Von der Wahrheit - Teil 1

in #deutsch6 years ago

Schönen Abend liebe Steemer!

Heute möchte ich mit einem etwas längerem Thema beginnen, mit der Wahrheit. Ich muss ehrlich sagen, dass ich mir noch nicht sicher bin wieviele Teile es werden. Ich denke mal mit vier sollte ich auskommen. Ich weiß es deshalb nicht so genau, weil ich das Thema möglichst umfassend behandeln möchte. Da man darüber eine ganze Bibliothek verfassen könnte, seht es mir bitte nach wenn ich nicht auf alles eingehen kann, ich werde über das schreiben was mirt daran am wichtigsten erscheint.

Nichts desto trotz bin ich für jede Anregeung, Ergänzung oder Berichtigung dankbar. Schreibt es mir einfach in die Kommentare, ich antworte dann ehest möglich.
Ansonsten,
viel Interesse beim Lesen!

Von der Wahrheit

Ego sum via et veritas et vita.“ – Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.
(Christus Jesus)
Quid est veritas.“ – Was ist Wahrheit?
(Pontius Pilatus)
Veritas est adaequatio rei et intellectus.“ – Wahrheit ist die Übereinstimmung aus Sache und Verstand.
(Hl. Thomas von Aquin)

Mit der Wahrheit ist es heutzutage so eine Sache. Obwohl wir WISSEN das es die Wahrheit an sich gibt, bestreiten viele das es Wahrheit überhaupt gibt.
Wieder andere sagen, es gäbe nur die EINE Wahrheit.
Und ein dritter Teil schwankt zwischen beidem und meint, es gäbe zwar eine Wahrheit, der Mensch könne diese allerdings nicht verstehen, erreichen, was auch immer.
Klingt verwirrend und befremdlich zu gleich. Denn, Argumente können alle vorweisen. Schließlich saugen sich die allermeisten ihre Meinung nicht aus den Fingern.
Wie also eine Entscheidung treffen? Die Wahl auch noch begründen können?
Wer schon mal einen Knoten im Hirn hatte ahnt, hier kommt richtig doller Schmerz auf einen zu.

Das platonische Dreieck.

Nach Platon gibt es drei Arten der theoretischen Philosophie:

  • Die Seinsphilosophie (Ontologie)
  • Die Ich-Philosophie (Transzendentalphilosophie)
  • und die Geistphilosophie (auch Gott, Idee oder Absolutes genannt)

Diese drei kann man sich wie die drei Enden eines Dreieckes vorstellen. Und der, meiner Meinung nach, wichtigste Aspekt an diesem ist, dass alle drei über das Gleiche sprechen, allerdings von unterschiedlichen Standpunkten aus.
Zur Verdeutlichung stelle man sich einfach ein Dreieck vor. Innerhalb dieses Dreiecks steht ein Bierkrug. An jeder Ecke steht nun ein Beobachter.
Nun sieht ein jeder von seinem Standpunkt aus auf das zu untersuchende Objekt. Nun spricht jeder aus was er erkennt.
Wer hat Recht?
Wer hat Unrecht?
Antwort!
Alle drei!

Wenn man sich fragt ob eine Sache wahr ist oder nicht, so muss man sie von allen „drei“ Seiten betrachten. Erst dann habe ich die GANZE Wahrheit erfasst.
Doch Vorsicht!
Man sollte nun nicht den Fehler machen und meinen, dass deshalb die Einzelaussagen unwahr wären. Das sind sie nämlich nicht. Sie stellen „nur“ jeweils einen TEIL der Wahrheit dar, nicht aber die GANZE.
Es ist wie bei einem Blick durch das Schlüsselloch. Man sieht nie den GANZEN Raum. Was man jedoch gesehen hat, ist deswegen nicht weniger wahr. Es ist nur ein TEIL des GANZEN.
Es ist nur ein bestimmter Blickwinkel! Und das ist eines der großen Probleme mit der Wahrheit. Den je eigenen Blick durchs Schlüsselloch mit dem GEsamteindruck gleich zu setzen.
Man sollte also, wenn man von Wahrheit spricht, bedenken, dass es sehr wohl auf den Standpunkt ankommt.
Damit ist allerdings kein billiger Relativismus oder Pluralismus gemeint. Doch dazu ein andermal mehr.

