Der alternative Adventkalender - Tür 10

in #deutsch6 years ago

Liebe Steemianer,
hinter Türchen 10 steckt das Gemälde von Pieter Brueghel dem Jüngeren "Die Ablieferung des Zehnten", denn der zehnte, das erinnert an den "Zehnten" oder auch "Zehent" (engl. "tithe")! Für die Jungspunde und Geschichtsmuffel unter Euch: Früher war es über Jahrtausende und in vielen Kulturen üblich, den geistlichen oder weltlichen Obrigen (König, Grundherr, Kirche, Tempel, etc.) eine rund zehnprozentige Steuer in Form von Geld oder Naturalien abzutreten, je nach Beruf (z.B. der Müller ein Zehntel seines produzierten Mehls oder der Weinbauer 1/10 seines Weines, es gab auch Heu-, Holz- und Fleischzehnte).

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Die Ablieferung des Zehnten - Pieter Brueghel d. J. (um 1564 - 1638) Quelle

Die erste Erwähnung des Zehnten fand angeblich rund zweitausend Jahre v. Chr. statt! Um Christi Geburt war der Zehent genauso verbreitet wie im Früh- und Hochmittelalter. Aus dem Zehnt hat sich auch die spätere Grundstückssteuer entwickelt.
Der Zehent ist sicher mit ein Grund, warum die Kirche heute so unermeßlich reich ist und größter Immobilienbesitzer. Denn immer schon galt:

"Nur wer seine Zehntschuld erbringe, könne göttlichen Segen für sein eigenes Werk und Wohlergehen erhalten."

Im Auftrag des Lehnherrn überwachten die lästigen "Zehntmesser" die korrekte Abgabe dieser Naturalsteuer. Sie schlichen auf den Bauernhöfen umher und kontrollierten, ob nicht etwa zuwenig oder schlechte Ware abgegebn wurde. Erst im 16./17. Jahrhundert, nach der Reformation wurden die Zehente zunächst in protestantischen Gebieten abgeschafft und verstaatlicht. In Deutschland hielt sich der Zehnte noch bis ins 19. Jahrhundert. Statt an den Grundherrn oder Kirche, waren die Steuern numehr dem Staat zu entrichten.
Auch im Islam gab es ein Pendant zum Zehent, den "Uschr" der 5 oder 10% Steuer auf ein Grundstück ausmachte. In Pakistan wurde er 1980 wieder eingeführt.

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Bauern geben den Zehent ab, 16./17.Jhd. Quelle

Warum ich das schreibe? Weil wir heute nur träumen können von einer 10% Steuer. Wer bei uns gut verdient als Angestellter, dem wird erst mal rund 50% seines Gehalts abgenommen und vom Rest darf er dann für fast alles, was er kauft, dann nochmal 19% (in Öst. 20%) Umsatzsteuer abliefern, also in Summe machen die diversen Steuern weit über 60% seines Bruttogehalts aus. OK, es gibt dafür eine Krankenversicherung (mit demnächst starken Leistungseinschränkungen) und eine Pensionsversicherung (die in spätestens 10 Jahren auseinanderfliegen wird).
Auch die Rechtssicherheit ist heute nur mehr bedingt gegeben.
Wenn ich die Wahl hätte, würde ich mich selbst versichern und dafür die Beamtenparasiten des Staates, die die Wuchersteuereintreibung verwalten, feuern.

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Quelle

Sort:  

Hier in Deutschland sind Sozialversicherungen keineswegs mit in der Steuer enthalten - dafür blecht man schön nochmal extra.
Ebenso ist es nicht mit der MwSt getan, es gibt noch einen ganzen Haufen Extrasteuern auf verschiedenste Güter und Dienstleistungen. Viele davon kennen die Leute garnicht. Andere sind extrem heftig, wie die Mineralölsteuer. Wenn man da Benzin kauft (mit schon versteuertem Einkommen) wird auf den reinen Benzinpreis die Mineralölsteuer erhoben (immerhin 65,45 Cent pro Liter) und dann kommt nochmal 19% MwSt auf das Ganze. D.h., jeder Euro den man verdient hat, wird 3x besteuert.
Über den Zehnt - worüber damals übrigens auch ausgiebig gejammert wurde - könnte man heute nur milde lächeln.

