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RE: Die Rolle des Zinses in einer arbeitsteiligen Wirtschaft

in #deutsch6 years ago

Wenn man deinen Beitrag über Zins genau studiert und in ein Tauschgeschäft integriert, stellt man unweigerlich fest, dass der Zins kein Wesenszug des Geldes ist, sondern des Kreditierens.

Einfach ausgedrückt ist kreditieren eine Lieferung ohne sofortige Bezahlung. Der Kreditgeber wird mit einem Zins belohnt man könnte es auch Geduldsprämie nennen. Durch die nicht „sofortige Bezahlung“ entsteht eine zeitlich auseinanderliegende Lieferung aus der eine Preisdifferenz entsteht, der Zins, der dem Kreditgeber zusteht.
Andersherum ist z.B. ein Geld- Vorabzahler (Vorauskasse) ebenfalls ein Kreditgeber und verlangt deshalb zurecht einen Rabatt, das ist den wenigsten bewusst. Die Begriffe Zins und Rabatt liegen nah zusammen. Das wird bei einem Tausch von Realgütern am deutlichsten.
Da zeigt sich: oft gewährt ein Tauschpartner ein Zahlungsaufschub. D.h. er akzeptiert, dass die Bezahlung, also die Gegenlieferung für seine Lieferung erst später erfolgt. Einem Zahlungsaufschub korrespondiert ein Liefervorschub: Ich darf jetzt schon ein Gut nutzen oder verbrauchen, was ich noch nicht bezahlt habe. Der Zins ist der Preis für die frühere Verfügbarkeit von Gütern. Oder anders betrachtet der Preis für eine spätere Bezahlung.
Man spricht immer vom Zins und verteufelt diesen sogar. Auf der anderen Seite, die nie betrachtet wird steht der Rabatt, Rabatt ist gut, Zins ist schlecht. Dabei ist der Rabatt dass Gegenstück der gleichen Medaille. Auch der Rabatt erwächst aus einer Zeitdifferenz, freilich auch aus einer Mengendifferenz, die bei realer Betrachtung aber ebenfalls eine Zeitdifferenz ist.
Der Zins ist somit nichts anderes als der Lohn für die Geduld desjenigen, der auf eine Bezahlung bzw. Rückzahlung wartet. Bis dahin akzeptiert er ein bloßes Versprechen als Tauschobjekt - zur vorläufigen Komplettierung eines gegenwärtigen abzuschließenden Geschäfts. Daher auch die Definition „Geduldsprämie“. Der Gläubiger wird dafür honoriert, dass er duldet, dass die Gegenlieferung für seine Lieferung nicht sofort, sondern erst später erfolgt.
Daraus wird deutlich, dass das Wort „Zins“, wie auch das Wort „Zahlungsmittel“ ursprünglich eine vom Geldverkehr unabhängige prämonetäre Bedeutung hat. Die Zinszahlung ist nicht an das Vorhandensein von Geld gebunden, wie auch „Bezahlen“ nicht an Geld gebunden ist. Zins kann auch ein Naturalzins sein, der unter Umständen einem realen Tauschgut von vornherein schon aufgeschlagen wird. Der Zins ist daher ein Wesen der Tauschmodalität und nicht ein Wesen des Geldes.
Wenn also jemand behauptet: „Der Zins sei eine typische Erscheinung des Geldverkehrs!“ Sollte man besser dreimal darüber nachdenken.
Auch die Behauptung kursiert in vielen Köpfen, das der Zins Kompensiert so etwas wie eine „Eigentumsprämie“. Wer diese Behauptung benutzt, ist uns eine Erklärung schuldig.
Wer an eine Eigentums-Prämie beim Zins glaubt, der muss seine Zinstheorie freilich auf „Geheimnisse“ gründen.

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Vielen Dank für die hervorragende Ergänzung meines Artikels.
Der Zins steckt einfach im menschlichen Handeln drin.
Man kann ihn durchaus als Naturgesetz sehen.
Der Versuch künstlich den Zins ins negative zu drücken ist wieder einmal ein perverser Versuch den "neuen Menschen" zu kreieren. Wo diese Versuche in der Geschichte immer wieder hingeführt haben, musste die Menschheit leider schon oft genug leidvoll erfahren.

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