Wie frei ist Steemit?
Ich hab da mal eine Frage.
Wir verlassen uns ja alle darauf, daß Steemit immer online und funktionsfähig ist und sowieso.
Daß die Daten irgendwo liegen müssen, entschwindet unserer Wahrnehmung ganz schnell.
Mein Halbwissen über die Architektur von Steemit sagt mir, daß der Content auf den Servern der Witnesses liegt. Mehrfach verteilt (nehme ich an), aber dennoch ist es erforderlich, daß ein Witness seinen Server an einen zuverlässigen und hinreichend breitbandigen Zugang anbindet. Mein Heiminternet scheidet da aus, über die Stromkosten möchte ich gar nicht nachdenken.
Idealerweise sollte der Witness also ein geregeltes Einkommen außerhalb von Steemit haben und während seiner Amtszeit tunlichst nicht insolvent oder sowas werden. Evtl. sind auch Vorkehrungen für mögliche Unfälle zu treffen. (Weiß ich nicht, denke ich mir gerade so.)
Die Frage, die mich beschlich, ist einfach: was ist bei einem Server-, Verbindungs- oder sonstigem Stromausfall?
Die aktuelle Struktur des Internets ist ja schon so, daß grundlegende Dienste in den Händen weniger Firmen liegen. Bei den Stromnetzen ist die Zentralisierung noch größer.
So unabhängig, wie es scheinen mag, ist meines Erachtens das Netzwerk also gar nicht.
(Gesetzliche Regelungen habe ich jetzt mangels Wissen ausdrücklich außen vor gelassen; durch die Internationalität von Steemit ist ja der Umfang dieser Regelungen sehr groß und ihre Varianz vermutlich auch.)
Ein Thema, das schon ein wenig von der #Freiheitswoche von @kadna abweicht, aber das erste Stichwort, das mir dazu einfiel.
Danke für deinen Beitrag - die Abhängigkeiten sitzen überall... und ich finde es richtig, solchen Gedanken nachzugehen. Und die Abhängigkeit vom Strom ist selbst für freie Nomaden relevant, wenn sie ein Onlinebusiness betreiben. Frei bin ich dann in dem Moment, wo es mich nicht wirklich triggert - wo ich alles so nehmen kann, wie es kommt. Freiheit ist ein Weg... und wir stehen alle an unterschiedlichen (Stand)Punkten.;)
Gerade für Nomaden lohnt es sich, sich damit zu beschäftigen, wo die Energie herkommt, mit der man das Online-Business betreiben kann. Außerhalb vom Funkloch DE ist es nirgendwo ein Problem, sich eine SIM-Karte für ein paar Mark zu besorgen. Wenn man dann ein paar Solarzellen und am besten noch ein Windrad auf dem Dach hat, dann kann man überall seinem Geschäft nachgehen und mit der überschüssigen Energie kann man sogar die eine oder andere Währung schürfen.
Die Blockchain wird viele Branchen zerschlagen und das digitale Nomadentum wird eher Regel als Ausnahme werden. Man braucht nicht mehr zwingend große Firmen, die Menschen anstellen. Das kann man mittlerweile auch untereinander direkt machen. Sagen wir, jemand will - meinetwegen aus humanitären Gründen - nicht eine große Firma mit der Programmierung einer App beauftragen, sondern lieber einen armen Inder.
Auch hier auf Steemit zeigt sich sehr deutlich, was alles möglich ist: Der Steemit User @malos10 lebt in Venezuela. Das Land ist im Arsch. Von seinen Einnahmen hier auf Steemit verteilt er Essen unter Obdachlosen und in Krankenhäusern und schreibt darüber Berichte, die wiederum Einnahmen generieren. Solche Sachen waren vor der Blockchain völlig unmöglich. Man kann ihm nicht einfach ein paar Euro auf sein Bankkonto überweisen, denn die werden in Bolívares umgewandelt, und die verlieren täglich an Wert. Bis der das Geld abhebt, kann er sich davon nichts mehr kaufen. Venezuela ist ein gutes Beispiel dafür, wie man die Blockchain einsetzen kann, um das Leben der Ärmsten dieser Welt zu verbessern.