Wieder ein schöner Beitrag für den alternativen Adventskalender.

Hier in Bayern gibts auch immer wieder den sog. Zehent-Stadl.
Das ist eine Art Scheune oder ähnliches, bei dem die Bauern aus dem Umland früher den zehnten Teil ihrer Ernte abgegeben haben.

Der Zehentstadl ist hier ein gebräuchliches Wort und erinnert ein wenig an die Zeit von früher.

Danke für´s erwähnen.

PS: Wäre schön, wenn Du die anderen Türchen Deines Adventskalenders noch verlinken würdest.
Dann würde ich noch den einen oder anderen Upvote raushauen.

wie dem auch sei --> upvote & resteem

Danke und gute Idee, werd´ ich machen :)
Danke auch für die Erwähnung des Zehent-Stadls, ich als Großstädter kannte das gar nicht mehr.

Ja es ist schon witzig … Als Selbstständiger kann man alles Geld "verbrassen" und braucht sich um die Rente keine Gedanken zu machen. Später geht man dann zum Sozialamt und kassiert Grundsicherung. Der Angestellte kommt an das Geld gar nicht dran, weil es direkt vom Arbeitgeber an die Rentenkasse überwiesen wird. Eigentlich - wenn es gerecht zugehen würde - müssten die Angestellten dann zusätzlich zur Rente noch Grundsicherung obendrauf bekommen.
Aber es ist halt so: Wer spart wird bestraft und wer alles Geld auf den Kopf haut belohnt.

Zumindest in DE machbar, in AT sind auch die Selbständigen zur umfassenden gesetzl. Monopol-Zwangs-"Sozial"-"Versicherung" verdonnert und kommen damit bei Durchschnittseinkommen ebenfalls auf ca. 75 % Gesamtabgaben-Zwangsenteignungs-Schutzgelderpressung so wie die Angestellten.

Es war schon immer so, dass bei Gelegenheit die Gewinne privatisiert und die Verluste sozialisiert wurden, da der Mensch das Opportunistenschwein in den Genen hat. Und wo gibt es Gelegenheit zuhauf dafür? Richtig, in künstlich-willkürlichen Monopol-Zwangs-Gewalt-Herrschaftssystemen! In freien Rechts-Markt-Gesellschaften wäre das weitaus unwahrscheinlicher.

Also ich denke: Entweder alle oder Keiner.
Von daher finde ich es in Österreich besser als in Deutschland.
Es widerstrebt einfach meinem Gerechtigkeitsempfinde, dass ein Angestellter mit einem Durchschnittseinkommen zwangsweise Rentenversicherung abgezwackt bekommt und dann im Alter vielleicht die gleiche Rente wie ein Selbstständiger hat, der sein Leben lang das Dreifache verdient hat, keinen Cent in die Rentenversicherung bezahlt hat, alles verbrast hat und im Alter dann vom Staat Grundsicherung bekommt.
Ich wusste eh nicht, ob ich bei meiner letzten Renteninformation lachen oder weinen sollte. Ich habe da mittlerweile bereits so viel Geld reingezahlt, dass ich dafür schon ein kleines Haus bekäme und mein Arbeitgeber hat ja noch einmal fast den gleichen Betrag einbezahlt und die damit bisher erworbene Rentenanwartschaft ist - jedenfalls wenn man in einer Großstadt wie Frankfurt oder gar München mit entsprechenden Mieten wohnt - nicht mehr als das was jemand an Grundsicherung (incl. Miete) bekommt, der keinen einzigen Tag gearbeitet hat bzw. als Selbstständiger keinen Cent in die Rentenversicherung bezahlt hat.
Die Summe die ich am Ende bekommen soll wurde dann auch noch "aufgehübscht" indem 2018 zum ersten Mal nicht mehr (wie bisher) die Rente auf Basis von 45 Arbeitsjahren, sondern von 47 Arbeitsjahren berechnet wurde - den meisten die ihre Renteninformation erhalten haben wird es wohl gar nicht aufgefallen sein.

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Hallo @stayoutoftherz, danke für den Beitrag zum zehnten Dezember, echt interessant. Liebe Grüße Alexa

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