550 Jahre Buchdruck // 550 years book printing

in #history6 years ago
Eine Zeit des Umbruchs.

Der Übergang vom Mittelalter in die Neuzeit vollzog sich im 15. Jahrhundert. Es war eine Zeit der tiefgreifenden Veränderungen in nahezu allen Bereichen der europäischen Gesellschaft. Ein gewandeltes, durch den Humanismus geprägtes Menschenbild, die abenteuerliche Erschließung neuer Seewege und Entdeckung fremder Welten, eine aufstrebende Geldwirtschaft, technische Innovationen, eine Säkularisierung der Bildung und neue Wege in Wissenschaft und Kunst prägten dieses Jahrhundert der Renaissance ebenso wie Inquisition und zahlreiche Kriege.

A time of change

The transition from the Middle Ages to modern times took place in the 15th century. It was a time of profound change in almost all areas of European society. This century of the Renaissance was characterised by a a changed image of humankind, shaped by humanism, the adventurous exploration of new sea routes and discovery of foreign worlds, a rising money economy, technical innovations, secularization of education and new paths inscience and arts, as well as the Inquisition and numerous wars.

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Gutenberg Bibel, 1454 (Faksimile), Technisches Museum Wien

Johannes Gutenberg

Es mutet wie eine Ironie der Geschichte an, dass ausgerechnet jener Mann, der als Erfinder des Buchdrucks gilt, sprichwörtlich ein unbeschriebenes Blatt ist. Seine Biografie ist äußerst lückenhaft, auch ist kein authentisches Bildnis von ihm überliefert. Um 1400 kommt er als Johannes Gensfleisch in Mainz zur Welt. Erst später nennt er sich nach dem Hof seiner Eltern "zum Gutenberg". Vermutlich genießt er als Kind eines wohlhabenden Patriziers eine gute Ausbildung. Weitere Eckpunkte in seinem Leben sind im Wesentlichen nur durch Schuldscheine und Gerichtsprotokolle belegbar. Vor 550 Jahren starb Johannes Gutenberg. Als historisch überliefertes Sterbedatum gilt der 3. Februar 1468.

Johannes Gutenberg

It seems like an irony of history that the man who is regarded as the inventor of book printing is literally a blank sheet. His biography is extremely incomplete and there is no authentic portrait of him. Around 1400 he was born as Johannes Gensfleisch in Mainz. Later he did call himself "zum Gutenberg" after his parents' home. As the child of a wealthy patrician, he probably had a good education. Further milestones in his life can essentially only be proven by promissory notes and court documents. Johannes Gutenberg died 550 years ago. The historical date of death is 3 February 1468.

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Johannes Gutenberg Medaille (Neuss, 1837)

Blockdruck

Bereits Jahrhunderte bevor Gutenberg mit seinem innovativen Druckverfahren die Mediengeschichte revolutionierte, wurde in China der Blockdruck eingesetzt. Dabei wurde die Druckvorlage spiegelverkehrt in eine Holzplatte geschnitzt, mit Farbe bestrichen und vom Block auf Papier gepresst.

Block printing

Already centuries before Gutenberg revolutionized media history with his innovative printing process, block printing was used in China. The artwork was carved mirror-inverted into a wooden plate, painted with ink and pressed from the block onto paper.

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Technisches Museum Wien (TMW)

Buchdruck

Aus Gerichtsakten sind Rückschlüsse auf eine geschäftliche und handwerkliche Tätigkeit Gutenbergs in Straßburg möglich. Dort stellte er mit Hilfe des Blockdrucks Texte und Bilder für Pilger her. Nach Mainz zurückgekehrt, begann er ab 1448 mit der Optimierung der Drucktechnik. Er fertigte einzelne Lettern aus Metall an, die beliebig oft verwendbar waren und auf Drucktafeln immer wieder neu zusammengesetzt werden konnten. Für die Herstellung der Lettern entwickelte er eine Legierung aus Zinn, Blei und Antimon. Das Kernstück von Gutenbergs Erfindungen bildet das Handgießinstrument. Dabei handelt es sich um einen Apparat, in den eine Matrize eingespannt und mit der Legierung ausgegossen wird. Dadurch ließen sich identische einzelne Lettern und Zeichen in großer Zahl herstellen.

