03. September bis 09. September 2018 - Wochenrückblick in eigener Sache
So, liebe Leser, es geht mal wieder ans Eingemachte!
Denn auch diese Woche macht sich nicht vom Acker, ohne sichtbare Spuren hinterlassen zu haben. Diese Spuren zu begutachten, vielleicht noch ein letztes Mal verarzten und mit einem Pflaster bedecken, steht ganz oben auf der Liste erwähnenswerter Details aus der nahen Vergangenheit.
Danach werfen wir noch einen Blick in die sich langsam füllende Speisekammer, denn zumindest in diesem Bereich kann Vorsorge getroffen werden. Wohingegen das Verhalten von Menschen in ihrer Unberechenbarkeit bis auf ewige Zeiten unangetastet bleiben wird. Doch dazu kommen wir später.
Bevor ich euch dann wieder den Kompass für die kommende Woche überlasse, stülpen wir noch die Kopfhörer über und lauschen der Musik, die, wie zart massierende Hände, meinen aufgewühlten Geist beruhigte und meinem geschundenen Körper Entspannung brachte.
Aber beginnen will ich mit:
Was geht bloß in diesen Köpfen vor?
In der vergangenen Woche schafften es zwei Ereignisse ohne viel Aufwand, mich noch einmal etwas näher mit der Frage zu beschäftigen, was wohl in den Köpfen der Menschen vorgeht, die mich kurz zuvor mit voller Absicht angelogen haben.
Fall 1:
Gerade schaffe ich es noch rechtzeitig vom Garten bis auf die Terrasse, denn von oben herab kündigt sich ein kräftiges Nachmittags-Gewitter an. Kaum wähne ich mich in Sicherheit, werde ich Zeuge einer synchron vorgetragen Aktion, wie sie nur ganz selten in der Öffentlichkeit vorgetragen wird. Blitz und Donner haben sich zum Doppelschlag entschieden - und das genau vor meiner Haustür.
Wer mir noch ein einziges Mal die Mär aufbinden will, Tiere hätten für solche Ereignisse ein eingebautes Frühwarnsystem, der darf von mir nicht mehr als ein bemitleidendes Lächeln erwarten. Denn so wie es mich fast aus den Socken gehoben haut, reißt das Getöse die Katzen aus dem Nachmittagsschlaf. Innerhalb von Sekundenbruchteilen hängen drei Körper, entgegen aller Gesetze, die sich mit der Schwerkraft befassen, waagerecht einen halben Meter über dem Terrassenboden in der Luft. Dann kommt die Erdanziehung wieder ins Spiel und die Vierbeiner sind wie vom Erdboden verschluckt.
Zu meiner Überraschung dudelt das Radio aber weiter vor sich hin. Normalerweise folgt solchen Naturereignissen nämlich im Regelfall das große Schweigen und die Dunkelheit. Denn, ähnlich wie die Katzen, verhält es sich mit dem Strom. Zuerst klackt die Haupt-Sicherung und dann ist er auch schon verschwunden - der Strom. Doch, oh Wunder, dieses Mal hält er mir die Treue.
Doch traue ich der Idylle trotzdem nicht und werfe im Haus einen Blick auf das Telefondisplay. Schwarz! Genau wie das Gehäuse, das es umgibt. Mir schwant böses. Ganz vorsichtig wandert mein Blick zum Modem. Die Freude über den treuen Strom ist abrupt dahin. Das Modem hängt leblos an seinen Kabeln. Jeder Versuch der Wiederbelebung scheitert.
Doch warum hat der Mann vom Dorf einen Vertrag mit einem Kommunikationsunternehmen? Natürlich, dass er die in Fällen wie diesem kontaktieren und um das gesamte Rettungspaket bitten kann. Ich erkläre der Tante in der Notaufnahme, dass ein Mitglied ihrer großen Familie gerade das Zeitliche gesegnet hat und bitte, wenn möglich, um eine Wiederauferstehung oder die sofortige Einwechslung eines Ersatzspielers.
Obwohl die Stimme vom Band mir vorab ankündigte, mit einer Person verbunden zu werden, die sich mit technischen Problemen auskennt, hat sie natürlich null Ahnung, verrät mir aber, dass sie jemand kenne, der vorgibt Ahnung zu haben. Wir einigen uns spontan darauf, dass diese Spur unbedingt verfolgt werden sollte. Kurze Zeit später bekomme ich die Information, dass der Ersatzspieler sich bereit macht.
