Die böse böse Beatrix

in #deutsch6 years ago (edited)

Beatrix von Storch, geborene Herzogin von Oldenburg, ist mir seit vielen Jahren ein Begriff, da sie Mitglied der Hayek-Gesellschaft ist und in der eigentümlich frei auftauchte. Ich hatte sie daher in die Schublade "Liberal" gesteckt und sie ist einer der Gründe, weswegen ich mir bei der letzten Bundestagswahl dachte, dass die AfD ja nicht so schlimm sein kann, wenn Leute wie Frau von Storch oder Peter Boehringer wichtige Funktionen innehaben. Umso mehr wundere ich mich, dass sie in weiten Teilen der Medien und vielleicht auch der Bevölkerung als regelrechtes Hassobjekt gilt. 

Die Zeitschrift "Bento" hat sich gestern folgender Frage gewidmet:

"Sie twittert regelmäßig Menschenverachtendes und sitzt trotzdem im Bundestag. Warum?"  und präsentiert in einem Artikel, auf den ich nun näher eingehen will "Vier Versuche, das Anti-Phänomen Beatrix von Storch zu erklären".

Der Artikel ist in meinen Augen ein Musterbeispiel für einen unredlichen, manipulativen und tendenziösen Journalismus und ich werde hierfür einige Beispiele aufzeigen.

Die Gründe für das "Anti-Phänomen" (was auch immer das sein soll) und ein paar Anmerkungen dazu:

"1. Ihre Familie beherrscht ein großes Netzwerk an konservativen Online-Portalen, Vereinen und Initiativen."

Zitat: 

"Seit den Neunzigerjahren gründete Beatrix von Storch gemeinsam – und man könnte fast meinen systematisch – mit ihr nahe stehenden Familienmitgliedern zahlreiche Vereine und Initiativen.

"Man könnte fast meinen" ist eine Formulierung, die man nutzt, wenn man jemandem etwas unterstellen will, aber so tun will, als täte man es nicht. Es soll unter dem Punkt der Eindruck erweckt werden, ein adeliger Familien-Klüngel würde politische Strippen ziehen, obwohl die einzelnen Aktivitäten vielleicht der Bento-Autorin politisch nicht in den Kram passen, aber an sich ja nicht verwerflich sind. Laut Wikipedia sind es vor allem ihr Mann, Sven von Storch, und sie, die die diversen Vereine gegründet haben. Einzig die Gründungsmitglieder des Vereins "Zivile Koalition e. V." kämen lt. FAZ (siehe Wikipedia) alle aus ihrer Familie. Für eine Vereinsgründung braucht man meines Wissens nunmal mindestens 7 Leute und ich sehe darin kein Problem, zumal es dem Verein lt. Wikipedia u.a. hierum geht:

"Die Zivile Koalition initiierte und organisierte eine Sammelklage von über 5000 Bürgern vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) gegen den Ankauf von Staatsanleihen verschuldeter EU-Länder durch die Europäische Zentralbank (EZB)

Bento wieder: 

"Auf all diesen Plattformen verbreiten die von Storchs ihre konservativen bis rechtspopulistischen Einstellungen...

Hier kommt zum ersten Mal die beliebte Verwischung der Grenze zwischen Konservativismus und "Rechtspopulismus", um die Position des Nicht-Linken politischen Gegners als indiskutabel hinzustellen, natürlich ohne ein Beispiel für den "Rechtspopulismus" zu nennen. Beim Leser bleibt ja nur der Verdacht hängen, da würde etwas finsteres vor sich gehen und "man könnte fast meinen", das geschehe "systematisch". E-Mails an Abgeordnete zu schicken, um politischen Druck auszuüben, dürfte die Bento-Autorin als absolut legitim, wenn nicht gar absolut lobenswert ansehen, wenn die Inhalte der Mails ihr denn nur passen würden. Das nennt man Doppelmoral.