Book printing

From court documents it is possible to draw conclusions about Gutenberg's business and craft activities in Strasbourg. There he used block printing to produce texts and pictures for pilgrims. Returning to Mainz, he began to optimise printing techniques in 1448. He made individual metal letters which could be used as often as he liked and which could be put together again and again on printing plates. He developed an alloy of tin, lead and antimony to produce the letters. The most important of Gutenberg's inventions is the hand casting instrument. This is an apparatus in which a matrix is clamped and poured with the alloy. This allowed identical individual letters and characters to be produced in large numbers.

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Technisches Museum Wien (TMW)

Druckerpresse

Seine Erfindungen ergänzte Gutenberg noch durch die Druckerpresse. Die Spindelpresse bestand aus einem hölzernen Gestell, in das die Drucktafeln eingespannt wurden. Durch gleichmäßiges Drehen eines Gewindes wurden Text und Abbildungen auf ein Blatt Papier gedruckt. Dadurch entfiel das umständliche Abreiben der Drucktafel, wie es beim Holzdruck erforderlich war.

Printing press

Gutenberg complemented his inventions with the printing press. The spindle press consisted of a wooden frame in which the printing plates were clamped. By turning a thread evenly, text and illustrations were printed on a sheet of paper. This avoided the laborious rubbing of the printing plates that was required for wood printing.

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Hölzerne Spindelpresse, 1763 / Wooden srcew press, 1783 (TMW)

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Detail / detail (TMW)

Gutenberg-Bibel

Das Meisterwerk von Johannes Gutenberg entstand zwischen 1452 und 1454 in Mainz. Für das zweibändige Werk mit insgesamt 1282 Seiten wurden 290 verschiedene Figuren gegossen. Die farbigen Initialen und Zeichen wurden nach dem Druck eingefügt. Es wurden 190 Exemplare hergestellt, davon vermutlich 30 auf kostbarem Pergament, der Rest auf Papier. Heute sind noch 49 Exemplare erhalten. Zwei davon sind im Besitz des Gutenberg-Museums in Mainz.

Gutenberg Bible

The masterpiece by Johannes Gutenberg was created between 1452 and 1454 in Mainz. For the two-volume work with a total of 1282 pages, 290 different figures were cast. The coloured initials and signs were inserted after printing. 190 exemplars were produced, 30 of them presumably on precious parchment, the rest on paper. Today 49 copies have preserved. Two of them are in the ownership of the Gutenberg Museum in Mainz.

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Gutenberg -Bibel, etwa 1455 (Original) / Gutenberg Bible, about 1455 (original)

Johannes Gutenberg, vom US-MagazinTime zum "Mann des Jahrtausends" gekürt, hat mit seiner revolutionären Erfindung den Lauf der Geschichte entscheidend beeinflusst. Bücher und andere Druckwerke wurden rasch verfügbar und ohne viel Aufwand beliebig oft reproduzierbar. Das hat unter anderen auch mit dazu beigetragen, dass sich Martin Luthers Thesen und damit das Gedankengut der Reformation rasch verbreiten konnten.

Johannes Gutenberg, named "Man of the Millennium" by the US magazine Time, has significantly influenced the course of history with his revolutionary invention. Books and other printed works became quickly available and could be reproduced as often as required without much effort. Among other things, this also helped that Martin Luther's theses and thus the ideas of the Reformation could spread quickly.


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Ich habe damals eine Hausarbeit über die Entwicklung der Kommunikationsmittel geschrieben und Bücher gehören natürlich dazu. Ich war und bin immer noch sehr fasziniert...wie alles sich so entwickelt.
Selbst wenn wir im Moment praktische E-Bücher haben (und ich nutze es auch aus praktischen Gründen), liebe ich immer noch das Gefühl...die echte Bücher umzublättern und ihren Geruch auch ^_^.

Ich habe mich mit E-Books noch nicht so richtig anfreunden können, auch wenn ich ihre Vorteile sehe.

Eine ganze Bibliothek quasi in die Tasche stecken zu können, ist schon ein bestechendes Argument, vor allem auf Reisen sicher sehr praktisch. Aber ein gedrucktes Buch fühlt sich für mich in der Hand einfach besser an als ein E-Reader. Ich mag es im Buchladen zu stöbern, ein Buch in die Hand zu nehmen, darin zu blättern ... Außerdem gönne ich meinen Augen auch gerne mal eine Abwechslung.

That level of color and quality in 1455!!!!

Really incredible! I'm sorry I missed the presentation of an original Gutenberg Bible in the Austrian National Library. The Bible is rarely exhibited for conservation reasons, most recently on the occasion of the library's 650th anniversary.

