Zwangsverpflichtung

in Deutsch Unpluggedlast year (edited)

Zwangsverpflichtung


Ohne „on“ und „über“.
Auch keine kleine Polemik.

Ausgangslage: Ist das Wort „Zwangsverpflichtung“ eine rhetorische Figur vom Typ Pleonasmus? Also vollmundig doppelt gemoppelt wie der berüchtigte Weißschimmel auf der Koppel der Schwarzrappen?

Ich könnte jetzt überlegen, womit ich beginne: mit einer vergleichenden Untersuchung des Kompositums anhand anderer Bildungen mit „Zwang(s)-“? Da wären zum Beispiel: Zwangslage, Zwangsversteigerung, Zwangsneurose, Zwangseinweisung. Stoff für eine Daily Soap? Oder ich male mir aus, mit den semantischen Feldern von „Zwang“ versus „Pflicht“ und „Verpflichtung“ einzusteigen und zu zeigen, dass es eher auf eine Figur namens Oxymoron hinaus läuft. Mit meiner neulich entdeckten Formel des Warum-und-Wer-überhaupt lässt sich eine Entscheidung zwischen diesen beiden Möglichkeiten sicherlich erleichtern. Warum also möchte ich mich zu dem Wort oder dem Thema „Zwangsverpflichtung“ überhaupt äußern? Bin ich darin vielleicht ein Enkel des Sisyphos, der nicht mehr alle Steine beisammen hat? Will ich das sein?

Apropos Steine beisammen – nehme ich also einfach mal an, ich spiele deutsches Skräbbel und erziele durch Anlegen das Wort „Zwangsverpflichtung“. Jetzt sollte ich laut der mancherorts gebräuchlichen Regeln das Wort im Duden nachweisen können und seine Bedeutung angeben. Der Duden enthält das Wort tatsächlich („Substantiv, feminin“) und gibt als Bedeutung an: „das Zwangsverpflichten, das Zwangsverpflichtetsein“. Immerhin weiß ich damit schon mal, dass es eine aktivische und eine passivische Interpretation zu geben scheint. Wären meine Mitspieler:innen und :außen damit zufrieden gestellt?

Jedenfalls scheint meine Rolle als Deutschskräbbler hier noch nicht allzu weit voran zu helfen. Fällt mir als nächstes Germany’s Best Top Role Model ein: de Tietcha, de Prietcha. Der Lehrer, der Prediger. Schallau daher reden, Leuts belehren. Welt verbessern durch Aufweisen von übersehenen Unterschieden. Erklärungszwang mit Leseverpflichtung. Oder wie es bei Yes einstmals hieß: „The preacher trained in all to lose his name, the teacher travels, asking to be shown the same.“ und: „Sad preacher nailed upon the coloured door of time, insane teacher be there reminded of the rhyme.“ („Der Prediger, geübt in allem, um seinen Namen zu verlieren, der Lehrer reist und bittet, dass man ihm dasselbe zeigt.“ „Trauriger Prediger, an die bunte Tür der Zeit genagelt, verrückter Lehrer, sei dort an den Reim erinnert.“) Wahrheit von Kanzel und Kathode. Kathole? Katheter. Katheder! Menno! Faktencheck als Lebenszweck.

Der kleine Narzisst / sagt’s, wie es ist: / Zwang und Verpflichtung / in jedweder Richtung! / Ausgeträumt der Freiheitstraum! / Des Weckers Schall erfüllt den Raum / der Nötigkeiten / schon beizeiten.

Und mitten in der bisher dreichörigen Unfuge bimmelt auch schon das Zwischenspiel: Während der Ring-Tetralogie ist eine Pizza von Wagner natürlich die rundeste Sache.

Der kleine Sarkast / fragt ganz ohne Hast / ob dem Leser wohl die Wahrheit passt / und ob er selber als Au’Tor / beritten ist aufs Schreiben vor. / Wenn eines davon wär’ ein Nein / ließ besser er das Schreiben sein.

[Das war eine auto-kathartische Einlage. Katharsis ist kein Feiertag und kennt keine Freizeit.]