"Eine Recherche des SPIEGEL aus dem Jahr 2016 hat außerdem ergeben, dass die von Storchs Spendengelder ihrer Vereine abzweigen würden. Beispielsweise hätten sie davon Goldbarren im Wert von 83.000 Euro gekauft. Gegen von Storchs Ehemann, Sven von Storch, ermittelte außerdem die Staatsanwaltschaft wegen der Veruntreuung von Arbeitsentgelt.

Hier wird es schlicht perfide, denn eine simple Recherche (wie ich sie betreibe) bei Wikipedia hätte ergeben, dass die Vorwürfe haltlos waren und auch die Ermittlungen im Sande verlaufen sind. Entweder Frau Torres, Journalistin bei Bento, ist zu faul zu recherchieren oder zu unredlich, weil es ihr nur darum geht, Frau von Storch zu diskreditieren.

"2. Sie vermischt Rechtspopulismus mit konservativer Finanzpolitik."

Und weiter geht's mit "Rechtspopulismus", diesmal tatsächlich mit dem Hauch einer Begründung:

"Sie gründete später – neben ihrem Job als Anwältin – die "Zivile Koalition" nach Vorbild der Tea-Party-Bewegung, die in Deutschland von der Bundeszentral für politische Bildung als rechtspopulistisch eingestuft wird (bpb), und die Donald Trump den Weg ins Weiße Haus geebnet hat.

Es lohnt sich den verlinkten Artikel der Bundeszentrale zu lesen, da er die Entwicklung der amerikanischen Tea Party ab Anfang 2009 recht akkurat wiedergibt. Ich habe das damals im Rahmen der Ron Paul Revolution sehr aufmerksam mitverfolgt und übrigens in 2007 selbst eine kleine Tea Party organisiert:

Ich kann das daher sehr gut nachvollziehen: "An der Tea-Party-Bewegung faszinierte sie nach eigener Aussage vor allem die "starke liberal-konservative Basis". 

Die "Zivile Koalition" wurde 2010 gegründet, also noch bevor die amerikanische Tea Party zunehmend etatistischer wurde und immer weniger liberal. Was genau "Rechtspopulistisch" an der Tea Party sein soll, erklärt der Artikel aber nicht. Vielleicht ist das nur ein anderer Ausdruck für "Rechts und populär und das passt uns Sozis nicht".

 3. Destruktiv statt konstruktiv.

Jetzt wird es sehr floskelhaft, aber irgendwie muss die Bento Autorin ja 4 Gründe voll kriegen und Sozialisten lieben Worthülsen wie "progressiv" (weil wer ist schon gegen Fortschritt?) und wenn's grad passt sogar "liberal". Die amerikanischen Sozialisten mögen "liberal" sogar so sehr, dass sie sich selbst so nennen und die dortigen Liberalen müssen sich jetzt "Classical Liberals" nennen.

"Inzwischen hat sie ihren Anti-Kurs ausgeweitet. Sie ist gegen die Frauenquote, gegen "Gendermainstreaming", gegen Mindestlöhne, gegen die Ehe für alle, gegen Abtreibung, gegen den Islam."  

Von Storch ist also immer nur dagegen, dagegen, dagegen, als sei das an sich etwas schlechtes und es würde nicht darauf ankommen, wogegen man denn sei. Lustigerweise ist ein Tweet von von Storch verlinkt, der begründet, warum sie gegen diese Punkte ist, nämlich weil sie FÜR Freiheit, Gleichberechtigung etc. einsteht, aber Freiheit heisst nunmal im politischen Bereich vor allem "negative Freiheit", also die Möglichkeit NEIN zu sagen, gegen staatliche Zwangsmaßnahmen, die aus Sicht der Linken Wohltaten darstellen. 

Wer übrigens nicht gegen "Gendermainstreaming" ist, outet sich als neo-marxistischer Ideologe, der das westliche Konzept von Wissenschaft (in dem Fall Biologie) mit Füßen tritt:

4. Sie inszeniert sich als eine, die sich traut zu sagen, was alle denken. 

Sie "inszeniert" sich also. Das unterstellt, Frau von Storch würde schauspielern und zudem nicht sagen, was sie selbst denkt, sondern was vermeintlich "alle denken". Die AfD ist dafür aber eine denkbar ungeeignete Bühne, wie ich finde, da sie nicht besonders populär ist - ganz im Gegenteil.