Vielen Dank für euer Interesse!

parzifal1

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Cool! Resteemed! Herrliches Thema! Das Herz sagt doch glatt zum Ego “wieviel mehr als einfach nur Wahrheit brauchste denn noch zum analysieren...?” ;-) kleiner Witz meinerseits. Gutes Thema! Hugs

Vielen Dank für dein Lob! Und auch vielen Dank für den resteem :)

Immer gern. Is doch klar!!!!

Hat Wahrheit was mit Meinung zu tun? Oder kann ich etwa behaupten mit meiner Meinung die Wahrheit zu verkünden? Beides lässt sich wohl anzweifeln. Das ständige Reflektieren der und Überdenken der eigenen Meinung mag mich vielleicht weiser machen, aber bringt es mich näher an die Wahrheit?
Die Wahrheit kann sich doch nur mit den Stützpfeilern des Glaubens aufrecht halten. Und trotzdem bringt der Zweifel Instabilität in das Gebilde. So wäre es eigentlich angebracht, wenn ich "meine" Wahrheit preisgeben möchte, den Satz zu beginnen mit: Ich gehe nach momentanem Stand der Dinge davon aus die Wahrheit zu sagen.
Mal sehen, was sich bis morgen verändert hat ...
Gruß, Wolfram

Eigentlich hast du dir die Antwort schon selbst gegeben. Wenn Wahrheit und Meinung das selbe wäre, gebe es nicht zwei Wörter dafür. Wozu auch?

Und dein letzter Satz hat viel WAHRES an sich :)
Zum irren und lügen komme ich erst noch. Und das hat viel mit deinem Satz zu tun. Da der Mensch nicht mit einem Mal die ganze Wahrheit findet, wird er imer nur Stück für Stück weiser. Ich denke, dieses verwechseln eines Teiles der Wahrheit mit der ganzen Wahrheit, ist eines der größten Probleme heutzutage überhaupt.

passt irgendwie zu meinen letzten 2 Beiträgen. Ich freu mich schon auf mehr.

Stimmt.
Die hab ich allerdings nur überflogen mangels Zeit. Habs mir aber notiert. Werd ich mir morgen Abend zu Gemüte führen :)

Für mich ist die Wahrheit eine Lebensaufgabe, die mich seit meiner Kindheit fasziniert und prägt. Neugierde, Interesse und Wissensdrang ist mir in die Wiege gelegt worden, dafür kann ich nichts. Andere Eigenschaften und Charakterzüge gehen auf meine Erziehung und Sozialisierung zurück. Das dürfte wohl bei jedem so sein. Ich stritt mich schon als Kind um alles mögliche und empfand es als ungerecht, wenn Klassenkameraden Recht bekamen für Aussagen, die eindeutig falsch waren. Selbstverständlich lag auch ich manchmal falsch und hier beginnt sich, die Spreu vom Weizen zu trennen. Der echte Verfechter der Wahrheit wird das akzeptieren, überdenken und in sein Weltbild einordnen. Weil für ihn die Wahrheit über allem steht. Der echte Verfechter der Wahrheit ist dankbar dafür und lernt daraus. Ein dummer Mensch und der Lügner wird sich rechtfertigen, Dich beleidigen und auf seinem Standpunkt bestehen. Notfalls mit Gewalt. Irrtum gehört zum Leben, doch der Umgang damit ist verschieden. Und was habe ich mich geirrt in meinem Leben. Und was habe ich mich täuschen lassen in meinem Leben. Und wie oft lag ich völlig daneben und wie oft war ich völlig naiv. Wahrheit zu leben bedeutet, sein Weltbild und seine Einstellungen immer wieder zu korrigieren. Die Wahrheit ist immer stimmig, vom Kopf und vom Bauch her. Sie ist immer einfach, logisch und natürlich. Wenn ich mich der Wahrheit verpflichtet fühle, sie ständig suche, brauche ich keine Maske und keine Fassade. Ich brauche keine Verbote und keine Gewalt. Und ich kann zu jederzeit in den Spiegel schauen.

