CONTEST #dsstory2 - "My first stage appearance" / "Mein erster Bühnenauftritt"
Deutsch im Anschluß...
Well... Actually, life is one big stage. You are constantly perceived in some context by other people. Accordingly, you are classified, evaluated, welcomed or rejected.
As a social phobic, however, I have less of a problem with being perceived by others than with my own perception of others. In this respect, I never had exam nerves or problems with public appearances - as long as I managed to convey the feeling that I was all alone ;-))
So I often performed in front of an audience - dancing as a young girl, years later as an organizer of street festivals and biker meetings, much later as a guest lecturer at a Berlin university. But these are all occasions when I was "safe", behind spotlight shields or lectern barriers or from a box. No subject, no exciting effect for a story…
It was a little different at my first public reading. I have written and published several books, including reference books, a biography, but also books of poetry. The latter are very personal, as I write these texts out of immediate situations, impulsively and always with strong references to my feelings and experiences. Writing down such very private emotions helps me sort out my inner chaos, classify things and find my line. Having friends read them was a first step towards opening up. It provoked very pleasant reactions for me, so that I turned to the idea of a publication. The idea that complete strangers would get very intimate insights into my inner state of mind did not frighten me....
The shock came when my publisher told me that readings were the only reasonable way to market my book. Great, sure, no problem. "So we'll make plenty of dates for you and then you'll read in a different city every day over the winter?" What do you mean I'm reading??? I don't read anything! I write. That's what actors are for. Or speakers. Or people with a beautiful voice…
Firstly, it is much more authentic when such personal texts are read by the author himself, and secondly, professional speakers are really expensive (neither the publisher nor I considered such an investment).
Okay. Okay. Okay. So I'll bite the very sour grapes. What I didn't know for sure until then: my voice cannot do anything. Well, it doesn't sound very nice, more like three packs of cigarettes and two bottles of whiskey (although I can't blame myself for any of that ;-))... But it fails even after a short period of intensive use. I'm just not a practised or trained speaker. After half an hour of speaking, it becomes more and more scratchy and croaky (my name says it all ;-)) and at some point all that comes out is hot air.
The publisher had to realise that an alternative was needed. This was found in the form of an acquaintance who had no training whatsoever in this field, but had a very dark, warm voice and a great pronunciation. She also had a great understanding of my lyrics and was really good at interpreting them.
We made a proper deal and were incredibly excited about the soon to be held launch event: it was taking place in Rathenow, the district town in whose vicinity we both lived. The publisher had rented the Culture House, hired a string quartet for the supporting programme, and in addition to the 35 or so people we had invited ourselves from our environment, tickets were sold for about 400 spectators. Oh man...!
Natasha, my acquaintance, liked to bask in the attention. She was used to being the centre of attention and had plenty of experience as a belly dancer and market shouter. She's just got it! However, she is about as blind as a grotto elm, and therefore needs a reader where the printed texts are inserted and then displayed very much enlarged. We had carted that in and set it up and connected it.
When the director of the Culture House announced us and the hall became expectantly quiet, Natasha stepped up to the lectern and - left the stage again. She whispered to me that the reader was defective. We briefly tried to resuscitate it - but the image generator was irrecoverably lost. She could not read. The audience was patient but stubbornly present.
Yes, there was no other solution. Unprepared and involuntarily, I had to read myself, which cost me no blood, but a lot of sweat and tears. In the end, it was an extremely successful evening, not least because of my obvious emotionality. I managed to sell about 200 books, which of course exceeded any modest expectation.
I wouldn't do the same again for anything!!! As a result, our division of labour worked as intended: Natasha read - with a new reader - and I answered questions afterwards in a panel discussion. I remember the reading tour fondly to this day. Preferably not at all of my own performance at the first reading...
Until today ;-)))
Deutsche Version:
Nun ja… Eigentlich ist ja das ganze Leben eine riesengroße Bühne. Man wird ständig in irgendeinem Kontext von anderen Menschen wahrgenommen. Dementsprechend eingeordnet, bewertet, willkommen geheißen oder abgelehnt.
Als Sozialphobikerin habe ich allerdings weniger ein Problem damit, von anderen wahrgenommen zu werden, als vielmehr mit dem eigenen Wahrnehmen der Anderen. Insofern hatte ich nie Prüfungsangst oder Probleme mit öffentlichen Auftritten – solange es gelang, mir das Gefühl zu vermitteln, ich wäre ganz alleine ;-))
Insofern agierte ich des öfteren vor Publikum – als junges Mädchen tanzend, Jahre später als Veranstalterin von Straßenfesten und Bikertreffen, sehr viel später als Gastdozentin an einer Berliner Universität. Das sind aber alles Gelegenheiten bei denen ich „safe“ war, hinter Scheinwerfer-Schilden oder Pult-Barrieren oder aus einer Loge heraus. Kein Thema, kein spannender Effekt für eine Geschichte…
Etwas anders verhielt sich das bei meiner ersten öffentlichen Lesung. Ich habe einige Bücher geschrieben und veröffentlicht, darunter Fachbücher, eine Biografie, aber auch Gedichtbände. Letztere sind sehr persönlich, da ich diese Texte aus unmittelbaren Situationen heraus schreibe, impulsiv und immer mit starken Bezügen zu meinem Empfinden und Erleben. Solche sehr privaten Emotionen zu notieren, hilft mir, mein inneres Chaos zu sortieren, Dinge einzuordnen und meine Linie zu finden. Sie von Freunden lesen zu lassen, war ein erster Schritt der Öffnung. Der für mich sehr angenehme Reaktionen hervorrief, so daß ich mich der Idee an eine Publikation zuwandte. Die Vorstellung, daß völlig Fremde sehr intime Einblicke in meine innere Befindlichkeit bekämen, schreckte mich nicht…
Der Schreck kam, als mein Verlag mir eröffnete, daß Lesungen der einzige sinnvolle Weg wären, mein Buch zu vermarkten. Super, klar, kein Thema. „Dann machen wir also reichlich Termine für Sie und Sie lesen dann den Winter über jeden Tag in einer anderen Stadt?“ Wie – ich lese??? Ich lese 'mal gar nix! Ich schreibe. Für so etwas gibt es doch Schauspieler. Oder Sprecher. Oder Leute mit einer schönen Stimme…
Erstens ist es viiiiel authentischer, wenn so persönliche Texte vom Autor selber gelesen werden, und zweitens sind professionelle Sprecher so richtig ätzend teuer (weder der Verlag noch ich erwogen eine solche Investition).