Freiheit! Ich hab’s, ich fange mit Freiheit an. Ich bin so frei, dum-didel-dei. Zwang ist doch so ziemlich das Gegenteil von Freiheit. Zwang wird erlebt als Beschränkung oder Aufhebung der eigenen Freiheit. Zwang wird bewirkt mittels Gewalt, mittels Drohung, mittels Strafandrohung. Sind diese Mechanismen erst einmal verinnerlicht (und wessen Kindheit lief an solcher Konditionierung vorbei?), dann wird Zwang gefühlt auch schon durch Gruppendruck etabliert, durch Erwartung von Erwartung. Die eigene freie Entscheidung scheint damit suspendiert. Konkret obsolet. Fremder Planet. Und Pflicht?

Pflicht! du erhabener großer Name, der du nichts Beliebtes, was Einschmeichelung bei sich führt, in dir fassest, sondern Unterwerfung verlangst, doch auch nichts drohest, was natürliche Abneigung im Gemüte erregte und schreckte, um den Willen zu bewegen, sondern bloß ein Gesetz aufstellst, welches von selbst im Gemüte Eingang findet, und doch sich selbst wider Willen Verehrung (wenn gleich nicht immer Befolgung) erwirbt, vor dem alle Neigungen verstummen, wenn sie gleich insgeheim ihm entgegen wirken, welches ist der deiner würdige Ursprung, und wo findet man die Wurzel deiner edlen Abkunft, welche alle Verwandtschaft mit Neigungen stolz ausschlägt, und von welcher Wurzel abzustammen, die unnachlassliche Bedingung desjenigen Werts ist, den sich Menschen allein selbst geben können?

(Immanuel Kant)

Moment mal. Das schrub der Philosoph der Freiheit? Was hat ihm sein Diener Lampe denn an dem Morgen für Kraut in die Pfeife getan?

Ich glaube, das ist ein Claim, wie manche heute sagen täten. Kant claimed hier einen Begriff für seine philosophierenden Zwecke. Er beansprucht, den Begriff der Pflicht so zu besetzen, so zu fassen, dass Pflicht das Wort wird für den sich selbst auferlegten Anspruch, für die in eigener Freiheit getroffene Entscheidung. Ent-scheidung. Rechts oder links wird verbindlich zum Weg. Selbst Entscheidungen zu treffen, meine Freiheit nicht zu vertändeln in unverbindlicher Spielerei, heute so, morgen anders: das ist meine erste Pflicht.

Intermezzo (schon wieder):
dazu passend ein Wertwochsel* bei einem Boten-Dienst:
»Natürlich gibt es Verpflichtung ohne Zwang. Selbstauferlegt, aus dem Selbstverständnis heraus, freiwillig übernommen. Im Gegensatz dazu dann die mit Zwang eingeforderte (egal, wie der aussieht)…

»»Darum geht's. Aber auch um die Propaganda, die in Wortbildungen mit "-pflicht" enthalten ist, wo in Wirklichkeit der Zwang herrscht: Steuerpflicht. Maskenpflicht. Wehrpflicht.

»»»Ich kann mich auch freiwillig zu etwas verpflichten, ohne es dann dauerhaft leidenschaftlich gerne zu machen. Empfinde es als Verpflichtung, fühle mich aber nicht gezwungen.

*Ein Wochsel (sprich: Woxel) ist ein solcher Wortwechsel, bei dem Inhalte ausgetauscht werden. Dieser ist zu unterscheiden vom Wuchsel (sprich: Wuxel), bei dem wuchernde Auswüxe (lies: Auswüchse) der geballten Meinungen und Vorurteile aufeinander fausten. Ein Wertwochsel ist folglich ein auf Werte bezogener Inhaltsaustausch. Inhalt. Saus! Tausch.

Die Machthabenden haben den Begriff der ursprünglich freiheitlichen Pflicht gerne und aus leidenschaftlicher Neigung an sich gerissen und kontaminiert, gar pervertiert. Pflicht beruht aber trotzdem weiterhin auf Einsicht, nicht auf Gehorsam. (Und Hegel hat sich nicht nur hier geirrt: Nicht Freiheit, sondern Pflicht ist die Einsicht in die Notwendigkeit. Freiheit ist die Grundbedingung für Einsicht jenseits von Zwang und Notwendigkeit. Kant: „Pflicht ist die [erkannte] Notwendigkeit einer Handlung aus Achtung für das [moralische] Gesetz.“)

