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RE: Peter Tauber reloaded - ich setz' noch einen drauf

in #deutsch7 years ago (edited)

Zum Großteil haben sich hier Menschen hart über seine Arroganz aufgeregt. Aber weniger gegenüber dieser speziellen Dame.

Viel mehr geht es darum, was seine Aussage impliziert, nicht, ob das auf diese Dame zutrifft.
Er sagt, "Wer was ordentliches lernt, braucht keine drei Minijobs" und beweist damit, wie weit er leider Gottes an der Gesellschaft vorbeilebt (wie das passieren kann, hast du ja oben nett beschrieben).
Anstatt einem seit Jahren immer größer werdendem Problem entgegenzuwirken, arbeitet er schön weiter an einer gesellschaftlichen Entwicklung die uns noch in die Knie zwingen wird.

Aus der Ansicht die Herr Tauber hier propagiert, wurde der Drang in einer verwirrten Generation geschürt, studieren zu müssen. Weil jeder eben glaubt, er müsste was vernünftiges lernen, Manager werden. Weil er sonst ja kein Geld verdienen kann. Mal abgesehen davon dass sich heute jeder Spacko zum Manager berufen fühlt weil den Menschen viel zu oft gesagt sind wie einzigartig und großartig sie sind. Diese Arrogaz die du beschreibst bei den "Gender Tussen" resultiert übrigens aus der selben Verblendung: Studium = Job, also Studium = Gut, also Ich = Gut wenn ich studiere.

Wir verlieren also die Menschen die unser Brot backen, uns an der Kasse bedienen (oder sogar beraten können!), uns im Callcenter empfangen und mir meine Pakete liefern. Weil eben niemand mehr in einem "normalen Beruf" arbeiten kann, ohne am Existenzminimum zu leben. Die Menschen verdienen schlichtweg einfach zu wenig - sie nehmen zusätzliche Jobs an. Dazu zählen auch Krankenschwestern, Erzieherinnen, Pfleger usw.

Ist es also wirklich hinzunehmen, dass ein Mann propagiert dass es "unvernünftige" Berufe / Jobs gibt? Schafft das nicht ein völlig falsches Bild und verweigert er hier nicht einfach die Realität mit seiner Behauptung? Ist es hinzunehmen, dass Menschen die (im Vergleich zu Herrn Tauber im Übrigen!!) einen Beruf lernen der - in was auch immer für einer Form - der Gesellschaft einen Mehrwert bieten davon nicht leben können während wir uns als Sozialstaat bezeichnen? Ich finde nicht.

Ich bin selber überhaupt nicht betroffen und wäre es auch nicht, wenn ich Pfleger wäre. Ein Idiot der irgendwas von sich gibt.
Die Empörung über eine solch arrogante Aussage kann ich aber sehr wohl verstehen. Erst Recht wenn man so'n verkackter Streber ist der irgendwann mal BWL studiert hat und sich 'n Pulli über'n Rücken hängt um dann auf Staatskosten Bullshit von sich zu geben.

Sort:  

Du hast schon recht, schau ihn Dir an - da reicht 'ne Blickdiagnose.
In der Sache liegt er m.E. trotzdem richtig.
PS: Ich kann übrigens nicht bestätigen, dass man mit einem "normalen" Job kein Geld mehr verdienen kann. Das Gegenteil ist der Fall. Wenn man was Ordentliches "gelernt" hat oder was kann, sich nicht zu fein fürs Malochen ist und sich weiterbildet. Handwerker: Händerringend gesucht! Fähige Mitarbeiter in Vertrieb und Handel: nicht zu finden! Fitte Leute im Dienstleistungsbereich - Fehlanzeige. Und zwar egal, was Du bezahlst. Das erlebe ich täglich. Fast unmöglich. Jedenfalls kann man damit sehr gutes Geld verdienen.

Diese Felder sind auch nicht die, die ich hiermit meinte. Die Hauptgruppe derer die empört waren, waren eben Erzieher, Pflegepersonal usw.

Das was du beschreibst ist für mich ein Resultat an dem völlig falsch vermittelten Bild "Studium = Guter Job" was irgendwie für die Leute impliziert "Kein Studium = Kein guter Job".
Schau dir die Hochschulen an. Jeder Vollidiot glaubt heute, dass er berufen ist zu studieren. (Nicht nur das, er sieht es als sein Recht an einen Abschluss zu kriegen, auch wenn er ein Vollidiot ist)
Die Sääle (ist das wirklich der Plural?) platzen aus allen Nähten während Fachkräfte ausbleiben. Komisch.
Allein in meinem beruflichen Umfeld habe ich bereits 5 Fälle von "Aus'm Studium und für nichts zu gebrauchen" erlebt. Leute, die besser eine Ausbildung gemacht hätten als sich durch stumpfes auswendig lernen durch ein Studium zu "kämpfen".
Wie gesagt bin ich überzeugt davon, dass das an unserem bescheuerten beschwören von "Du bist besonders und einzigartig" sowie falscher Wertevermittlung in den Schulen liegt. Meine Schulzeit liegt nicht all zu lange her und auch während meiner Abitur-Zeit wurde jedem vermittelt, dass nur das Studium den Weg zu einer hohen und gut bezahlten Position ebnet. Das ist Bullshit, aber wer sollte das mit 18 schon wissen?

Kann Dir nur 100% zustimmen.
In Bezug auf den letzten Satz: Es ist nunmal leider so, dass man mit 18 für sein Leben selbst verantwortlich ist. Man hat alle Rechte und alle Pflichten. Eigenverantwortung. Da gehören Fehler, Korrekturen und Schmerztherapie dazu. Einen Kopp zum Nachdenken hat auch jeder. Wer soll's denn sonst entscheiden - der Staat vielleicht? Willst Du bestimmt auch nicht.

Nein völlig richtig, das will ich auch nicht. Niemand sollte das entscheiden, aber man sollte eben auch nichts suggerieren, wie oben beschrieben.

Der Bullshit wird einem erzählt und ein 18 Jähriger der vielleicht noch nicht voll entwickelt ist (davon gibt's viele, es ist die Mehrheit) nimmt ihn an.

Man sollte Jugendlichen aufzeigen welche Möglichkeiten es gibt und diese wertungsfrei wiedergeben und bearbeiten. Und nicht, wie in meiner Zeit passiert, alle auf Studium trimmen "weil Fachkräftemangel".

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