#3 Kurzgeschichte: Schuppen der Hoffnung Teil 2/2

in #deutsch7 years ago

Kaulquappenbecken.JPG

Schuppen der Hoffnung

Kurzgeschichte Teil 2/2


Verwendete vorgeschlagene Wörter: Sehnsucht (@physalis), Kaulquappe (@laraventure), Schuppenflechte (@w74)

Zu Teil 1:

https://steemit.com/deutsch/@sabrina.jayharp/3-kurzgeschichte-schuppen-der-hoffnung-teil-1-2

Am nächsten Morgen rüttelte mich ein Donnerschlag aus dem Bett. Ich blickte zum Fenster. Es regnete in Strömen, der Himmel war schwarz wie die Nacht.

Ich begab mich ins Erdgeschoss. Neben dem Speisesaal hing ein Zettel an der Tür, wo drauf stand, dass die heißen Quellen geschlossen waren. »Schade«, murmelte ich und nahm mir einen Frühstückskorb. Wo sollte ich mich hinsetzen?

Ich erspähte einen Mann, dessen eine Gesichtshälfte mit lauter Pusteln bedeckt war. Quietschend schob ich den Stuhl nach hinten und setzte mich an seinen Tisch. »Im Juni fällt hier der meiste Regen«, begann der Mann. »Das erste Mal hier?«, fragte er besonnen und kaute auf einem Salatblatt. Ich nickte. Er streckte mir die Hand entgegen. »Ich heiße übrigens Mike.« »Alex«, erwiderte ich. Die Augen des Mannes wanderten über meine Arme. »Das wird schon wieder. Bei mir ist es endlich besser geworden. Du hättest mich mal vor einem Jahr sehen sollen, da sah mein komplettes Gesicht noch so aus wie diese eine Hälfte.« »Du kommst mehrmals her?« »In der Tat. Wie du bestimmt schon festgestellt hast, ist eine Reise nach Japan nicht gerade billig, die Kosten dafür werden leider nicht übernommen. Angeblich wäre Neurodermitis auch kein ausschlaggebender Grund, von der Arbeit fernzubleiben.« »Ich hoffe, dass es mir auch bald besser gehen wird«, antwortete ich und fügte betrübt hinzu: »Das, was ich habe, ist angeblich unheilbar.« »Es muss einen Weg geben«, entgegnete Mike.

Die Zeit durch unser Gespräch verging anscheinend so schnell, dass wir den immer leerer werdenden Saal zunächst gar nicht bemerkten. Der Himmel klarte auf. Lediglich ein paar letzte Pfützen verteilten sich auf dem Boden. »Schau, die heißen Quellen sind wieder geöffnet«, bemerkte Mike und begab sich nach draußen.

Als ich ihm hinterherlaufen wollte, hörte ich jemanden meinen Namen rufen. Es war der ältere Mann mit dem braunen Kimono, der mich gestern in mein Zimmer geleitet hatte. Etwas versteckt stand er zwischen den Bäumen des angrenzenden Waldes. Verschmitzt lächelte er mich an und drehte sich um. »Warten Sie!«, rief ich und rannte ihm hinterher.

Der alte Mann war verdammt schnell. Ich nahm die Beine in die Hand, kletterte über einige moosüberzogende Felsen und Baumstümpfe, kämpfte mich durch das Dickicht und überquerte einen kleinen Bach, bis ich schließlich an einer Felswand ankam. Unterhalb der Felswand lag eine dampfende Quelle. Wo war der alte Mann nur hin? Ich näherte mich dem warmen Wasser. Es wirkte verlockend, wohltuend atmete ich den salzigen Dampf ein und entschied mich dazu, hier mein erstes Bad zu nehmen. Ich machte es mir in der Quelle bequem.

Plötzlich bemerkte ich kleine schwimmende Wesen im Wasser. Waren das etwa Kaulquappen? Sie kamen näher und setzten sich an meinen Armen fest. Ich lachte: »Hey, ihr kleinen, das kitzelt. Hört auf!« Zu meinem Erstaunen stellte ich fest, dass sich meine Hautschüppchen langsam lösten. Ich konnte es nicht fassen. Gleichzeitig schienen sich die Kaulquappen zu verändern. Eine gesonderte Form der Metamorphose? Sie wuchsen beträchtlich schnell, bis sie die Gestalt von Leguanen annahmen. An ihrer Haut bildeten sich Schuppen, auf dem Rücken wuchsen Flügel. Sie sahen aus wie kleine Drachen.

Geschockt sprang ich aus dem Wasser. »Wie kann das mög ...« Neben mir tauchte der alte Mann wieder auf. Sein Körper schimmerte durchsichtig. Die Drachengeschöpfe kletterten an seine Seite. Er verbeugte sich. »Die Legende ist besiegelt. Danke, dass du meine kleinen Freunde mit deinen Schuppen beschenkt hast, jetzt können sie endlich mit mir zurück in die Welt fliegen, wo sie herkommen.« Die Drachen klappten ihre Flügel auseinander und bewegten sich hinauf in den Himmel.

