Wiener Moderne 2018 (Teil 3) – OTTO WAGNER

in #deutsch7 years ago (edited)

Weltstadtarchitekt – Stadtplaner - Visionär.


Die Spuren des Wegbereiters der Moderne ziehen sich nicht nur durch ganz Wien. Auch weltweit zählt Otto Wagner (1841 - 1918) zu den bedeutendsten Architekten an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Seine Bauwerke, darunter die Kirche am Steinhof, die Wiener Stadtbahn, die Wienzeilenhäuser oder die Postsparkasse gelten heute als Meilensteine auf dem Weg vom Historismus zur Moderne.

Kirche am Steinhof

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Kirche am Steinhof (Quelle)

Die Kirche zum heiligen Leopold, besser bekannt unter "Kirche am Steinhof", wurde zwischen 1904 und 1907 nach Entwürfen von Otto Wagner erbaut und gilt als eine der schönsten Jugendstilkirchen weltweit. Als Anstaltskirche errichtet, thront sie auf einem Hang des Wienerwaldes über dem Areal des ehemaligen psychiatrischen Krankenhauses der Stadt Wien.

Der von einer Kuppel mit Eisenkonstruktion dominierte monumentale Bau bietet Platz für 800 Personen. Breite und Höhe des Innenraumes stehen zueinander exakt im Verhältnis 1:1. Um eine gute Akustik zu gewährleisten und die Sicht auf Altar und Kanzel nicht zu beeinträchtigen, verzichtete der Architekt komplett auf Stützen.

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Innenansicht (Quelle)

Besichtigt werden kann das römisch-katholische Kirchengebäude jeweils am Samstag und Sonntag.


Das Stadtbild von Wien gegen Ende des 19. Jahrhunderts war geprägt vom Historismus - einer Stilrichtung, die verschiedene Kunstrichtungen der Vergangenheit (Antike, Romanik, Gotik, Renaissance, Barock) nachahmte und durch eine kreative Mischung ihren unverwechselbaren Charakter erhielt. Die Prachtbauten auf der Wiener Ringstraße wie beispielsweise die Staatsoper, das Parlament, das Rathaus oder das Burgtheater sind Paradebeispiele dafür.

In der Anfangszeit seiner beruflichen Karriere beugte sich Wagner noch dem Zeitgeschmack. Die Wandlung hin zu einer "neuen Kunst" (art nouveau - Jugendstil), einem der Zeit und dem Leben der Menschen gemäßen Baukunst vollzog sich um die Jahrhundertwende.


Wienzeilenhäuser

Das dreiteilige Häuser-Ensemble (errichtet in den Jahren 1898 bis 1899) an der Linken Wienzeile im Bereich des Naschmarktes vereint technische Zweckmäßigkeit mit ästhetischem Anspruch und hohem Wohnkomfort.

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Linke Wienzeile Nr. 38 und 40 (Quelle)

Die Fassade des sogenannten "Majolikahauses" ist mit witterungsbeständigen, abwaschbaren Fliesen verkleidet.

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Fassade Majolikahaus (Quelle)

Goldene Ornamente von Koloman Moser schmücken das Nachbarhaus.

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Fassadendetails von Koloman Moser (Quelle)

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Dachskulptur von Othmar Schimkovitz (Quelle)

Wiener Stadtbahn

Mit der Wiener Stadtbahn schuf Otto Wagner ein bautechnisches Gesamtkunstwerk, das bis heute die Stadtlandschaft prägt. Die 1901 fertig gestellte Bahnlinie, die ursprünglich als Dampf-Stadtbahn geführt wurde, zählt durch die vielen dekorativen Details der Stadtbahnstationen zu den Highlights des Wiener Jugendstils.

Heute sind noch acht an den U-Bahn-Linien U4 und U6 gelegene Stadtbahn-Stationen im Originalzustand erhalten.

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Stadtbahnpavillon am Karlsplatz(Quelle)

Postsparkassengebäude

Das Meisterwerk Wagners und zugleich ein Schlüsselbau der europäischen Moderne wurde in den Jahren 1904 bis 1912 als eines der ersten Gebäude in Wien in Stahlbetonbauweise errichtet. Es gilt mit seiner schnörkellosen, mit 17.000 Eisenbolzen versehenen Fassade als Wagners modernstes Werk.

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Postsparkasse Hauptfront (Quelle)

Der Architekt legte bei der Innenausstattung großen Wert auf Zweckmäßigkeit und Gebrauchsfähigkeit und ließ dabei, getreu seiner Überzeugung "Etwas Unpraktisches kann nie schön sein" seinen ästhetischen Anspruch nie außer Acht. Das gesamte Interieur, angefangen von Bodenbelägen über Schreibtische und Lampen bis hin zu den Safes, ist diesem Gestaltungsprinzip unterworfen.

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Kassenhalle (Quelle)


Einen kurzen Einblick über das Schaffen zeigt das folgende Video:

Der Universalkünstler Koloman Moser steht im Mittelpunkt des vierten Teils meiner Serie über die Wiener Moderne 2018.

Wiener Moderne (Teil 1) - EGON SCHIELE
Wiener Moderne (Teil 2) - GUSTAV KLIMT

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Der Anblick der Wienzeilenhäuser begleitet mich fast täglich bei meinem Weg zur TU :-)

Wie konnte ich nur diesen schönen Artikel übersehen. #wienwiennurduallein:)

Danke liebe @mammasitta! Und in einer Woche gibt es dann das Kontrastprogramm - die Tiroler Berge warten schon auf dich 🙂 ⛄️

"Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert"

Wunderschön!

Was die Malerei (Impressionismus.) und Musik (Ravel, Debussy) betrifft, meine Lieblingszeit.

Vielen Dank @roused!

Ich mag die Impressionisten auch sehr gerne und der "Boléro" von Maurice Ravel ist immer wieder ein musikalischer Genuss :-)

Schöne Bilder! Ich finde auch, dass dieser Stil noch von einer komplett anderen mehr oder weniger romantischen Zeit zeugt, während heute alles sachlich und fast zu einfach gehalten ist.

Der ästhetische Anspruch in der Baukunst war zur damaligen Zeit schon bemerkenswert, wobei Schönheit natürlich immer im Auge des Betrachters liegt. Wer würde heute noch so eine Villa bauen?

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Quelle

Das ist Ernst Fuchs! :) Schöön! Aber es stimmt was du sagst, ich würde mir nicht unbedingt so eine Villa bauen. Aber im öffentlichen Raum ist es sehr ansprechend, finde ich.

Otto Wagner hat dieses Sommer-Palais 1888 erbauen lassen. Ernst Fuchs hat die Villa gekauft und darin sein Museum untergebracht :)

Das ist ein sehr schöner Artikel ;) Die Bilder sind klasse und deine Erläuterungen dazu lassen mich fühlen, als wäre ich auf einer Touristen Tour :) Ich mag auch diesen "Jugendstil" gerne sehn ;)

Upvote + Follow ;)

Vielen Dank @fratheone für deinen lieben Kommentar :)

Sehr gerne ;) Jedem das was er verdient :))

Ich find der beste Teil an der U6 sind die Otto Wagner Stationen ^^
Grossartiger Beitrag zum Thema Jugendstil in Wien!

Danke @zeroooc!

Ich hab irgendwo mal gelesen "Die U6 hat ein Drogenproblem." Sieht ganz danach aus. Aber die Otto-Wagner-Stationen sind schön!

In der Umgangssprache auch als "Geisterbahn" bekannt.

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