Gedanken zu Fahrradhelmen und wie Menschen Leben/Sicherheit werten
@theaustrianguy hat gestern in diesem Artikel https://steemit.com/deutsch/@theaustrianguy/wer-hirn-hat-der-schuetzt-es
über das Tragen von Fahrradhelmen, einer kleinen ‘Feldstudie’ und seinen Gedanken dazu berichtet.
In mir sind dann ein paar pessimistischere ältere Gedanken dazu wach geworden. Mein essay wird recht kurzfristig geschrieben worden sein, also erwartet nicht zuu viel Tiefgang 😃.
https://pixabay.com/de/arzt-koffer-verbandszeug-pflaster-1015624/
Leben oder überleben ist für Menschen nicht immer der höchste Wert
Leben oder überleben ist für Menschen nicht immer der höchste Wert, es wird nicht immer maßgeblich wertgeschätzt, sondern anderes wird (temporär) höher eingestuft (gewertet).
Beispiele für was ich meine:
- Rauchen und Saufen
- riskante Sportarten
- ungeschützter Sex mit Fremden
- leichtsinniger Umgang mit Werkzeugen (Haushaltsunfälle, Motorsägen) (und manchmal Haustieren)
- ... denkt euch was.
Das Anlegen des Gurtes im Pkw könnte man in Deutschland als erfolgreiches Beispiel betrachten. Es ist zur Gewohnheit geworden.
Das gibt sogar einen hilfreichen Hinweis fürs Fahrradfahren. Insofern ihr euer Fahrrad in einer Garage oder Ähnliches untergebracht habt (Helm also nicht leicht entwendet werden kann), sollte es hilfreich für eine Gewohnheit sein, den Helm am Fahrrad zu belassen, genauso wie etwaige extra Lampen, damit sie nicht daheim vergessen werden.
Worauf ich bei den Gurten eigentlich hinaus wollte:
Im Bus gibt es ja mittlerweile Anschnallpflicht bei Überlandfahrten. Ich hatte mir allerdings so oder so angewöhnt mich anzuschnallen, insofern möglich, weil ich mir meiner Eigenverantwortung bewusst bin (genauso wie mir bewusst ist, dass der Gurt für den unwahrscheinlichen Fall da ist, an dem etwas passiert, nicht die Millionen an denen nichts passiert).
Da habe ich bisher sehr oft leichtsinniges Gegenteiliges erlebt.
Sicherlich dürfte das Anschnallen im Bus nicht ganz so gravierend sein wie bei Fahrrad-/Roller-/...-helmen, aber doch parallel betrachtbar.
Weitere Beispiele, die es gibt, und die man nutzen kann um eine eigene Notsituation und die von anderen Menschen zu verbessern, aber nur mäßig verbreitet sind:
- Erste Hilfe Maßnahmen, Unfallversorgung, Rettung beim Baden (Bademeister)
- Zivilcourage, was mache ich, wenn Jemand von Jemand anderem bedroht wird (Weißer Ring, s. Ende)
- Trainingskurse fürs Autofahren unter Extrembedingung (z.B. Glätte) und entsprechend kühle Reaktion
- Feuerlösch-/Brandherdbeseitigungskurse (weiß gar nicht in wie weit privat möglich oder nur per Unternehmen oder halt Feuerwehrmitgliedschaft)
Was ich damit aufzeigen will. Unser Engagement oder unser Bewusstsein für Sicherheit ist manchmal gar nicht so hoch wie wir es gerne wahrhaben würden.
Wir freuen uns, wenn ein Arzt in einer Reisesituation (z.B. Hotel, Bus oder Flug) aushilft, aber einen Erste-Hilfe-Kurs machen die meisten von uns nach so einer Situation dann doch nicht.
Ich bin gerade auch dankbar dafür, dass ich wegen Betriebsmaßnahmen noch einmal einen Erste-Hilfe-Kurs vor einer Weile absolviert habe und zumindest ein paar Grundüberlegungen noch im Kopf habe, genauso was den Umgang mit Brandherden anbelangt. Genauso, dass ich mir eine aushängende Broschüre vom Weißen Ring (s.u.) schlicht und einfach durchgelesen und die einfachen Ideen eingeprägt habe. Eine Vorstellung davon zu haben wie man reagiert in einer außergewöhnlichen Situation statt in Unruhe, gar Panik zu geraten, ist hilfreich.
Vielleicht animiert das ja Jemanden von uns für sich mal einen Kurs zu recherchieren, der ihm/ihr zusagt, zu absolvieren und die dementsprechenden (oftmals gar nicht schweren) Fähigkeiten sich anzueignen :).
Nun noch ein paar generelle abstrakte Gedanken.
Bei all diesen Themen sind Anreizstrukturen denkbar.
Z.B. ist es denkbar, dass in Nachbarschaftshilfen oder bei Hausmeistern Leute sich bereit erklären zusätzliche Kurse wie z.B. Erste Hilfe oder Brandherdbeseitigung sich anzueignen (und das auch vermarkten können).
