Literatur am Sonntag #2, Eugene Yelchin - Breaking Stalin's Nose

in #deutsch6 years ago (edited)

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Nachdem ich in der letzten Woche Joel Salatins "Schweineglück und Lebenslust" besprochen habe, ist nun ein Kinderbuch an der Reihe.

Die Rede ist von Breaking Stalin's Nose, einem mehrfach ausgezeichneten Kinderbuch aus der Feder Eugene Yelchins.

Bereits auf den ersten beiden Seiten des Werks taucht man tief in die Geschichte ein: Links findet sich die Zeichnung eines kleinen Jungen, der in seinem dunklen Zimmer an seinem Schreibtisch sitzt und über ein Blatt Papier gebeugt ist, rechts beginnt der aus der Sicht des Jungen geschriebene Text: „Mein Vater ist ein Held und ein Kommunist und, mehr als alles andere, will ich sein wie er. Wie Genosse Stalin kann ich natürlich nicht sein, das ist klar. Er ist unser großer Führer und Lehrer. Die Stimme im Radio sagt: 'Bürger der Sowjetunion, folgt eurem großen Führer und Lehrer – dem geliebten Stalin – hin zum und immer weiter zum Kommunismus! Stalin ist unsere Flagge! Stalin ist unsere Zukunft! Stalin ist unser Glück!' Darauf folgt ein Lied, 'Eine großartige Zukunft liegt vor uns', ich kenne jedes Wort und, während ich singe, greife ich zu einem Stift und beginne zu schreiben.“

Der Junge, Sasha Zaichik, fährt fort, indem er einen Brief an eben jenen Führer und Lehrer, Josef Stalin, addressiert, in welchem er ihm für seine glückliche Kindheit in der UdSSR dankt, dem „demokratischsten und fortschrittlichsten Land der Welt“. Es sind Bilder wie diese, die einen Einblick in die menschenverachtende, unschuldige Kinder ins Visier nehmende Ideologie des Sozialismus geben und einem so das Herz manchmal fast zerreißen. So macht Sasha sich beispielsweise zu einer Karotte, die ihm geschenkt wurde, folgende Gedanken: „Ich nehme kleine Bisse der Karotte, damit ich möglichst lange etwas von ihr habe; Die Karotte ist sehr lecker. Wenn mein Magen vor Hunger knurrt, sage ich mir, dass ein zukünftiger Pionier in der Lage sein muss, solch nichtige Dinge wie das Bedürfnis nach Essen zu unterdrücken. Der Kommunismus ist nur knapp hinter dem Horizont; bald wird es genug Essen für alle geben. Dennoch ist es nett, wenn man manchmal etwas Leckeres essen kann. Ich frage mich, wie das in kapitalistischen Ländern wohl ist. Es würde mich nicht überraschen, wenn die Kinder dort noch nie eine Karotte probiert hätten."

An einer anderen Stelle dankt er Stalin innerlich dafür, dass seine Nachbarn und er innerhalb der „komunalka“, der kollektivistischen Gemeinschaftswohnung, keine Geheimnisse voreinander haben, was offensichtlich nichts anderes bedeutet, als dass jeder eine Ratte des Regimes ist. Die Rechtlosigkeit des Individuums, ein totalitäres Terrorregime und bittere Armut – Das ist die Szenerie von „Breaking Stalin's Nose“, die dem Leser durch die naiven Augen eines Kindes präsentiert wird, jedoch mit dem Fortschreiten des Plots auch für Sasha Risse in ihrer Fassade bekommen wird. Dass egalitäre Revolutionen am Ende auch ihre Kinder fressen, ist bekannt – Hier es ist Sashas Vater, ein Mitarbeiter der Staatspolizei, der dem institutionalisierten Wahnsinn des Kommunismus zum Opfer fallen wird. Wie das geschieht und welche Auswirkungen es auf seinen kleinen Sohn hat, erzählt Yelchin auf eine ebenso aufwühlende wie meisterhafte Weise.

Tom Woods - The Horrors of Stalinist Russia, Through a Child's Eyes

Apropos Literatur: Vergesst mein Gewinnspiel nicht ;)

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Einen schönen Rest-Sonntag wünsche ich euch!

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