Doch, wie jeder von uns weiß, bekommt eine solche Aussage erst einen Wert, wenn Ross und Reiter genannt werden. Also wann? Wie lange braucht die Schlafmütze, bis er seine Trainingsjacke abgestreift hat?
“Wir kontaktieren Sie, wenn es soweit ist.”
Übersetzt: Ewig!
Also kommt von mir die Frage, ob ich ein Modem aus dem eigenen Bestand anschließen kann?
Und jetzt kommt richtig Leben in die Bude.
“Um Gottes willen, natürlich nicht! Sie dürfen nur das Modem aus unserem Haus nutzen.”
Ich bin nun wahrhaftig nicht der Freak für Hardwarefragen, doch dass ich gerade angelogen werde, ist mir schon klar. Überraschenderweise bleibe ich ruhig und frage nur: “Warum?”
“Das habe ich Ihnen doch gerade erklärt.”
Den weiteren Verlauf des Gespräches möchte ich hier nicht wiedergeben. Der Inhalt hat jedenfalls die planlose Notfallschwester und mich nicht zu Freunden werden lassen. Inzwischen sind 4 Tage seit dem Höhenflug der Katzen verstrichen, der Ersatzspieler hat sich wohl beim Umziehen den Finger in der Nase gebrochen oder hat sich auf dem Weg ins Dorf verlaufen, während mein privates Modem hervorragende Dienste leistet.
Ich frage mich nur, was geht im Kopf dieser hohlen Nuss in dem Moment vor, wenn sie mich wissentlich anlügt?
Fall 2:
Am letzten Mittwoch, ich saß gerade beim Mittagstisch, lieferte mir der Nachrichtensprecher meines Heimatsenders die Information, dass mein Ortsvorsteher und sein, an Dummheit ihm um nichts nachstehender Stellvertreter, sich am Abend zuvor aus der Bauern-Partei verabschiedet und umgehend in der HDZ einen neuen Unterschlupf gefunden haben.
Jetzt könnte man es sich natürlich leicht machen und den Vorgang mit der Bemerkung in den Mülleimer verabschieden, bei Politikern, die stets ihre Meinung schneller wechseln als so mancher von uns seine Unterhosen, ein durchaus normaler Vorgang, doch wurden diese beiden Blindfüchse mit meiner Stimme ins Amt befördert. Und diese Stimme verhalf nicht der HDZ, sondern der Bauern-Partei zu einer komfortablen Mehrheit im Ortsrat. Mal ganz davon abgesehen, dass, solange ich noch bei klarem Verstand bin, die HDZ (vergleichbar mit der CDU/CSU) nie meine Stimme einheimsen kann, erwartete ich von der Bauern-Partei zwar keine Wunder, aber auch keine Kommunalpolitik, die sich durch das Eintauchen in den klerikalen After auszeichnet. Dieser Bereich hat die Kirche nämlich für die Jungs von der HDZ reserviert. Vaseline spendet regelmäßig der Apotheker.
Das Deppen-Hütchen in Gold haben sich die beiden geistigen Tiefflieger jedoch mit der Erklärung verdient, mit der sie mir ihren Sinneswandel zu erklären versuchten.
“Wir sahen uns zu diesem Schritt gezwungen, um unserer Gemeinde eine bessere Zukunft in Aussicht zu stellen.”
Die Frage an euch: Wer kann besser mir ins Gesicht lügen, die hirnlose Dame von der digitalen Notaufnahme oder unsere beiden Unterwasserschweißer ohne Sauerstoff?
Nur ständig nörgelnde Haarspalter, bei denen ich der Schriftführer bin, geben zu bedenken, hinsichtlich den Vorgängen im Rathaus, dass im nächsten Jahr Parlamentswahlen anstehen, bei denen die Bauern-Partei es nie und nimmer schaffen wird, auch nur annähernd die 5%-Hürde zu überwinden. Da könnte doch der böse Verdacht aufkommen, dass hier zwei Knalltüten nicht nur ständig und immerzu an das Wohl der Gemeinde denken, sondern …
Ein Blick in den Garten verrät:
Es ist Paprika-Zeit!
