Diplomatische Verwerfungen zwischen Deutschland und Paraguay

in #deutsch6 years ago

Berlin, 29.August 2018

Der Regierungssprecher gab vor wenigen Minuten bekannt, dass der Botschafter der Republik Paraguay, S.E. Fernando Daniel Ojeda Cáceres, ins Außenministerium einbestellt wurde.

Gleichzeitig warnt der Heimatminister eindringlich vor dem Gebrauch von Wörtern, in denen die begriffe Maus oder Ratte in irgend einer Form Verwendung finden könnten.

Was ist überhaupt passiert?

Dazu lassen wir am besten die Verteidigungsministerin zu Wort kommen, die die Geschehnisse live und in Farbe vor dem heimischen Fernseher verfolgt hat.

Ministerin für militärische Strukturen und verkrustete Frisuren

“Am Montag konnten Abfangjäger der Deutschen Bundeswehr auf dem Main einen hochmodernen Kreuzer der paraguayischen Marine dingfest machen. Auf dem Schiff, das von Asunción ferngesteuert unterwegs war, wurden Dokumente sichergestellt, die nicht nur meine Frisur ruinieren, sondern auch der Bildungsministerin Überstunden in der Duden-Redaktion bescheren könnten. Ich habe hiermit meine Pflicht geleistet, überlasse Ihnen noch ein paar Beweismittel und lasse rühren.”

Die Elise Chzisgkowski kurz vor der Abzweigung nach Bockenheim



Des Weiteren reichte uns Ursula noch all das, was nichts beweisen soll, aber auf einen grammatikalischen Handelskrieg hindeuten könnte.

Natürlich hat sich unser Chefredakteur sofort auf die Suche begeben, um nur ja sicher zu gehen, dass von Seiten der Bundesrepublik die Presse nicht wieder ins Dickicht der Fehlinformationen gelockt werden soll. So wie damals, als behauptet wurde, die Dame an der Spitze hätte noch den Überblick.
Doch folgte sogleich die Entwarnung, da dem BRenNgLAS inzwischen das ganze Dokument vorliegt, das eindeutig voreilige Schlüsse zulässt, dass die deutsche Sprache im Visier einer supercalifragilisticexpialigetisch orientierten Gruppierung paraguayischen Ursprungs ist.

Hier das brandgefährliche Dokument in seinem vollen Umfang


Die nächste Figur in diesem diplomatische Possenspiel, die wir durch die Heißmangel drehen konnten, erreichten wir kurz nach dem Treffen mit dem Botschafter Paraguays. Nachdem der Außenminister dreimal geglättet und doppelbündig gefaltet wurde, offenbarte sich die Quintessenz seiner zwei rechts, zwei links gestrickten Denkweise.

Minister für verknotete Beziehungen

“Als Urheber des vereitelten Anschlags auf die deutsche Sprache konnte ohne Zweifel eine aus dem Hochadel stammende Gewürzpflanze hessischer Herkunft identifiziert werden. Dieser Pflanze muss. möge sie auch noch so verschlungene Wege bevorzugen, sofort die Wasserzufuhr gekappt werden. Ich möchte einfach keine Makrelen-Kutter mehr meine transatlantischen Bündnisse durchqueren sehen, um dann in Bockenheim Pfefferminze und Falschmeldungen zu löschen und anschließend die Rostlaube mit Äppelwoi fahrtüchtig zu machen.”

Aber was genau ist es, das dem Berliner Zoo noch spät am Abend so viel Scheinwerferlicht spendet? Ein genauerer Blick in das Dokument bringt zwar nicht mehr Klarheit in des Ministers Statement, aber den Interessierten näher an das Reich der Nager. Denn nur wer mit diesem enormen Wissensdurst ausgestattet der Sache auf den Grund zu gehen versucht, wird die Aktion von @peppermint24 auch nachvollziehen können.
Obwohl räumlich fern der Heimat, nutzt dieser unermüdliche Erforscher fremder Kulturen, jede Gelegenheit die Definition der heimischen Fauna zu erleichtern und gleichzeitig dem deutschen Vokabular frisches Leben einzuhauchen.
In Deutschland ein ungeheuerlicher Vorgang, da die Kultusminister der Länder und die Hüterin des Wortschatzes, Anja Karliczek, sich ungerne das bereits geschmierte Nutella-Brot klauen lassen. Dementsprechend die Reaktion.

