#2 Kurzgeschichte: Alles hat seinen Preis Teil 2/2

in #deutsch7 years ago (edited)

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Alles hat seinen Preis

Kurzgeschichte Teil 2/2


Verwendete vorgeschlagene Wörter: Palme (@laraventure), Faszienrolle (@kristinafoertsch), Nagelbett (@w74)

Zu Teil 1:

https://steemit.com/deutsch/@sabrina.jayharp/2-kurzgeschichte-alles-hat-seinen-preis-teil-1-2

Wir begaben uns nach Hause. »Ich will malen!«, stieß Karin aus und rannte in ihr Kinderzimmer, nachdem ich die Haustür hinter mir geschlossen hatte. Als ich gerade in die Küche gehen wollte, um uns etwas zu kochen, klingelte das Telefon. Es war Mum. »Ist alles in Ordnung mit Karin?«, fragte sie, während ich sie im Hintergrund Blätter tackern hörte. Mein Bauch kribbelte. »Als wenn dich das interessieren würde!« »Beruhige dich, Lina-Mäuschen.« Beruhigen? Ich fühlte mich für alles verantwortlich. Meine Mutter sollte mich nicht auch noch auf die Palme bringen.

»Weißt du … wir haben so wenig Geld, wir können Karins Mitgliedschaft im Reitzentrum leider nicht verlängern. Außerdem hat sie sich verletzt, das darf nicht noch einmal passieren.« Ich schluckte. »Wie bitte? Du weißt, wie sehr Karin das Turnen auf den Pferden liebt. Das ist wenigstens mal eine Sache, wo sie überhaupt für bewundert wird.« »Wir haben keine andere Wahl«, unterbrach mich Mum. »Oh doch, ihr seid sowieso schon ewig dabei, ihr das Hobby auszureden!«

Der Hörer knarrte, Mum hatte aufgelegt. Ich schüttelte den Kopf. Alles Ausreden! Warum verkauften sie nicht einfach eine ihrer hochwertigen Vasen? Aber sie hielten lieber am Status fest, anstatt sich um die Familie zu kümmern.

Ich öffnete die Zimmertür einen Spalt, um Karin zu beobachten. Sie saß am Fenster und war dabei, Pferdemandalas auszumalen. Dabei trällerte sie ein Lied. Zögernd begab ich mich in mein Zimmer und zog einen Umschlag unter meinem Kopfkissen hervor. Ich wollte Karin helfen.

Abends hockte Karin munter neben meiner Sportmatte, sie wollte mit meiner Faszienrolle spielen. Plötzlich stand Mum - einen Umschlag umklammernd - mit Tränen in den Augen an der Zimmertür. Sie deutete an, dass ich zu ihr kommen sollte. Hatte sie ihn also auf dem Küchentisch gefunden.

Mit verschränkten Armen lehnte ich mich an den Türrahmen. Mum las den Zettel mit zittriger Stimme vor: »Hi Mum, in diesem Umschlag findet ihr 2.000,00 €. Ein Preisgeld, welches ich neulich in einem Ballettturnier gewonnen habe. Aber egal, das habt ihr eh nicht mitbekommen. Auf jeden Fall möchte ich, dass ihr mit dem Geld das Reitzentrum von Karin finanziert. Sie liebt das Turnen mit den Pferden und so soll es auch bleiben.«

Mum schaute mich irritiert an. »Was ist … mit deinem Sportstudium?« »Wird erstmal aufs Eis gelegt, solange, bis ich neues Geld zusammengespart habe.« »Du bist so hilfsbereit ...«, flüsterte Mum und lugte in das Kinderzimmer, in dem Karin sich auf der Faszienrolle ausstreckte. Sie atmete tief durch. »Nein … wir packen das Lina, du musst dein Geld nicht extra opfern.« Ich horchte auf. »Wie konnten wir nur so dumm sein ...«, stieß Mum zu meiner Erleichterung aus. Sie umarmte mich - eine Versöhnung? Sehr befremdlich, aber schön. Ich lächelte und deutete auf Karin. »Vielleicht wäre eine Faszienrolle auch mal etwas für dich? Gegen Stress.« Mum nickte. »Eine faszinierende Idee.«
Was denkt ihr? Stehen die Eltern von Karin nun endlich vollkommen hinter ihr?