Aber was tun, wenn man sich nicht dieses leckere Gemüse in all seiner Vielfalt sich täglich zwischen die Kiemen schieben möchte?
Genau, das schlaue Köpfchen sorgt vor für den Winter. Gestern nahmen wir uns dann eine ansehnliche Ladung vollreifer Schoten vor und bereiteten ein eingelegtes Paprika-Zwiebel-Gemüse (süß/sauer) und ein paar Gläser Paprika-Mus.
Für das Gemüse werden die Schoten und die Zwiebeln geputzt und in grobe Stücke geschnitten. Dazu gesellen sich Knoblauch, Chilischoten (nach Belieben), Olivenöl, etwas Hühnerbrühe, Apfelessig, Salz und Zucker.
Das Gemüse wird auf großer Flamme richtig schön angebraten, es folgen die Gewürze und dann wird das Ganze mit der Flüssigkeit abgelöscht. Deckel drauf und maximal 5 Minuten garen lassen. Direkt heiß in die Gläser füllen (das Gemüse muss mit Flüssigkeit bedeckt sein), Deckel drauf und abkühlen lassen. Später können die Paprika kalt oder auch warm genossen werden.
Dann bleibt mir nur noch einen guten Appetit zu wünschen.
Wer Interesse am Rezept für das Paprika-Mus hat, wird von der Redaktion aus der kulinarischen Abteilung gerne bedient.
… und wie immer ganz zum Schluss
In dieser Woche war es weniger schwierig, denn ganz alleine die Schwerkraft (natürlich in der Stimme) ließ die Entscheidung zu einem Kinderspiel werden.
Michael und Tanya Trotter klopften kurz an meiner Tür.
Ich riss den Türstock aus den Angeln.
Sie traten ein.
Sie empfanden das Ambiente als gemütlich.
Ließen sich daher gemütlich nieder.
Und baten irgendwann nach einem Mikrofon
Heraus kam das:
Wenn ihr also irgendwann so viel Freude am Leben verspürt, wie dieses Ehepaar es musikalisch kolportiert, dann könnt ihr sicher sein, alles richtig gemacht zu haben.
Was bleibt, ist die Nachdenklichkeit, die mich einfach, auch nicht durch das Zufüttern längst kompostierter Erinnerungen, zuversichtlich stimmt. Es könnte sein, dass mich das jetzt noch nachdenklicher stimmt. Dies zu ignorieren, dürfte wohl die größte Herausforderung für mich werden.
😱 Haben die Katzen überlebt? Naja, vermutlich, sonst hättest du dich wohl nicht so sehr mit dem Modem beschäftigt. Aber wieso eigentlich nur drei? Ich hatte meinen Ladies was von Sieben auf einen Streich erzählt...
Oha, Protokollführer ist ein ziemlich undankbarer Posten - da muss man dem ganzen Stuss ja ununterbrochen folgen. Machst du das freiwillig???
LG, Chriddi
Hallo Christiane,
nur gute Nachrichten warten auf dich. Natürlich haben die vierbeinigen Nerventöter überlebt. Der Protokollführer auch. Er ist zwar am heutigen Abend hundemüde, will aber den undankbaren Job nicht abgeben.
Der Schriftführer ist der, der durch seine manipulierten Aufzeichnungen zu gegebener Zeit die Köpfe zum Rollen bringt!
Der Gruß komprimiert alles Unausgesprochene
Wolfram
Servus,
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Na da gehts ja rund bei dir.
Siehs positiv, wenigstens wird dir nicht langweilig und du hast Zeiz deine kulinarischen Fähigkeiten wie auch deinen Verstand zu schärfen :)
LG
Reinhard
Hallo Reinhard,
seit ich deine Ratschläge als das Nonplusultra für den Wegweiser durch den Alltag erachte, stehe ich vielen Situationen extrem gelassen gegenüber.
Nur manchmal komme auch ich nicht umhin kräftig Luft abzulassen.
Du wirst mir verzeihen. :)
Gruß
Wolfram
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Zeile um Zeile gern gelesen... allerdings haben mich die Katzen enttäuscht und mein Weltbild verzerrt, "Lügen haben kurze Beine" ist auch enttarnt und wahrscheinlich würde ich als Nicht-Paprika-Fan dein Eingemachtes mögen. Die Musik gefällt mir gut.