Haß – die simplifizierte Erklärung und Flucht vor der Lösung

in #deutsch6 years ago (edited)

Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!

Ein Wort hat Konjunktur: Haß.
Seit einiger Zeit feiern dieser Begriff und seine daraus abgeleiteten Derivate (Haßkommentare, Haßreden, Haß-mails, Haßvideos etc.) zuvor ungekannte Popularität, zumindest wenn man die Häufigkeit des Gebrauches in den Medien zugrunde legt.
Woran liegt dies? Kam urplötzlich, wie eine Epidemie, Haß kübelweise über den Globus?

Nähern wir uns diesem Phänomen zunächst einmal mit einer Definition. Haß ist eine vehemente Abneigung gegen jemanden oder etwas. Haß, als eine extrem starke Emotion, kommt nur auf, wenn einem das Haßobjekt nicht gleichgültig ist. Oft entwickelt sich Haß über die Zeit aus seiner positiven Entsprechung, die sich ihrerseits nie in Gleichgültigkeit transformiert. Beide Ausprägungen sind mit einem stark irrationalen Element behaftet.
Mit Gleichgültigkeit korreliert bisweilen die Verachtung. Beide Empfindungen verhalten sich teilkongruent zueinander. Verachtung ist psychisch vernichtender als Haß, weil sie das Gegenüber schlicht ignoriert und in seiner Existenz ausblendet. Haß dagegen setzt die Wahrnehmung des Haßobjektes und die negative Beschäftigung damit voraus. Haß endet schlimmstenfalls mit der physischen Zerstörung des Haßobjektes.
Alexander Gauland (AfD) sagt, Haß sei keine Straftat. Damit liegt er vollkommen richtig. Innere Empfindungen sind nicht justiziabel, soweit sie sich nicht in gesetzlich verbotenen Handlungen niederschlagen. Man kann jemandem verbal seinen Haß zum Ausdruck bringen und ihn sogar unter die Erde wünschen. Solange dem keine Taten folgen, bleibt das belanglos.

Was hat nun zu der Proliferation des Hasses geführt?
Hier gilt es zu unterscheiden zwischen dem Gefühl des Hasses und dem Wort, das es beschreibt. Es scheint nämlich, daß nicht das Gefühl expandiert hat. Es wird nicht mehr gehaßt als früher auch schon. Vielmehr hat das Wort „Haß“ sich quasi von dem Phänomen, das es bezeichnet, gelöst und verselbstständigt. Es führt seither ein Eigenleben. Es ist das Wort, das diese erstaunliche Verbreitung erfahren hat.
Unterstellt man jemandem Haß , relativiert man dadurch gleich die Validität seiner Ansicht, Haltung und Handlung. Man belegt die Person mit dem Odium der Irrationalität. Das enthebt scheinbar von der Pflicht, sich ernsthaft mit der Position des anderen auseinanderzusetzen. Dann ist das Argument nicht sehr weit: „Er / sie ist von Haß geleitet. Da kann man eben nichts machen.“. In der Tat ließe sich die Empfindung von Haß nicht ändern. Von Haß auszugehen, verhindert daher, daß man der Sache auf den Grund geht.
Das Wort „Haß“ dient als ambivalentes Instrument. Zum einen vermeidet man damit die Frage, ob es tatsächlich Haß - und kein anderes, valables Motiv - ist, was die Gegenseite antreibt, und wenn ja, was diese Empfindung ausgelöst haben könnte. Zum anderen bahnt die Erklärung „Haß“ den Weg zur Selbstexculpation. Man erspart sich dadurch Selbstreflexion und Eigenkritik. Das wiederum verstellt den Rekurs auf die Möglichkeiten, an der Situation etwas zu ändern. Jeder Reaktion ging eine Aktion voraus.

Nicht jede Form der Kritik ist eine Manifestation von Haß, auch wenn sie in harscher Form erfolgt. Der vorschnelle Griff zu diesem Wort simplifiziert die Probleme. Das Fatale dabei ist, daß er eine Verständigung unmöglich macht. Das führt zu einer Sprachlosigkeit, die beide Seiten auf immer in verschiedenen Lagern hält. Das ist die eigentliche Schwierigkeit. Ihr zugrunde liegt intellektuelle Insuffizienz, Bequemlichkeit oder Selbstgerechtigkeit – bisweilen auch ein kumulatives Konglomerat davon.

Ein aktuelles Beispiel: Die Medien fühlen sich derzeit von Haß verfolgt. Nun kann ihre Bezeichnung als „Lügenpresse“ nur bei absolut mimosenhafter Ausstattung als Ausdruck des Hasses gewertet werden. Anstatt sich zu fragen, was sie falsch gemacht haben könnten, ziehen die sonst so robusten Medienvertreter sofort die Haßkarte und sich selbst larmoyant in die Schmollecke zurück. Damit bleiben die Fronten verfestigt. Dabei bietet Kritik immer auch die Chance zur Verbesserung, der man sich auf diese Weise begibt.

Der Kampfbegriff „Haß“ erweist sich damit als extrem destruktiver Ansatz, der jede Lösung im Keime erstickt. Gegen Haß kann man ja nichts ausrichten; also läßt man es gleich sein, es wenigstens mal zu versuchen.
Und so gibt es – neben dem real existierenden Haß, den es schon immer gab und geben wird – zahllose Haßetiketten. Es lohnt sich schon, einmal nachzusehen, ob auch Haß drinnen ist, wo Haß draufsteht.

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