Danke für deinen Kommentar!

Das würd ich so unterschreiben :)

ja nachvollziehbar. Wenn ich halluziniere, dann ist das wahr für mich was vermutlich für einen anderen nicht wahr ist. Wenn Menschen an Gott/ einen Schöpfer glauben, dann muss dieser nicht Teil der Realität sein um wahr zu sein.

Jein.

Wenn du halluzinierst ist es eben nicht wahr. Das ist ja die Kernaussage des Aquinaten, die Sache über die du sprichst muss ident sein mit dem was tatsächlich ist. Wenn ich auf Droge bin und z.B. einen Horrortrip hab weil ich denke da will mir eine Figur aus dem Fernseher tatsächlich was anhaben, dann spreche ich zwar über diese Sache, da sie aber nicht tatsächlich vorhanden ist, ist sie auch nicht wahr.
Ich empfinde es höchstens als wahr.

Und was den Glauben betrifft. Darum heißt es ja glauben und nicht wissen. Da uns schlichtweg die Mittel fehlen um bei diesem Thema eine endgültige Entscheidnung zu treffen, muss diese Frage tatsächlich unbeantwortet bleiben.
Es kann sie nur jeder FÜR SICH beantworten. Allgemein ist es nicht möglich!

Also wäre wahr nach deiner Definition davon abhängig, ob Konsensus darüber herrscht, dass das Objekt bzw. der proximale Reiz in der absoluten Realität existiert. Dann sind wir ja wieder bei der wissenschaftlichen "Wahrheit" bzw. der mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit behafteten Aussage, dass etwas unabhängig von uns existiert oder formal wahr ist (bzw. theoretisch, wie die relative Zeit oder bewiesen wahr, wie: A = A). Der rote Apfel/Bierkrug ist ja für alle drei rot, in Realität ist dem Krug aber nicht die Eigenschaft "rot", selbst wenn man beim Phänomen rot bleibt, ist rot nicht rot. Also ist eine Sache wahr und nicht wahr und/oder beides nicht. Das ist mir zu hoch :D

Zu diesen Problemen komme ich noch. Um dem vor zu greifen. Man tut gut daran die "Bezeichnung" einer Sache von der Sache selbst zu trennen.
Um bei deinem Beispiel mit dem Apfel zu bleiben. Wenn von den dreien einer sagt der Apfel ist rot, einer sagt er ist schon schwarz und einer sagt er sei sich nicht sicher, so ändert dies nichts daran das der Apfel diese einen bestimmte Farbe hat.
Diese eine bestimmte Farbe ist die Sache, rot nur ein Wort um diese Sache zu beschreiben.

Ja ist nicht so einfach. Hab auch einige Zeit gebraucht um dahinter zu steigen :)

Mit der Wahrheit ist es schon schwierig, weil es da so viele völlig verschiedene Ansätze in tausenden von Jahren gab. Wie können wir uns darauf einigen, was wahr ist, wenn wir uns noch nicht einmal einigen konnten, was die Wahrheit überhaupt sein soll.

Ich bin da ganz mit dem Konstruktivismus, Phänomenologie und der Systemtheorie und vermeide den Begriff soweit es geht. Es wird praktisch unmöglich jenseits der Logik (wahr/unwahr) oder der Phänomenologie (wahrnehmen) von Wahrheiten zu sprechen. Ansonsten überlasse ich das Gerede von Wahrheiten lieber den Politikern oder den Angeklagten auf der Strafbank, die die Wahrheit für sich beanspruchen.

Die Wissenschaft bringt auch keine Wahrheiten, sondern neue Erkenntnisse, die korrekt sein können oder auch nicht. Und wie man diese Erkenntnisse von den subjektiven Erfahrungen zu lösen versucht, ist nochmal eine andere Geschichte.

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