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RE: Wieder mal ein Artikel über das Wesen des Geldes - Teil 1

in #deutsch6 years ago (edited)

Wozu braucht dein ach so marktwirtschaftliches System eigentlich eine Zentralbank und Einrichtungen wie den Einlagensicherungsfonds? Ach und wer definiert was ein EURO ist, wenn nicht Bürokraten?

Braucht es nicht. Ich behaupte auch nicht, dass wir in einer Marktwirtschaft leben. Ich verteidige auch nicht das Eurosystem. Ich verteidige nur das Kreditgeldsystem.
Dass das Geldsystem in dem wir leben Inflation erzeugt ist ein moral hazard Problem, welches durch bail outs usw. erzeugt wird. Dadurch rückt die Sorgfalt bei der Bonitätsprüfung des Tilgungspotentials des Schuldners in den Hintergrund.
Die Bürokraten legen übrigens nicht den Wert des Euros fest. Sie definieren lediglich das gültige Wertmaß für den Euroraum und wie die Münzen und Scheine auszusehen haben. Der Wert des Geldes stammt aus dem Bewertungsakt, der das Tilgungsvermögen der Schuldner abschätzt.

Dass Gold vom Markt demonetarisiert wurde, ist ein Witz. Das habe ich tatsächlich noch nie gehört.

Das liegt einfach daran, dass Du wie so viele glaubst, dass Gold als Zahlungsmittel vor dem Tilgungsversprechen da war und das war es eben nicht.

Alleine der Titel A Case for a 100% Gold Standard sagt doch alles aus.
Es gibt nur zwei Möglichkeiten, entweder man legt den Wert des Goldes willkürlich fest, dann wird der Markt diese Festlegung irgendwann sprengen oder man gibt ihn frei. Der Markt hat die Freigabe des Goldes erzwungen und trotzdem entscheiden sich die Menschen für Währungsgeld und eben nicht für Gold, auch wenn es keine legal tender laws oder eigene Währung gibt (siehe z.B. Kosovo, Monaco).
Das wichtigste an einer Geldwirtschaft ist, dass das Geld auch wieder beim Emittenten vernichtet wird. Das wird durch die Tilgung von Krediten geleistet. Beim Gold müsste es also wieder beim Förderer landen und streng genommen sogar wieder vergraben werden.
Gold hat eben keine Deckung. Niemand kann mit Gold was anfangen (außer in der Industrie). Währungsgeld hingegen ist durch das Potential der Schuldner gedeckt, Waren zu produzieren, die sie am Markt wieder gegen Währungsgeld eintauschen können, um ihr Darlehen zu tilgen. Im Idealfall steht ein neues Haus da und das geschöpfte Geld ist wieder vernichtet.
In deiner Welt, steht ein Haus da und daneben liegt noch ein Klumpen Gold, der um ihn zu fördern einen Haufen sinnloser Arbeit gekostet hat.
Welches System ist in einer Welt der knappen Lebens-und Arbeitszeit effizienter?
Die Frage habe ich ja bereits in meinem Märchen vom Gelde beantwortet.

Sort:  

Weder Rothbard noch ich fordern, dass der Staat den Goldpreis in irgendeiner Kunstrecheneinheit definiert, da Gold ja Geld (also auch die Recheneinheit selbst) sein soll, weswegen ich wirklich nicht verstehe, wieso Du immer wieder damit anfängst, zumal es ausführlich in dem von Dir (!) geposteten Essay steht.

Verstehe ich Dich richtig, dass Du für ein Geldsystem ohne Staat eintrittst? Wie genau stellst Du Dir denn ein privates Kreditgeldsystem vor? Da hätte ich ja nix dagegen, da ich sehr gerne sehen würde, was der Markt denn nun wirklich sagt, ich wüsste bloß nicht, wie das gehen soll.

