Kommentar: Der ECHO und das mediale Echo...

in #echo6 years ago

Schluss ist mit dem ECHO.

Laola!

EchoScreenshot.png
(Screenshot von der offiziellen Homepage

Der Helene-Fischer-Preis wird abgeschafft (Sie hat das Ding 17 mal gewonnen...). "Nach antisemitischem Skandal"- so titelt (oder echot) es quer durch die Medienlandschaft von Tagesschau über Spiegel von Welt bis FAZ von Bild bis Süddeutsche.

Die einen erfassen das Grundproblem mit dem ECHO ganz gut, wie ein Kommentar in der Süddeutschen zeigt:

Eine Auszeichnung, die vorgab, etwas mit Kunst zu tun zu haben, tatsächlich aber quasi ausschließlich hohe Verkaufszahlen adelte.
(Quelle)

Die anderen haben den Schlag (oder das Echo) nicht gehört. So liest man auf der offiziellen Homepage des ECHO:

Die Marke ECHO sei so stark beschädigt worden, dass ein vollständiger Neuanfang notwendig sei...

Was ist da nun eigentlich los, bzw. welches gesellschaftliche Echo wird da gerade zurückgeworfen?

Also erstmal zurück zum Anfang

Der Echo ist ein Preis der in Deutschland seit 1992 verliehen wird, und zwar an die Künstler mit den besten Verkaufszahlen aus verschiedenen Sparten. Polemisch ausgedrückt eine Art selbstbeweihräucherungsorientierte Erfolgsprovision und Zusatzwerbung für sowieso schon erfolgreichen Einheitsbrei, oder eben eine banale Form "der Masse" (oder "dem Volk") nochmal einzuhämmern, was die Masse gut findet und gut finden sollte. Keine Jury, keine Experten, kein Auswahlverfahren, nur nackte Verkaufszahlen. Damit war auch der Name "ECHO" recht gut gewählt, auf mehreren Ebenen.

Bei Statista habe ich nun eine schöne Grafik gefunden:

Infografik: 1,8 Millionen schauen beim ECHO 2018 zu | Statista Mehr Infografiken finden Sie bei Statista

Die offiziellen Zahlen für 2018 lagen bei 1,8 Mio Zuschauern.

Das ist nicht genug und lohnt sich nicht.

Die einfachste Lösung wäre das Ding einfach einzustampfen. Damit hätte man aber keinen Werbeeffekt für das nachfolgende Projekt, also müssen die Strippen so gezogen werden, dass man nachhaltiges Interesse für das was danach kommt aufbaut. Ein handfester Skandal muss her. Und nichts stachelt in der aktuellen Empörungskultur die politisch korrekten Sprachpolizisten und linguistischen Blockwarte besser auf, als das Trigger-Wort "Antisemitismus" (oder Isalmophobie, Homophobie und was weiß ich noch alles).

Man fühlt sich an Monty Python erinnert:

Eine Szene die heute als zutiefst antisemitisch, frauenfeindlich und was sonst noch bezeichnet würde. Für mich ist die Szene immer noch urkomisch und trifft die Situation mit dem ECHO wie die Faust aufs Auge (so ein Mist, das könnte als gewaltverherrlichend angemahnt werden)

Wieder einmal startet nun die Diskussion darüber was Kunst darf und was nicht, was Kunst ist und was nicht. Zuletzt medial durchgekaut wurde dies wohl nach Böhmermanns Schmähgedicht über Erdogan. Was Kunst immer war ist ein Echo (Haha! sic!) der Gesellschaft. Muss es mir gefallen, wenn eine Casey Jenkins 28 Tage lang einen Schal strickt, aus weißer Wolle, welche Sie sich zuvor in die Vagina einführt? Sicher nicht! Muss es mir gefallen, wenn höchste Politiker an "künstlerisch aufgearbeitetem Kannibalismus" von Marina Abramovic teilnehmen ("Spirit Cooking")? Sicher nicht! Muss man darüber diskutieren? Sicher ja!

Aber wie? Diskussionskultur ist der Schlüssel

Ohne Kontext ist jede Empörung und jede Diskussion obsolet. Was ist also der angebliche Skandal? Und was ist eigentlich Battle-Rap? Diese Frage sollte man zuerst beantworten, bevor man irgendwie weiter argumentiert. Battle-Rap hat sich in amerikanischen vor allem schwarzen Ghettos entwickelt um sonst oft blutige Auseinandersetzungen mit Fäusten, Messern und Schusswaffen verbal zu lösen. Die Regeln waren einfach: beleidige deinen "Gegner" so sehr, dass er sprachlos ist und es muss sich reimen. Gewonnen hat die kreativste und verletzendste Beleidigung oder die eindrucksvollste Selbstüberhöhung. Allemal besser als körperlich aufeinander loszugehen, möchte man annehmen. Schön ist das nicht und das meiste was aus dieser "Kultur" entspringt ist diametral entgegengesetzt zu meiner eigenen Weltanschauung. Was ist also nun in diesem Kontext der Stein des Anstoßes? Hat jemand "Jehova" gesagt? Nein es wurde "Ausschwitz" und "Holocaust" gesagt.

