Manchmal wäre es besser zu schweigen

Liebe Steemitgemeinde,
liebe Freiheitsfreunde,
liebe Freiheitsfeinde,
liebe Trauernde,

(Anmerkung: Auf eine Ausschüttung wurde bei diesem Artikel bewusst verzichtet.)

lange habe ich überlegt, ob ich mich zu der Tragödie in Neuseeland äußern soll.
Aus Respekt vor den 50 Menschen die ermordet wurden und deren Angehörigen, habe ich bisher geschwiegen.

Leider schweigen andere nicht.
Im Internet wird man bombardiert mit Verschwörungstheorien.

Es gibt unglaublich viele "Experten" die anhand der verwackelten Bilder natürlich sofort erkennen, dass dieses schreckliche Massaker überhaupt nicht stattgefunden hat.
Die einen behaupten, dass die Waffen nicht genug Rückstoß zeigen, dass man keine oder zu kleine Einschusslöcher sieht (angeblich Platzpatronen), zu wenig Blut, usw.

Die meisten dieser Experten haben natürlich noch nie in ihrem Leben eine Waffe abgefeuert und haben ihr Fachwissen aus Computerspielen oder Filmen.

Wieder andere meinen zu sehen, dass eines der Opfer die Socken gewechselt hat (von barfuß zu blau) und einige sind sich sogar sicher, dass das Ganze nur eine Computersimulation ist.

Keiner von den angeblichen "Aufklärern" macht sich Gedanken, was diese Verschwörungstheorien noch an zusätzlichem Leid für die Angehörigen der Opfer bedeutet.

Es wurden 50 unschuldige Menschen abgeschlachtet!
Und einige haben nichts besseres zu tun, um diese Tragödie als Anlass zu nehmen ihr Weltbild zu verbreiten.

Die Frage ist nun, wie reagiert man darauf?

Flaggen lehne ich ab und mit Beschimpfungen erreicht man auch nichts.
Ich habe mich dazu entschieden mit Fakten zu reagieren.
Die Screenshots, die ich dazu verwende habe ich so weit geschwärzt, dass dabei die erforderliche Pietät und der Jugendschutz gewahrt wird.

Zu den Waffen und Munition

Der Attentäter hat drei verschieden Waffen mit unterschiedlichen Kalibern verwendet.
Mit allen drei Kalibern habe ich in der Vergangenheit (als Soldat) mit verschiedenen Waffenmodellen oft genug trainiert, um beurteilen zu können, ob die Situation echt war.

Schauen wir uns die drei Waffen an:

Hier haben wir es mit einer halbautomatischen Pumpgun zu tun.
Relativ großer Rückstoß, großes Kaliber, hohe Mannstoppwirkung.

Hier gibt es nichts anzuzweifeln.
Nachdem der Attentäter die Waffe leergeschossen hat, wirft er sie weg, da das Nachladen hier sehr lange dauern würde.

Hier haben wir es mit dem Natokaliber 5.56 mm x 45 mm zu tun (zivil: .223 Remington).
Diese Kaliber wird von der Bundeswehr beim G36 und bei den US Streitkräften in der M16 und M4 Carbine verwendet.
Wie man sehen kann handelt es sich um Vollmantelmunition.
Dieses Kaliber hat kaum Rückstoß und produziert sehr kleine Einschusslöcher.
Deshalb sieht man auch kaum Blut und keine Einschusslöcher an den Wänden (auch durch die schlechte Auflösung).
Wegen des geringen Rückstoßes ist es auch so einfach für den Attentäter die Menschen zu treffen.

Dieses Kaliber sieht für mich aus wie das alte Natokaliber 7.62mm x 51 mm (zivil: .308 Winchester).
Auch dieses Kaliber ist, wie man sehen kann, eine Vollmantelmunition.
Es hat mehr Durchschlagskraft als das 5.56 mm und mehr Mannstoppwirkung, auch der Rückstoß ist größer.
Bei der Bundeswehr wurde dieses Kaliber im G3 verwendet und im schweren MG.

Zusammenfassend kann man sagen, dass nichts darauf hindeutet, dass hier Platzpatronen verwendet wurden.
Die Waffen verhalten sich genau so wie es mir in Erinnerung ist.

Die angeblich blauen Socken

Es geistern Bilder und Theorien rum, die zeigen sollen, dass eines der Opfer am Anfang des Videos barfuß ist und dann plötzlich blaue Socken trägt. Dies wird als Beweis genommen, dass das ganze inszeniert sein muss.
Man muss sich einfach die Bilder der Füße des Opfers zu unterschiedlichen Zeiten von der gleichen Kameraeinstellung ansehen, dann sieht man, dass es keine blauen Socken gibt.

Hier die Bilder: (ich habe die Leichen geschwärzt)

Wie man sieht keine blauen Socken.
Der Attentäter verlässt später die Moschee und kommt aber dann noch einmal zurück:

Wie man sich hat sich an den Füßen des Opfers nichts verändert.
An der Stelle, wo die Socken/Füße blau aussehen, schaut die Kamera von innen nach außen zu Tür hin.
Es dürfte wohl an dem hereinfallenden Licht liegen, dass die Füße kurzeitig blau aussehen.

Ich hoffe ich konnte einige der Verschwörungstheorien entkräften.

Wie es weitergehen muss:

Ich wünschte ich hätte eine Lösung, wie man derartige Verbrechen zukünftig verhindern könnte.
Leider habe ich keine Lösung.

Aber ein paar Gedanken habe ich mir gemacht:

1. Wichtig ist es nun, dass den Opfern und Angehörigen jegliche Hilfe zukommt, die sie benötigen.

2. Es muss aufhören, dass zwischen moslemischen, christlichen, schwarzen, weißen, etc. Opfern unterschieden wird und Terroropfer gegeneinander aufgerechnet werden.
   Terroropfer sind Menschen. Punkt.

3. Dann hoffe ich, dass das Verbrechen komplett aufgeklärt werden kann.
   Der Attentäter hat sich leider sehr professionell verhalten.
   Er dürfte definitiv eine militärische oder paramilitärische Ausbildung haben.
   Es ist nun wichtig aufzuklären, ob er irgend einer Terrorgruppe angehört oder ob er in einem Terrorlager diese Ausbildung erhalten hat.

4. Vielleicht muss man versuchen allen Menschen eine gewisse Ausbildung zukommen zu lassen, in der man lernt wie man sich in derartigen Situation verhält, um eine größere Überlebenschance zu haben.
   Tim Kennedy bietet solche Kurse in den USA an.
   Ich habe keine Ahnung ob es so was bei uns gibt.

Abschließend kann ich nur jeden bitten, nicht sofort auf jeden Verschwörungszug aufzuspringen.

Bis bald,
Stephan Haller