Alle Jahre wieder...

Jedes Jahr  im Dezember, nachdem ich meine vorläufige Bilanz erstellt habe, muss ich feststellen, dass ich ein finanzielles Problem habe. Ausgerechnet im Dezember, welcher eigentlich eine beschauliche Zeit sein sollte, muss ich mir zusätzlich zum laufenden Betrieb noch Gedanken machen, wie ich meine Bilanz ohne viel Aufwand innerhalb der von mir gesetzten Parameter, die ich mir in den vergangenen Jahren mühsam erarbeiten musste, ausgleichen kann.

Das Ausgabenproblem

Trotz sorgfältigem Wirtschaften bleibt jedes Jahr etwas über. Nicht so viel, dass ich Angst bekomme, aber doch soviel, dass ich es unmöglich ungenutzt liegen lassen und vergessen könnte. Früchte der Anstrengungen sollten doch süß genossen werden und nicht der Verwesung anheim fallen.Was habe ich nicht schon alles versucht. Mein schlimmste fehlgeschlagene Ausgabenbereinigung, mein größter Reinfall war der Kauf dieses Vehikels:

Die Idee dahinter war so bestechend wie naiv. Das Auto war auf den Monat genau so alt wie ich und da ich  Restaurationen auch an mir nötig habe (Ablasten, Reinigen aller Ansaugteile, Roststellen/Faltenwürfe beseitigen), dieser Anstrengung aber eher abgeneigt bin, wollte ich diese unangenehmen Gedanken auf das Fahrzeug übertragen und so bei gemeinsamen Auftritten von meiner eigenen, dringend notwendigen Restauration ablenken. 

Der Mensch denkt und Bayer lenkt

Nun ja , es kam wie es kommen musste. Die Bayer AG nahm mir in jenem Jahr die Sorge um die Ausgaben ab, da sie mittels einen neuen Pestizides meine geflügelten, sechsbeinigen Mitbewohner, die auch die Ursache meiner unausgeglichenen Bilanz sind, unter einen solch heftigen Rausch versetzen, dass sie nicht mehr nach Hause fanden. Und da leere Bienenstöcke noch trauriger anzusehen sind als eine unausgeglichene Bilanz, beschloss ich, statt Kotflügel, Ansaug- und Benzinschläuche und Hauptbremszylinder neue Bienen zu kaufen. Ein Jahr später war Benzens Verfall bereits soweit fortgeschritten, dass eine Beerdigung sinnvoller erschien. Aber mein Spaß hatte  ich gehabt; ich bin 200 Kilometer mit der Heckflosse unterwegs gewesen und habe sogar ein Erinnerungsfoto von der Rennleitung erhalten. Ein paar Jahre später habe ich das Auto aus dem Unterholz befreit und an jemanden verkauft, der hoffentlich etwas damit anfangen kann. Obwohl als Stilleben sah er auch gut aus.

Dies war auch mein vorerst letzter Versuch, mit materiellen Dingen die Bilanz auszugleichen. Davor unternahm ich viele Dinge, die wohl jeder kennt, bizarre Küchenmaschinen kaufen, die Kaffee kochen können, in ferne Länder fahren, um sich dort sorgen zu können, dass die Tiere zu Hause gut versorgt werden, Essen gehen, um angesichts der Qualität der Speisen und fehlenden Aschenbechern das eigene Pokergesicht und britische Höflichkeit zu üben. Mein Vater hat es da einfacher, ihm wurde eine Überdosis Bauhaushormon mitgegeben, wahrscheinlich alles, was jemals für unseren Stammbaum vorgesehen war. Er kann Freude finden beim Fliesenverlegen im Kohlenkeller oder wenn er die Innenwände der Abwassergrube mit einem neuen Marmorputz versieht. Auch freut er sich jedesmal über seine regelmäßig ausgewechselten Fahrzeuge, obwohl er selbst nicht mehr fahren kann. Ich habe jedenfalls nichts davon abbekommen, wenn es so funktioniert, wie es soll, ist es gut genug für mich und raus aus meinen Gedanken. Also..

