußfolgerung wieder mehr in den Fokus rücken, als es die letzten Jahre (Jahrzehnte?) der Fall war! Es braucht einen neuen Umgang mit der Fülle von Informationen, persönliche Filtermechanismen und Prüfstrategien. Es braucht... eigenen Aufwand. Die Einsicht, daß Technik einem nicht Recherche und Nachdenken abnehmen kann. Und ich wiederhole mich: ich sehe schwarz, was die tatsächliche Entwicklung angeht. Dein wenigsten Leute scheinen noch dazu bereit zu sein...

Für mich hat das Projekt seinen Reiz verloren. Ich las heute früh von dem bereits in den Kinderschuhen laufenden Nachfolgemodell GPT4, das angeblich alles in den Schatten stellt, was bisher geliefert wurde. Bitte sehr. Wird mich nicht hinter dem Ofen hervorlocken.

Ich gehe lieber nach oben, an die frische Luft. Pflanzstäbe einsammeln. Die wurden mir immerhin die ganze Nacht - viel Lärm um Nichts ;-)) - liebevoll auf's Dach geschossen und harren ihrer neuen Bestimmung. Ich freue mich auf neues Wachsen und Gedeihen...

Ein wunderbares Jahr 2023 für Euch und viele gute, spannende, aufregende, berührende und erfreuliche Erlebnisse!

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english version:

In Berlin, the banging started this year on the 29th, sometime during the afternoon. It continued steadily, the spectacle, and from 10 pm on New Year's Eve, it was blow after blow after blow until the wee hours of the morning... Yes, I guess people were really "starved" after the bans in the pandemic years. I myself sit between the chairs, so to speak: I like fireworks a lot. But I could well do without the noise of the firecrackers. My preferred compromise would be to have central, professionally organised fireworks displays that are visible from afar, and to do without them in private. Whether that is realistic... I don't know. But wishing is allowed ;-))

Since, as already described, we took it easy and calmly, there was enough time and mood for further shenanigans with our new friend, the chatbot GPT. Well. My curiosity, aroused by previous posts, was satisfied, there were funny moments and in the end only disillusionment...

I first registered alone with the colleague and approached the test without an explicit plan. I felt like chatting at first, I wanted to touch different topics and study the reactions.

I asked him, for example, about more ethical-moral questions such as arms deliveries to Ukraine or about the meaningfulness of the various Corona measures over the past two years. As hoped and expected, the "assistant", as he calls himself (I clearly think of an HE - please don't ask me how that comes about...) did not give any assessment or recommendation, but presented facts and pointed out different possible interpretations. My attempts to get him to express opinions on certain persons such as Karl Lauterbach also failed and he came up with factual information as well as the indication that no classification was possible for him. Always accompanied by explicit references that he was a language model and was only providing information gathered on this basis.

I asked him whether light or gravitational waves were faster, about methods to stop a horse from chattering and whether it was possible to construct a perpetual motion machine. His finely formulated answers in correct German and the correct details thoroughly delighted me.

Then @ty-ty inspired me to ask: what does our bot know about Beethoven's "Eroica" variations, in which works would the theme still be taken up...? And that's when the little guy started swimming! In his description, he confused the Eroica Variations with the Diabelli Variations, then steadfastly claimed in response to various enquiries that the basic theme was not used in any other work. Even the direct reference to Beethoven's ballet "The Creatures of Prometheus", which takes up precisely the Eroica theme in question, was clearly rejected with the assertion that there was nothing in common between the works.

Ty-ty then, also curious, logged on to OpenAI himself and had a serious conversation with the chatbot. About the Eroica variations. Their number, origin and use in other works (the ballet mentioned above and the third symphony...) Mr. Bot was contrite and admitted all his errors. But - only to ty-ty. In my separate chat, he persisted in the erroneous view as before.

We encountered the same phenomenon when I asked a simple arithmetic problem - 18+24x61= ? - and was presented with the correct solution with an incorrect final result. Only when confronted directly with the correct value could the bot recapitulate its result and recognise it as wrong. However, it could not remember this. Both in the query by ty-ty and in later attempts by me, it fell back into its earlier, incorrect answer patterns. The bot also answered the question about the origin of the old Swiss breed Freiberger horses similarly stubbornly incorrectly (Erzgebirge, Saxony)...

I now wanted to understand how the colleague actually "learns", if he is not able to permanently discard his corrected mistakes. Unfortunately, I did not get any further. He corrects his mistakes within a chat with implied remorse, but could not transfer these findings to other chats or his general knowledge database. Asked directly about this, he stated that it was a "different assistant" who gave the answers each time. And these would not be networked or otherwise adaptively connected with each other. Hmmm...