Und das ist alles erst der Anfang einer Entwicklung. Wenn man sich im einzelnen anschaut, was für Projekte angedacht sind, dann kommt man aus dem staunen nicht mehr heraus. Natürlich ist viel Unsinn dabei, aber es gibt andere, realistische und durchaus getestete Projekte, gerade in den ärmsten Ländern. Viele davon entstanden gar nicht durch die Arbeit von Entwicklern, sondern schlicht aus der Not heraus[1]>. Die Afrikaner sind ohnehin viel weiter, was die Entwicklungen auf der Blockchain angeht, denn viele von denen haben gar keinen Zugang zu unserem Bankensystem. Die wurden nie eingeladen...
[1] Siehe einen Bericht von Wired.COM zum Thema BitCoin in Venezuela vom Januar 2018.
Hi @besold - wenn deine vielen Infos hier deine eigenen Texte sind, mach doch Artikel draus und ich verlinke sie noch zur Freiheitswoche... Ist doch von Interesse für Viele Lieben Gruß Kadna
Ja, sind alles meine eigenen Texte. Findest Du? Hm. Dann mache ich das. Dann muß ich den Text vielleicht etwas besser ausarbeiten.
Kurze Antwort: Das macht überhaupt gar nichts.
Längere Antwort - hoffentlich verständlich: Für die Blockchain-Technologie im allgemeinen gilt folgendes - ich nehme Mamma Bitcoin als Beispiel, aber das Funktionsprinzip der Blockchain ist weitgehend gleich. Wenn sie wesentlich davon abweicht, dann ist es keine Blockchain. Das ist übrigens der Grund, warum Banken bei dieser Technologie praktisch außen vor bleiben dürften: Man kann im Nachhinein nichts mehr manipulieren. Das ist für die Bankenmafia relativ uninteressant.
Also, es ist so: In der Blockchain gibt es keine Server in dem Sinne. Es gibt nur Nodes, also Netzwerkknoten. Diese Nodes sind sehr schlicht aufgebaut und können in der Regel auf jedem PC installiert werden indem man die entsprechende Software (z.B. Bitcoin Core) herunterlädt. Da man die gesamte Blockchain herunterlädt, kann das eine Weile dauern. Theoretisch reicht dazu sogar eine Verbindung über das Mobiltelephon - ja, DE hinkt da in der Entwicklung den anderen Drittweltländern noch arg hinterher, aber selbst eine deutsche Verbindung ist dafür ausreichend. Natürlich kann man so einen Node auch auf einem teuren Server installieren, aber es ist nicht zwingend notwendig.
Diese Nodes senden und empfangen Nachrichten, und diese Nachrichten werden auf der Basis 'bester Bemühungen' (Best Efforts) übertragen, so daß die Nodes das Netzwerk jederzeit verlassen und sich erneut anschließen können. Wenn ein oder mehrere Nodes eine gesendete Nachricht eines anderen Nodes nicht bekommen, dann ist das gar nicht weiter schlimm, denn diese Arbeit erledigen in dieser Zeit die anderen Nodes. Es ist nicht so, daß irgendwo Daten fehlen wenn ein Node z.B. explodiert, da diese Daten ja in Blöcken auf der Mehrheit der Nodes abgespeichert sind. Das ist es gerade das, was die Blockchain so sicher macht. Verbindungs- und Stromausfälle sind lokale Erscheinungen und betreffen immer nur einzelne Nodes, aber niemals die Mehrheit der Nodes. Die nicht betroffenen Nodes laufen ganz normal weiter. Sobald die Störungen behoben sind, holt sich der Node aus der Blockchain die Daten, die während seiner Abwesenheit der Blockchain hinzugefügt wurden, und bringt sich selbst wieder auf den neuesten Stand. Ein Strom- oder ein Netzwerkausfall hat somit auf die Blockchain absolut keine Auswirkung, selbst wenn ein ganzes Land oder der ganze Kontinent von einem Stromausfall betroffen wäre. Es müßte schon ein globaler Stromausfall sein - aber dann geht sowieso kein Rechner. Sobald wieder Strom fließt, sind auch alle Daten wieder da.
