Über das Martinsfest

in #deutsch6 years ago

Liebe Steemianer,
morgen, am 11. November gedenken wir dem hl. Martin von Tours (gest. 8.Nov. 397), einem der bekanntesten Heiligen der katholischen Kirche, der aber auch in der orthodoxen und evangelischen Kirche verehrt wird. Der Martinstag ist in bei uns (noch) von zahlreichen Bräuchen geprägt, darunter das Martinsgansessen (in Österreich sagt man oft "Martinigansl"), der Martinszug und das Martinssingen. Früher fanden ausserdem noch gesellige Feste mit Speis und Trank, daheim oder im Wirtshaus statt und es wurden Martinsfeuer abgebrannt, umgeben von Feuerbräuchen wie dem Sprung über das Feuer, Tanz ums Feuer, Gesichterschwärzen und Fackellauf mit Strohfackeln. Die Feuer wurden dann im 18. Jahrhundert behördlich verboten, das bunte Treiben in Richtung Karnival verschoben und der Beginn der Karnevalssession wurde auf den 11.11. gelegt. Im 20. Jhd wurden die spontanen Martinsfeiern geordnet, kommerzialisiert und ritualisiert. Bis heute hat sich in den Städten nur mehr das Verspeisen von Gänsen und das Basteln von Laternen und die Laternenumzüge erhalten.

Was hat es mit den Gänsen auf sich?

Einer Legende zufolge wünschten sich die Bewohner von Tours, nachdem deren Bischof gestorben war, Martin als neuen Bischof. Als Martin von Freunden über diese Absichten erfuhr, schreckte er sich, da er das stille, asketische Leben im Wald gewohnt war und nicht wusste, ob er ein guter Bischof sein würde. Als die Menschen kamen, um ihn in die Bischofsstadt zu bringen, schlich er sich davon und versteckte sich in einem Gänsestall. Aber die Gänse verrieten ihn mit ihrem lauten Schnattern, und so konnte er zum Bischof geweiht werden. Da diese Geschichte (und andere Erklärungsversuche) erst seit dem 16. Jhd. bekannt sind, hält man sie für „Sekundärlegenden“ (also Legenden, die ein bestehendes Brauchtum im Nachhinein zu erklären versuchen).

Eine ältere und plausiblere Erklärung für den Brauch, am Abend des Martinsfestes einen Gänsebraten zu essen, ist, dass die Bauern früher an diesem Tag ihren Tribut zahlten, unter anderem eben auch Gänse. In vielen Gegenden galt der Martinstag als das Ende des bäuerlichen Wirtschaftsjahres (Abschluss der Korn- und Weinernte und Beginn der Winterwirtschaft). Die sommerliche Dienst- und Pachtverhältnisse endeten an diesem Tag (daher auch der Name Zinstag für den Martinstag), das Gesinde wurde entlohnt, der Pachtzins wurde bezahlt – meist in Naturalien, und es wurden zur Feier wohl auch viele Gänse gegessen.

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Martinszug auf dem Düsseldorfer Marktplatz, von Heinrich Hermanns (1905) Quelle

Ich geh´ mit meiner Laterne...

Der wohl bekannteste und beliebteste Martinsbrauch heutzutage ist der Laternenumzug, der aber in etlichen Schulen leider nicht mehr stattfindet. In manchen Gegenden ziehen die Kinder mit ihren selbstgebastelten Laternchen auch von Haus zu Haus und bitten um “milde Gaben“, die sie in Form von Süßigkeiten und Geld erhalten. Verschiedenfarbige und verschiedenartige Laternen bringen Licht in die Dunkelheit. Es sollte früher die bösen Geister verscheuchen und auf die Botschaft des Heiligen Martins aufmerksam machen: Vergiss die Notleidenden nicht!

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Quelle

Wer von Euch kennt noch den Text des Laternenliedes?

Zur Erinnerung, hier der komplette Text, zum Mitsingen:

Ich geh mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir.
Dort oben Leuchten die Sterne und unten leuchten wir.
Mein Licht ist schön, könnt ihr es sehn? Rabimmel, rabammel, rabumm.

Ich geh mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir.
Dort oben Leuchten die Sterne und unten leuchten wir.
Ich trag mein Licht, ich fürcht mich nicht. Rabimmel, rabammel, rabumm.

Ich geh mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir.
Dort oben Leuchten die Sterne und unten leuchten wir.
Der Martinsmann, der zieht voran. Rabimmel, rabammel, rabumm.

Ich geh mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir.
Dort oben Leuchten die Sterne und unten leuchten wir.
Laternenlicht, verlösch mir nicht. Rabimmel, rabammel, rabumm.

Ich geh mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir.
Dort oben Leuchten die Sterne und unten leuchten wir.
Wie schön das klingt, wenn jeder singt! Rabimmel, rabammel, rabumm.

Ich geh mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir.
Dort oben Leuchten die Sterne und unten leuchten wir.
Mein Licht ist aus, ich geh nach Haus. Rabimmel, rabammel, rabumm.

Wer den Text kennt, für den gilt diese Graphik nicht mehr :)

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Quelle

mehr Infos:
https://www.kath-kirche-vorarlberg.at/organisation/familien-feiern-kirchenjahr/artikel/ich-geh-mit-meiner-laterne-...-am-martinsfest
https://de.wikipedia.org/wiki/Martinstag
https://www.kinderspiele-welt.de/sankt-martin/ich-geh-mit-meiner-laterne.html


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Ans "Laternegehen" habe ich auch noch angenehme Erinnerungen aus meiner Kindheit.

Heute ziehen die Enkel los...

Ich finde den Brauch bzw. die Tradition wirklich sehr schön und hab auch angenehme Erinnerungen aus der frühen Kindheit. Interessant, wie schnell sich die Welt verändert. Gerne mehr von solchen "Traditionen" - auch wenn sie in einer modernen und fortschrittlichen Welt vielleicht nicht alzu große Bedeutung haben, finde ich, dass die Wahrung der Kultur und des Brauchtums unbedingt beibehalten werden sollte.

Schöner Artikel! :)

mehr und mehr wehren sich gegen diese Tradition, verfallen in Diskussionen über rationalen zeitsparenden Atheismus und blabla. Für Kinder ist es schön wie so manche Tradition. Bei uns aufn Dorf musste es gestern gefeiert werden weil die Eltern das so wollten und sie haben immer noch gemeckert am besten wäre wohl gar nicht.

Ich freue mich jeden Falls auch, dass du über diesen schönen Brauch geschrieben hast und dass es ihn noch gibt, wenn auch wie hier am 09.11.

Gerne und ja, besser als es gar nicht feiern.

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