"Sie scheut auch nicht davor zurück, Menschen und Ereignisse für sich und ihre Zwecke zu instrumentalisieren, von Widerstandskämpfern im Dritten Reich bis zu tragischen Ereignissen, die Menschenleben gefordert haben. Dass ihre Worte mit Klarheit allerdings wenig zu tun haben, das macht jetzt hoffentlich eine Klage wegen Volksverhetzung deutlich..."  

Das Timing ihres Tweets zu Münster war dumm und ich finde es generell geschmacklos und dumm, wenn Politiker irgendwelche schrecklichen Ereignisse "instrumentalisieren", da man im Eifer der Emotionen selten vernünftiges von sich gibt. Von Storch hat sich aber erstens dafür entschuldigt und zweitens machen das Politiker aller Parteien in allen Ländern ständig so, weswegen man die auch allesamt "Populistisch" nennen könnte.

Im obigen Fall mit der Anzeige wegen Volksverhetzung ging es aber um einen Tweet zur Silversternacht in Köln, der sich wegen eines Tweets auf arabisch an die Polizei NRW richtete und aus meiner Sicht klar die Verbrecher auf der Dom-Platte adressierte:

" Was zur Hölle ist in diesem Land los, wieso twittert eine offizielle Polizeiseite aus NRW auf Arabisch? Meinen Sie, die barbarischen, muslimischen, gruppenvergewaltigenden Männerhorden so zu besänftigen? "

Frau von Storch scheint selber gemerkt zu haben, dass Anlass und Tonfall über's Ziel geschossen haben, da sie den Tweet gleich wieder gelöscht hat. Was mich aber wirklich wütend macht, ist dass ich nicht in der Lage war herauszufinden, was denn nun mit den "hunderten Strafanzeigen" passiert ist, die ja laut Bento beweisen sollen, wie menschenverachtend von Storch sei. Naiv wie ich bin, dachte ich, dass die Verfahren noch laufen. Auf Google konnte ich auf den ersten 4 Seiten ausnahmlos nur Berichte über die "hunderten Strafanzeigen" sehen, aber eben kein Ergebnis. Erst ein Bekannter auf Facebook schickte mir auf meine Frage folgenden Tweet von Frau von Storch:

"Komisch.Alle berichteten über Anzeige gg mich.Aber daß StA schon vor Ermittlungen aussteigt u bereits Aufnahme von Ermittlungen verweigert,steht nun nirgends. #Dreckschleudern aber nix #abwaschen @welt @FAZ_Politik @BILD @tagesschau @handelsblatt @tagesspiegel @zeitonline & Co.

https://twitter.com/Beatrix_vStorch/status/964827776623808513?s=19

War die Bento-Journalistin auch hier wieder zu faul das zu recherchieren oder unterschlägt sie sowas bewusst? Eine Anzeige alleine - oder von mir aus auch "hunderte" - sagen überhaupt nichts aus, ausser vielleicht, dass die Anti-von-Storch Fraktion Schaum vor dem Mund hat und die Hetze betreibt, die sie von Storch vorwerfen. In der Psychologie nennt man das Projektion. 

Sort:  

Bereits bekannt von Facebook. Mein Kommentar über Herzogin Beatrix die Böse ;-)

Ich erinnere mich, einmal von einem wohl eher konservativ eingestellten Herrn einen Artikel gelesen zu haben, in dem dieser Beatrix von Storch und Alice Weidel als weibisch bezeichnet, um dann eine Kritik darauf aufzubauen.

Grundsätzlich sehe ich in Frau von Storch jemanden, der in seinen Ansichten ziemlich gefestigt ist und keine Scheu zeigt, seine Ansichten und Interessen in aller Deutlichkeit zu vertreten.