It got really bad with the following question:

Where does the 26th latitude lead?

The 26th latitude is a geographical line that crosses the earth from pole to pole. It runs from the North Pole to the South Pole through various countries and regions in the northern and southern hemispheres.

In the north, the 26th latitude runs through the east of North America and through the north of South America. It crosses the state of Florida in the United States and then runs through the southeast of Mexico. The 26th latitude also crosses the north-east of Brazil and the north-west of Argentina.

In the south, the 26th latitude runs through the east of Africa and through the south of Asia. It crosses the east of Ethiopia and Somalia and then runs through the south of Saudi Arabia and the United Arab Emirates. The 26th parallel also crosses the southwest of India and the southeast of China.

So the 26th parallel is a line that runs through many different countries and regions around the world.

I don't know about you - I was somehow abruptly cured of any hype when I read this concentrated nonsense. The kid is a blabbermouth. Who likes to hear himself talk pompously, but unfortunately is completely value-free when it comes to the content of the gibberish. As fine as some answers read, others look sensationally stupid.

When I think about how much people tend to believe what they read / are told, I get scared. Namely at the thought that more and more of such "helping" systems ensure that baseless information is spread. I am not thinking of conscious and deliberate manipulation, but simply of the increasing incompetence (and willingness) of people to question and check information. There is an urgent need for a change in awareness and therefore in educational content and curricula, so that media competence, news analysis and deductive reasoning become more important than they have been in recent years (decades?)! There is a need for a new way of dealing with the abundance of information, personal filtering mechanisms and checking strategies. It needs... own effort. The realisation that technology cannot do the research and thinking for you. And I repeat myself: I see a dark future as far as the actual development is concerned. Very few people seem to be ready for it...

For me, the project has lost its appeal. I read this morning about the successor GPT4, already in its infancy, which supposedly eclipses everything that has been delivered so far. Here you go. Won't draw me out from behind the stove.

I'd rather go upstairs, into the fresh air. Collecting plant sticks. They were lovingly shot onto my roof all night - much ado about nothing - and are waiting for their new purpose. I look forward to new growth and flourishing...

A wonderful year 2023 for you and many good, exciting, touching and enjoyable experiences!

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 2 years ago 

Die Einsicht, dass auch die Informationen eines ChatBots fehlerhaft und zu hinterfragen sind, ist wohl die essentiellste Erkenntnis im Zusammenhang dieses "Wunderwerks". Genauso, wie es wichtig ist, in den sozialen Medien alternative Wahrheiten als solche zu erkennen, kann der Mensch sich eben nicht vollständig auf die Technik verlassen.
Obwohl ich der Technik aufgeschlossen gegenüberstehe, ist und bleibt dies für mich ein wesentlicher Fakt.

Pflanzstäbe haben wir heute bei einem ausgiebigen Spaziergang auch sehr zahlreich sammeln können :-)) Nach dem Defizit der vergangenen Jahre, ist der Vorrat jetzt wieder aufgefüllt....

 2 years ago (edited)

... kann der Mensch sich eben nicht vollständig auf die Technik verlassen.

Das ist richtig, wobei er sich in vielen Bereichen sogar auf die Technik verlassenmuss, da die zwar nicht perfekt, aber dennoch deutlich zuverlässiger arbeitet als jeder Mensch.

Dass so ein öffentlich verfügbarer erster Ansatz eines KI-basierten Chatbots noch keine Bäume ausreißt (jedenfalls nicht jeden), ist für mich eigentlich irrelevant.

Meiner Erfahrung nach werden Computer (oder besser gesagt Software) fast in jedem Bereich, den sie neu betreten, zunächst belächelt, dann bekämpft, und am Ende 'siegen' sie.
Ich denke da ans Schach, wo sie zunächst lächerlich schlecht spielten, dann langsam immer besser, das heißt, wenn man ihnen unvorsichtigerweise den Finger hinhielt (also die Gelegenheit zum Konter gab), bissen sie kräftig hinein, bis zuletzt Kasparov noch verzweifelt die für immer überlegene menschliche Intuition bemühte und sodann ein Match gegen Deep Blue (damals noch knapp) verlor. Heute lacht man in Schachsoftwarekreisen nur noch ob der lächerlich-unbeholfen wirkenden menschlichen Versuche, sich der totalen Überlegenheit der Silizium-basierten Schachmonster zu erwehren. :-)

Oder denk' an die Luftfahrt. Die Tage menschlicher Piloten sind gezählt ... auch Autos werden - früher oder später - komplett von Computern gesteuert werden. Dabei ist es völlig unerheblich, ob auch ein Computer ab und zu Fehler macht - es sind statistisch gesehen einfach viel weniger als 'wir' sie am laufenden Band fabrizieren.