Okay. Okay. Okay. Dann beiße ich also in den sehr sauren Apfel. Was ich bis dahin noch nicht sicher wußte: meine Stimme kann nix. Also sie klingt nicht besonders schön, mehr so nach drei Schachteln Zigaretten und zwei Flaschen Whiskey (obwohl ich mir nichts davon vorwerfen kann ;-))… Aber sie versagt auch nach kurzer intensiver Inanspruchnahme. Ich bin halt kein geübter oder ausgebildeter Redner. Es wird nach einer halben Stunde Vortrag immer kratziger und krächzender (mein Name ist eben doch Programm ;-)) und irgendwann kommt nur noch heiße Luft.
Der Verlag mußte folglich einsehen, daß eine Alternative erforderlich war. Die fand sich in Form einer Bekannten, die gleichfalls keinerlei Ausbildung in der Richtung hatte, aber dafür eine sehr dunkle, warme Stimme und eine tolle Aussprache. Außerdem brachte sie viel Verständnis für meine Texte mit und konnte sie wirklich toll sprachlich umsetzen.
Wir machten einen vernünftigen Deal und waren unglaublich aufgeregt vor der bald anstehenden Auftaktveranstaltung: die fand nämlich damals in Rathenow statt, der Kreisstadt, in deren Umgebung wir beide ansässig waren. Der Verlag hatte das Kulturhaus gemietet, ein Streichquartett für das Rahmenprogramm engagiert, und neben den etwa 35 Leuten, die wir selber eingeladen hatten aus unserem Umfeld, wurden Karten für ungefähr 400 Zuschauer verkauft. Oh Mann…!
Natascha, meine Bekannte, sonnte sich gerne in der Aufmerksamkeit. Sie war es gewohnt, im Mittelpunkt zu stehen und blickte auf reichlich Erfahrung als Bauchtänzerin und Marktschreierin zurück. Sie hat‘s einfach drauf! Allerdings ist sie in etwa so blind wie ein Grottenolm, und benötigt deshalb ein Lesegerät, wo die gedruckten Texte eingelegt und dann sehr stark vergrößert angezeigt werden. Das hatten wir herangekarrt und aufgebaut und angeschlossen.
Als die Leiterin des Kulturhauses uns angekündigt hatte und der Saal erwartungsvoll still wurde, trat Natascha ans Pult und – verließ die Bühne wieder. Sie tuschelte mir zu, das Lesegerät wäre defekt. Wir versuchten kurz eine Reanimation – aber der Bildgeber war unrettbar verloren. Sie konnte nicht lesen. Das Publikum war geduldig, aber hartnäckig präsent.
Ja, es gab keine andere Lösung. Unvorbereitet und unfreiwillig habe ich dann doch selber lesen müssen, was mich zwar kein Blut, aber eine Menge Schweiß und Tränen gekostet hat. Letztendlich war es ein überaus gelungener Abend, nicht zuletzt wegen meiner offensichtlichen Emotionalität. Ich konnte etwa 200 Bücher verkaufen, was natürlich jede bescheidene Erwartung übertraf.
Um keinen Preis würde ich das Gleiche noch einmal tun!! In Folge funktionierte unsere Arbeitsteilung wie vorgesehen: Natascha las – mit neuem Lesegerät - und ich beantwortete hinterher in einer Podiumsdiskussion Fragen. An die Lesereise erinnere ich mich bis heute gerne. An meinen eigenen Auftritt bei der ersten Lesung vorzugsweise überhaupt nicht…
Bis heute ;-)))
How many pages did you read out of 224 pages in that book? Just kidding 😁You said 3 packs of cigs, I am not surprised because by 2004 I was a chain smoker but I quit in a day because someone insisted.
I used to be outspoken even before my first conference but that day was different. My first in front of the top industrialists of the country and the junior most staff member.
By the way, I have played at the national level but that first conference was a leg-shaking experience and I don't want to hide that.
I think I read 35 poems and one short story. With much more text the audience would sleep well ;-))
Holladiewaldfee !!
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For some reason, I already assumed such a finale when the idea of using a reader first appeared :)
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