Für den Einzelnen sehe ich das positiv, generell die AfD im Bundestag, auch wenn ich mich gerade letztens mal wieder über Leute aufgeregt habe, die mit Volldampf und bedenkenlos in die nationalsozialische Falle hineinmarschieren wollen. Aber ich bin überzeugt, dass man bei einigen auf der linken Seite bis zuletzt der Ansicht war, dass diese Partei gar nicht ins Parlament kommen wird. Umfragen nahe am Fake haben das ja auch nahegelegt.

Wenn ich daran denke, was 2015 einem schon fast verboten werden sollte zu sagen, ist es doch positiv, wenn man heute wieder etwas mehr sagen und sich auf Abgeordnete berufen resp. zitieren kann. Es kann zwar sein, dass es noch dazu kommt, dass auch gegen Abgeordnete wegen "Falschmeldungen", "Falsch-Denken" und "Hassrede" ermittelt wird, trotzdem halte ich das für wenig wahrscheinlich.

Das es solche Ideologen gibt, geschenkt. Dass es die Masse der Medien ist, geschenkt.
Aber dass denen immer noch 87% nachlaufen, das war für mich auch ein (unwichtiger), aber Grund, aus D wegzuziehen.

Also ich find die Storch macht keinen besonders sympathischen Eindruck und Trump ist kein Vorzeigepräsident, aber mir ist alles lieber als die Doppelmoral und Unehrlichkeit der Linken mit Ihrem Genderquatsch, Metoo und Blacklivesmatter Kampagnen, mit denen Sie Ihre Ideologien unter dem moralischen Deckmantel verkaufen und Kritik an Ihrer lückenhaften Auffassung mit Rufmord-Attacken begegnen. Da kriegt man echt zuviel

Warum ist Bento für dich überhaupt relevant? (1. Gedanke)

Immerhin 220.000 Facebook Likes (2. Gedanke)

Ich antworte bei Dir nur noch auf Fragen, die ich als relevant empfinde ;-)

Dein gutes Recht! :D

Vorab: Ich finde folgendes Interview sehr interessant:

Sie kommt dort nicht unbedingt unsympathisch rüber, wobei ich vielen Ansichten von ihr nicht zustimmen kann. Ich poste lieber Essen... schau gerne wieder vorbei. Upvote hier für den Artikel!

Man kann bereits mit dem freien Auge beobachten wie die sogenannten etablierten Medien immer tedenziöser berichten. Jeder Bericht ein linker Aufsatz der mit Multihulti und Gendermainstream den Zusammenhalt in der Gesellschaft und den Freiden zwischen den Geschlechtern torpediert, dazu ein paar Werbeeinblenmdungen der neoliberlaen Grosskonzerne. Der Staat als Verteiler fremden Geldes wird als Stellvertreter der Soilidarität propagiert. Dass dieser allerdings in konstruktiver Freundschaft mit den Multis steht läst erahnen wessen Geld am Ende verteilt wird und in welche Richtung. Es ist schon beeindruckend wie gut linke Propaganda und Neoliberalismus sich ergänzen. Tja die Gutmenschen... Wie sie reinen Herzens den Nährboden für das Allerschlimmste bereiten. Dabei war doch alles nur gut gmeint...

Was verstehst Du unter "Neoliberalismus"?

Einen monopolistischen Liberalismus der "unnatürlichen" Eliten die nur Steuerfreiheit und wenige Bürokratie für sich fordern aber nicht für alle anderen, die ruhig weiterhin hohe Steuern zahlen sollen, die Aufstiegsbarrieren die daraus entsehen sichern ihr Monopol. Dieser Liberalismus bevorzugt gute Kontakte in die Politik gegenüber freien Märkten. Im Gegensatz dazu Libertarismus der weniger oder keine Regulierung/Steuern und eine dezentralisierung der Märkte für alle alle fordert und damit auch mehr Wohlstand und bessere Aufstiegschance für alle.

Hast Du da ein Beispiel? Wer fordert denn sowas?

Hello friend @fabio, I'm starting to follow you I saw you and I found it interesting your post you did a good job, I count on your support thanks

Explain what you like about my work or I will flag that comment.

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