Ich persönlich glaube, dass es auch hinsichtlich 'echter' Denkfähigkeit (die übrigens gar nicht so einfach zu definieren ist - sollte per Definition 'echtes' Denken exakt das sein, was wir tun, sind wir natürlich 'fein raus' - cleverer Schachzug) letztlich nur eine Frage der Zeit sein wird, bis unser Gehirn sich geschlagen geben muss, zumindest in den weitaus meisten Bereichen, in denen sich Ergebnisse exakt messen und miteinander vergleichen lassen.

 2 years ago 

zwar nicht perfekt, aber dennoch deutlich zuverlässiger arbeitet als jeder Mensch.

Jein. Soweit es einigermaßen ausgereifte Technik ist, gebe ich dir unumwunden recht. Leider gibt es auch Technik/Software, die vielleicht zuverlässig ist, aber eben doch falsch arbeitet oder sogar gefährlich ist.

Ich glaube aber trotzdem, dass wir dasselbe meinen. Ein Computer rechnet die 3. Wurzel aus 765 eben immer mit demselben Ergebnis aus (also zumindest wenn die Hardware/Rechenwerke richtig programmiert wurden). Ein einzelner Mensch vielleicht nach ein paar Wochen auch (weil er irgendwann das Ergebnis kennt), aber ein anderer wieder nicht.
Bei ordentlich konzipierten und getesteten Programmen ist die Wahrscheinlichkeit der ordnungsgemäßen Funktionsfähigkeit zwar relativ hoch, aber ich würde trotzdem keine Garantie dafür abgeben, dass sie in jeder Situation/Hardwarekonfiguration/etc. fehlerfrei funktionieren. Insbesondere, wenn die Komplexität steigt.

Autopiloten in der Luftfahrt sind zwar sehr verbreitet, werden aber (noch) nur von einem ausgebildeten Piloten an- und abgeschaltet. Ich glaube, ziemlich viele Passagiere würden sich schon etwas unbehaglich fühlen, wenn sie in eine Maschine steigen müssten, in der kein Pilot mehr sitzt.
Auch beim Auto ist der Autopilot aktuell nur mit Fleisch hinterm Lenkrad zugelassen.

Naja, allerdings denke ich auch, dass es möglicherweise nicht mehr lange dauern wird, bis die Software einen Stand erreicht hat, bei dem die vom Menschen unabhängige Automatik weitläufig akzeptiert ist. Aktuell sehe ich das noch nicht, allerdings durchaus deine angesprochene Tendenz:

zunächst belächelt, dann bekämpft, und am Ende 'siegen' sie.

Stichwort Schachcomputer: Das ist so ein Bereich, in dem jetzt keine kritischen Entscheidungen durch einen Computer getroffen werden müssen, und der möglicherweise gerade deshalb mehr Akzeptanz findet. Erst heute las ich von der Furcht vor Betrügereien beim Schach oder sogar bei Schachturnieren. Es hat ja bereits einige Betrugsfälle beim Online-Schach gegeben...

Spiele, in denen es um die Bewertung von Spielzügen, Brettstellungen etc. geht, eignen sich hervorrangend für eine Computerlogik. Im Grunde geht es darum, durch verschiedene Methoden die Züge in einem Spielbaum abzubilden und zu bewerten. Nach vorgegebener Logik entscheidet sich der Computer dann für einen Zug. Durch die fortschreitende Rechengeschwindigkeit kann mittlerweile ein Algorithmus den Spielbaum in zunehmender Tiefe untersuchen, und damit immer besser gute Züge/Stellungen finden.
Ich selbst habe (im Jahre 2002) eine Spielelogik zu einem Spiel programmiert, das in Richtung "fünf gewinnt" geht. Damals war lediglich eine "Denktiefe" im Spielbaum von drei (also drei Züge voraus) für den Spielgenuss noch erträglich. Die Aufhabenstellung war damals, dass es bei Rechentiefe 4 nicht mehr als 20 Minuten dauern soll. (BTW: Mein Algorithmus war deutlich schneller :-)) Heute würde man wahrscheinlich einige Ebenen weiter gelangen. Schon dies allein macht Software/KI immer besser.

