Bienenschwärmerei, die 2.
In einem meiner letzten Posts hatte ich in einem Kommentar erwähnt, dass ich mich nach der Feststellung, dass 92% meiner Bienenvölker den vorzeitigen Tod gewählt hatten, mit keinem meiner Imkerkollegen unterhalten habe. Dafür war es einfach zu früh, ich musste das selbst erst einmal verarbeiten. Außerdem war es ja noch winterlich kühl, die Bienen konnten nicht fliegen und somit war auch noch nicht sicher,ob die restlichen Völker überleben.
Das habe ich nun gestern nachgeholt.
Wir hatten gestern einen sonnigen Tag bei 13 Grad, meine drei Völker, eigentlich nur noch Restvölker, aber alle drei mit neuer Brut, flogen die kurzen Wege bis zum Löwenzahn im Garten und zurück.
Nicht nur Bienen mögen Löwenzahn, auch Schafe pflücken diese als erstes, wenn kein Weißbrotstrauch in der Nähe ist.
Die Blätter des Löwenzahns ergeben übrigens einen echt leckeren Salat, aber nur bis zur Blüte. Danach werden sie bitter. Solltet ihr mal probieren, zurbereiten wie einen Blattsalat, dazu vielleicht ein paar geröstete Pinienkerne.
Ich habe mich noch etwas amüsiert, weil ich bei zwei von den dreien die Einflugslöcher geändert habe, die rückkehrenden Bienen dies aber noch nicht kapiert haben und sich unbedingt an der Stelle des vormaligen Fluglochs Einlass verschaffen wollten.
Falls ihr mal die Gelegenheit habt und an einem ersten freundlichen Vormittag nach einer Regen- oder Kälteperiode an einem Bienenstand vorbeikommt, beobachtet mal die Bienen. Ihr werdet eine ganze Anzahl von Bienen sehen, die mit "dem Gesicht zum Bienenstock" ca. einen halben Meter bis Meter vor dem Stock in der Luft schweben. Das sind Bienen, die noch nie aus diesem Stock hinaus kamen, also gerade ihren 21-tägigen Innendienst hinter sich haben. Bienen bekommen erst am 22. Tag ihres Lebens als Biene ihre Flugfreigabe, bis dahin müssen sie putzen und füttern.
Genauso handeln Bienen, deren Stock bewegt wurde, also von einem Standort zum nächsten gefahren wurde, und alle Bienen nach der Winterruhe.
Bei diesem zum Bienenstock gerichteten Schweben prägen sich die Bienen ihre "Haustür" ein. versetzt man den Stock um einen Meter, finden sie schon nicht mehr nach Hause.
Aber ich schweife ab
Gut gelaunt von dem Anblick meiner Bienen bin ich zu meinem Imkerpaten gefahren, demjenigen, welcher mir nicht nur die Grundzüge der Imkerei beigebracht hat, sondern auch wirklich immer ein Ohr für meine Probleme hat und hilft, wo er kann, nicht nur beim Imkern.
Offizieller Grund meines Besuches war die beabsichtigte Ausleihe eines Dampfwachsschmelzers; ich muss meine nicht verbrauchten und in absehbarer Zeit nicht verwendbaren Waben der toten Völker einschmelzen, da diese sonst ein Paradies für Wachsmotten sind oder vor sich hin schimmeln.
Willi hat ein paar Bienen mehr als ich, er lebt ja schließlich davon (und normalerweise lebt er gut davon).
Dieses Jahr war jedoch nichts normal. Normal ist, wenn bei mir auf dem Hof ein paar Bienen summen, sind bei Willi so viele Bienen unterwegs, dass man sie nicht überhören kann. Diesmal jedoch nicht, dafür sah ich turmhoch aufgebaute Zargen und den Dampfwachsschmelzer in Betrieb. Ich will nicht dramatisieren, aber Willi hat weniger als 10 Völker am Leben von über 200 (die genaue Anzahl ist aus Gründen bei jedem Profiimker Verschlusssache), dazu hat keines der Miniplusvölker überlebt. Um überhaupt weiter machen zu können, musste er Kunstschwärme aus Italien kaufen.
