You are viewing a single comment's thread from:

RE: Sind die deutschen Steuerzahler wirklich monetär "reich"? Eine Annäherung des Balten an dieses komplexe Thema!

in #deutsch6 years ago

Viele Statistiken, wie auch Statistiken zur „Arbeit“, zaubern mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht.
Von welcher Arbeit ist da überhaupt die Rede? Sprechen wir über „Work“ oder aus dem ältern englischen Begriff „Labour“? Also „Arbeit“ oder „Beschäftigung“? „Produktive Arbeit“ oder „sinnlose Arbeit“? Spricht man dort von „einer gräbt ein Loch und der Andere schüttet es wieder zu“? Oder spricht man dort von „einer gräbt ein Löch, der nächste pflanzt einen Baum und der dritte füllt wieder auf“?
Spricht man bei diesen Statistiken von Vermögen, oder Wohlstand?
Wie wird dort Kapital überhaupt definiert?

Und zum Schluss, was ist eigentlich Arbeitszeit? Wird dort von produktiver Arbeitszeit im Verkauf von Arbeit in einem bestimmten Zeitraum gesprochen? Oder von Beschäftigungen aller Art?
Wieviele Soziologen, Juristen, Künstler, BWLer, ZahnarzthelferInnen, EinzelhandelskauffrauMann, usw. braucht eine Gesellschaft?

Sort:  

Danke für Deine wichtigen Einwände hier- Vermögen/Wohlstand/Verfügbares Einkommen sind dort definiert nach der Credit Swiss/Eurostat, die durchschnittliche Arbeitszeit von Arbeitern auch: "It based on the following table by OECD (2016).
Here’s the methodology used: The total number of hours worked in the year 2016 in each country is divided by the number of people who worked during that year (which is what the OECD table shows) and then it is divided by 52.14 (the number of weeks in a typical year). The result is then rounded."
Siehe verlinkte Quellen.

Über die Definition von Kapital könnten wir wahrlich ein Seminar anhalten.

Die Lebensarbeiszeit: Eurostat weist darauf hin, dass es bei diesen Zahlen (duration of working life indicator) darum gehe die Zahl der Jahre zu messen, die ein derzeit 15jähriger noch vor sich hat im jeweiligen Land, also auch Zeiten der Arbeitslosigkeit!!! werden dort miteinbezogen, und ob produktive oder sinnlose Arbeit natürlich nicht, da schwer zu definieren.
Bürokraten z.B. arbeiten ja auch, vieles ist aus meiner wirtschaftsliberalen Sicht jedoch "sinnlos" und "unproduktiv", auch "Loch graben und wieder zuschütten"😂
Naja, letztlich sollte der Markt ja regeln, wieviel Soziologen eine Gesellschaft braucht, tut er bei uns aber nicht, da er eben ein regulierter und kein -zumindest weitgehend- freier Markt ist, der fortgesetzt immer mehr staatlichem Interventionismus ausgesetzt ist.
Das ist ja das Grundproblem!
Danke für Deine Zeilen und Ergänzungen. Meine Zeilen bleiben -wie in der Headline beschrieben- allenfalls eine Annäherung an die Thematik.
Und zum Glück bin ich nur Hobby-Ökonom und Abend-Soziologe/Philosoph!
BGvB!

Der Begriff "freier Markt" ist wohl eine Fehlinterpretation, wie Du richtig erkannt hast, denn "frei" ist Dieser in keinem Fall. Interventionen wohin man seinen Blick richtet. Alles auf den "freien Markt", der "nicht frei" ist, zu schieben, ist einfach nur töricht und eine Verzerrung des Realen.
Und was ist Kapital? Ich definiere es so:

