Das moderne Geldsystem zu verstehen ist schwierig: Interview mit Prof. Dr. Joseph Huber

in #deutsch8 years ago (edited)

Ich habe gestern die Banking vs Currency School Debatte thematisiert und mit Professor Joseph Huber einen Vertreter der "Neuen Currency Theorie" verlinkt, den ich kürzlich in München im Rahmen der Ludwig von Mises Konferenz interviewen durfte. Das war mir insofern ein besonders spannendes Vergnügen, als er der einzige explizite "Nicht-Austrian" auf der Veranstaltung war und ich daher besonders gespannt auf  seine Sicht als "Außenstehender". 

Ganz im Sinne der Analyse von De Soto, die die Currency School als Nachfolgerin derjenigen Gelehrten von Salamanca sieht, denen das Problem mit der Kredit"geld"expansion bewusst war, ist das auch der zentrale Kritikpunkt bei Huber. Er sieht es aber auch als Aufgabe eines Souveräns an, die Geldemission zentral zu steuern, was ihn wiederum von den meisten Austrians trennt. 

Hier ist aber wichtig zu betonen, dass Ökonomie nach dem Verständnis der Austrians wertfrei und zunächst rein deskriptiv zu sein hat. Es ist nicht die Aufgabe des Ökonomen Handlungen moralisch zu bewerten, sondern sie danach zu beurteilen, ob sie die Ziele des handelnden Menschen ("Acting Man") erfüllen oder nicht.  Wenn ein König zu einem (richtigen) Ökonomen mit der Frage kommt, was er denn als Geld nutzen sollte, dann wird der ihm nicht nahelegen, sich  Gold zumindest mal näher anzusehen, weil er ein anachronistischer Goldfetischist ist, sondern weil es im Vergleich zu allem anderen verdammt gut funktioniert und der König sich eigentlich um nichts kümmern muss. Wenn dem König das nicht reicht, weil er wie so viele vor und nach ihm gerne Kaufkraft aus dem Nichts kreieren würde, dann muss er sich halt die Ökonomen heranziehen, die ihm erklären, dass das nachhaltig funktioniert.

Prof. Huber meint - extrem stark verkürzt, aber ich hoffe dennoch fair auf den Punkt gebracht - ,dass ein großer Rat von Hofökonomen zusammen mit klugen Notenbankbeamten entscheiden sollte, was auf den Blechmünzen mit König-Konterfei steht und wieviele davon in Umlauf kommen sollen. 

Immerhin hätten wir damit die Banken aus dem Spiel der "Kreditgeldschöpfung". Natürlich nur wenn die besagten Hofökonomen dem König dauerhaft empfehlen den Banken nicht zu erlauben, Versprechen auf königliche Blechmünzen als Äquivalent zu den Blechmünzen selbst auszugeben. Die Banken könnten dann wieder ihren eigentlichen Aufgaben nachkommen, als gleichberechtigte Marktteilnehmer deren Schuldscheine denselben Regeln unterliegen wie die aller anderen. Insofern finde ich Prof. Hubers Ansatz zumindest ganz interessant.

Ich lege das Interview besonders all denen nahe, die sich noch nie mit dem Geldsystem beschäftigt haben, weil aus ihm schön herauszuhören ist, wie wenig die ganzen Experten in den schicken Anzügen und den großen Autos selber wissen, wovon sie eigentlich reden und wie krass es eigentlich ist, dass schon ein Prof. Huber ein extremer Außenseiter ist, aber im Vergleich zu den "Austrians" geradezu Mainstream. Soviel zum bemitleidenswerten Zustand der sogenannten "Volkwirtschaftslehre".

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Ein spannendes (gratis) Buch wäre für an alternativen Geldsystemen Interessierte folgendes:
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Ach, trample nicht so auf der Volkswirtschaft rum. Schuld sind die ganzen Heinis des Neoliberlismus.
Statt ein Geschehen zu beobachten und darauf Theorien aufzubauen, erschaffen die unendliche komplizierte Theorien mit indirekten Verursachern auf der x-ten Ebene (vereinfachtes Beispiel: Weil der Staat verspricht, die Steuern zu senken, erwarten die Unternehmen, dass die Leute mehr Kauflaune bekommen und werden daher investieren statt: Wenn ein Unternehmen mehr Umsatz macht, investiert es.)
Und wenn sich die Wirklichkeit dann nicht andie Theorien hält, werden sie sauer und verlangen, dass die Politik gefälligst die Wirklichkeit anpassen soll.

Wenn man dann noch, wie unser rollendes Finanzdesaster, grundlegendste Dinge missachtet, kanns nur schief gehen. Siehe Griechenland.

Welche Neoliberalen meinst Du denn? Hast Du da ein paar Namen?

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