Ich musterte meine tropfenden Arme von oben bis unten. Unglaublich, ich war geheilt. Meine Sehnsucht nach einem gesunden Körper war endlich erfüllt.
Was denkt ihr? Woher wusste der alte Mann von den Schuppen, die Alex mit sich trug? Werden andere Menschen seiner Geschichte Glauben schenken?

  • Neben meinem "Weg zum Autor" schreibe ich Kurzgeschichten, die ich mir aus zufällig generierten, bzw. von euch vorgeschlagenen Wörtern, ausdenke
  • Wer Lust hat, kann mir hierfür gern neue Wörter vorschlagen. Diese werde ich in der Reihenfolge, wie sie genannt wurden, in den nächsten Geschichten verwenden
  • Bitte pro Post nur einen Vorschlag (Substantive)

Ich freu mich auf eure Ideen!

(Foto: Von mir aufgenommen)

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Huii, das ist ja ganz anders als erwartet :)

Freut mich, dass er geheilt ist und die Geschichte mit den Drachen ist natürlich hochinteressant. Daraus ließe sich bestimmt eine super Fortsetzung machen, ich hätte schon einige Ideen :D
Wenn dein Angebot noch steht würde ich mich freuen da eine weitere Geschichte draus zu machen.

Ich habe übrigens auch schon versucht aus zufälligen Wörtern etwas eigenes zu machen, habe aber noch nicht so viel Erfolg damit, bis jetzt braucht es immer einen Denkanstoß für meine Geschichten. Vielleicht kommt das ja noch.

Hat wieder Spaß gemacht und es ist immer schön zu sehen, wenn jemandem die Geschichte gefallen hat.

Du kannst gerne schreiben, was du möchtest. Ich gebe dir trotzdem nochmal drei eigene Wörter: Pfefferminze, Hitze, Traum

Ich fänds cool, wenn du es nochmal versuchst und was komplett neues schreiben würdest. Wenn du das erstmal geschafft hast, freust du dich bestimmt genauso! Am Anfang ist es schwer, aber wenn die ersten Ideen kommen, fällt dir der Rest bestimmt leichter. Ich brainstorme meist vorher auf nem Blatt Papier meine Ideen und recherchiere dann nach Begriffen, die ich nicht kenne.

Gib nicht auf und bleib dran! :P

Dankeschön für die Wörter, ich habe jetzt wie du meintest eine Art Mindmap gemacht, die im Endeffekt aber gar nicht richtig benutzt. Irgendwie bin ich dann einfach auf den Anfang und die Gröbste Handlung festgelegt und angefangen zu schreiben, jetzt bin ich bei knapp 400 Wörtern, es fließt einfach :D

Bin voll froh mich mal daran getraut zu haben, danke sehr für die Inspiration, du hast mich wieder zum Geschichten Schreiben gebracht :)

Das freut mich für dich, na siehste! ;)

Wie interessant :-D Darauf wäre ich ja nie gekommen. Tolles Ende! In dir steckt wirklich eine Fantasyautorin ♥ Einfach super.

Daraus könnte man wirklich noch ein ganze Buch machen!! Herrlich ...

Danke! :) Deine Worte motivieren mich total.
Wer weiß, vlt. entwickele ich ja mal aus eine der Geschichten ein Buch. Ich glaube, viele Bücher entstehen dadurch, dass der Autor erstmal drauflos schreibt.

absolut! Ach du wirst noch viele Bücher schreiben ♥ ganz bestimmt!!

Eine fantastische Kurzgeschichte.
Vermutlich ist der alte Herr der „Hüter“ der Drachen und steht somit in engem Kontakt mit ihnen. Was sie wissen, weiß auch er :)

Möglich wäre es :-D Ach wer wäre nicht gerne Drachenhüter ;-)

Das wäre eine Möglichkeit ;)

oh, überraschendes aber interessantes Ende!
Mit dem "Happy End" lag ich ja zumindest schon mal richtig ;)

Das aus "meinen" Kaulquappen noch mächtige Drachen geworden sind freut mich natürlich. Und das sie dem armen Alex helfen konnten ;)

Ja, wie geht es jetzt mit den Drachen weiter??
Neue Welt?!? Teil 3 :P ?!!

Ja, hängt wohl damit zusammen, dass ich Drachen mag :D
Ich dachte, nur die Hautschuppen abzuknabbern ... das kanns doch nicht gewesen sein und dann kam mir die Idee, dass die Kaulquappen auch etwas davon haben wollten. :D

Schuppen und Drachen passen ja auf jeden Fall gut zusammen ;)

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