Endlich wieder Melken!

2023-04-24

Mit gut vierwöchiger Verspätung durften 48 Damen nach unendlich lang erscheinender Winterpause heute wieder ihren Beitrag zur Schafskäseproduktion leisten. Die meisten Schafe ließen sich nicht lange bitten, warteten pünktlich zum Dienstbeginn vor dem Melkstand. Der Duft des guten Kraftfutters war wohl sehr verlockend.
Ich bin ja der Meinung, dass man in Zeiten von Lieferschwierigkeiten in allen Branchen Ersatzteile für eine Melkmaschine irgendwann um den Jahresbeginn bestellen könnte, aber was soll’s: Die noch fehlenden Schläuche sind Freitag angekommen, der Startschuss für die neue Melksaison war Samstag beim Wienern des Melkstands und aller nötigen Utensilien unüberhörbar.

Kaum zu glauben, dass ich nun schon ins dritte Bauernjahr gehe.
Alles war wie immer und ich habe mich gefreut, dass man die Handgriffe beim Melken sowie den kritischen Blick auf möglicherweise entzündete Euter weder vergisst noch verlernt. Und die Schafe vergessen auch nicht, wer sie denn gerade vom Druck in der Milchbar befreit, so dass die ein oder andere so sehr vermisste Kuscheleinheit obligatorisch war.

Ein junger Landwirt, der nach langer Erkrankung im Betrieb an einer Wiedereingliederungsmaßnahme teilnimmt, hat heute zum ersten Mal Schafe gemolken. „Klar kann ich melken!“ – Bauern sind halt Schnacker. Dummerweise hat er das Melken an Kühen mit einem Melkroboter gelernt. Der sanfte Griff um den kleineren Strich der Schafe fiel ihm doch etwas schwer. Erst als ich sagte, wir hätten schon früher festgestellt, dass kleinere Frauenhände zum Vormelken einfach besser geeignet seien, ließ er sich dann doch von der „Laiin“ nochmal genau zeigen, wie’s funktioniert. Als das Vormelken gut klappte, signalisierte das laute Klötern im Melkbecher wieder ein Einschreiten: „Halt! Vormelken, nicht ausmelken! Da ist nicht so viel drin wie bei einer Kuh.“ Nun denn, wir hatten viel Spaß und ich freue mich auf eine fröhliche Zusammenarbeit. Sobald ich mir wieder angewöhnt habe, keine aus dem Zopf gerutsche Haarsträhne aus dem Gesicht zu wischen, nachdem ich mit einem – etwas ästhetisch ausgedrückt – verklebten Schafshinterteil gekämpft habe, muss dabei vielleicht auch nicht so viel über mich gelacht werden… ;-)

15 Liter Milch sind für den ersten Melktag gar nicht so schlecht. „Rest für die Lämmer“ blieb stets im Hinterkopf, der super süße Nachwuchs soll sich nur langsam an die Reduzierung des gewohnten Dauerangebots gewöhnen müssen. Keine Sorge, die Lämmer sind schon groß. Sie sind nicht mehr auf Muttermilch angewiesen, ernähren sich mittlerweile hauptsächlich von Weidegras und Trockenfutter. Aber so ein kleiner weißer Snack zwischendurch geht natürlich (noch) immer. Wenn’s so weiter läuft, können wir Freitag den ersten Frischkäse ansetzen.