Das Wertwochsel-Intermezzo zeigt im Streiflicht: Zwangsverpflichtung kann nur von Dritten kommen. Ich kann mich nicht selbst zwangsverpflichten. Pflicht wird freiwillig übernommen, ohne dass mir jemand befiehlt, ich solle das und das tun oder lassen, übernehmen oder abgeben. Werde ich mit Argumenten überzeugt, dann bleibt es meine eigene freie Entscheidung. Werde ich allerdings mit Gewalt oder Drohung gezwungen, hat es mit Pflicht nur noch in einem pervertierten Sinne etwas zu tun. Es wird dann von Macht-ausüben-wollenden gerne so getan, als sei das und das ja moralisch sowieso meine Pflicht, und darum sei mir gegenüber der Zwang dazu auch ohne meine Einsicht gerechtfertigt. Ich sei ja eigentlich nur zu störrisch, es einzusehen, müsse es aber nun halt doch tun. - Und schwupps, ist auch der Begriff der Einsicht dem alles andere als herrschaftsfreien Diskurs einverleibt, das Neue Främing im Hohen Fläming gesetzt. (Der Hohe Fläming ist ein lächerlicher Höhenrücken von hundert Metern Höhe, der aber in der Ebene, in der er liegt, das Wetter für Berlin entscheidend mitgestaltet.)

Das Intermezzo streift auch nochmal das Verhältnis von „Neigung“ (Kant) bzw. „leidenschaftlich“ (Intermezzanine) zu Pflicht und Verpflichtung. Schon Zeitgenosse Schiller hatte sich daran gerieben. Unter anderem wie folgt:

Gerne dien ich den Freunden, doch tu ich es leider mit Neigung,
Und so wurmt es mir oft, daß ich nicht tugendhaft bin.

Da ist kein anderer Rat; du mußt suchen, sie zu verachten,
Und mit Abscheu alsdann tun, wie die Pflicht dir gebeut.
(Friedrich Schiller)

Ein sehr hübscher Spott auf ein Dilemma im Umgang mit meiner Handlungsmotivation: Tue ich etwas gerne, ist mein Antrieb eine „Neigung“, dann ist die Handlung möglicherweise pflichtgemäß (wenn mein Tun nicht konfligiert mit meinen moralischen Ansprüchen und nicht mit der allgemeinen philosophischen Ethik), aber moralisch dennoch bedeutungslos, denn ich tue „das Gute“ ja nur zufällig. Weil es mir gerade gefällt. Weil ich mich gerade besser dabei fühle. Nicht aufgrund einer Einsicht.

Ich schreibe das alles, weil ich es zugesagt habe und weil es mich interessiert hat. Also aus Neigung. Ein Klönsnack-Experiment. Das schreibende Ich ist einer der drei Weisen aus dem Morgenland, aber nicht Balthasar.

Sich verpflichtet fühlen und verpflichtet sein, sich gezwungen fühlen und gezwungen sein: wie stehen die übrigens zueinander? Mir scheint, hier ist noch alles offen. Und ich hege den Verdacht, dass die beiden Fühlens nicht gut voneinander zu unterscheiden sind. Darum gelingt es so leicht, (echten) Zwang propagandistisch als (scheinbare) Pflicht auszugeben. Komm, lass dich doch zwingen! Was du tun sollst, widerstrebt eh in den meisten Fällen deiner Neigung, und mit dem bisschen Zwang bist du wenigstens die Verantwortung los. („Wer seine Pflicht tut, der braucht sich keine Sorgen zu machen“, sagt Dorfpolizist und Nazi-Handlanger Jens Jepsen in Siegfried Lenz’ Roman Deutschstunde.)

Die Formel oder Formulierung: der „eigentümlich zwanglose Zwang des besseren Argumentes“ (Habermas in mehreren Publikationen, zuerst 1971) ist indessen nur eine missglückte Metapher, denke ich. Eine neue Erkenntnis, eine neue Einsicht kann mich verändern, kann bewirken, dass ich einiges im Hirnstübchen umdekorieren muss (!), wenn ich nicht spontan lieber der kognitiven Dissonanz ausweiche und den unliebsamen Input ignoriere. Dieses Müssen (Rilke: „Du musst dein Leben ändern!“ - zu sich selbst!), das mich unerwartet trifft, dieser scheinbare und daher als eigentümlich zwanglos erlebte Zwang, ist aber in Wahrheit nur mein überraschend verändertes Wollen.

Ich komme hiermit abschließend aus der Zwangslage der versprochenen Antwort zur Zwangsversteigerung dieses Artikels. Möge es nicht mit meiner Zwangseinweisung enden! Dann doch lieber mit einer Zwangsverpflichtung als Schöff:in, Schöff:aus. (Mit „Hohes Gericht!“ angesprochen zu werden, entspricht meiner Neigung und sollte daher allgemeine Pflicht sein.)