Verstehe ich Dich richtig, dass Du für ein Geldsystem ohne Staat eintrittst?

natürlich, ich bin schließlich Anarchist.
Es würde sich nicht so viel ändern. Es gibt keine Zentralbanken mehr, keine legal tender laws, keine Banklizenzierung, keine Mindestreservepflicht, nur eine private Einlagensicherung, wie sie die Sparkassen ja schon haben, wahrscheinlich irgendwann eine weltweites einheitliches Wertmaß, kein Gesetz mehr, dass bestimmte Pensionsfonds und Versicherungen zwingt ausschließlich Staatsanleihen zu kaufen und dann endlich stabiles Geld.
Vorher muss aber der gewaltige Schuldenberg der Staatsschulden ausgebucht werden und dass wird einige unangenehme Anpassungen nach sich ziehen, wobei die Frage ist ob diese Anpassungen vom Markt nicht schon zum Teil vollzogen sind. Als die Sowjetunion, damals immerhin die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, pleite ging, ist ja praktisch auch nichts passiert. Auch die Schuldenerlasse für die 3. Welt haben praktisch nichts bewirkt. Der Markt ist eben schlau und preist solche Dinge schon vorher ein.
Alle meine Optiontrades basieren auf dieser Tatsache.
Also im Prinzip wird sich nicht so viel ändern, da ja nur der winzig kleine Teils des Zentralbankgeldes wegfällt.

Übrigens, ich lese gerade die neuste Version von Was ist Geld? von Dr. Eckhardt Korrektur und hier ist ein neues Kapitel drin, das Dich als Kryptoinvestor interessieren könnte:

In diesem Zusammenhang müssten die Emittenten von Kryptogeld (wegen der überall und stets lauernden Inflationsgefahr) nachweisen, dass mit ihnen gerade immer so viele Geldeinheiten auf den Markt gelangen wie gebraucht werden. D.h. sie müssen nachweisen, dass immer die Anzahl von Geldeinheiten den Markt wieder verlässt, die dort nicht mehr gebraucht werden. Die Menge der Kryptos müsste einen stets variablen, zeitlich aud die jeweilige Marktsituation abgestimmten Knappheitsgrad haben. Dafür müsste es eine Methode geben, die die Vernichtung überflüssigen Geldes verlässlich sichert, wie z.B. die Tilgung beim Kreditgeld.
Gelingen diese Nachweise, dann würde mit den Kryptowährungen eine völlig neuartige Form von Geld den Markt erobern können, die früher oder später das heutige Geld verdrängt.

Darüber hat sich leider keiner der Kryptoerfinder Gedanken gemacht. Man hat sich am Gold orientiert und gemeint eine irgendwann stabile, nicht mehr wachsende Geldmenge wäre das Richtige.
Dabei ist das genau falsch. In einer freien Kreditgeldwirtschaft ist immer genau so viel Geld im Umlauf wie Waren und Dienstleistungen am Markt absetzbar sind und der Konsum der Menschen sorgt indirekt wieder für die Vernichtung dieses Geldes.
Dies fehlt leider bei den Kryptos völlig.
Hier wird geld nicht auf Nachfrage aus der Wirtschaft produziert, sondern einfach ins Blaue hinein.

Ein großer Fehler.

Wie könnte denn so eine private Schuldverschreibung, die Du dann als Geld betrachtest, aussehen? Wer verspricht dann da was genau?
Zu den Ausführungen über Kryptowährungen und der "richtigen" Geldmenge: Das regelt bei mir (und Rothbard) der Preis.

Wie könnte denn so eine private Schuldverschreibung, die Du dann als Geld betrachtest, aussehen? Wer verspricht dann da was genau?

Genauso wie jetzt auch.
Die Bank bewertet dein Tilgungspotential (=Geldvernichtungspotential) ,wenn sie Dir einen Kredit gewährt und drückt es mit einer Zahl und einem Wertmaß aus. Sie bewertet also dein Potential, von Dir noch zu produzierende Waren oder Dienstleistungen am Markt gegen das gleiche Geld, das sie Dir gewährt hat zu verkaufen. Das Wertmaß könnte genauso Euro, Dollar oder Yen heißen, wie jetzt auch. Ich gehe aber davon aus, dass man sich innerhalb eines Geldnutzerkreises , am besten aber weltweit auf ein einheitliches Wertmaß einigt, so wie man sich auch auf einen einheitlichen USB Anschluss geeinigt hat, oder eben auf einheitliche Längenmaße. Der Euro als Wertmaß könnte also bestehen bleiben, nur eben ohne Zentralbank.