Oder man überlege sich ein Autobahn-Plakat:
Dank Katis und Davids schnellem Einsatz hat Simon seinen Unfall überlebt.
Rette auch du Leben!
Informier dich unter: ...
Und dann (wie diese Kurse ja jetzt schon kostenpflichtig sind, übernimmt dann nur der Arbeitgeber im Unternehmen) eben kostenpflichtige Kurse anbieten. Auf der Autobahn kommt man immer wieder vorbei. Das vergisst man also nicht. (Wäre also unternehmerisch/"kapitalistisch" machbar.)
Ich frage mich halt, woran das liegt, dass solche Angebote mäßig genutzt werden. Am Fehlen einer potenziellen unternehmerischen Anreizstruktur liegt es wohl nicht. Am nicht wahrgenommen Bedarf vielleicht schon. Andere schwer spekulative Gründe: Staatliche Behinderungen und Reaktanz gegen Zwang? Krankenkassen interessiert Prävention abgesehen vom Impfen und bei den Zähnen kaum.
Nicht für wichtig erachtet, also nicht in der Wertekultur verankert - vielleicht vergleichbar zum Umweltbewusstsein, welches in Deutschland und Japan z.B. recht hoch ist, in anderen Ländern weniger. Das wäre also in der Wertekultur verankert (genauso wie der Gurt im Auto).
Die Musik von @wallpaperflower https://steemit.com/music/@wallpaperflower/please-have-a-listen-to-my-tracks-on-dsound
verhalf mir da übrigens gleich zu besserer Laune :D (s. zweiter Satz). Wobei mir der zweite Track doch noch einiges mehr zugesagt hat als der erste.
Ein paar einfache Hinweise, die man sich einprägen kann für eine einfache Bedrohungssituation:
https://weisser-ring.de/praevention/tipps/zivilcourage
Wie mache ich als Opfer auf mich aufmerksam?
- Sprechen Sie Passanten direkt an: "Sie da in der roten Jacke, bitte helfen Sie mir!"
- Fordern Sie konkret Hilfe: "Rufen Sie die Polizei!"
- Weisen Sie auf die Notlage hin: "Das ist ein Notfall!"
- Erregen Sie Aufmerksamkeit: Schreien oder [groß machen und mit beiden Armen winken]!
- Siezen Sie den Täter: "Hören Sie auf!"
- Aktivieren Sie das Handy: Mit eingespeichertem Notruf!
- Tun Sie etwas, womit der Täter nicht rechnet: Nutzen Sie den Überraschungseffekt!
mielia
Hier geht es meiner Meinung nach nicht um Wissen, sondern um eine grundsätzliche Einstellung.
In die Eigenverantwortung zu gehen, fällt immer mehr Menschen schwer. Sie nehmen gerne das Angbot des Nanny-Staats an, alles für sie zu regelen. Wofür gibt es denn die Notrufnummer?
Ich prognostiziere eine weiter zunehmende Abhängigkeit der Gesellschaft von dieser Wohltat. Selbst in der eigenen Familie kommen alle gerne zu mir und lassen sich helfen, weil sie um meine Kompetenz bei der Ersten Hilfe wissen. Auf meine Frage, wer mir denn bei vertauschten Rollen helfen wird, herrscht betretenes Schweigen...
Sind Krankenkassen für Dich Teil des Staates?
Nein.
Eine Krankenkasse ist eine private Unternehmung, die ziemlich vielen staatlichen Knebeln unterliegt und ebenfalls exklusive Privilegien erhält. Eine Symbiose aus der Oper "Teile und herrsche" in Reinkultur.
Die Zwangs-Krankenversicherung ist ein Teil der staatlichen Repressalien.
Danke für deine Antwort! (Eine Meinung, eine Rückmeldung, yeeeaaahh :D.)
Ja, kann ich absolut nachvollziehen was du sagst.
Eine grundsätzliche Einstellung, Haltung, ggf. Gleichgültigkeit oder vielleicht eher Verantwortungsscheue (man will gar nicht der sein, an den andere sich in einer Notsituation wenden).
Ich könnte mir vorstellen, dass anderes Verhalten in spärlich besiedelten Gegenden Finnlands oder generell Skandinaviens zu beobachten ist. Nur Arbeitsteilung an sich kann es nicht sein. Faulheit, Wertetenor, Unüberlegtheit, ...
Ich kann mich davon ja auch gar nicht ausnehmen. Als ich jünger war, definitiv, Unüberlegtheit, sorgenfrei, nicht drüber nachgedacht. Später: Naa, hat halt nicht die höchste Priorität. Sollte es eben aber manchmal doch haben, wie theaustrianguy es mit dem Fahrradhelm ja gezeigt hat.
Ist in meinem Verwandschaftskreis ebenfalls ganz klar, wem da die Rolle zukommt. Nur würde weder die Person noch wir je deine Frage stellen.