Kant-Zitate:
https://www.aphorismen.de/zitat/5446
https://www.aphorismen.de/zitat/5368

Schiller-Zitate:
http://www.zeno.org/Literatur/M/Schiller,+Friedrich/Gedichte/(Xenien+und+Votivtafeln)/Xenien/Die+Philosophen/Gewissensskrupel
http://www.zeno.org/Literatur/M/Schiller,+Friedrich/Gedichte/(Xenien+und+Votivtafeln)/Xenien/Die+Philosophen/Decisum

obige Links werden hier vorschnell interpretiert; sie reichen eigentlich bis über die eingeklammerten Teile hinaus

Höffes Artikel (nicht im Text erwähnt):
https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/litstr/article/view/39952/33616

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Foto: ty-ty

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Ehrlich, schwere Kost für mich , aber auch die gehört zur Ernährung!
VgA

 last year 

Hey!
Schön, dich mal wieder hier zu sehen!
Und danke fürs Lesen!

 last year 

Freiwillig und mit großem Interesse gelesen… ;-)
Fühle mich bestens unterhalten, wenn auch etwas erschlagen. Ich plane, mir den Text noch einmal (oder zweimal, oder dreimal) zu Gemüte zu führen. Völlig zwanglos - ich möchte, dass mir kein Detail entwischt, damit ich jedes einzelne genießen kann. Selbstverständlich hoffe auch ich, danach (dafür) nicht zwangseingewiesen zu werden… ;-)

 last year 

Hohes Gericht, wir danken Euch für diesen fulminanten Artikel und die weiterführenden URLs.

Zwangsverpflichtung kommt doppelt gewaltausübend daher. Auf die einfachsten Sachverhalte kommt man viel zu selten.

 last year 

Ich tät mich verbeugen, aber dann rutscht die Perücke.
;-)

 last year 

Höhö , #uff , was ein Spass , da ist #Es doch glatt pflichtverzwungen , das Übliche aus zu probieren .

Der Text handelt von der Bedeutung und den möglichen rhetorischen Figuren im Wort "Zwangsverpflichtung". Der Autor erwägt, ob es sich um einen Pleonasmus handelt, also um eine doppelt gemoppelte Formulierung. Er diskutiert verschiedene Komposita mit "Zwang(s)-" und betrachtet die Bedeutung des Wortes im Duden. Der Autor reflektiert über die Bedeutung von Zwang und Pflicht als Gegensätze von Freiheit, und wie Zwang durch Mechanismen wie Gewalt, Drohung und Gruppendruck etabliert wird. Er betrachtet auch die Bedeutung von Pflicht als erhabenen Namen, der Unterwerfung verlangt, aber keine Drohung enthält. Es gibt auch Anspielungen auf Literatur und Wortspiele im Text.
"Unerbittliche, unverrückbare Verpflichtung" "Unausweichliche, drängende Pflicht" "Unnachgiebige, unwiderrufliche Bindung" "Unermüdliche, zwingende Verpflichtung" "Unablässige, unwiderrufliche Verbindlichkeit"
The text explores the meaning of the word "Zwangsverpflichtung" and whether it constitutes a rhetorical figure of speech, such as a pleonasm or an oxymoron, using wordplay and analogies to arrive at an understanding of the term. The text also touches upon the notions of freedom and obligation.

Zwangsverpflichtung is a German term whose meaning is explored in the text. The author of the text uses analogies and wordplay to arrive at a better understanding of the term. The text also touches upon the notions of freedom and obligation.

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 last year 

;-))

Ich glaube nicht, dass dein Text für Muttersprachler leicht verständlich ist. Zumindest nicht für alle :)
Es ist noch schwieriger, es in der Übersetzung ins Russische zu verstehen, aber ich habe es ohne Zwang bis zum Ende gelesen... :-)

Ich weiß vage, worum es geht, aber ich möchte eine Frage klären. Ich habe um 6 Uhr morgens meinen Wecker gestellt und bin ins Bett gegangen. Ich habe es freiwillig aus dem Wunsch gemacht, den Sonnenaufgang zu sehen.
Morgens zwingt mich ein Weckruf, aufzuwachen... oder ich habe mich am Abend selbst gezwungen... aber das ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass ich nicht geschlafen habe und nicht aufwachen möchte. Aber der Wecker hat schon sein Ding gemacht und ich schlafe nicht.