Ja Danke sehr interessante.
Ohne Herrn Gutenberg gäbe es heute auch kein Internet.

Der Buchdruck und das Internet sind die Technologien die den Bürger die Chance geben sich zu bilden!!!

Und Bildung ist Macht!
Grüsse

Posted using Partiko Android

Mit der Erfindung seines Druckverfahrens hat Gutenberg eine Revolution auf dem Gebiet der Wissensübermittlung in Gang gesetzt. Menschen aus allen Bevölkerungsschichten erhielten zumindest theoretisch Zugang zu Wissen und Bildung. Es sollte allerdings noch einige Jahrhunderte nach der bahnbrechenden Erfindung dauern, bis der Großteil der Bevölkerung alphabetisiert war.

Heute hat sich das Internet als Wissensspeicher etabliert. Wer informiert ist, durchblickt ökonomische und politische Entwicklungen leichter, kann sich für Demokratie und soziale Gerechtigkeit einsetzen.

Leider bleibt das elementare Menschenrecht auf Bildung vielen Bevölkerungsgruppen verwehrt.

Handys werden immer billiger, Konzerne wie Google oder Facebook wollen kostenlos Internet zur Verfügung stellen. Allerdings kontrollieren die dann was gesehen/gelesen wird.

Die nächste wissensrevolution ist das dezentrale Internet...

Vielleicht hilft da der Brave Browser, den teste ich nächste Woche

Posted using Partiko Android

Die Aufhebung der Netzneutralität in den USA, die einen massiven Eingriff in das freie Netz bedeutet, wird die Entwicklung von dezentralen Netzen beschleunigen. Erste Ansätze dazu gibt es beispielsweise vom US-Startup Substratum. Ziel ist es, ein dezentrales Netzwerk ohne zentralen Server und Verteilerknoten aufzubauen. Als Währung innerhalb dieses Peer-to-Peer Netwerkes dient die Kryptowährung sub, die zur Zeit auf CoinMarketCap auf Rang 148 gelistet ist. Vielleicht bist du aber ohnehin schon darüber informiert.

Der Brave Browser klingt auch interessant, den werde ich auch einmal testen.

Mit substratum habe ich mich noch nicht weiter beschäftigt.
Aber hier hast du nen link zum brave Browser.
Und in meinem Post ist ein Link zum Brave Browser

Posted using Partiko Android

In den meisten oder allen Ländern der zweiten und dritten Welt ist doch praktisch Facebook "das Internet".

Daß die Engländer ihr 'þ' auf einmal mit 'th' umschrieben ist übrigens Gutenbergs Schuld: Denn die festlanddeutschen Sprachen wandelten bekanntlich das 'þ' zu 'd'; welches es in diesen Sprachen also nicht mehr gab. Da die Engländer die deutschen Druckmaschinen kauften, blieb ihnen nichts anderes übrig, als ihr 'þ' mit anderen, also deutschen oder lateinischen, Buchstaben zu umschreiben.

Beste Grüße, guter Beitrag und Resteem.

Haben sie nicht eher das gestrichene d, das sich im Isländischen erhalten hat, zu d gemacht? th ist ja noch mal ein anderer Laut.

Danke für die gute Frage.

Auf dem Festlande sind beide Zahnlaute, also der stimmhafte und der stimmlose dentale Frikativ, im Zuge der zweiten Lautverschwiebung zu 'd' verschoben worden.

th ist ja noch mal ein anderer Laut.

Nein, in der englischen Sprache werden 'Þ/þ' und 'Ð/ð', obwohl einmal stimmhaft und einmal stimmlos, mit 'th' umschrieben.

https://de.wikipedia.org/wiki/Zweite_Lautverschiebung
https://de.wikipedia.org/wiki/Stimmhafter_dentaler_Frikativ
https://de.wikipedia.org/wiki/Stimmloser_dentaler_Frikativ

þanks ;-)

Wirklich sehr interessant

Vielen Dank für die interessante Anmerkung und den Resteem!

Ein schönes Stück Kulturgeschichte, danke! :-)

Hallo Anna,

früher war es ein wirkliches Erlebnis in die Druckerei zu kommen, um erstmals den Vordruck dessen in der Hand zu halten, an was ich und meine Kollegen fast einen Monat gearbeitet haben.
Laut, Druckerschwärze war überall zugegen und die Setzer die eigentlichen Helden.
Heute betrete ich die Räume der Druckerei und sehe nur noch saubere Hände und angebissene Äpfel mit Tastaurbeleuchtung.
Wo sind nur all die Helden mit den vielen Buchstaben in der Hand geblieben?

