Schuppen der Hoffnung - Meine Fortsetzung einer Geschichte von @sabrina.jayharp

in #deutsch7 years ago (edited)

@sabrina.jayharp ist eine Autorin, die hier auf Steemit wunderschöne Kurzgeschichten schreibt.
Sie teilt ihre Geschichten immer in zwei Teile und hat mir das Angebot gemacht eine eigene Fortsetzung für ihren ersten Teil zu schreiben.

Den ersten Teil findet ihr hier, lest ihn euch auf jeden Fall vorher durch und unterstützt die Autorin auch gerne mit einem schönen Upvote :)


@sabrina.jayharp schreibt diese Geschichten auf der Basis von drei, aus der Community vorgeschlagenen, Wörtern.
In diesem Falle sind es Sehnsucht (@physalis), Kaulquappe (@laraventure), Schuppenflechte (@w74)


Schuppen der Hoffnung Teil 2/2

Am nächsten Tag war ich ganz aufgewühlt, ich hatte geträumt, das Wasser der Quelle hätte alles nur noch schlimmer gemacht. Ich war mir plötzlich unsicher, ob ich überhaupt darin baden sollte, ich hatte Angst.

Der Tee ist in der Frühe schon wieder aufgefüllt worden, ich nahm einen großen Schluck in der Hoffnung das würde mich beruhigen. Als ich hinunter zum Frühstück ging, fing ich an die anderen Leute hier zu beobachten. Es gab Leute, die wie ich etwas unruhig wirkten und eine Mischung aus Angst und Sehnsucht nach irgendetwas ausstrahlten. Dann gab es aber wiederum Leute, die ganz entspannt und scheinbar erfüllt mit Freude einfach nur lächelten und glücklich zu sein schienen. Ich dachte mir, dass die letzteren wohl schon länger hier wären und die Quellen eine positive Auswirkung auf sie haben mussten. Das machte mir Hoffnung.

Wegen meines Traumes traute ich mich allerdings trotzdem nicht direkt in die Quellen zu gehen und beschloss mir erst einmal den Tempel anzuschauen. Er war auf die typische japanische Art gebaut, mit den geschwungenen Dächern auf mehreren Ebenen und war auf einer kleinen Insel inmitten des großen Sees erbaut. Der Weg dahin führte über eine kleine verschlungene Brücke über das Wasser und sobald ich den Garten betrat überfiel mich eine unbeschreibliche Ruhe und Zufriedenheit.

Der Garten war hübsch angelegt, mit einigen Statuen aus Stein, die die Wege und Wiesen säumten. Einmal war jemand zu sehen, der einfach nur im Schneidersitz, mit den Händen auf den Knien dasaß. Ich nahm an er meditiere und wollte ihn nicht stören, doch als ich an ihm vorbei gehen wollte sagte er zu mir: „Komm und setz dich, ich möchte dir etwas zeigen.“

Ich war verunsichert, zögerte, doch der Mann sah mich einfach nur lächelnd an. Dann saß ich mich ihm gegenüber und schaute ihm fragend in die Augen. Doch er tat nichts anderes als mich anzulächeln und ich schaute einfach nur zurück. Am Anfang kam ich mir blöd vor und dachte er würde mich veräppeln, doch alleine durch diesen Blickkontakt schien sich etwas in mir zu entspannen. Sein Gesicht fing an sich vor meinen Augen zu verändern, es entstanden Wellen und Punkte und teilweise kamen sogar Farben dazu. Doch das alles kümmerte mich überhaupt nicht, ich fing an einfach zu grinsen und war in einem Zustand der Zufriedenheit.

Aus diesem Zustand heraus fing irgendwann die Welt an um mich herum von mir abzufallen, ich konnte meinen Körper spüren und in meinen Armen fing es leicht an zu kribbeln. Ein liebliches Kribbeln und ich sah plötzlich kleine Kaulquappen, die sich in meinen Armen eingefangen haben.

Ich hatte eine Froschphobie, als ich noch ein kleines Kind war wurde ich dazu gezwungen einen zu essen und dieser Ekel blieb mir noch immer erhalten. Doch als ich nun diese Kaulquappen sah, begann ich ein Mitgefühl mit ihnen zu haben, sie wollten aus meinen Armen heraus, sich entfalten können. Auch sie hatten Angst, dort wie in einem Gefängnis eingesperrt zu sein.
Ich fing an zu begreifen, dass die Schuppenflechten mir gar nichts böses wollten, sondern nur mein Trauma aus der Kindheit verkörperten.

Mit dieser Erkenntnis kam ich in die Welt zurück und bemerkte, dass es schon fast Abend war. Die Sonne war am untergehen und die seichten Wolken fingen an sich rosa zu färben. Der Mann vor mir saß immer noch da und schaute mich an. Sein Lächeln war jetzt irgendwie noch größer als zu vor, obwohl ich nicht gedacht hätte, dass das noch möglich wäre.

Mein ganzer Körper fühlte sich wohlig an und vor allem meine Arme. Darin schien sich eine vorfreudige Entspannung ausgebreitet zu haben. Ich wusste was nun zu tun war, ohne auch nur darüber nachzudenken. Ich stand auf und wollte mich bedanken, doch der Mann hatte seine Augen schon wieder geschlossen und war in sich versunken. Also ging ich zum Wasser, ließ meine Kleidung am Ufer fallen und tauchte in die Wärme ein.

Ein unbeschreibliches Gefühl, die Kaulquappen in meinen Armen schienen wie zu entfliehen und sich im Wasser auszubreiten. Sie waren unendlich froh sich nun frei bewegen zu können, sich entfalten zu können.

Ich konnte sie sehen, nur ich, das war meine Erfahrung. Doch was mir im Nachhinein auffiel war, dass die Schuppenflechten sich sogar aufgelöst hatten und meine Arme nun befreit von Trauma waren.


Meine Variation baut natürlich auf dem Fokus meines Blogs auf, ich hoffe es gefällt euch trotzdem.

Das Bild habe ich übrigens einfach von @sabrina.jayharp übernommen, ich hoffe das ist ok so.

Ich freue mich auf eure Rückmeldungen :)

Sort:  

Bin echt überrascht! Finde ich cool, dass du aus meiner Geschichte eine eigene Fortsetzung geschrieben hast. Du hast dir echt viel Mühe gegeben.
Du scheinst auch voller Ideen zu sprudeln und magst es, eine gewisse Tiefgründigkeit einfließen zu lassen. Auch eine interessante Variante mit der Froschphobie.

Wann immer du magst, kannst du auch gerne meine Geschichten weiterschreiben. Macht aber wahrscheinlich mehr Sinn, diese zukünftig erst nach meinem 2. Teil fortzuführen, weil es ja eh meist ein offenes Ende gibt. ;)

Bin schon gespannt, was du zu meinem 2. Teil sagst, den ich morgen posten werde. Bisher hat keiner die richtige Version erraten. :D

Schön, dass es dir gefällt :)
Das Tiefgründige liegt einfach daran, dass ich den Fokus meiner Beiträge hier generell auf das spirituelle lege, ich meditiere auch manchmal und gehe gerne in Satsangs.

Ich habe versucht "Alles hat seinen Preis" weiterzuschreiben, bin aber nicht wirklich voran gekommen, vielleicht setze ich mich da morgen noch mal dran.

Ich bin total gespannt wie das ausgeht :D
Vielleicht schreibe ich dann ja daran eher weiter :)

Ich würde es total spannend finden da so eine Art Kooperation zu machen, ich habe jetzt auch totale Lust eigene Kurzgeschichten zu schreiben, mal schauen was daraus wird :D

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