Ministerin für komplizierte Nachnamen

“Es kann doch nicht angehen, dass in Hallodri mit weitreichend unbekannten prinzipalen Vorleben die Botschaften einfließen lässt, die Mäuse und Ratten in der Erbfolge gleichstellen und ihnen das eheliche Bündnis in Aussicht stellt. Die weitreichenden Folgen für die deutsche Sprache wären unabsehbar. Stellen Sie sich doch einfach vor, Ihnen würde plötzlich bewusst, dass Ihr Nachbar doch keine Sackratte mehr ist, sondern darauf besteht als Mäuseratte in die Analen einzugehen, da Emma Maus und Karl Ratte sich das haben so auf dem Standesamt eintragen lassen. Wo bliebe die zweite Zeile dieses so beliebten Reimes, wenn bei den Nagern nicht die alte Ordnung wieder hergestellt wird?
Hart ist der Zahn der Bisamratte -
Doch …
Also, wie hart ist der Zahn der Bisammaus?
Jetzt sind Sie am Zug!
Ist der Mausklick ab sofort der Rattenklick oder beißt die Ratte keinen Faden mehr ab? Fragen Sie doch mal ganz vorsichtig bei den Hüterinnen des heiligen Sparch-Grals, @chriddi und @meluni, nach. Die beiden Amazonen werden Ihnen sowas von das Fell über die Ohren ziehen - hinterher sind Sie rattentot. Ach, Quatsch, jetzt hat dieser Prinz auch mich angesteckt.”

Um endlich etwas mehr Ruhe in den Laden zu bringen, sind wir, die Redaktion des BRenNgLAS, bereit Kontakt mit dem Totengräber des Mauspads aufzunehmen.
Vorab, falls unser Magazin auch in Paraguay auf jedem Lokus hängt, ein paar Fragen an den Mann, der der deutschen Wortbibel, dem Duden, einen neuen Anstrich verleihen möchte.

1. Was passiert geht in einem Paraguayer vor, wenn Jogi Löw die Nationalhymne singt?

2. Haben Paraguayer eine Zahnbürste oder nur die Auto-Waschanlage?

3. Was geschieht, wenn man von heute auf morgen in Paraguay seine Freundin nicht mehr Maus, sondern Ratte nennt?

4. Haben Sie die zweite Zeile für unsere Ministerin parat?


Mit freundlichen Grüßen

Sort:  

Lieber Wolfram,

ich muss zwar sagen, dass du hier ein ganz schön großes Fass aufmachst nur weil die Maus aussieht wie eine Ratte oder andersrum, aber das tust du dabei so sprachlich-elegant, dass ich arg schmunzeln musste und mich nun ganz erheitert fühle!

Besten Dank für diese Verfeinerung meines Nachmittages, hab noch einen schönen Tag!

Liebe Melanie, liebe Kollegin,
als weiteres Mitglied des aufgerufenen hohen Gremiums, muss ich dich bitten, unseren Posten ernst zu nehmen. Die Maus sieht nicht aus wie eine Ratte, sie ist eine Ratte. Der Angeklagte ist geständig. Ich für meinen Teil habe keine Lust, all die Sprichwörter umzuschreiben, bloß weil wir im Vorwege bei dubiosen Mäusefängern von Hameln nicht aufmerksam gewesen sind. Wir müssen der BRenNgLAS-Redaktion sehr dankbar sein, dass sie uns in diesen Skandal involvierte, du weißt doch: Mit Speck fängt man Ratten!
LG, Chriddi

Hallo Melanie,
ich hatte die Auswahl.
Zur Verfeinerung deines Nachmittages war vorgesehen der Quetschekuuche mit Sahne. Da die Sahne die Anreise nicht überstanden hätte, griff ich auf banale Wörter zurück und motzte diese mit südamerikanischen Rhythmen auf.

Liebe Grüße
Wolfram

Sehr geehrter Chefredakteur,

als treue Leserin darf ich Ihnen meinen ersten Gedanken zu diesem außergewöhnlichen Artikel nicht vorenthalten: "Hat dieses seriöse Monatsmagazin es wirklich nötig, sich derartigen Sensationsjournalismusses zu bedienen?"

Auch wenn mir im öffentlichen Dienst keine Überstunde bezahlt wird, machte ich mich dennoch sogleich und pflichtbewusst an die wiederholte Analyse sämtlicher von Ihnen angegebener Quellentexte und stellte fest, es bedurfte tatsächlich erst Ihrer aufklärenden Recherchearbeiten, um des Pudels wahren Kern zu erkennen!

Ohne die nun veröffentlichten Aussagen des Außenministers, hätte doch jeder die Elise Chzisgkowski für einen Walfänger gehalten, in Wahrheit aber ist es also ein Makrelen-Kutter! Wer hätte das gedacht? Fake-News Nr. 1! Wie gut, dass Herr Maas sich auf diesem Gebiet der Internetsicherheit dank seiner Vorbildung so gut auskennt, wie hätten wir diesen Betrug sonst erfassen können?

Ich hatte dem Verdächtigen "Grzimeks Tierleben" empfohlen und ihm ob seiner Geständigkeit keine böse Absicht unterstellt. Doch nun sieht die Sache ganz anders aus! Er wollte uns glaubend machen, dass noch keine Ratte das sinkende Schiff verlässt! Fake-News Nr. 2!

