Wie funken eigentlich Funkamateure heutzutage?

in #deutsch5 years ago

Da ich ja selbst schon ein bißchen für Verwirrung gesorgt habe, was ich genau amateurfunkmäßiges mache, möchte ich etwas Licht ins Dunkel bringen (oder mehr Verwirrung stiften, je nachdem ;)). Fragen sind ausdrücklich willkommen ...

So sah Amateurfunk in den 1920er Jahren aus:

Ein paar Unterscheidungsmerkmale:

  • analog vs. digital
  • Sprechfunk vs. Tastfunk
  • Bild vs. Ton
  • erdgebunden oder über die Atmosphäre oder sogar einen Satelliten
  • Kommunikation mit einem Satelliten oder sogar der ISS
  • kleine Leistung oder große Leistung
  • anläßlich eines Ereignisses oder einfach so
  • spontan und ungeplant oder mit Zeitplan, z.B. im Rahmen sog. Conteste (eingedeutschtes Wort!)
  • von der Feststation oder von unterwegs

Das ist schon ne ganze Menge, nicht wahr?

Analogfunk

Hierunter fallen vor allem Sprechfunk und Morsen.

Digitalfunk

Ich drücke mich hier um eine Definition, da es unterschiedliche Meinungen gibt.
Bekannte Digital-Betriebsarten sind: JT-65, RTTY (Amateurfunk-Fernschreiben), Packet Radio, Pactor, Amtor, PSK31, Olivia, D-Star

Fast allen gemeinsam ist die Notwendigkeit, ein spezielles Modem (s.o.) zu verwenden. Teilweise können auch Soundkarten die Signale emulieren, wenn es ein passendes Programm gibt.

Bildübertragung

Hier gibt es im Grunde nur zwei Ansätze: ATV und SSTV. SATV ist eine schmalbandige Version von ATV.

Spezielle digitale Bildübertragung gibt es mit D-ATV, aber damit habe ich mich nie beschäftigt.

Die Sache mit der Ionosphäre

... verdient einen eigenen Artikel. In aller Kürze sei gesagt: je höher die Frequenz, desto kürzer die Wellenlänge und damit der grundsätzliche Ausbreitungsweg.

Die für den Amateurfunk freigegebenen oder durch diesen sekundär genutzten Frequenzen reichen vom Kilohertz-Bereich (Kilometerwellen) bis hin zu dreistelligen Gigahertz (Millimeterwellen) und es werden auch Laser eingesetzt.

Satellitenfunk

Satellitenfunk bedeutet in der Regel, daß ein geostationärer Satellit entweder so angefunkt wird, daß er antwortet, oder ähnlich wie ein Relais benutzt wird.
Oftmals ist es als Einstieg schon etwas diffizil, das Antwortsignal zu erkennen, denn es ist akustisch verschoben.

Zu erwähnen wäre noch, daß auch die Realisierung und der Bau bzw. die Zusammenstellung der Amateurfunkkomponenten in der Regel von Funkamateuren übernommen wird. (Im Bild: die Satelliten OSCAR-69 und OSCAR-70.)

Seit dem 15. November 2018 ist mit Es'hail-2 der hundertste Amateurfunksatellit der OSCAR-Reihe im All. Seit dem 14. Februar ist er für Funkamateure zu arbeiten.

Funken mit der ISS ...

... erfreut sich besonders bei Schulklassen einer großen Nachfrage, aber auch die Astronauten "da oben" haben großen Spaß daran, wie beispielsweise viele Aktionen mit Alexander Gerst beweisen. Hier ein Beispiel:

Ohnehin ist es für Astronauten inzwischen Pflicht, eine Amateurfunkgenehmigung zu erwerben.

Kleine Leistung oder große Leistung?

Es gibt Vorgaben - die, wie bei Regeln üblich - nicht immer eingehalten werden.
Als Experimentalfunk sind auch Experimente, wie weit man mit möglichst kleiner Leistung kommt, erlaubt. In der Funkersprache heißt das dann "QRP".