Insofern gebe ich dir recht, dass sich unser Gehirn irgendwann dem Computer geschlagen geben muss. Leider machen wir es dem Computer möglicherweise auch immer leichter das Gehirn zu "überholen", indem wir das Denken stellenweise aufgeben und uns auch bei leichten Aufgaben der Technik bedienen.... womit wir wieder beim Anfang sind ;-)

 2 years ago (edited)

Ich glaube, ziemlich viele Passagiere würden sich schon etwas unbehaglich fühlen, wenn sie in eine Maschine steigen müssten, in der kein Pilot mehr sitzt.

Das mit Sicherheit, weil Menschen dazu neigen, sich zu über- und alles andere zu unterschätzen.
Das subjektive Bauchgefühl der Passagiere sagt aber nichts über die tatsächliche statistische Wahrscheinlichkeit aus, mit der menschliche und maschinelle Piloten Fehler begehen.

Was du über Schachsoftware schreibst, gilt vor allem für konventionelle Schachprogramme, die mittels verschiedener selektiver Pruning-Mechanismen möglichst schnell in einen Suchbaum vordringen und dabei die einzelnen Knoten bewerten.
Die mittlerweile beste Schachsoftware, AlphaZero, basiert jedoch auf KI, welche allein durch Spielen gegen sich selbst Schach, Go und Shogi erlernte.

Am Ende schneidest du eine sowohl fast philosophische als auch heikle Fragestellung an. Zunächst einmal finde ich es - völlig unabhängig von unseren künstlichen Konkurrenten - immer wieder extrem erstaunlich, wie groß das Spektrum ist, innerhalb dessen Menschen ihre Gehirne benutzen. Bei vielen habe ich den Eindruck, dass ihr Brain fast ausschließlich darauf fokussiert ist, die Dinge des Alltags zu meistern, sozusagen die zum Überleben nötigen Mindestanforderungen zu erfüllen. Es fehlt an Bildung, Zeit sowie Interesse, sein Gehirn für anspruchsvollere Aufgaben zu nutzen. Andererseits entwickeln menschliche Gehirne Computer, Flugzeuge, Blockchaintechnologie, gentechnische Methoden und versuchen, quantenphysikalische Phänomene zu verstehen.

Ist diese gewaltig klaffende Lücke (und die Erforschung und Behebung ihrer Ursachen) nicht das viel größere Problem als die Frage, ob und wann künstliche Intelligenz uns im kognitiven Wettbewerb früher oder später schlagen wird (wovon ich, wie erwähnt, ausgehe)?

 last year (edited)

subjektive Bauchgefühl der Passagiere

Das ist wohl wahr! Das zeigt sich ja auch in anderen Bereichen. Meist sind die subjektiven Wahrnehmungen ganz andere als die tatsächlich gemessenen/nachgewiesenen Verhältnisse. Das gleiche Phänomen hat uns einige Male bei der (gefühlten) Inflation ereilt... vielleicht nicht gerade in der aktuellen Phase, in der die Inflation tatsächlich einen hohen Stand erreicht hat.

Was du über Schachsoftware schreibst, gilt vor allem für konventionelle Schachprogramme,

Auch das stimmt. Mein Wissen ist diesbezüglich leider nicht mehr weiter aktualisiert worden. :-(
Mich fasziniert die KI-Programmierung total, allerdings habe ich nicht die Zeit, mich eingehend damit zu beschäftigen. In meinem damaligen Studium war das Thema leider noch nicht so aktuell.
Gerade heute las ich aber einen (Fach-)Artikel über unseren allseits beliebten ChatBot aus April 2022(!), in dem kurz angerissen wurde, wie er seine Texte "schreibt" und passende Wörter "findet". Das klingt ebenfalls sehr interessant, allerdings wäre man trotzdem nicht in der Lage eine solche zu programmieren...

wie groß das Spektrum ist, innerhalb dessen Menschen ihre Gehirne benutzen.

