Value Investing leicht gemacht, Warren Buffett, Walmart, Smoked Ribs, Gegrillte Sepia, Waldbeeren und Avocadobäume

in #deutsch6 years ago

Liebe Steemit Community,
liebe Freiheitsfreunde,
liebe Freiheitsfeinde

heute habe ich mir einiges vorgenommen.
Also "Get your helmet on", wie die Amis sagen.
Wie ihr in der Überschrift lesen könnt soll es um Warren Buffett und Value Investing gehen.

Bildquelle: Wikipedia

Bevor ich zu Warren Buffett und Value Investing komme, will ich euch aber erst einmal die Zähne lang machen.
Viele wissen es nicht, aber als Lehrer ist man in den Sommerferien verpflichtet, bei schönem Wetter, zwei Mal am Tag zu grillen.
Dieser Pflicht komme ich natürlich gerne nach.

Mittagessen - Kalbsrippchen gesmoked

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Abendessen- Sepia gegrillt mit Oliven

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Dessert

Meine Frau war mit unserer Tochter im Wald, um Beeren zu pflücken.
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Avocadobäume

Ich habe letztes Jahr im Herbst zum Spaß Avocadokerne eingepflanzt.
Ich würde sagen, sie machen sich prächtig.
Nur Früchte tragen sie leider keine.
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So, wer sich nicht für Finanzmärkte interessiert, darf jetzt abschalten.
Kommen wir also zurück zu Warren Buffett.
Jeder kennt wohl das Orakel aus Omaha, der mit seiner Firma Berkshire Hathaway durch Investments in zahlreiche Firmen ein Vermögen von 82 Milliarden Dollar angehäuft hat.
Alle Fondsmanager, die sich dem Value Investing verschrieben haben sagen, dass ihr Investmentstil dem Warren Buffetts entspricht.

Was ist Value Investing?

Im Prinzip ist es ganz einfach.
Ich weiß nicht mehr, ob folgendes Zitat von Warren Buffett stammt:

Buying a one dollar bill for 50 cents


Man kauft "unterbewertete Unternehmen" zu einem Preis, der nur die Hälfte ihres wahren Wertes entspricht. Buffett nennt das margin of safety.

Ich habe diese Art zu investieren bei Phil Town gelernt.


Zuerst habe ich sein Buch gelesen.

Bildquelle

Dann habe ich Kommentare auf seinem Blog geschrieben.
Bald hat er mit mir Kontakt aufgenommen, dann habe ich Artikel für seinen Blog geschrieben, später auf seinen Wochenendseminaren in Atlanta mitgearbeitet und später dann einen Rausschmiss provoziert.
Irgendwann habe ich das Option Trading gelernt und mich vom Value Investing verabschiedet.
Bald habe ich gelernt, dass Value Investing in effizienten Märkten, wie wir sie heute haben, keinen Vorteil mehr bringt, und dass ein mathematischer/statistischer Ansatz mittels Optionen einem reinem Aktieninvestment weit überlegen ist.
Phil Town hat zu dieser Zeit auch einen eigenen Hedgefonds aufgelegt, der bis heute absolut beschissen läuft. Phil war immer ein großartiger Showman, Autor und Verkäufer, sein Value Investing Ansatz hat seine Investoren aber nicht reich gemacht.
Egal, auf jeden Fall, geht Warren Buffett genauso vor, wie es Phil Town in seinen Büchern und Vorträgen beschreibt.

Wie geht Value Investing?

Ich hoffe ich bringe noch alles aus dem Kopf zusammen. Es ist lange her, dass ich mit damit beschäftigt habe und die ganzen Bücher habe ich nicht bei mir.
Zu allererst ist es wichtig, dass man sich nach Unternehmen umschaut, die einen selbst interessieren, die man gut findet und deren Produkte man versteht und selbst benutzt.
Deshalb hat sich Warren Buffett lange Zeit von Technologieunternehmen ferngehalten, weil er davon nichts versteht.
Hat man einige Unternehmen gefunden, die in diese Kategorie passen, schaut man sich weitere Kategorien an.

1. Moat
Unternehmen, die einen sogenannten moat (Burgraben) haben, haben eine gewisse Monopolstellung (z.B. Patente, Markenname, natürliches Monopol, Preismonopol), die sie vor der Konkurrenz schützt.
Beispiele hierfür wären Coca Cola (KO), Apple (AAPL), Harley Davidson (HOG), Aldi, die Betreiber der Golden Gate Brücke.

2.Wachstumsraten/The Big Five
a. Return On Invested Capital (Eigenkapitalrendite)
b. Equity Growth (Buchwertentwicklung)
c. Earnings Per Share Growth
d. Sales Growth
e. Free Cash Growth

Diese Wachstumsraten findet man kostenlos auf allen möglichen Finanzseiten.
Alle Wachstumsraten sollen mindestens 10% pro Jahr betragen und über verschiedene Zeiträume (1,3,5,7,10 Jahre) konstant sein.