Farid Bang und Kollegah haben folgende Punchlines:

"„Mein Körper definierter als von Auschwitz-Insassen.“

und

"Mache wieder mal 'nen Holocaust, komm' an mit dem Molotow"

Geschmacklos mag das sein, sagen würde ich sowas auch nie. Aber verharmlost wird da genau nichts, und lustig gemacht wird sich da auch nirgends. Es wird mit Worten ein genau so beabsichtigtes Bild gemalt. Im Gegensatz dazu wird mit jedem Hitler Vergleich tatsächlich verharmlost.

Was passiert tatsächlich?

Wie ich es sehe wird hier auf zwei Ebenen manipuliert. Zum einen schafft sich der Echo einen neuen Markt und Interesse für den "besseren" Nachfolger (schön wäre "Schall und Rauch") zum anderen werden die Umsatzzahlen von Farid und Kollegah explodieren. Wer das nicht versteht sollte mal den Streisand-Effekt googeln.

Nachdem ich mich mit dem Thema nun knapp 2 Stunden beschäftigt habe kann ich nur jedem raten, einmal ausgiebig zu gähnen, sich zurückzulehnen und das Echo verhallen zu lassen. Worte verletzten letztendlich nur diejenigen, die verletzt werden wollen, lasst euch nicht manipulieren. In diesem Sinne:

Holocaust, Holocaust, Holocaust!

Danke fürs Lesen, euer Pollux

Sort:  

D riesen Hinkelstein, und nur no Ärmle und Beinle luaget raus und dann no ganz trocka " guter Wurf

Die zwei lachen sich doch sowieso ins Fäustchen über die ganze gratis Werbung.

Was kommt bei Hip-Hop Fans besser an? :D
a) Meine Stars haben den selben Preis wie Andreas Gabalier bekommen.
b) Meine Stars sind so hart, die haben es geschafft den Echo trotz des ganzen Hates zu gewinnen - Und dann konnten sich die anderen nurnoch helfen und wegrennen (ECHOaus). (So sehen es denke ich viele derer Fans)

Selbst Kasachstan hat nach dem Film "Borat" feststellen müssen, dass selbst die 'grässlichste Publicity' durchaus 'gute Publicity' sein kann. ;)

Und, ich meine die "Gangsta-Rapper" können nun voller Stolz von sich behaupten:
"Yo, wir sind so krass, wir haben es geschafft, dass sogar ein ganzer Preis abgeschafft wird. Cool ey, ne?"

Wer sich mit Kollegahs Engagement gegen die Mainstream Medien und Bagage lange vor dem Echo befasst, wird merken das es sich hierbei lediglich um versuchten Rufmord handelt. Und vom Umsatz der beiden hat die Veranstaltung Echo verhältnismäßig wenig, was nicht der Grund für den ebenso nicht von ihnen ausgehenden Schlagzeilen ist.

Ich habe gestern gelesen, daß die Plattenfirma nun die Zusammenarbeit nicht nur Ruhen lassen möchte, sondern gegenüber dem "Westphalenblatt" für beendet erkärt hat. Das erleichtert das monetäre Abschöpfen des "Hypes" nicht.

Das ist alles "Schall und Rauch" aber "ohne Rauch gehts auch". Dann bleibt nur noch der Schall bzw. sein Echo...

Als erstes muss ich sagen ,das ich mich unwahrscheinlich freue den Fernseher abgeschafft zu haben. Dann kommt mir so ein hick hack gar nicht mehr zu nahe. Leider hab ich auf der Autofahrt das Gemetzel im Radio mitbekommen und musste die ganze Zeit den Kopf schütteln, ganze 2 Minuten lang bevor ich umgeschaltet hab. Leider passiert mir das Kopfschütteln zwischenzeitlich so häufig, sodass ich mir vorkomme wie ein Wackeldackel.
Dann lese ich solche Artikel und die Welt wird schon wieder ein bisschen besser für mich.

Monty Python ist einfach genial, vor allem dieser Film! Flying Circus muß man sich im englischen Original ansehen mit deutschen Untertiteln. Mögen die Gags dieser Jungs ewig leben!!!!!!

Wow, sehr ausführlicher Artikel mit einer recherchierten und eigenen Beleuchtung zum Thema! Mich hat der Echo vorher sowieso nicht wirklich interessiert, von daher wird verhallen lassen sehr einfach ausfallen^^

Ich stimme für "Schall und Rauch". Mal wieder ein Echo Skandal. Die finanzieren sich seit längerem durch Skandale, da es ansonsten niemanden interessiert.

Noch ein Kommentar zu den Kommentaren: Die Zeit, die benötigt wurde, um "i did not understand what it is written" oder "I don’t understand the language" zu tippen, hätte auch wundervoll zum popeln verwendet werden können. Das hätte zumindest alle anderen dann nicht behelligt.

Toll Recherchiert und spannend geschrieben deiner Auffassung vom Echo und all seinen Problemen stimme ich absolut zu.

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