Auf der anderen Seite konnte ich meinen Wecker aufstellen, um nicht zu spät zur Arbeit zu kommen. Was oder wer zwingt mich, in diesem Fall aufzuwachen: Ich selbst, der Arbeitgeber oder einfach nur ein Wecker...? :)

Vielleicht mache ich nur Witze, aber jeder Witz hat einen Anteil an einem Witz

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Я не думаю, что твой текст является лёгким для понимания носителям немецкого языка. Как минимум не всем :)
В переводе на русский понять ещё более сложно, но я без принуждения дочитал его до конца... :-)

Я смутно догадываюсь, о чём идёт речь, но хочу уточнить один вопрос. Я завёл будильник на 6 часов утра и лёг спать. Я сделал это добровольно из желания застать восход солнца.
Утром звонок будильника принуждает меня проснуться... или я сам принудил себя вечером... но это не важно. Важно то, что я не выспался и просыпаться не хочу. Но будильник уже сделал своё дело и я не сплю.

С другой стороны, я мог завести будильник, чтобы не опоздать на работу. Что или кто принуждает проснуться меня в этом случае: я сам, работодатель или просто будильник...? :)

Возможно я всего лишь шучу, но в каждой шутке есть доля шутки

 last year (edited)

Pflicht ist ein Moral-Begriff, auch wenn das Wort gerne in anderen Zusammenhängen benutzt wird.

Ein Versprechen oder einen Vertrag einzuhalten, ist eine moralische Pflicht. Eine willkürliche Zuwiderhandlung gefährdet das Zusammenleben in einer Gemeinschaft. (Es mag Entschuldigungen geben wie Krankheit; oder es könnte sein, dass das Versprechen auf falschen Informationen, vielleicht sogar auf Betrug beruht, und damit würde es moralisch ungültig oder zumindest widerrufbar werden.)

Welche Vorkehrungen du triffst, um deine Verpflichtung (Versprechen, Vertrag) einzuhalten, ist keine moralische Frage, sondern eine lebenspraktische. Entscheidend ist, ob du das Versprechen einhältst oder ob du es ohne Rechtfertigung fallen lässt.

Wann dein Wecker klingelt und ob du dann Unlust empfindest, spielt also überhaupt keine Rolle. Ein Versprechen an sich selbst gibt es nicht; es gibt nur Pläne. Deine Pläne kannst du jederzeit ändern, so lange du nicht anderen Personen damit schadest (und wenn du ihnen nicht etwas anderes versprochen hast).


Duty is a moral concept, even if the word is often used in other contexts.

Keeping a promise or a contract is a moral duty. An arbitrary violation endangers the coexistence in a community. (There may be excuses such as illness; or it may be that the promise is based on false information, perhaps even fraud, and this would make it morally invalid or at least revocable).

What precautions you take to keep your commitment (promise, contract) is not a moral question, but a practical one. What is decisive is whether you keep the promise or whether you drop it without justification.

So when your alarm clock rings and whether you then feel unwillingness is of no importance at all. There is no promise to yourself; there are only plans. You can change your plans at any time as long as you do not harm other people (and if you have not promised them something else).


Translated with www.DeepL.com/Translator (free version)

Since I can not control Russian translations, I do not dare to use them.
;-)

Принудительное обязательство, добровольное обязательство, обязанность, долг, ... я не знаю насколько корректно авто переводчик справится с этими терминами. Поэтому оставляю их на русском языке.

Ein Versprechen an sich selbst gibt es nicht; es gibt nur Pläne.

Например, я ставлю себе цель избавиться от вредной привычки или изменить характер. Я обещаю это самому себе и никто об этом не знает. Я легко могу нарушить это обещание... Социум ничего об этом не знает и внешне всё хорошо. Но я проявил слабость. Себя я обмануть не смогу.
Это больше, чем просто нарушение планов. Я не выполнил обещание, проявил слабость и стал меньше себя уважать.
Конечно, я легко могу себя простить, как высший судья над собой... но я буду знать эту ситуацию и помить. Прощение не поможет чувствовать внутреннюю силу, скорее наоборот... :)

 last year 

Ich bleibe dabei:
Ein Versprechen an sich selbst gibt es nicht.
Das ist entweder eine (harmlose) Metapher für einen Plan, den man sich fest vorgenommen hat.
Oder es ist Propaganda aus der Ratgeber-Industrie.