Da sagst du was!
Ich will gar nicht behaupten, dass das Meistern der alltäglichen Routine nicht auch seine Herausforderungen hat. Aber machmal wundert es mich wirklich, womit manche Menschen so zufrieden (zu stellen) sind.
Andererseits sind natürlich auch die Gehirne der Menschen nicht alle gleich.. oder besser: Nicht alle Gehirne haben die gleichen anatomischen Voraussetzungen. Neulich las ich einen Artikel über Einsteins Gehirn. (Ach, wenn ich gewusst hätte, das ich das noch mal wiedergeben soll, hätte ich mir gemerkt, wo der Artikel stand. ;-)
Einsteins Gehirn hat man ja bekanntlich genauer untersucht, u. a. um herauszufinden, warum er so besondere Denkleistungen erbringen konnte (in seinen Gedankenexperimenten). Dabei hat man eben auch herausgefunden, dass bestimmte Bereich seines Gehirns deutlicher ausgeprägt bzw. aktiv gewesen sein müssen. Das hat man an lebenden Gehirnen wohl auch nachprüfen können. Menschen, die bestimmte besondere Hirnleistungen vollbringen können, haben eben in bestimmten Gehirnregionen eine höhere Aktivität. (Nagel mich jetzt nicht auf die korrekte Wiedergabe fest ;-) ).
Jedenfalls kann man dadurch doch nachvollziehen, dass manch Menschen mit einfachsten Tätigkeiten bereits eine anstregende Hirnleistung vollbringen, und insofern ihr Gehirn auch, soweit wie ihnen das möglich ist, ausnutzen (wobei wir jetzt mal außer Acht lassen, dass wir im Grunde alle unser Gehirn nur zu einem winzigen Teil wirklich ausnutzen). Ergo dürfte die Bandbreite - so faszinierend und manchmal auch irritierend wir es finden - eben doch ganz normal sein...

... und wenn wir das mal weiterspinnen, könnte eine noch spannendere Frage sein, ob diese unzweifelhaft klaffende Lücke nicht durch Technik (also künstliche Intelligenz) überwunden werden könnte?

 2 years ago 

haha ja der liebe kleine ChatBot, der nicht mal das Datum abfragen kann, ich werde ihn demnächst mal zum Wetter befragen, und ihm ein paar bestimmt peinliche Fragen stellen.
Was er vielleicht wirklich ganz gut kann ist die Nummer mit dem Programmcode aber das wissen sicherlich die cracks wie der @moecki, der @michelangelo3 oder der @steemchiller besser einzuschätzen ich habe keinerlei wirklichen Plan vom richtigen programmieren (bis jetzt, das kann sich ja noch ändern) .
Kurzweilig ist er trotzdem, ich hätte gerne Mäuschen gespielt bei der Session von @chriddi wegen dem Scrabble(n)

 2 years ago 

ich hätte gerne Mäuschen gespielt bei der Session von @chriddi wegen dem Scrabble

Du weißt ja, dass ich Sonderschullehrerin bin - geduldig und respektvoll, egal was kommt... ;-)

 2 years ago 

hehe ja du hast sicherlich besser Deutschkenntnisse als ich, und möglicherweise auch mehr Geduld das kommt bei mir allerdings auf das Thema an wenn mich was wirklich interessiert dann habe ich eine Engelsgeduld um mein Ergebnis zu bekommen ;)

 2 years ago 

Was er vielleicht wirklich ganz gut kann ist die Nummer mit dem Programmcode

Da gebe ich mal ein vorsichtiges naja von mir ;-)
Ich habe darüber noch zu wenig mit "ihm" gesprochen. Remlaps hat dazu mal einen Versuch gemacht.
Wie man da sehen kann, ist der Code syntaktisch korrekt, aber eben nicht semantisch... Wenn der Bot nicht weiß, wie Daten auf der Blockchain gespeichert werden, kann er auch kein semantisch korrektes Programm erstellen. Er kann zwar anhand der vorhandenen Funktionen neue erstellen, die die geforderte Funktionalität bereitstellt, aber es macht eben für das Ergebnis einen Unterschied, ob Zahlen auf der Blockchain als Ganzzahlen oder Gleitkommazahlen gespeichert werden.

Trotzdem kann man dem "Versuch" entnehmen - und das ist das erstaunliche daran -, dass der ChatBot eben die Anforderungen, die man mit geschriebenen Worten formuliert hat, so umsetzen kann, dass doch etwas annähernd brauchbares dabei herauskommt. Und noch erstaunlicher ist es, wenn der Bot seine Entwürfe derart anpassen kann, dass wir uns dem gewünschten Ergebnis ziemlich annähern.
Wenn man dem Bot mitgeteilt hätte, dass die Voting Power als Ganzzahl gespeichert ist, hätte dieser sicher auch die fehlende Operation noch eingefügt.