Aus dem selben Grund ist es auch praktisch unmöglich, die Blockchain zu hacken, denn man kann immer nur einzelne Nodes hacken, aber sobald die Daten auf einem Node mit den Daten aller anderen Nodes nicht mehr übereinstimmt, werden die Informationen auf diesem (gehackten oder manipulierten) Node durch die echte Version ersetzt. Die "echte Version" ist die "Truth agreed upon", also praktisch die Version der Wahrheit, auf die sich alle geeinigt haben, die längste Blockkette (Blockchain). Diese ist nur manipulierbar, wenn praktisch alle Teilnehmer mit der Änderung einverstanden sind. Das macht andererseits die Wartung des Netzwerkes sehr schwierig. Die ließe sich in etwa mit der Wartung einer Boeing 747 vergleichen, die sich im Flug befindet.
[1] ⇩ Download ⇩ der deutschen Version des Bitcoin Whitepapers auf Github
hallo, ich hab IT-technisch zu wenig ahnung, aber ich find es schön, dass du dich mit dieser thematik auseinandersetzt! wird bestimmt noch mal der richtige auf deinen blog stoßen, der unsere fragen beantworten kann :)
Danke für Deinen Blogpost @isarmöwe. Von diesem Blickwinkel aus habe ich das noch nicht betrachtet. Richtig frei sind wir mit Steemit also erst, wenn wir uns von den Stromkonzernen unabhängig machen können, zum Beispiel durch die Nutzung freier Raumenergie.
Ich habe keine Ahnung davon, ob diese für den Betrieb eines Servers ausreicht.
Im Prinzip reicht dazu ein kleines Solarmodul und ein ganz schlichter Rechner, der über ein AdHoc-Netzwerk mit dem Internet verbunden ist. Der Betrieb eines Servers, wie man es von Internetgiganten kennt, die quadratkilometerweise Server laufen haben, ist gar nicht nötig.
Lieben Dank ! Das klingt umsetzbar. Die Idee für die völlige Freiheit von Steemit liegt also schon in der Schublade , wie genial !
Umsetzbar ist es auf alle Fälle. Es ist einfach nur eine Frage der Zeit und Finanzen - wie bei allem. Du kannst Dir so ein Teil hier aufs Dach hauen und damit kannst Du einen normalen Rechner zum Nulltarif 24/7 betreiben:
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Ich verstehe nur den Plan nicht ganz. Du kannst ja Steemit auch nutzen, ohne selber einen Node zu betreiben. Interessanter wäre es, mit Strom der nichts kostet, andere Kryptowährungen zu schürfen. Aber auch das ist nur sinnvoll, wenn man sich sowieso eine Solaranlage kaufen und diese auch nutzen will. Sich nur zum Zwecke des Schürfens eine Solaranlage für knapp 2000€ zu ziehen ist nicht wirklich sinnvoll.
Es gibt auch andere Möglichkeiten. Man könnte sich auch eine Windturbine bauen und einen Mining-Rig aus alten Smartphones daran anschließen. Da liegt der Kostenpunkt recht überschaubar - aber es ist eine wochenlange Bastelei. Ideen gibt es zuhauf, und täglich kommen neue dazu. Das Potential der Blockchain ist noch lange nicht ausgeschöpft.
Jein. Man kann zwar einen Laptop als Server einrichten, aber die Module kosten auch im Kleinformat etwas. Ein Bekannter nimmt regelmäßig seine drei Module auf Amateurfunk-Fielddays mit und ist dann mit einer Station mittlerer Leistung (bis vielleicht 200 Watt?) unabhängig. Die Module zusammen haben aber im mittleren dreistelligen Bereich gekostet, wenn ich mich richtig entsinne, dazu gehört auch noch ein Akku.
(Hätte Dich gern mit Links zum Thema versorgt, finde aber kaum brauchbares.)
Danke, gut zu wissen !