Wie lange dürfen Kinder noch Kinder sein? Ist nicht das Leben die beste Schule?

in #deutsch6 years ago

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Können wir die Zeit aufhalten?


Jetzt setze ich mich doch noch einmal an meinen Beitrag von gestern und schreibe ihn auf Deutsch. Irgendwie möchte ich ja doch, dass ihn so viele wie möglich lesen können und ich verlinke das ganze dann auch unter dem Hashtag #daskindinmir. Da habe ich ja schon einmal einen Beitrag drunter verfasst und irgenwie passt das hier zusammen

Inspiriert wurde ich durch einen Post von @kafkanarchy84 und seitdem bin ich am überlegen, wie schnell wir eigentlich unsere Kinder heranwachsen sehen wollen. Während ich dann am schreiben war, sind meine bereits Gedanken weitergewandert, wie lange dürfen Kinder denn Kinder sein und in ihrem eigenen Tempo die Welt entdecken?

Natürlich sind wir begeistert wenn unsere Kleinen anfangen sich zu bewegen, das erste Umdrehen und die ersten Schritte sind auch für uns Eltern wichtige Meilensteine die wir gerne für immer in unserem Andenken bewahren wollen. Wenn sie mehr und mehr selber bewältigen können, dabei verzichten sie auf unsere Hilfe und lehnen sie dann sogar ab.

Auf der anderen Seite zeigt uns das aber auch, dass die Zeit niemals still steht und es keinen Weg zurück gibt, mit jedem Tag werden die Kleinen größer und unabhängiger. Toll ist das, dass ist ja auch eines der Wunder von Mutter Natur. Wir als Menschen sind in der Lage von unserer Umgebung zu lernen, und zwar in mehr Wegen als wir uns vorstellen können. Anfangen tut das mit einfachem Ausprobieren und geht weiter mit Kopieren und Nachahmen von allem was wir sehen bis wir dann endlich anwenden können, was wir vorher aufgesaugt haben. All die Menschen um uns herum bringen uns so viele Sachen bei und dann letztendlich landen wir in den institutionalisierten Lernfabriken die wir Schulen nennen.

Aber die wichtigste und ehrlichste Schule ist das Leben selber, nichts kann die Gefühle und Augenblicke ersetzen, wenn man sich selber die Hände schmutzig macht und in unbekannte Wasser eintaucht. Zu sehen wie meine Tochter versucht alles zu berühren und an sich zu nehmen, was ich aus meiner Tasche hole, zeigt mir was Lernen doch in Wirklichkeit ist.

Was wir vor allem brauchen ist Neugier und einen offenen, ungezwungenen Geist um all die Lektionen die der Tag bietet auch willkommen zu heißen können. Nichts ist demotivierender als still sitzen zu müssen wenn man eigentlich selber neues Territorium erkunden möchte.

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Grenzen und Beschränkungen sollte es nur so viel wie wirklich notwendig und so wenig wie möglich geben. Natürlich müssen wir begreifen, dass unsere eigene Freiheit dort aufhört wo wir in die Freiheit von jemand anderem eingreifen, diese Lektion lernen viele von uns dann auch auf die harte Art und Weise. Das Leben ist halt kein Ponyhof, dass lernen wir schon zu verstehen.

Wenn wir jung sind, sind wir ganz ohne es zu wissen auf die Hilfe unzähliger anderer Menschen angewiesen. Unsere Eltern versuchen das Beste um uns vor Unglück und Unfällen zu bewahren. Wenn sie uns wieder und wieder sagen, wir sollen die Finger von dem Topf mit heißem Wasser lassen, erfolgt das nicht weil sie ihre ihnen durch die Natur verliehene Autorität ausleben wollen, sondern um uns zu beschützen wann immer sie können.

Ich glaube auch schon, dass die meisten Lehrer im Schulsystem die besten Absichten haben, es ist das System selber, was sie beschränkt und ihnen unzählige Grenzen aufzeigt. Mit Sicherheit gibt es Grundsächliches, was jeder Mensch wissen sollte aber wäre es nicht großartig, wenn Kinder selber bestimmen könnten zu welcher Zeit und in welchem Tempo sie was auch immer lernen möchten?

Wie lange ist es Kindern erlaubt einfach nur Kinder zu sein? Ist es nicht ein Widerspruch wenn wir unsere Energiebündel zwingen aufzuhören ihren eigenen Weg zu gehen und ihren eigenen Gedanken zu folgen und sie in eine Klasse stecken damit sie endlich etwas lernen? Sie nehmen bereits am tollsten Unterricht teil den es gibt, DEM LEBEN!


Auf all diese Fragen habe ich noch keine Antwort und ich bin froh, dass ich mir damit auch noch etwas Zeit lassen kann. Im Moment kann ich einfach noch den Augenblick geniessen. Und mehr noch, ich selber habe einen neuen Lehrer gefunden. Wenn ich mit meiner Tochter zusammen bin ist es wie in einer Lehrstunde, ich lerne das Leben mehr und mehr zu schätzen, oft sind es die kleinen Dinge die uns zum Lächeln bringen und uns in Lachen ausbrechen lassen, pures und ehrliches Lachen einfach nur aus Freude am Leben.

Meine Tochter ist erst eineinhalb Jahre alt, aber ich fange bereits jetzt an verschiedenes an ihr zu vermissen. Das Heranwachsen geht wahrlich schnell und ich gebe es auch ganz offen zu, dass ich da ganz egoistisch bin wenn ich mir wünsche, das sie sich noch lange Zeit ließe größer zu werden und dass sie noch lange so klein und unschuldig bliebe.

Wenn ich sie jetzt sehe, wie sie an ihrem Beißring nagt und kaut, dann ist für mich die Welt total in Ordnung. Wenn das alles ist was für sie im Augenblick wichtig ist, dann habe ich keine weiteren Einwände.

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Sehr schöner Artikel. In vielerlei Hinsicht sind Kinder ein echtes Vorbild wie ich finde. Sie sind 100% ehrlich, direkt und probieren die Dinge aus, ohne sich den Kopf darüber zu zerbrechen, ob sie es tun sollten oder nicht. Sie kennen keine Hindernisse, ihr Kopf ist frei. Im Laufe des Lebens werden einem durch die Erziehung so viele Grenzen gesetzt, dass man nicht mehr frei lebt. Man wird regelrecht eingeschränkt. Fürsorge ist zwar gut und schön, aber nicht immer von Vorteil. Man kann seinem Kind nicht das Leben beibringen. Jeder sollte die Möglichkeit haben, selbst seine Erfahrungen zu machen. Die beste Schule ist das Leben selbst!

Danke auch dir für deinen Kommentar.
Ja wäre es nicht schön,wenn wir uns wieder in diesen Zustand der totalen Unschuld versetzen könnten?
Ohne all die Hemmungen, die wir als Erwachsene aufgebaut haben, durch das Leben zu gehen, muss doch einfach fabelhaft sein.

Ich finde es echt erschreckend zu sehen, was Erziehung mit uns macht. Das Leben leben wie ein Kind, was für ein Gefühl. All die aufgebauten Hemmungen einfach ablegen und mutig sein Neues auszuprobieren. Es ist nie zu spät, dies zu ändern...

Das stimmt, man kann immer noch etwas verändern. Und wenn es nur einmal ein zeitlicher und beschränkt der Ausbruch aus unserer Gesellschaft ist. Man kann sich auch jederzeit selbst neu erfinden, diese Möglichkeit wird uns zum Glück heute geboten, man muss es nur nutzen.

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