Überlesen werden darf auch die Aussage der Bundesministerin für Bildung und Forschung nicht, die prinzipale Herkunft sei ungeklärt. Damit gibt sie uns doch einen Hinweis darauf, dass Captain Mint sich seinen Titel erschlichen haben könnte und er in Wirklichkeit ein einfacher Betrüger, arm wie eine Kirchenratte, ist! Fake-News Nr. 3!

Wolfram, ich danke Ihnen aufrichtig für diesen wachrüttelnden Beitrag, er wird einen ellenlangen Mäuseschwanz nach sich ziehen!

Hochachtungsvoll,

Christiane, Ministerium für rattenscharfe Sprachkultur

Hallo Christiane,

Ministerium für rattenscharfe Sprachkultur

Du vergaßt zu erwähnen, dass du auch Inhaberin des gezogenen Mausezahns in Platin bist, der das Nagen an der deutschen Sprachkultur als schändlich bezeichnet.
Aber das nur ganz am Rande, da du ja, wie immer, immer nur das Ganze im Blick hast.

Der Auszug aus der Inventur-Liste meiner gelieferten Fake-News lässt darauf schließen, dass das mediale Printwesen es nicht in deinen Fachbereich geschafft hat. Das BRenNgLAS lebt von Falschmeldungen und labt sich am Leid seiner Opfer.
Das ist Journalismus 2.0
Wer was irgendwann gesagt hat spielt keine Rolle. Wichtig ist nur, wo der Chefredakteur den Spielball haben will.

Das Leben ist halt manchmal ein ganz miserabler Spielkamerad.

Du weißt ...
Wolfram

Du vergaßt zu erwähnen, dass du auch Inhaberin des gezogenen Mausezahns in Platin bist

Ach, lieber Wolfram, ich gebe ja so ungern mit meinen Errungenschaften an. Ganz besonders, seit es zum Eklat führte, als ich den goldenen Rattenschwanz am Band, verliehen für die Veröffentlichung alter Zöpfe, um die sich bereits Grimm und Adelung gekümmert hätten, ablehnte.

Das BRenNgLAS lebt von Falschmeldungen und labt sich am Leid seiner Opfer.

Echt? Das ist aber nicht schön, weiß gar nicht, ob ich das als Pädagogin gut heißen soll.
Nehmen viele Zeitungen am Projekt Journalismus 2.0 teil? Ist halt nicht mein Fachbereich, bislang glaubte ich alles, was in Presse und Internet geschrieben steht...

Wichtig ist nur, wo der Chefredakteur den Spielball haben will.

Aha, dann handelt es sich hier also um einen Presseball?!

Du weißt ...

Na klar :-))

Christiane

Hallo Christiane,

aber geiler wär's schon:
Auszeichnungen.jpg


Wenn Pädagogen ein Presseerzeugnis in den Himmel loben, besteht grundsätzlich die Gefahr, dass es in wenigen Monaten in die Insolvenz marschiert. Außer es handelt sich um den Newsletter des Goethe-Institutes.


Der große Presseball auf dem glatten Schleim-Parkett. Ein jährliches Ereignis mit wenig Sinn - aber viel Körperkontakt. Also abgelegter Stoff für das Vergnügen zwischen den Zeilen.
Pass' auf, beim nächsten Neujahrsempfang!

Na klar :-))

Fühlt sich noch besser an!

Wolfram

Genial du Wortzauberin!

Sehr amüsant schreibweise über politische Ereignisse;-) Aloha dir! Danke für die “news”...sehr erfrischend zu lesen, deine Wortwahl

Alleine in dem Gefühl beherbergt zu sein, dich unterhalten zu haben, macht die Annäherung an das Kopfkissen am Abend viel einfacher!

Liebe Grüße
Wolfram

Charmeur...;-)

Hallo ich bin Mikrobi,

dein Beitrag hat mir sehr gut gefallen und du bekommst von mir Upvote.
Ich bin ein Testbot, wenn ich alles richtig gemacht habe, findest du deinen Beitrag in meinem Report wieder.

LG

Mikrobi

Sylvester ist noch in weiter Ferne und du feuerst schon aus allen Rohren? Hoffentlich bleibt dann noch genug übrig für die Pflichtaufgaben...
Amüsant und informativ! Lieben Gruß
Kadna

Hallo Kadna,

manchmal vergleiche ich meinen Kopf mit einem ständig tropfenden Wasserhahn, den hoffentlich nie jemand repariert.
Wenn du also keinen Klempner rufst, bleibt die Hoffnung auf mehr.

Liebe Grüße
Wolfram

Ich habe zwar einen in der Familie, aber der hat eh keinen Bock mehr auf Gas, Wasser, Sch... Lass ihn tropfen...

... da kann ich ihm nur zustimmen!
Dann legen wir lieber unsere ganze Hoffnung in den rhythmische aufklatschenden Tropfen. Hoffentlich ohne Gehirnerschütterung.

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