Wie ein winziger Satz eine massive Belastung heilen kann

in #health7 years ago

In meinem letzten Posting habe ich bereits das Thema Derealisation / Depersonalisation angesprochen und beschrieben wie massiv der Einfluss dieses Zustandes auf das tägliche Leben sein kann. Diejenigen unter euch, die diesen Zustand bereits am eigenen Leib gespürt haben, wissen, wovon ich spreche. All denen unter euch, die die Erfahrung noch nicht (bewusst) gemacht haben, möchte ich das Gefühl ein wenig genauer beschreiben und euch am Ende einen Satz mit auf den Weg geben, der nicht nur die Derealisation bessern, sondern auch den Nicht-Betroffenen einen Wohlbefindens-Boost verpassen kann!

Wie fühlt sich Derealisation / Depersonalisation an?

 
Stellt euch vor, ihr seid auf einer Party und trinkt reichlich Alkohol. Ihr fühlt euch locker, alles ist prima, aber ab irgendeinem Punkt bemerkt ihr, dass ihr so viel getrunken habt, dass alles um euch herum plötzlich unecht wirkt. Als würdet ihr neben euch stehen. Ihr habt den Punkt überschritten, ab dem betrunken sein als Beschreibung eindeutig zu harmlos ist. Ihr fühlt euch nur noch mies, jeder um euch wirkt unecht, ihr fühlt euch wie in einem Traum, aber keinem der guten Sorte.

Eure Umwelt scheint weit weg zu sein, ihr fühlt euch abgetrennt, zweifelt an der Echtheit der Menschen und Gegenstände um euch herum, sogar an eurem eigenen Spiegelbild. Nun stellt euch vor, dass dieser Zustand am nächsten Morgen nicht weg ist, sondern konstant bestehen bleibt. Einen Tag, zwei Tage, eine Woche, einen Monat... Jahre... So in etwa fühlt sich eine Derealisation an.

Warum existiert dieser Zustand überhaupt?

 
Grundsätzlich ist dieser Zustand eine gute Sache. Zumindest ist er als eine solche in uns eingebaut. Es handelt sich um eine Schutzfunktion, die uns in bedrohlichen Situationen vor unseren Emotionen schützen soll, denn diese würden nur stören, wenn wir zum Beispiel von einem Raubtier angegriffen werden. Unser Körper sorgt also mit vielen kleinen Maßnahmen dafür, dass wir kämpfen oder fliehen können, ohne dass unsere Emotionen uns erstarren lassen.

Die meisten Menschen erleben so etwas zum Beispiel in einem Verkehrsunfall, bei einem Überfall, einer Schlägerei, wenn die Freundin Schluss macht, wenn wir auf dem Heimweg von einem riesigen lilafarbenen Elefanten angegriffen werden, oder ähnlichen traumatischen Situationen. Ist die Situation vorbei und wir sind erfolgreich vor dem lila Elefanten geflüchtet, lässt der Zustand mit der verschwundenen Bedrohung auch wieder nach.

Warum bleibt der Zustand bei manchen Menschen so lange bestehen?

 
Im Laufe von vielen Monaten habe ich Stück für Stück gelernt, weshalb dieser Zustand nicht verschwindet und wodurch er mit Nahrung versorgt wird. Es ist in etwa so, als würdet ihr im betrunkenen Zustand weiter Alkohol in euch hineinkippen. Nur, dass in diesem Fall kein Alkohol im Spiel ist, sondern die Derealisation durch Angst genährt wird. Angst vor dem Zustand an sich, Angst davor, dass er nie wieder endet, Angst davor, den Alltag nicht zu schaffen, Angst vor dem Chef, Angst vor Krankheiten oder vor dem Verrückt werden. Somit erhalten wir aufgrund unserer inneren Einstellung und unserer Reaktionen den Zustand selbst am Leben! Wir selbst sind es, die den Zustand weiter durch unsere Angst mit Nahrung versorgen und Kopf und Körper im Kampf oder Flucht Modus halten. Im folgenden Video habe ich es für die Wissbegierigen unter euch genauer erklärt:

Diese Angst beruht meistens auf bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen und Dingen, die in unserem bisherigen Leben geschehen sind. Ein Trauma in der Kindheit zum Beispiel, oder langjährige Verhaltensweisen, die unseren Kopf und Körper in pausenlose Anspannung versetzen.

Was kann man dagegen tun?