Zu den Ausführungen über Kryptowährungen und der "richtigen" Geldmenge: Das regelt bei mir (und Rothbard) der Preis.

Dann bleibt es aber ein Spekulationsobjekt wie Gold auch und wird niemals zu Geld werden.

D.h. ich dürfte auch Deine Immobilie bewerten und Dir einen Zettel mit EURO oder Yen draufschreiben und Du würdest den annehmen und mir gehört Deine Immobilie wenn Du nicht mit Zetteln tilgst auf denen auch EURO steht? Wie einigen wir uns denn drauf, wer alles EURO oder Yen auf Zettel schreiben darf?

Zum Preis: die Güterpreise schwanken in Gold/Geld.

Ja, Du kannst eine Bank gründen und wenn deine Reputation gut genug ist, d.h. wenn die Menschen darauf vertrauen, dass das Geld durch das Tilgungspotential deiner Schuldner gedeckt ist, wird man dein Geld auch annehmen.

Zum Preis: die Güterpreise schwanken in Gold/Geld.

Das stimmt, stabile Preise kann es nicht geben, sagt ja auch Mises.
Aber um das ging es ja nicht.
Es ging um die nicht elastische Geldmenge bei den Kryptos, die sich eben nicht den Bedürfnissen der Wirtschaft anpasst.

Was genau verspreche ich denn meinen Kunden, wenn ich denen Zettel ausstelle und wie kommen wir denn auf die gemeisame Recheneinheit? Ist ja niemand mehr da, der sagt, dass das Wort "YEN" etwas wert ist. Zettel wo nur "Ich schulde ihnen jetzt einen Fabio" draufsteht, würdest Du ja vermutlich nicht annehmen.

Aber um das ging es ja nicht. Es ging um die nicht elastische Geldmenge bei den Kryptos, die sich eben nicht den Bedürfnissen der Wirtschaft anpasst.

Doch, genau darum ging es. Die "Geldmenge" (sowas gibt es in Deiner Welt übrigens nicht) braucht nicht elastisch zu sein, das übernimmt der Preis des Geldes (der bei Knappheit steigt und bei Überangebot fällt).

PS: Zu meiner Geldmengenbemerkung: Die Nettogeldmenge ist ja null, weil jeder Geldeinheit ja eine Geldschuld gegenübersteht, korrekt?

Was genau verspreche ich denn meinen Kunden, wenn ich denen Zettel ausstelle und wie kommen wir denn auf die gemeisame Recheneinheit?

Du versprichst den Kunden gar nichts. Der Kunde kommt zu Dir wenn er glaubt, dass er mit der Währung Fabio etwas kaufen kann.

Ist ja niemand mehr da, der sagt, dass das Wort "YEN" etwas wert ist.

Wert bestimmt den heute den Wert des Yen, Euro oder Dollar?
Die Zentralbanker sind es nicht.
Wer bestimmt den Wert des Goldes?
Öl z.B. war vor 200 Jahren noch völlig wertlos.

Die Geldmenge ist erst dann Null, wenn alle Tauschakte vollzogen sind und damit alle Schulden getilgt sind. So soll es auch sein.
Warenpreise haben übrigens nichts mit der Geldmenge zu tun, das ist ein Trugschluss der Monetaristen.

...braucht nicht elastisch zu sein, das übernimmt der Preis des Geldes (der bei Knappheit steigt und bei Überangebot fällt).

Was Du beschreibst ist im Prinzip Naturalientausch und ein Rückschritt, den der Markt niemals mitgehen wird.

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