Der unbefriedigende Ausgang der Wahl - oder: Die Erklärungsnot.

in Deutsch Unplugged3 years ago

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  • Moment, ich habe Sie ausreden lassen und jetzt erwarte ich das gleiche von Ihnen.

  • Als erstes möchte ich doch ausdrücklich bemerken, daß ich es mehr als befremdlich finde, der letzte Gesprächspartner in dieser Runde zu sein, praktisch als Anhängsel, oder so...

  • Um es gleich zu Beginn unverblümt zu sagen: ich sehe mich absolut nicht als Verlierer dieser Wahl.

  • Sie meinen, die Tatsache, dass mich überhaupt niemand gewählt hat, sei ein Grund dafür, eine Niederlage einzugestehen?

  • Aber nein! Sehen Sie, als ich bei der letzten Wahl überhaupt nicht antrat und demzufolge keine Stimme bekam und ich jetzt das heutige Ergebnis sehe, ist allein die Tatsache, dass ich diesmal zur Wahl angetreten bin und keine einzige Stimme erhalten habe, ein absolutes Novum in unserer heutigen, von Wählerverdrossenheit gekennzeichneten Parteienlandschaft. Das hat es in dieser Form und in dieser Eindeutigkeit noch nicht gegeben und ich denke, ohne überheblich sein zu wollen, daß ich einen großen Teil dieses sensationellen Ergebnisses nicht zuletzt meinem mit äußerster Konzentration und Hingabe geführten Wahlkampf verdanken kann. Daher darf ich an dieser Stelle meinen Nichtwählern draußen im Land auf das herzlichste danken.

  • Ja, ich sehe auch mit großer Zuversicht und Hoffnung auf die weiteren vor uns liegenden Wahlen. Ich denke, dass ich mich durch das mir heute übertragende Vertrauensvotum in der Pflicht sehen muß, weiter meinen Dienst für unser Land zu tun. Ich sollte mir jedoch trotz aller Dankbarkeit die Option offen lassen, an der einen oder anderen vor uns liegenden Wahl nicht teilzunehmen, um mit einem dann dort erzielten Nichtergebnis das heutige sensationelle Ergebnis noch zu festigen und zu untermauern.

  • Sie fragen, ob ich mir unter Umständen vorstellen kann, mich, sozusagen als Zünglein an der Waage, an einer möglichen Koalition zu beteiligen? Aber meine Damen und Herren, gerade das ist doch der springende Punkt! Die Tatsache, daß mich niemand gewählt hat, eröffnet mir und meinen eventuellen Koalitionspartnern heute noch gar nicht zu überblickende Perspektiven. Da ich keine Wähler habe, kann ich auch keine Wähler enttäuschen. Ich kann daher Themen aufgreifen und Fragen stellen, die bisher noch niemand gestellt hat und damit unserem Land vielleicht in einer Art und Weise helfen, an die sich nachfolgende Generationen, mit Verlaub, vielleicht noch erinnern werden.

  • Das ist, wie ich gerade bemerke, in der Tat auch eine nicht zu unterschätzende Motivation für eine mögliche Beteiligung meinerseits an den auf uns zukommenden und für unser Land so eminent wichtigen weiteren Wahlen: da ich niemandem etwas versprochen habe, kann ich völlig unbelastet und ohne Repressalien befürchten zu müssen, an die Aufgaben herangehen, die unser Land aus der Talsohle herausführen können.

  • Meine Damen und Herren, sie werden weiter mit mir rechnen müssen!

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 3 years ago 

Bei manchen Anstrichen dürfte sich ein Aha-Effekt einstellen. Diese Phrasen hat sicher jeder schon mal aus der Politik gehört.
Andere wiederum sind leicht zugespitzt, aber insgesamt durchaus denkbar.

Jetzt stellt sich mir aber die Frage, ob du einen besonderen Anlass für diese Zusammenfassung hattest? Also abgesehen vom alltäglichen Geplänkel... 😀

 3 years ago 

Also das alltägliche Geplänkel ist schon nervig; für mich jeden Tag mehr...

Ich habe '94-'97 mal den Anlauf genommen, eine Partei zu gründen. Solche Phrasen hätte ich nicht erwogen und ich finde es bis heute bedauerlich, daß wir nicht durchgehalten haben damals...

Heute hätte ich gerne jemanden wie ty-ty in der Politik: als parteilosen Wahrer der Verhältnismäßigkeit, der sich nur an Vernunft und ethischen Grundsätzen orientiert und dabei nicht beeinflußbar ist durch irgendwelche Einflüsterungen oder "Geschenke"...

 3 years ago 

als parteilosen Wahrer der Verhältnismäßigkeit, der sich nur an Vernunft und ethischen Grundsätzen orientiert und dabei nicht beeinflußbar ist durch irgendwelche Einflüsterungen oder "Geschenke"...

"Ty-Ty for president!", wäre jetzt echt 'ne blöde Phrase, ich möchte damit nur betonen, dass ich voll hinter deiner Forderung stehe, wie sie besser nicht auszudrücken wäre.
Alles andere ist nur noch frustrierend und wird hoffentlich nicht blutig.
LG Chriddi

 3 years ago 

Da hast genau meine aktuelle Sorge getroffen...

Die Indoktrination ist so fortgeschritten, dass es nur eines Funkens bedarf. Die Machthaben in Berlin (sowohl die alten, als auch die neuen), sowie viele aus der Presse zündeln heftig und das nicht nur im Inneren.

Die Mechanismen, denen wir alle ausgesetzt sind und mit denen die Bevölkerung bearbeitet wird, sind sehr spannend. Im Moment lese ich dazu das Buch "Propaganda - Wie die öffentliche Meinung entsteht und geformt wird". Es ist zwar schon älteren Datums, doch das ist dem Buch nicht anzumerken. Die geschilderten Sachverhalte lassen sich eins zu eins auch jetzt entdecken.