 
Viele Menschen sehen den Zustand als eine Bedrohung an. Sie kämpfen gegen den Zustand an, wollen ihn besiegen oder aus ihrem Leben verbannen. Da wir aber oben bereits gelernt haben, dass solche Verhaltensweisen den Zustand nur verstärken, passiert das Gegenteil des erhofften Effekts. Neben dem Akzeptieren des Zustandes als eine in uns eingebaute Schutzmaßnahme, ist es absolut wichtig, sich einen ausschlaggebenden Satz immer wieder vor Augen zu halten. Diesen Satz - und weshalb er so ausschlaggebend ist - erkläre ich in diesem Video:

Alle, die davon betroffen sind, sollten diesen Satz verinnerlichen. Nicht nur lesen und irgendwo im Kopf wegpacken, sondern ihn in ihre grundsätzliche Lebenseinstellung einbauen. Und auch alle Menschen, die noch nicht mir Derealisation zu tun hatten, können sehr von diesem Satz profitieren.

Da das Thema sehr umfangreich ist, möchte ich auch in zukünftigen Postings immer mal wieder darauf eingehen, Hintergründe und Zusammenhänge erklären, sowie Lösungen anbieten.

All diese Dinge können aber nicht nur im Nachhinein von Betroffenen angewandt werden, sondern können auch präventiv für ein fluffiges Leben sorgen, frei von Unwohlsein, Sorgen, Stress und psychischen Problemchen. Also bleibt hier am Ball, wenn Themen wie das Bewältigen von Krisen, der Umgang mit Sorgen und Problemen, kleine Lebenserfahrungen und ähnliche Dinge genau euer Ding sind.

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Spannendes Thema...werde Deinem Kanal folgen und bin gespannt, was ich lernen werde.

Hoffentlich eine Menge. :) Ich schau mich gleich mal bei dir um.

Danke und viel Spaß dabei!

Mit mir hast einen follower mehr.
Beitrag habe ich resteemed.

Dein Artikel ist richtig gut und so wichtig für Betroffene und Nichtbetroffene weil allein daraus ja schon eine Spirale entstehen kann und sich Problematiken verstärken.
Und ich find s auch immer wieder klasse wenn jemand weitergeben möchte um anderen zu helfen.
Habe mich selbst durch schwere Traumata gekämpft,bin ADHS Betroffene und weiß wovon du schreibst.

Hey Marion! Ja, ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass viele Leute sich nach so einer Erfahrung wie DR/DP komplett davon zurückziehen und ihr Leben weiter leben. Das kann ich völlig verstehen, denn so eine Episode möchte man schnell hinter sich lassen. Ich habe mich aber absichtlich entschieden, meine Erfahrungen zu teilen, damit andere daraus lernen können. Daher vielen Dank für das Teilen des Beitrages. Je mehr Leute über solche Themen bescheid wissen, desto besser. :)

Denke es ist für einen selbst schon schwierig zu verstehen ...was ist da los mit mir,geschweige denn es jemanden zu vermitteln.
Mit einem Gipsarm sagt dir jeder gleich..."oh shit Arm gebrochen,hast du Schmerzen,brauchst Hilfe bei irgendwas,etc."...
Bei der verfremdeten Wahrnehmung ist eher ein Gefühl von wie Watte im Kopf und "sieht" ja keiner.

Ja, daher wird sowas auch oft nicht verstanden oder gar ernst genommen. Es heißt schnell "hab dich nicht so". Dabei sind solche Leiden oft viel heftiger als ein gebrochener Arm. Beim Tinnitus ging es mir ähnlich...

Sehr informativ und aufbauend. Das Thema betrifft ja jeden-entweder direkt oder indirekt. Je mehr man darüber weiß, desdo besser kann man helfen. Freu mich auf weiteren Content von dir :)

Ja, auf jeden Fall! Die meisten Erkenntnisse kann man auch in unglaublich vielen anderen Lebenssituationen anwenden. Mehr Content folgt auf jeden Fall.

Erstmal auch ein willkommen von mir. Ich habe beruflich viel mit strukturellen Dissoziationen bzw. Derealisation / Depersonalisation zu tun. U.a. im Zusammenhang mit ADHS. Aber auch früheren Traumatader herkömmlichen Art. Lass Dich hier nicht entmutigen, wenn Du zunächst wenig upvotes bzw. wenig "Wert" dabei hast. Es dauert lange, gerade bei solchen Themen. Vernetze Dich weiter mit der deutschsprachigen Community. Und frage gerne, wenn es Fragen gibt. Ich bin seit Dezember 2017 dabei und auch noch "Plankton", also unterste Stufe hier...

Hey Martin. Keine Sorge, das sehe ich ganz entspannt. :)

Vielen DANK für deinen Beitrag!
Ich wünsche dir ein schönes Leben! - Genieß es und hab Spaß!

Ich mach' immer das Beste daraus. ;)

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