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RE: Warum es nicht nur in Deutschland nicht mehr zwischen Männlein und Weiblein klappt...

in #deutsch7 years ago

In diesem Artikel sowie in den verlinkten Videos wurden einige sehr interessante Aspekte beleuchtet. Was die Sache mit festen Beziehungen sowie mit dem Kinder kriegen betrifft, so ist ein sehr wichtiger Aspekt hier aber lediglich am Rande erwähnt worden. Diesen Aspekt möchte ich an meinem eigenen Beispiel noch einmal ausführlicher verdeutlichen.

Ich bin meines Zeichens promovierter Diplom-Chemiker, also Dr. rer. nat. Nun sollte Man aber auch Frau denken, daß ich mit meiner herausragenden Qualifikation sicher eine traumhafte Karriere inklusive Führungsposition und stattlichem Gehalt vorweisen könnte. Das genaue Gegenteil aber ist der Fall. Seit dem Erhalt meines Doktortitels im Jahre 2004 bin ich, mit einigen wenigen Unterbrechungen, permanent Hartz-4-Empfänger gewesen. Und das, obwohl angeblich Fachkräfte, insbesondere in den MINT-Fächern (MINT = Mathematik, Ingenieurswesen, Naturwissenschaften, Technik) händeringend gesucht werden, so Man oder Frau der Mainstreampresse glauben will.

In Anbetracht meiner Situation habe ich mich dann weiter informiert und feststellen müssen, daß ich hier nicht der Einzige bin. Selbst Leute, die wesentlich jünger und besser sind als meine Wenigkeit, haben es mit lediglich befristeten Verträgen, Zeitarbeit, Leiharbeit, prekären Beschäftigungsverhältnissen oder aber Hartz-4 zu tun. Außerhalb von Steemit habe ich im Internet einiges an Artikeln und Kommentaren darüber gepostet.

Wohlgemerkt handelt es sich hier nicht um arbeitsscheue Sozialschmarotzer oder irgendwelche anderen Looser, sondern um Akademiker und Ingenieure, die wirklich arbeiten wollen sowie auch alle hochqualifiziert sind.

Jedoch artet bereits das Studium in Streß aus und ist heute bei weitem nicht mehr das, was es früher einmal war. Mit der Leichtigkeit des Seins hat ein durchschnittliches Studium heute jedenfalls nicht mehr das Geringste zu tun. Und wer ab einem Alter von 40 Jahren aus dem ersten Arbeitsmarkt herausgeflogen ist, hat kaum eine reelle Chance mehr, dort je wieder hereinzukommen. Auch nicht als hochqualifizierter und berufserfahrender Akademiker oder Ingenieur.

Mit dieser Perspektive Kinder in die Welt setzen zu wollen, ist meiner Meinung nach ein schweres Verbrechen am eigenen Nachwuchs. Zumal sich, insbesondere in einem mental rückwärtsgewandten Land wie Deutschland, in dem immer noch die Herkunft eine Rolle spielt, eine derartige Stellung ja auch vererbt.

Lediglich Beziehungen zu Frauen, egal welcher Art, sind da schon etwas anderes. Wer sich jedoch ständig um sein Überleben sorgen muß, der denkt auch oft nicht an irgendwelche anderen Genüsse.

Bevor wir uns also wie hier den Luxus leisten, über das Für und Wider des Feminismus sowie des Segens und des Fluches der Emanzipation zu diskutieren, sollten wir uns lieber erstmal anderweitig mit den politischen Verhältnissen beschäftigen. Denn gäbe es endlich wieder für nahezu jeden adäquate sozialversicherungspflichtige Jobs, von deren Gehalt ein arbeitender Mensch eine komplette Familie ernähren sowie im Wohlstand halten kann oder gäbe es zumindest ein bedingungsloses Grundeinkommen, wie Götz Werner dies in seinen Büchern beschreibt, so hätte jeder endlich wieder mehr Zeit, sich auch um andere Dinge zu kümmern. Derartige soziale Sicherheiten aber wurden und werden immer weiter abgebaut. Und solange dies so ist und auch so bleibt oder gar noch schlimmer wird, erübrigt sich eigentlich jede Diskussion über weitere Themen.

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