Was macht uns (Menschen) aus?

in #deutsch7 years ago

Alles endet

Angeregt durch einen genialen Artikel von @asperger-kids Zwiegespräch mit dem Leben & der Zeit greife ich Gedankengänge auf und verwebe sie mit meinen eigenen Erfahrungen.

Gedanken über uns selbst oder unser Leben machen wir uns meistens erst dann, wenn uns das Leben selbst mit etwas konfrontiert, dass uns innehalten lässt. Das können Orte und Erinnerungen sein, wie es bei @asperger-kids der Fall war, ein Streit mit einem lieben Menschen, eine unerwartete liebevolle Geste oder auch eine Krankheit. Wir Erwachsenen übersehen oft diese Hinweise des Lebens, schließlich ist unser Alltag sehr ausgefüllt bis hin zu strikt durchgeplant. Kinder sind empfänglicher und offener für den "AugenBlick" - und so ist es nicht verwunderlich wenn es Erinnerungen aus der Kindheit sind (wie in Rachels post), die uns zum Innehalten und Nachspüren veranlassen. In unserer Kindheit gab es mehr Gelegenheiten, das Leben zu spüren. Da können wir dann wieder anknüpfen...

Es geht auch anders

Wenn ich mir allerdings nie die Zeit und Muße gönne für einen offenen Blick auf, können die "Zeichen und Hinweise des Lebens" durchaus deutlicher werden:

  • Ein Unfall oder eine Krankheit zwingen uns in die Ruhe und in die Tatenlosigkeit - wer bin ich denn, wenn ich nicht "xy" machen kann, keine Erfolge vorweisen kann, ...?
  • Was macht es mit mir, wenn ich auf Hilfe angewiesen bin?
  • Wer hält zu mir? Und und und.

In dieser speziellen Zeit kann sich einiges klären. Ähnliche Momente (oder sogar Chancen?) sind die plötzliche Arbeitslosigkeit oder die Trennung von einem Partner.

...und es geht noch anderser

So richtig alles durcheinander wirbeln - das macht der Tod. Er ist wirklich unwiederbringlich, und es gibt keine Ausflüchte, (eigentlich) kein Verdrängen und vor allem keine Möglichkeiten mehr, etwas "anders gemacht gehabt zu wollen". Punkt. Schluss. Aus. Ende.

So erging es mir nach dem Tod meines Mannes. Das Wörtlein "nie wieder..." bekam eine ungekannte Brisanz. Nach den ersten Schmerz- und Trauerphasen kamen dann aber all diese Fragen hoch. Vor allem: Was bleibt wirklich?
Da waren die vielen gesammelten Pokale, die Bierglassammlung, Urkunden usw. Ohne ihn war dies alles nur noch halb so viel wert, weil es ja "seins" war. Alles Materielle verlor seine Bedeutung, da nur er sie den Dingen gegeben hatte.

Gemeinschaft
Fotoquelle: StockSnap

Was macht uns denn nun aus?

Nie wieder ist mir so deutlich bewusst geworden, wie unwichtig all diese gesammelten (persönlichen) Dinge sind. Es war ja niemand mehr da, der diese CDs spielt, diese Bücher liest, die Bierglassammlung vervollständigt... Natürlich haben meine Kinder und ich Vieles als Erinnerungsstücke aufgehoben - Dinge, die dann "seinen Geist" wieder hervorrufen.
Es ist dann also eher das NichtPhysische, was uns ausmacht. Auch wenn ich als Künstler etwas Konkretes hinterlasse - bleibend ist die Idee, die Absicht, der Geist, die in dem Objekt verwoben sind. Mein Sohn trägt die Jeansjacke seines Vaters inzwischen nicht mehr. Auch Andenken haben ein Verfallsdatum.

Heute ist es so, dass meine Kinder und ich immer mal wieder Erinnerungen teilen oder spontan erwähnen. Mal ist es ein typischer "Spruch" von ihm, dann wieder etwas worüber er herzlich lachen konnte. Oder schmunzelnd: "Papa hätte jetzt gesagt..." Auf diese Weise ist er ab und zu mal wieder "dabei" (;

In Gemeinschaft verbrachte Zeit

Was ist es also, was ein Mensch hinterlässt, was ihn ausmacht? Es ist sein Wesen (sein Sein), das "normalmenschliche" Miteinander. Was zählt sind die gemeinsam verbrachten Zeiten, intensive Gespräche, durchfeierte Nächte, gemeinsames Lachen/Weinen, gemeinsame Spaziergänge, Spiele und Hobbys ...