 2 years ago 

Vielen Dank für´s herein grätschen, für die Antwort auf meine freche Aufforderung, aber das ist es ja genau was Teile dieser gesamten Gemeinschaft ausmacht, wir versuchen mit einander zu reden/schreiben und dadurch unseren Horizont und unser Verständnis von Dingen (die wir vielleicht nicht so gut beherrschen wie andere Dinge) zu erweitern.

Zuerst dachte ich oh, er (Du) findet es nicht so gut, hehe aber weiter hinten sagst Du dann wenn wir die richtigen Fragen formulieren in ihrer Gesamtheit werden wir die erwartete oder wenigstens einen Fingerzeig in die Richtung bekommen im besten Fall sogar eine brauchbare oder erwartete Lösung die funktioniert.

Nun es ist wie im richtigen Leben je besser du formulierst was du willst, desto eher bekommst du genau was du bestellt hast, wer unklar formuliert bekommt nebulöse Ergebnisse, und wer nicht weis wo er hin will wird niemals ankommen ;)
Auf der einen Seite freut es mich dies zu hören, auf der anderen Seite lässt mich das doch auch ein wenig schaudern weil, das Biest ist ja noch nicht aus dem Sack, das richtige Biest sitzt noch in der Beta-Beta-Test-Phase mit ganz wenigen Testern, und was diese wenigen so berichten muss dramatische Verbesserungen mit sich bringen.

Ich weis zwar nicht ob die KI wirklich die von dir angesprochene Fähigkeit irgendwie adaptieren kann, ich habe da so ein wenig meine Zweifel, aber wenn wirklich das komplette Netz mit in die Quellen für die Antworten mit einbezogen wird, und irgendjemand in der Lage ist so intuitive Dinge wie wir sie als Menschen tun der KI zu vermitteln durch eine Art code, dann ja dann wird es eng für Normalos der Gattung Homo Sapiens (Modell Covidius19-Klimaneutral) auf der Erde.

 2 years ago 

Hihö , zwei Versuche hat ja auch das #Es vor ein paar Tagenden mit hin getippt , dass #Es richtig sauer wurde auf das Gerät und #Sich ernsthaft darüber Gedanken machte , was und wieso überhaupt , hihi .
Tja wieso also ist das System nicht selbstlernend , höhö , ob das die eigentliche Frage ist die alles beantwortet ?
Das Gerät soll nicht können oder kann gar nicht können , was #Es von !Ihm erwartet ???

!invest_vote

Hahaha! What a nice post to start the year with! Thank you!
I know why you had to listen to all the "bullsh*t baffles brain".. the chatbot was a HE!
Next time try a SHE (•ิ‿•ิ)
Thank you! A beautiful 2023 to you and your friend there next to you also!

Hallo, wie geht es @ty-ty? Es ist schon lange nicht mehr zu hören und zu sehen. Ich hoffe, dass er sich bessert.

Künstliche Intelligenz ist an sich gut, aber Algorithmen und das Sammeln von Informationen machen gewöhnliche Menschen dafür, und das ist eine Frage ihrer Kompetenz.
Dass sie es versäumt haben, einen selbstlernenden Algorithmus zu erstellen und Informationen zu verfeinern...dies ist ein weiterer Nachteil des Systems :)

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Привет, как самочувствие @ty-ty? Давно его не слышно и не видно. Надеюсь, что он идёт на поправку.

Искусственный интеллект сам по себе хорош, но алгоритмы и сбор информации для него делают обычные люди и это вопрос их компетенции.
То, что они не смогли создать алгоритм самообучения и уточнения информации...это ещё один минус системы :)

 2 years ago 

Hi! Thanks for asking - he's actually quite fit again. A bit listless as far as the steem is concerned. But that will pass ;-))

Hi! Danke der Nachfrage - er ist eigentlich wieder ganz fit. Ein bißchen lustlos, was den Steem angeht. Aber das gibt sich ;-))

Ich freue mich, das zu hören, ich erwarte Neuigkeiten von ihm :-))

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Рад это слышать, я жду от него новостей :-))

 2 years ago 

THX MY DEAR!

Schön dich zu sehen :)

 2 years ago 

Thanks for supporting @se-witness with your witness vote. Heres a free vote!

Congratulations!
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Curated by : @petface

TEAM 4 CURATORS

 2 years ago 

Busy in the New Year - thank you ;-)) All the best for you!

@tipu curate

;) Holisss...

--
This is a manual curation from the @tipU Curation Project.

@udabeu denkt du hast ein Vote durch @investinthefutur verdient!
@udabeu thinks you have earned a vote of @investinthefutur !

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