 3 years ago (edited)

Also das alltägliche Geplänkel ist schon nervig; für mich jeden Tag mehr...

Mich nervt es auch sehr! Jeden Tag wird ne neue Sau durch's Dorf getrieben, anstatt zu schauen, was mit der vom Vortag überhaupt passiert ist.

Partei gründen... Hmm, ich befürchte, jede Partei mit entsprechend aufstrebenden Mitgliedern/Funktionären wird sich über kurz oder lang dem Einheitsbrei und den obigen Phrasen nicht entziehen können... Jedenfalls dann, wenn Macht und Einfluss drohen/winken...
Ich will gar nicht abstreiten, dass es immer noch Idealisten in Parteien gibt, aber werden diese Leute wahrgenommen?

Das mit den Parteigründungen ist so eine Sache. Auf kommunaler Ebene kann ich da auch Erfahrungen beisteuern. Es war sogar so erfolgreich, dass drei Stadträte nun aus dieser Grupper gestellt werden.
Inzwischen hat sich allerdings gezeigt, dass nach anfänglichem Elan zwei der drei im Geschäft angekommen sind, mancher würde es wahrscheinlich Realpolitik nennen. Von den Ideen und Idealen, die beim Start noch wichtig waren, wird immer weiter Abstand genommen.
Die Macht, die dem Gemeinderat zukommt, wird nicht genutzt, 'weil das halt so gemacht werden muss'. Eine spannende Erfahrung war die Zeit inkl. des Wahlkampfs, doch alles danach eine recht herbe Enttäuschung.

 3 years ago 

Du hast das, was ich bis zum Abwinken kenne, tatsächlich derart anspitzen können, dass es amüsierte. Das ist wahres Können. Bleib nur ja bei uns!!!!

 3 years ago 

Worauf Du Dich verlassen kannst ;-))

 3 years ago (edited)

Ich habe mich aus dieser Republik komplett verabschiedet. Nach dem vorläufigen letzten Sahnehäubchen, dem gestrigen Ermächtigungsfreibrief unseres sog. "Verfassungsgerichts", das die Grundrechte praktisch abgeschafft hat.

Zugleich stelle ich fest, dass die Mehrheit zum einen durchdreht und zum anderen es toll findet, dass sich der Rechtsstaat vor ihren Augen auflöst. Was soll eine Partei daran ändern?

Alle Sicherungssysteme, von Presse bis Justiz haben versagt.

Ich bin ab sofort nur noch Privatmann und alle können mich mit allem komplett am Arsch lecken. Wie in der DDR - adieu. Für Uhrenposts wird es noch reichen, solange ich noch in D weile.

 3 years ago 

Scheiße, Mann, das lese ich ungern. Und doch spiele ich / spielen wir mit ähnlichen Gedanken: diesem Staat auf eine geeignet Weise tschö zu sagen. (Für ein à dieu - Gott befohlen - reicht es bei mir schon nicht mehr.)

 3 years ago 

Ich sehe bei näherer Betrachtung keine Ecke in der Welt, die gerade wirklich anders tickt. Bin zu gut vernetzt, um diesen Sprüchen (da und da wird das alles ganz locker ignoriert...) irgend etwas abzugewinnen. Es entwickelt sich weltweit eine Mentalität, die dem omnipräsenten und vollumfänglich fürsorgenden Staat huldigt.

Ich kann entweder versuchen, das zu verhindern oder ich muß mich aus der Welt verabschieden...

 3 years ago 

Welchen Weg jeder da für sich findet, muss jeder angesichts seiner persönlichen Lage, Verpflichtungen, Hindernisse, Erpressbarkeiten und auch seinem Temperament, Mut und Alter für sich entscheiden letztlich.

Vermutlich gibt es da kein klares richtig oder falsch. Jedenfalls so lange nicht, bis man mit dem Rücken an der Wand steht. Wenn man nicht zu verlieren hat, wird es brenzlig für alle Beteiligten.

Den letzten Satz kann ich in der Rigorosität nicht ganz teilen übrigens.

 3 years ago 

Sich aus der Welt zu verabschieden, muss ja nicht gleich Freitod heißen.

 3 years ago 

Natürlich nicht. Im Gegenteil.

 3 years ago (edited)

VIVA MEXICO! ^^

Hier ist es nicht so schlimm. Ehrlich gesagt, ist die Pandemie sogar vorbei und der Staat schlicht zu desaströs organisiert, um eine funktionierende Überwachung zu ermöglichen.
(Meine Freunde in Tadschikis- und Kasachstan hatten nicht einmal eine Pandemie. Gibt also auch noch woanders ruhige Ecken. )
Gestern hat der Präsident zur großen Ansprache geladen und die Maske als "optional" erwähnt. Er schwört auf Gebete und Glücksbringer. :)
Das heißt aber nicht, dass die Bevölkerung nicht genauso am Rad dreht.

Die politischen Strömungen und Ideologien gibt es hier auch, aber eben lange nicht so stark, wie in der 1. Welt.
Reale Probleme schlagen hier immer noch die illusionären.

... eine Partei gründen würde ich hier aber auch nicht. Sobald sie bekannt ist oder in Richtung Einfluss wandert, bezahlt man sich dumm und dämlich an korrupten Beamten, Schmier- und Schutzgeldern.

 3 years ago 

Ich sehe bei näherer Betrachtung keine Ecke in der Welt, die gerade wirklich anders tickt.

El Salvador! :)

Beim letzten Anstrich komme ich nicht umhin, an Frau Merkel am 31.12.2021 zu denken.

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