Kapital ist der Einsatz von Gütern, Handlungen und Beziehungen in eine bestehende Struktur, die es erlaubt, mehr und höhere Ziele in größerem Ausmaß, schneller, besser und günstiger zu erreichen. Dieser indirekte Weg der Zielerreichung erfordert hohes Abstraktionsvermögen, vorübergehenden Verzicht bzw. Geduld und korrekte Antizipation - und vor allem die Fähigkeit und den Willen, sich überhaupt Ziele zu setzen. Wenn höherer Wohlstand im einzelnen zulässigen, nämlich breiten Wortsinn die effektivere Erreichung von mehr und höheren menschlichen Zielen bedeutet, dann vergrößert Kapital langfristig den Wohlstand. Dieser Wohlstandszuwachs ist bedingt durch die Kombination bestehender Faktoren in einer Struktur, die in unteilbarer Weise einen höheren bzw. besseren Gesamtertrag dieser Struktur mit sich bringt als die Einzelerträge der nicht zusammengesetzten Faktoren. Dazu muss allerdings auf den in der Regel rascher und einfacher zu erzielenden Einzelerträge verzichtet werden - in der ungewissen Aussicht einer möglicherweise gelungenen Neukombination. Ohne Aussicht auf diesen Mehrertrag bestehen kaum Anreize für den Kapitalaufbau; allerdings ist Ertrag niemals bloß monetär oder materialistisch zu verstehen.
Das ökonomische Verständnis von Wohlstand und Kapital verrät uns allerdings noch nicht, welche Ziele wir anstreben sollen, welche Ziele unserem menschlichen Wesen entsprechen und förderlich sind und welche Ziele sich widersprechen könnten. Die verkürzte Betrachtung von Wohlstand als rein materielle Größe der maximalen Ausstattung mit materiellen Konsumgütern ist charakteristisch für arme und verarmende Gesellschaften.
Bei einem breiteren Verständnis menschlichen Wohlstands im Sinne des Wohls der Menschen gewinnt auch das Konzept Kapital eine wesentlich breitere Bedeutung. Der Einsatz aller Güter und Beziehungen, über die man verfügt, zur Maximierung ihres materiellen Ertrages kann im Grenzfall auch als Konsum ("Aufbrauchen") aufgefasst werden, während die Pflege von Beziehungen und Strukturen, ohne Schielen auf ihren materiellen Ertrag, eine Investition im eigentlichen Sinne sein kann. Die Dinge können sich bei näherer Analyse also gänzlich umgekehrt darstellen, als sie auf den ersten Blick erscheinen. Der Ökonom darf hier durch eine ungenaue und verkürzte Interpretation keine versteckte Wertung einführen. Hohes Einkommen ist noch kein Endzweck, die Frage ist für den Ökonomen immer, welchen Zielen diese Mittel dienen sollen. Der ziellose Mehrer des materiellen "Wohlstandes" kann so im Endeffekt weitaus weniger wohlhabend sein als der Mensch, der sehr bewusste Ziele unter Einsatz geringerer Mittel verfolgt.

Soviel von einem Hobbyökonomen

Genau deshalb wäre die Überschrift mit "Vermögen" besser umschrieben als mit Reich.

Der Balte hat ja aber zu erkennen gegeben, dass er Reichtum anders definiert...

Das die Märkte nicht frei sind sondern nur den Anschein erwecken als wären sie frei ist vielen nicht klar.

Wären sie nämlich frei, dann würde es wohl allen und auch der breiten Masse besser gehen.

Es passt aber zum Zeitalter des Unterganges der westeuropäischen Kultur, dass nunmal die Märkte eben nicht frei sind und Finanzmagnaten das sagen haben - ebenso wie der Sozialismus, was unweigerlich zum dritten Weltkrieg führen kann.

Letzteres gilt es unbedingt zu verhindern..

Und zum Glück bin ich nur Hobby-Ökonom und Abend-Soziologe/Philosoph!

Mir doch egal.
Lese ich trotzdem gerne! :)

Coin Marketplace

STEEM 0.18
TRX 0.16
JST 0.029
BTC 62404.06
ETH 2426.64
USDT 1.00
SBD 2.65