3 Schulden
Am besten ist wenn das Unternehmen schuldenfrei ist.
Auf jeden Fall sollte es dem Unternehmen möglich sein, die Schulden mit dem Free Cash Flow innerhalb von drei Jahren zu bezahlen.

4. Management/CEO
Am besten ist es, wenn der Firmengründer auch CEO ist.
Man sollte auch immer beobachten, ob der CEO Aktien am eigenen Unternehmen verkauft oder kauft.

5. Margin of Safety Berechnung
Hat man alle Zahlen/Wachstumsraten berechnet, ist es Zeit den "wahren" Wert (was immer auch das ist), des Unternehmens zu berechnen (und später dann den Margin of Safety).
Dazu braucht man die Earnings per Share (EPS), die Future Growth Rate und die Price to Earnings Ratio (Kurs Gewinn Verhältnis).

a. Earnings Per Share
Die EPS findet man leicht, einfach auf einer der vielen Finanzseiten die 12 month trailing EPS suchen.

b. Future Growth Rate
Hier geht die Raterei los.
Wie wird der Unternehmensgewinn in der Zukunft wachsen.
Die Value Investoren nehmen dazu eine Wachstumsrate, die dem Durchschnitt der Wachstumsraten der Big Five Numbers entspricht. Wobei man hier am meisten auf die Equity Growth Number schaut. Zusätzlich kann man auch noch schauen, was die "Experten" der Ratingfirmen voraussagen.
Um auf der sicheren Seite zu sein, nimmt man die niedrigste Wachstumsrate, also entweder die, die man selbst berechnet hat, oder die, die die Experten erwarten.

c. Future P/E Ratio
Man schaut sich die historische Entwicklung der P/E Ratio (Kurs-Gewinn-Verhältnis) an und rechnet die durchschnittliche P/E Ratio der letzten 10 Jahre aus.
Zusätzlich nimmt man die Future Equity Growth Rate mal zwei (die P/E ratio ist häufig das zweifache der Growth Rate). Nun nimmt man die niedrigere der beiden als zukünftige P/E Ratio.

d. Minimum Acceptable Rate of Return
Nun muss man sich für eine Rendite entscheiden, die einem das Investment pro Jahr bringen soll.
Warren Buffett, Phil Town und viele anderen nehmen 15%.
Warum, weil sich bei 15% jährlicher Rendite das eingesetzte Kapital alle 5 Jahre verdoppelt.

Einschub - die Regel 72

Um den Zeitraum zu finden, den es braucht, um bei einer gegebenen Rendite sein Kapital zu verdoppeln, einfach die Zahl 72 durch die gegebene Rendite teilen, dann erhält man den Zeitraum, in dem sich das Kapital verdoppelt.

72/15 = 4.8 Jahre

e. Berechnung des heutigen fairen Unternehmenswertes
Um den fairen Preis für ein Unternehmen zu finden, benutzt man ein Discounted Cash Flow-Modell.
Nehmen wir an die Haller AG hat eine zukünftige Growth Rate von 12% und eine zukünftige P/E-Ratio von 24 und earnings per share von $3.
Nun lassen wir diese $3 mit der zukünftigen Growth Rate für die nächsten zehn Jahre wachsen.
Man kann das natürlich genau berechnen, es geht aber auch im Kopf mit der Regel 72.
Es ist sowieso keine exakte Wissenschaft.
Vielmehr ein Schätzen.

72/12 = 6.

Also bei 12% Wachstum, verdoppelt sich der Gewinn pro Aktie alle 6 Jahre.
Also in 10 Jahren verdoppelt sich der Gewinn ca. 1.5 Mal.
Nach der ersten Verdoppelung sind es $6 und nach der nächsten halben Verdoppelung sind es $9.
Nun muss man die earnings per share in der Zukunft mit der zukünftigen P/E-Ratio mal nehmen.

$9*24 = $216

Wenn alles so läuft wie geplant (tut es nie) und die Märkte der gleichen Ansicht sind wie wir, sollte die Haller AG in zehn Jahren $216 wert sein.

Wie viel darf ich heute bezahlen um 15% Rendite p.a. zu machen?

Wie wir wissen, verdoppelt sich ein Investment bei 15% jährlicher Rendite alle 5 Jahre, also zwei Mal in Zehn Jahren.
Also müssen wir die $216 zwei mal durch zwei teilen (also durch 4).

$216/4 = $54

Wenn ich also heute $54 für die Haller AG bezahle und alles glatt läuft, sollte ich damit die nächsten zehn Jahre eine durchschnittliche Rendite von 15% pro Jahr erwirtschaften.
Warren Buffett weiß natürlich, dass niemals alles nach Plan läuft, also verlangt er eine Margin of Safety.
Wer aufgepasst hat, weiß, das Buffett die $1 Note für 50 Cent kaufen will.
Also bezahlt man für das Unternehmen nur 50% des "wahren Wertes".
Wir teilen also die vorher berechneten $54 durch zwei und erhalten $27.
Als Value Investor kauft man also die Haller AG für $27 und verkauft sie bei $54, dann sucht man sich ein neues Unternehmen in das man investieren will und schon wird man so reich wie Warren Buffett.
Ganz einfach.