Anlaßbezogene Funkaktivitäten

Funkamateure sind nicht nur kulturell und historisch interessiert, sie reden auch gern darüber. Und deshalb werden für alle möglichen Jahrestage, spezielle Ereignisse Sonderkennungen vergeben, die im Funkverkehr genutzt werden dürfen. Manchmal gibt es für eine bestimmte Anzahl von Funkverbindungen mit der Station mit der Sonderkennung ein sog. Diplom, das man sich gerahmt als Schmuck an die Wand hängen kann.

Conteste

An einem Contest teilzunehmen, heißt, in vorgeschriebener Zeit möglichst viele Funkverbindungen zu machen. Der Zeitrahmen können wenige Stunden, aber auch bis zu 2 Tage sein. Damit alles nicht zu lange dauert, werden nur die nötigsten Informationen (Rufzeichen, Empfangsqualität, laufende Nummer) ausgetauscht und gleich in einem speziellen Logprogramm eingetragen. Das Programm hilft auch, doppelte Funkverbindungen zu vermeiden.

Das Ganze sieht dann etwa so aus wie im Bild.

Eine Weltmeisterschaft gibt es übrigens auch. Diese wurde letztes Jahr sogar in Deutschland ausgerichtet.

Mobiler Amateurfunk ...

... heißt in der Regel: Funken an einem festen Platz in der Natur oder auch vom fahrenden oder stehenden Auto aus. Strenggenommen fallen auch Funkverbindungen während Spaziergängen oder dem Radfahren darunter, eben alles ohne dauerhaft ortsfeste Station. Diese letzten beiden Aktivitäten sind nur nicht so verbreitet.

Diese Aufzählung ist keinesfalls vollständig. Wie oben schon erwähnt, sind Fragen willkommen.

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wie stehst Du zu SDRs? :-)

Software Defined Radio?
Bislang nichts damit gemacht. (Genau wie mit vielem anderen.)

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mein dad war auch funker...ich durfte oft nachts mit ihm funken....das fand ich immer cool

Cool.
So einen Dad hatte ich nicht, ich hab das aus eigenem Antrieb angefangen.

Mir ist noch das Kartensammeln zu DDR Zeiten im Kopf. Kannte als Schüler mal einen Funker der massenhaft QSL-Karten aus aller Welt hatte und habe dann auch ein paar Jahre mit nem Kumpel CB Funk gemacht, war lustig.
QRZ IronBird hat der mich rufen müssen und dann hatte ich auch mit 12 schon mal nen 40 Tonner vor der Haustür, also mit irgendeinem Funker der nur mit mir Bier trinken wollte, da war Mutter etwas geschockt. Ich auch. Mittlerweile dürfte das gar nicht mehr gehen mit den 40 Kanälen auf CB, glaube ich?

Das Kartensammeln gibt es noch.

Zum CB-Funk kann ich nichts sagen.

Das war schon spannend oft. Auch was man so mitverfolgen konnte, vor Handy usw. haben das viele als Hobby und Kommunikationsmittel genutzt, es gab klare Regeln. Wenn man zum Beispiel zu viel Leistung durch Verstärker hatte, was nicht erlaubt war, kamen sie schon zu einem nach Hause um die Anlage zu zerstören. Wir hatten eine Micky01 , die hat ständig Stress gemacht und wurde auch geortet und dann Antenne zerstört.

Wow, Wildwest-Methoden!
Würde heute, glaube ich, keiner mehr machen.

Wie ist das im Amateurbereich qualitativ mit dem digitalen Funk? Ich hab noch die analoge Zeit im BOS Funk miterlebt und finde das seit diesem digitalen Quatsch die Qualität in punkto Gesprächsqualität eher abgenommen hat, vor allem das man in manchen Bereichen nun statt verrauscht gar nichts mehr hört (Funklöcher)

Privat hab ich mir vor einiger Zeit mal Walkie Talkies zugelegt - für Fahrradtouren z.B. oder wenn man mit 2 Autos in Urlaub o.ä. fährt - da bin ich positiv überrascht. Gute Qualität und gute Reichweite.

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