Liebe Grüße
Wolfram

Hallo Wolfram,

die Helden des Bleisatzes haben sich inzwischen zur Ruhe gesetzt oder mussten umlernen. Dass der technische Fortschritt auch nicht vor dem Drucker-Gewerbe halt gemacht hat, zeigt sich unter anderen auch daran, dass der traditionelle Beruf des Schriftsetzers ausgestorben ist und durch jenen des Drucktechnikers ersetzt wurde.

Wie lange es wohl dauern wird, bis auch die Offset-Druckmaschinen nur mehr im Museum zu bewundern sind?

Liebe Grüße,
Anna

Die Frage, die sich stellt, lautet lediglich: Wann wird den Kuratoren oder Museumsdirektoren klar, dass sie die Türen ihrer Hallen schon längst hätten öffnen müssen. Sogar dem Siebdruck wird bereits der Strick um den Hals gelegt. Was würde wohl Andy Warhol dazu sagen?

Ich glaube nicht das Siebdruck, Lithographie, Intaglio, Mezzotint usw aussterben. Ich kenne genug junge Künstler die sich damit intensiv beschäftigen. Z.B. eine junge Künstlerin die ich sehr gut kenne ist Professorin in Serbien, und das ist ihre Spezialität. Nur muss hier gesagt werden das traditionelle Kunst besonders in Ost-Europa noch immer gelehrt wird, und es gibt Akademien auch im Westen die sich darauf spezialisieren. Meine Freunde in der Vienna Academy of Visionary Art sind sehr bemüht diese Tradition weiterzuführen, und Studenten kommen hierher aus der ganzen Welt, besonders aus der USA.
Natürlich die grösste Schule in Europa ist die Florence Classical Arts Academy - und gerade dort hätte ja auch Andy Warhol so einiges dazulernen können!

Vor 10 Jahren hätte ich dir in allen Belangen zugestimmt. Die Realität hier vor Ort zeigt mir jedoch, dass die kleinen Ateliers, die sich ganz auf den Siebdruck spezialisiert hatten, nicht mehr da sind. Leider!!!

Ich hab erst neulich eine Doku gesehen, die einen jungen Mann porträtiert, der mit Siebdruck bedruckte Shirts verkauft.
Wollte ich hier eh schon mal vorstellen.

Es gibt unzählige Künstler die Siebdrucke herstellen. Kommerziell wird dies meist für T-Shirts angewendet, und da gibt es, wenigstens in meiner Gegend, genug Firmen. Woran es etwas mangelt sind Tiefdruck Studios. Siebdruck kann mit wenig Aufwand hergestellt werden, Radierungen brauchen aber teure Pressen. Boesner und Gerstäcker verkaufen alles was man dazu braucht - würde es niemand machen, dann würde es wohl keine Abteilung dafür geben. Siebdruckland lebt davon!

Ein Bekannter von mir ist Buchdruckermeister. Der bindet auch schon nochmal eigene Bücher, wenn er Lust hat - ist aber seltener geworden. Die Werkstatt dafür existiert jedenfalls noch.

Ich habe ja die Making-Of-Videos zu den "Hobbit"-Filmen sehr begeistert konsumiert - und da war schon die Rede davon, daß die bestimmte Aushänge (in der Seestadt) mit der Hand herstellen ließen.
So hat die Requisitenfirma Weta auch sehr von den insgesamt 6 Filmen profitiert.

Danke für den Link! Dein Teaser animiert zum Lesen des Artikels, den ich mir heute Abend vornehmen werde.

Ich habe mir die "Genesis" Seite in Original Größe angesehen. Der Druck ist gesetzt, aber die Buchmalerei (Illumination) ist von Hand hinzugefügt. Das muss bei dieser Auflage eine Heidenarbeit gewesen sein. Es wäre interessant diese jeweiligen Seiten nebeneinander zu vergleichen.

Wie aufwendig die Illumination ist, kannst du als Künstler vermutlich am besten beurteilen. Ich stelle mir das als eine Lebensaufgabe vor. Den Berufsstand des " Rubrikatoren" habe ich auch erst im Zusammenhang mit Gutenbergs Bibel kennengelernt.

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