Warum das Blödsinn ist

Erstens weiß niemand was die Zukunft bringt.
Zweitens haben die ganze Recherchearbeit und Rechnerei, die man hier anstellt, schon tausende Analysten vor einem gemacht.
Alle Informationen die es gibt, stehen heute jedem gleichermaßen zur Verfügung.
Früher konnte man sich durch Recherchearbeit oder wenn man Insider gut kannte einen Vorteil verschaffen. Deshalb war Buffett früher so extrem erfolgreich und heute schafft er es meistens nicht mehr den S&P 500 Index zu schlagen.
Drittens kann man mit simplen Optionstrategien mit weniger Risiko und weniger Arbeit mehr erreichen.
Tastytrade hat dazu im Jahr 2013 eine Studie gemacht.

S&P 500 Index vs Berkshire Hathaway vs Walmart Strangle

WMT.jpeg
Quelle

Ein Investment in den S&P 500 Index (SPY) von 1965 bis 2013 brachte einem eine jährliche Rendite von 8.90%, ein Investment in Buffetts Firma Berkshire Hathaway (BRK) brachte einem eine jährliche Rendite von 19.50% und wenn man monatlich einen 16 Delta Short Strangle in Walmart (WMT) verkauft hat, erreichte man eine Rendite von 25.40%.
Wer bei mir öfter mitliest, weiß erstens was ein Short Strangle ist und zweitens, dass man einen Short Strangle bei 50% of max profit zurückkauft (und dann einen neuen im nächsten Monat verkauft). Hätte man das in der Studie berücksichtigt, wäre die Rendite noch höher ausgefallen.
Man hat hier extra Walmart als Beispiel genommen, weil bei dieser Aktie die Volatilität extrem niedrig ist und deshalb die Optionspreise entsprechend billig sind (man verdient also relativ wenig).
Trotzdem hat der Short Strangle in WMT Buffett geschlagen.
Ganz ohne Buffetts Genialität, die unbestritten ist.

Für die, die bei mir nicht so oft mitlesen, nachfolgend ein Bild eines Short Strangles in WMT:
WMT 2.jpeg

Bildquelle: tastyworks

Wie man sehen kann, verkauft man einen put und einen call geichzeitig, bekommt dafür 93 Cent (entspricht $93) und so lange der Preis von WMT zwischen den Ausübungspreisen des Puts und des Calls bleibt, verfallen die Optionen wertlos und man kann die $93 behalten.
Dafür muss man momentan eine Sicherheitsleistung von $1,080 hinterlegen.

Wie man solche Short Strangles tradet und Warren Buffett schlagen kann, erfahrt ihr bald in meinem Buch, welches schon seit sechs Wochen auf die Veröffentlichung wartet.

Ich hoffe, heute war für jeden was dabei.

Bis bald,
Stephan Haller

P.S. Das waren jetzt 3 h Arbeit. Der Return on Investment für diesen Artikel wird wohl definitiv schlechter sein, als ein Investment in Bershire Hathaway. : )

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Wenn ich einen Milliardär sehe schaue ich immer was sein Startvorteil war. Wie du schreibst ist das allgemeine Value Investing Bullshit, da Otto Normal keine Management Komponente hat. Icahn, Marks, tempelton, Munger, Buffet (alles Multimilliardäre und frühe Multimillionäre (was heutigen milliardären entspricht) zeigen jedoch dass prinzipiell es geht)

Buffet hatte z.B. neben Geld aus der Familie, von dem Freund seines Vaters (ein Arzt) 100k zum Investieren bekommen. (Quelle: Mungers Biographie-Poor Charlies Almanach). Das bedeutet heute müsste jemand kommen und euch zum Spass mal eben knapp 900.000 Dollar in die Hand drücken. Damit kauft man natürlich keine Aktien sondern ganze Firmen. Das tat Buffet. Der 1961 Demster Windmill Deal ist einer der bekannteren. Hier kaufte er das Unternehmen, entließ die Angestellten und Verkaufte das Inventar. DAS und nichts anderes war sein Value Investing. Hätte er Munger mit seinen Beziehungen zu spitzen Anwälten nicht gehabt, hätte er richtig auf die Fresse fliegen können. Buffet hätte die Haller AG vielleicht so bewertet aber was darauf gefolgt wäre, das hätte niemanden gefallen :D

Seit Buffett nach der Finanzkrise auch politisch Einfluss genommen hat (damit die Banken gerettet werden, in die er vorher investiert hat), ist er für mich gestorben.

Genial! Vielen Dank! Bei dir lerne ich mehr als auf der Uni.

Danke!
Ja an der Uni lernt man diese Dinge nicht.

Ich hoffe, insofern dein Buch rauskommt, wird es das auch als ebook geben?

Es wird es wahrscheinlich nur als ebook geben, da so viele Abbildungen drin sind, dass es in Papierversion unbezahlbar sein wird.

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