Postmodernismus erklärt: Skeptizismus und Sozialismus von Rousseau bis Foucault - Teil 69v100

in #deutsch7 years ago (edited)

Das Buch "Explaining Postmodernism" von Stephen Hicks setzt sich kritisch mit dem Postmodernismus auseinander und liefert eine Erklärung für dessen Funktionsweise. Als Leitkultur westlicher Kulturen wird der Postmodernismus von vielen Intellektuellen, Akademikern, Künstlern und Politikern vehement unterstützt. Gleichzeitig zeigen sich aber auch in Deutschland immer mehr die negativen Auswirkungen dieses Systems philosophischer - oder sich philosophisch gebender - Axiome, weshalb es von größter Bedeutung ist, den Postmodernismus in seinen Eigenschaften und in seiner Tragweite zu verstehen. Die Vorlage ist das Buch "Explaining Postmodernism" von Stephen Hicks, die Übersetzung ein Eigenprodukt.

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In der Kategorie der durch den Totalitarismus der eigenen Regierung getötete Menschen sind jene 10 bis 12 Millionen inbegriffen, die zwischen 1933 und 1945 von den deutschen Nationalsozialisten ermordet wurden. Zieht man diese Zahl sowie einige wenige weitere Millionen durch andere Regimes ermordete von den 138 Millionen ab, dann bleiben 110 Millionen Menschen übrig, die von Staatswesen ermordet wurden, die vom linken und vor allem marxistischen Sozialismus inspiriert waren.

Abgesehen von den wahren Gläubigen haben es die wenigsten dogmatischen Linken länger als bis in die 1950er Jahre ausgehalten, um zu sehen, ob es noch weitere Schreckensnachrichten geben würde oder ob es aufhört. In Frankreich etwa traten die meisten französischen Intellektuellen in den 1950ern in die Kommunistische Partei ein, darunter auch Michel Foucault, oder sie wurden zumindest zu eindeutigen Sympathisanten wie etwa Jacques Derrida.

Bald schon aber war Foucalt der Selbstverdummung überdrüssig, welche die Parteimitgliedschaft einforderte: "Die Verpflichtung, eine Ansicht zu vertreten, die sich völlig jenseits der Glaubwürdigkeit befand.. war Teil der Übung bezeichnet als 'Selbstauflösung' auf der Suche nach einem Weg, 'anders' zu sein." Und wie Derrida berichtete begannen schliesslich viele damit, sich zu distanzieren:

Für viele von uns kam ein nicht greifbares Ende des kommunistischen Marxismus (und ich betone nicht greifbar) nicht mit dem Zusammenbruch der UdSSR und allem, was weltweit damit zusammenhing. Das eigentliche Ende begann - und es war zweifellos ein deja vu - Anfang der 50er.

Die Krise in den 1950ern war weltweit für die meisten linken Intellektuellen genug um anzuerkennen, dass die Sache des Sozialismus moralisch und ökonomisch in einer tiefen Krise steckte. Und sie begriffen auch, dass es nicht allzu leicht war für den Sozialismus einzutreten, wenn es den kapitalistischen Ländern wirtschaftlich gut ging und sich zum größten Teil auch moralisch in die Richtung entwickelten. Es ist eben schwer, gegen Wohlstand zu argumentieren und es ist noch schwerer, die eigenen Überzeugungen zur moralischen Fragwürdigkeit des Kapitalismus an den Mann zu bringen, wenn man sich gleichzeitig für das enthüllte und sehr reale Versagen des praktisch umgesetzten Sozialismus rechtfertigen muss.

Einige linke Intellektuelle glitten dabei in die Verzweiflung ab - "Das Jahrtausend wurde abgesagt," schrieb der Historiker Edward Hyams an das Ende eines Aufsatzes über seine Resignation. Für viele Theoretiker der dogmatischen Linken dagegen bedeutete die Krise lediglich, dass es gegen den Kapitalismus weit radikalere Antworten braucht.

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