Gelebte Zeit (in Gemeinschaft) könnte ich sagen. Das betrifft natürlich auch die Zeit, die ich in Gemeinschaft mit mir selbst verbringe! In solchen Momenten komme ich mir selbst näher, beginne vielleicht zu philosophieren und schreibe dann einen Artikel wie @asperger-kids Zwiegespräch mit dem Leben & der Zeit

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Huhu,

es tut mir leid, daß du deinen Mann verloren hast ! Soetwas brennt sich in die Seele ein.

Ein ganz toller Artikel, den du da geschrieben hast. Ich selber habe vor fast 1 Jahr etwas sehr Einschneidenes erlebt - eine schwere Herz-OP. Danach fragt man sich, was wirklich zählt im Leben, was sinnvoll ist.

Mich hat dieses Erlebnis dankbarer gemacht für Dinge, die vorher recht unbeachtet waren. 2 Schwäne auf einem Teich lösen bei mir Tränen aus, weil es so ein schöner Anblick ist !

Ich habe mein OP Erlebnis in einen Song gepackt, den ich hier bald hochladen werde.

Viele Grüße

Michael

Danke für deine Rückmeldung und deine Offenheit. Ja, das Leben erhält eine ganz neue Qualität. Deshalb mache ich ja so viel "Werbung" für den "Tod" (siehe meinen Artikel "Auf Leben und Tod")
Unsere Welt sähe so viel schöner aus, wenn uns allen die Endlichkeit bewusst wäre. Und - wir wissen ja nie, wann es "so weit" ist. Morgen kann schon alles anders sein.
Ich hoffe, du hast dich gut erholt von deinem Anschubser durch das Leben und dein Herz kann jetzt in Ruhe und voller Freude drauf los leben! LG
Kadna
Schön noch so ein Nordlicht hier zu haben - unverkennbare Stimme - auch wenn du schwäbelst (;

Hey!
Sehr schön geschriebener Text. Hat mich zum Nachdenken angeregt.
Und das muss was heißen..^^
Ich hoffe ich finde noch Freunde von denen ich einfach geliebt werde.
Grüße

Warum solltest du keine finden? Wenn du bist wie du bist und deiner Freude folgst, ziehst du die Menschen an, die ähnlich leben... die lieben dich na klar "einfach so" - einfach weil du bist, wer du bist...

Hab bisher nur Egoisten und Narzissten angezogen, die mich ausnutzen wollten.
Aber wird schon :)

Hey, ist es wirklich so, oder gibt es vielleicht hier und da jemand "anderen"? Noch eine mögliche hilfreiche Frage für dich.... Wie ich schrieb, sei wie du bist. Deine Freunde zeigen dir, wie sie dich sehen - jemand, den man ausnutzen kann. Es ist immer schön, anderen zu helfen, die Frage ist nur, warum du dies tust. Was ist deine Motivation dafür. Bedingungslose Hilfe (wie auch Liebe) wird immer gewertschätzt! Und gaaaanz wichtig: wertschätze dich selbst! Natürlich auch dabei "bedingungslos" und ohne Bewertung. Man will uns einreden, dass wir egoistisch sind, wenn wir uns selbst wichtig nehmen. Davon dürfen wir uns getrost verabschieden! Dieser NächstenliebeSatz "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst." wird meistens falsch verstanden. Zuerst muss ich mich selbst lieben, wie soll ich sonst jemand so lieben wie mich selbst?????? In diesem Sinne... es wird schon werden UND du kannst etwas dafür tun. ;)

Ist mir schon bewusst. Hast das ganze aber wirklich extrem gut auf den Punkt gebracht! :)
Ich bin so froh, dass ich Selbstliebe und -wertschätzung erlangt habe. Dadurch auch Selbstbewusstsein.
Ich wurde extrem viel kritisiert und schlecht gemacht für das was ich getan habe.
Mittlerweile weiß ich, dass dies nur war, weil sie neidisch waren oder sich dadurch abheben wollten. Ich war natürlich ein beliebtes und einfaches Ziel.
7/8 meines Lebens wollte ich jemand anderes sein. Egal wer, hab ständig irgendwelchen coolen Typen auf der Straße gesehen und mir vorgestellt wie beliebt ich wär, wär ich er.
Aber dann wäre ich nicht ich. Nicht so logisch, wissenschaftlich, faktisch, empathisch, altruistisch, etc (klingt jetzt bissl abgehoben aber das muss auch mal sein)
Ich liebe mich. :)
Grüße

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