Das ist mal ein Verlust. Er arbeitet von jetzt an bis zum Herbst 2018 nicht nur ohne Einnahmen, sondern muss neu investieren, um dann auf den Stand vom letzten Jahr zu kommen, wenn alles gut geht. Dabei hat er noch Glück, denn er hat keine Lieferverträge zu erfüllen.
Dem dritten Mitglied unseres ehemaligen Imkervereins ging es nicht viel besser, von dessen 40 Völkern haben auch nur 3 überlebt.
Es gibt auch Positives
hat Willi gesagt.
Die Kunstschwärme wurden im Bienenzuchtzentrum verkauft und dort hat Willi außerplanmäßig die meisten seiner Imkerkollegen, die die Imkerei professionell betreiben, getroffen, ebenfalls beim Kauf von Kunstschwärmen.
Es ist also keine lokale, sondern mindestens eine regionale Katastrophe.
Und noch etwas haben wir festgestellt.
Ich habe doch im Anflug von photographischen Größenwahn ein paar Bilder von blühenden Krokussen hier gepostet und dies Willi erzählt, welcher meinte, dass es seine Bienen nicht sein können, da diese zu jenem Zeitpunkt bereits tot waren. Meine konnten es auch nicht sein, die waren auf Asyl.
Es gibt demzufolge einen weiteren Imker im Umkreis von 3km.
Imkernachwuchs!!
Und das ist wirklich positiv
Da freut sich auch mein Apfelbaum 😉
Die Sache mit dem Löwenzahnsalat muss ich mal ausprobieren, weil er in meinem Garten schon überhand genommen hat. War ein bisschen faul :D
Das mit den Einfluglöchern und den "verwirrten" Bienen find ich auch ziemlich lustig..
Jedoch das Bienensterben ist eine sehr traurige Angelegenheit. Und nicht nur weil manche Menschen Verluste einstecken müssen, sondern wegen der Bienen selbst.. ich finde das sehr beunruhigend. Aber solang es Menschen wie dich gibt.. wird es hoffentlich immer neue Bienenvölker geben!!
Für Löwenzahnsalat ist es vielleicht etwas spät im Jahr, es sei denn Du magst es bitter. Der schmeckt nur vor der Blüte richtig zart.
Zur Zeit ist ein Salat, basierend auf Giersch, der saisonale.
Bei den Bienen muss ich allerdings etwas relativieren. Honigbienen sind in etwas so natürlich wie die die schwarzweißgefleckte Kuh, die 12000 Liter Milch im Jahr gibt. Beide sind letztendlich extreme Züchtungen, können ohne Menschen nicht überleben und sind von der Natur so nicht vorgesehen. Aber es gibt in unseren Breitengraden über 200 Bienenarten, die leider auch betroffen sind, neben allen anderen Insekten, und das ist beunruhigend.
Ohh.. das wusste ich nicht. Danke für die Aufklärung..
Dennoch eine schlimme Tatsache mit dem Aussterben unsrer kleinen Freunde.
Ich hoffe wir bekommen das in den Griff, sonst fliegen bald nur noch Drohnen durch unsere Gärten und damit mein ich nicht die Männchen...
Oh Mann! Bienen sind total interessant und wichtig. Ein Arbeitskollege von mir, jetzt leider in Pension, hat auch Bienen. Und der hat immer viel über seine Bienchen erzählt. Das mit dem Gesicht zum Stock kannte ich noch nicht. Auch nicht, dass sie mit 21 "volljährig " werden. Tut mir leid für Dich und Willi, dass so viele Bienen dran glauben mussten 😕
8-(
What happened? Is this sort of thing going on all over Europe or is it more local? Anyway, best of luck with your bees!
It is not only in europe, this is happen since a few years from Australia to Hawaii, around the world. But what is the reason, nobody knows or nobody wants to tell.
Beängstigend.
Oh toll, ein Imkerbeitrag! Gerade gestern habe ich eine Biene gepostet, weil ich Bienen (und Ameisen) einfach sehr interessante Tierchen finde.
Das mit dem Tod der Bienen, ja, das ist eine schlimme Sache. Es gibt doch diesen Virus, den viele erwischen. War das der Auslöser?
Es ist bedenklich, dass die Welt sich nicht um dieses Problem kümmert. Es ist essentiell. Sonst verhungern wir demnächst.
ich danke Ihnen für das Teilen
Aufgeregt für den guten Inhalt
Ich wünsche ihnen einen wunderbaren Tag