  • Neben meinem "Weg zum Autor" schreibe ich Kurzgeschichten, die ich mir aus zufälligen Wörtern ausdenke
  • Wer Lust hat, kann mir hierfür gern neue Wörter vorschlagen. Diese werde ich in der Reihenfolge, wie sie genannt wurden, in den nächsten Geschichten verwenden
  • Bitte pro Post nur einen Vorschlag (Substantive)

Ich freu mich auf eure Ideen!

(Foto: Pixabay)

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Sehr schön verknüpft die Wörter, sehr schön geschrieben, kann mir alles bildlich vorstellen, auch wenn der Inhalt nachdenklich stimmt, kommt aber emotional an & so soll es sein. Fettes Dankeschön & freue mich auf mehr :)

schließ mich dir an. aber eine sache muss ich dann doch anmerken. man kann niemanden auf die palme gehen, man kann nur jemanden auf die palme bringen. lg

Das ist korrekt, hab's mal angepasst.

:)

Lieber @pawos bist du dir da sicher? Ja, es gibt die von Dir bezeichnete Redewendung "auf die Palme BRINGEN". Es gibt aber auch die Redewendung "auf die Palme GEHEN" (ähnlich wie "auf den Wecker gehen"). Schaue mal hier im Duden unter Punkt 1: https://www.duden.de/rechtschreibung/Palme
Daher würde ich meinen beide Varianten sind zulässig. lg 😊

Genau, es geht beides. Aber das mit dem "Bringen" klingt für mich doch einen Ticken logischer, wenn ich mir die nähere Beschreibung dazu durchlese. ;) Find's praktisch, noch Tipps von anderen Leser-Steemians zu bekommen.

@sabrina.jayharp ja, und der @pawos kann auch sehr schön schreiben :)
Siehste, so lernt man immer wieder dazu und es wird nie fad :)

Sehr schöne Geschichte liebe @sabrina.jayharp. Das regt zum überlegen an, deine Geschichte.

Top! Bin echt begeistert, wie du die Wörter verknüpft hast. Vor allem hat mich natürlich interessiert, wie du die Faszienrolle untergebracht hast ;-)

Das scheint zu einfach zu sein :-P Ich werfe daher nochmal einen neuen Begriff in den Raum: Telekommunikationsüberwachungsverordnung

Hab von denen die auf meiner Liste stehen noch den einfachen genommen ;-) Viel Spaß & freu mich ♥

Cool, dass es dir so gefallen hat.
Ich muss schon lange nachdenken. Sieht einfacher aus, als gedacht ;)
Ich find's cool, was für Wortvorschläge ich alles so bekomme. Macht Spaß. :)

Das war mal eine Kurzgeschichte, die mir gefallen hat! Bin schon gespannt, wie du mein Wort von meinem letzten Kommentar verwurschten wirst. 😀

Fettes Dankeschön, sehr schöne Geschichte!
Ich finde es etwas traurig, dass die Mutter einen so eindringlichen Aufruf gebraucht hat um mal auch die Bedürfnisse ihrer Tochter zu sehen...
Und zu der Frage wie Karins Eltern jetzt zu ihr stehen: Ich glaube, dass sie zwar die Reitstunden jetzt finanzieren, aber im Grunde genommen genau so weiter machen wie vorher.
Allerdings kann es auch gut sein, dass sie an der unglaublichen Selbstlosigkeit von Lina etwas Liebe gefunden haben und diese dann auch weiter verteilen.
Ich kann mich ehrlich gesagt nicht ganz entscheiden, würde aber die zweite Variante auf jeden Fall schöner finden :)

Tolle Ideen. Deine zweite Variante wäre auf jeden Fall das größere Happy End. Vielleicht wirst du ja mal eine deiner Varianten zu Papier bringen und als Geschichte weiterschreiben? Oder zu einer anderen Kurzgeschichte. Weeer weiß.

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