Das ist tatsächlich sehr hilfreich! Leute neigen dazu sich nicht angesprochen zu fühlen und wegzuschauen. Wenn man sie aber so direkt anspricht, dann trauen sie sich auch nicht nicht zu helfen. Tatsächlich hilft so gut es geht kühlen Kopf bewahren und Leute einteilen.
Ich werd mir morgen gleich einen Erste Hilfe Kurs Auffrischungstermin ausmachen ;D Da hast du auch vollkommen recht - aber je öfter man das trainiert, desto schneller kann man reagieren.
Absolut, Präsenz zeigen und Leute direkt ansprechen, statt ins Leere oder zu einer Gruppe zu sprechen, hilft.
Oft würden Leute auch gerne helfen, sind aber in einer Art "Schockstarre", jedenfalls erstmal überfordert und dann freuen sie sich über Anweisungen, empfinden sie als hilfreich.
Mega cool!
Das stimmt! Kann mich an Situationen erinnern, da war ich auch sehr dankbar, dass mir gesagt wurde was ich zu tun habe. Man kann in solchen Situationen "einen kühlen Kopf bewahren" und Handlungen setzen leider nur schwer lernen (wahrscheinlich nur durch Erfahrung)
Mein letzter Erste-Hilfe-Kurs, den ich als Selbstzahler besucht habe nach dieser Geschichte hier - https://alltagimrettungsdienst.wordpress.com/2013/05/11/erste-hilfe-geschichten-teil-8 - hat mich ziemlich ratlos zurückgelassen und war letztlich der Hauptgrund, warum ich tiefer in die Materie eingestiegen bin. Richtig gut Puls messen kann ich immer noch nicht. Und beim Nachlesen der Geschichte kommt die Ohnmacht von damals wieder hoch.
Ich kann daher ansatzweise verstehen, wenn Leute sich diese Dinge nicht zutrauen.
Definitiv Erfahrung.
Man denke nur daran sich in einer völlig fremden Stadt, in der man niemanden kennt, zu verlaufen oder in der Heimatstadt.
Oder wie das als Kind gewesen wäre und jetzt als Erwachsener sich zu verlaufen.
Ältere Leute, die viel herumgekommen sind, sind i.d.R. gelassener.
Selbst unter Affen kann man schon (Aufmerksamkeits-)Hierarchien zu den Alten hin beobachten in bestimmten - für die meisten unbekannten, neuen - Stresssituationen. Aber das führte jetzt zu weit^^.
Brandbekämpfungskurse gibt es meines Wissens tatsächlich nur in Unternehmen, denen das wichtig ist; daß man privat so einen absolvieren könnte, habe ich noch nie gehört.
Inzwischen weiß ich ja auch, wie ein Feuerlöscher funktioniert (wurde auch Zeit, das vor ein paar Jahren mit 36/37 endlich zu lernen grins) und könnte den richtigen für die Wohnung hier kaufen. Etwas länger weiß ich schon, daß es Leute gibt, die einen im Auto mitführen. Meines Wissens keine Verpflichtung. Meine Eltern haben keinen, auch die Erste-Hilfe-Päckchen sind sicher schon lange abgelaufen. Bringt eben nichts, wenn die in der Kindheit als "in der Entwicklung zurückgeblieben" eingestufte Tochter mit dem Thema ankommt. :(
Alles sehr emotional besetzt bei mir ...
Seit ein paar Jahren gibt es ja gar keine zweitägigen Erste-Hilfe-Kurse mehr, weder für Führerscheinanwärter noch für Betreuer von Kindergruppen u.ä. Finde ich sehr traurig! Es ist doch eigentlich klar, daß das nicht zu mehr Kompetenz der Allgemeinbevölkerung bei dem Thema führt.
Hier im Ort besuchen die Feuerwehren und der Rettungsdienst einmal im Jahr die Kindergärten. Sobald die Kids in der Schule sind, sind sie von dem Thema weg, scheint mir.
Hm, dann ist es sicherlich schwierig in dem Umfeld damit zu kommen. Hört sich nach einer bitteren Geschichte an.
Hatte ich noch gar nicht gehört.
Ja, dass Leute von den Feuerwehren, DRK und Sportvereinen in Kindergärten oder Grundschulen gehen, kenne ich auch noch und finde ich auch gut so!
Die Kurse sind halt nur noch eintägig. Also 8 Stunden statt wie früher 16.
Guten Tag,
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Gruß
GermanBot
Alles richtig! Nur eines nicht: "Hören Sie auf" zu einem Angreifer zu sagen, zumindest wenn der deutsch versteht. Denn wenn ein adrenalinaufgepumpter oder auf Drogen befindlicher Angreifer eines nicht will, dann dass ihm jemand anderer etwas vorschreibt. Ist ein Ego-Ding. Besser offene Fragen stellen, die seine rationale Gehirnhällfe ansprechen (z.B. "Wie könen wir das jetzt lösen?"). Natürlich nur, wenn eine verbale Deeskalation noch möglich ist. Wenn nicht, gilt Dein letzter Satz!
Guter Einwand, Danke.
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