I stand by it:
There is no such thing as a promise to oneself.
It's either a (harmless) metaphor for a plan that one has firmly set out to achieve.
Or it's propaganda from the self-help industry.

Для меня обещание самому себе не менее значимо, чем обещание кому-либо. Может быть это особенность нашей культуры или воспитания. Я не успокоюсь пока не выполню то, что обещал. Если для других я смогу найти рациональное объяснение (почему я не исполнил обещание... внешние обстоятельства, состояние здоровья, недостаток ресурсов и прочее), то для себя такие объяснения отсутствуют (разве что изменение здоровья:).

Но как правило причина всегда одна 0 недостаточная сила воли.


For me, a promise to myself is no less significant than a promise to someone. Maybe this is a feature of our culture or upbringing. I will not rest until I fulfill what I promised. If I can find a rational explanation for others (why I didn't fulfill the promise... external circumstances, health status, lack of resources, etc.), then there are no such explanations for yourself (except for a change in health:).

But as a rule, the reason is always the same: insufficient willpower.

 last year (edited)

Ich danke dir für deine Antworten und für diese Diskussion. Du führst Gespräche konstruktiv fort, und das weiß ich sehr zu schätzen! Bitte halte mich nicht für starrsinnig, wenn ich noch nicht überzeugt bin. Ich kann natürlich auch starrsinnig sein, aber hier fühle ich mich noch ganz unverkrampft auf dem sicheren Boden meiner eigenen Sichtweise.

Im Unterschied zu vielen Menschen spreche ich mich selbst nicht mit "du" an, wenn ich im Selbstgespräch zu mir selber rede. Ich rede mit mir selbst in der Ich-Form. Das habe ich für mich entschieden und dann trainiert, es ging leicht und rasch. Wenn ich über mich reflektiere, bleibe ich ich. Auch mein Spiegelbild ist für mich kein Du, sondern ein Spiegelbild von mir. Ich rede es nicht an und rede nicht über es. Ich rede mit mir in der Ich-Form über das, was ich im Spiegel sehe.

Daher ist es für mich unvorstellbar und unsinnig, mir selbst ein Versprechen zu geben, als würde ich aus mir heraustreten und mir als Du begegnen. Mein Ich hat verschiedene Facetten, aber doch bin das immer ich. Manchmal mit mehr Distanz zu mir selbst, meistens mit weniger. Das Selbst-Geduze hat sich mir als Schein-Distanz entlarvt. Und wenn ich eine Entscheidung treffen will oder getroffen habe, brauche ich nicht den Anschein, ich hätte mir selbst etwas versprochen.

Beobachte mal die, welche sich selbst häufig Versprechungen machen. Sie versuchen damit künstlich, ihrer Entscheidung mehr Gewicht zu geben. Und mit jedem gebrochenen "Versprechen" an sich selbst werden sie unempfindlicher dagegen, auch Versprechen an andere nicht einzuhalten. Das muss gar nicht auf dich persönlich zutreffen, aber beobachte mal.


Thank you for your responses and for this discussion. You continue conversations constructively and I appreciate that very much! Please don't think I'm stubborn if I'm not yet convinced. I can be stubborn, of course, but here I still feel quite relaxed on the safe ground of my own view.

Unlike many people, I do not address myself as "you" when I talk to myself in soliloquy. I talk to myself in the first person. I decided that for myself and then trained it, it was easy and quick. When I reflect on myself, I remain myself. Even my mirror image is not a you for me, but a mirror image of me. I don't talk to it or about it. I talk to myself in the first person about what I see in the mirror.

Therefore, it is inconceivable and nonsensical for me to make a promise to myself as if I would step out of myself and meet myself as a you. My I has different facets, but it is always me. Sometimes with more distance to myself, mostly with less. The saying you to oneself has revealed itself to me as a fake distance. And when I want to make a decision or have made a decision, I don't need the appearance of having promised myself something.

Observe those who often make promises to themselves. They artificially try to give their decision more weight. And with every broken "promise" to themselves, they become less sensitive to not keeping promises to others. This doesn't have to apply to you personally, but just observe.

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Many thanks for reading!
;-))

🖐 😊 👌

 last year 

Hach... Warum fühle ich mich nur so zitiert...? ;-))

Sehr, sehr launig. Sehr, sehr ergiebig. Und vermutlich endlos fortsetzbar - ohne Verpflichtung ;-))

@udabeu denkt du hast ein Vote durch @investinthefutur verdient!
@udabeu thinks you have earned a vote of @investinthefutur !

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