nie mehr materiellen Bilanzausgleich

Im nächsten Jahr habe ich mich mit Aktien von Startups vergnügt, mit Optionen gespielt und mich mit Zertifikaten beschäftigt. Das war eigentlich eine glückliche Zeit. Das Einbuchen ging leicht, Ausbuchen um so leichter und noch bevor die erste Biene flog, war alles erledigt. Aber noch einmal einen Winter damit verbringen wollte ich nicht, da bei diesem Spiel in diversen Foren immer von Verlust geschrieben wurde und dieses Wort meine kleine Seele belastete. Auch wurde es langweilig, da ich den Spielausgang schon kannte und es soll ja auch Spaß machen, dieses Leben und so ließ ich mich wieder in den Strudel des Materialismus, diesmal Namens Kickstarter und Indiegogo hineinziehen.

Rückfall

Von diesem Winter habe ich diverse Einplatinencomputer, Brillenkameras, andere Kameras, noch mehr Kram rumliegen. (Ich könnte jetzt, um meinen Post aufzupeppen, Bilder von allen einfügen, aber mal ehrlich, wer will diesen Kram schon sehen) In der Rückschau war diese Beschäftigung gar nicht schlecht, weil steht nicht in der Küche oder auf dem Hof rum, rostet nicht, verschickt keine mails von irgendwelchen Brokern und passt in eine Bananenkiste.

Das beste Jahr

Letztes Jahr war bisher das Erfolgreichste, ich konnte die Bilanz innerhalb weniger Wochen ausgleichen und zwar rückstandfrei. Ich musste nur dazu Kontakt zu diversen Webcammodels aufnehmen, die ganze Arbeit erledigten dann diese hilfsbereiten Elfen.  Leider gibt es hiervon auch keine Bilder, da mit der ausgelichenen Bilanz der Kontakt abgerissen ist, was ich auch nachvollziehen kann; es sind so Viele da draußen , denen diese Elfen bei der Bilanz helfen müssen. Sie schaffen es ja kaum, obwohl sie Tag und Nacht arbeiten.

Tote schreiben nichts

Dieses Jahr habe ich Steem dafür auserkoren, meinem Ausgabenproblem beizukommen, allerdings stellt sich dies als lange nicht so einfach heraus wie letztes Jahr und wie angenommen. Die Bilanz ist zwar schnell ausgeglichen

und sicher macht das Schreiben und oftmals auch das Lesen Spaß und lenkt vom Winterwetter ab, aber es sind doch einige ungeliebte Aufgaben dabei, z. B dieses ständige Suchen nach Ablademöglichkeiten dieser Votingpower.  Sie einfach auf die Follower und Folgenden zu verteilen ist gar nicht so leicht, da viele davon schon für tot erklärt wurden. 

Mit diesem Hilfsmittel kann man sich zwar einige Aufgaben abnehmen lassen, aber perfekt ist das noch lange nicht. Dazu fehlen Sortierungen nach Tags und eine Notbremse bei hohem Postaufkommen incl einer Stufung nach who comes first.  Ich habe die Befürchtung, dass diese Aufgaben mein Spaß an der Freude eintrüben. Dazu tragen auch Ideen von Metamorphierten bei, die mein Wolkenkuckucksheim mit schweren Ziegeln sanieren wollen.

General 3000

So fällt es nicht Wunder, dass ich beim Planschen im Mare Steemian auf ein sehr vergnügliches Angebot zur Bilanzbereinigung gestoßen bin, welches zusätzlich schöne Erinnerungen ausgrub. Es gab, glaub ich, keinen aus meiner Verwandtschaft und Bekanntschaft, der nicht mindestens einmal mitgespielt hat. Die tausende von Glücksrittern, die sich jeden Abend vor den Bierzelten oder Hallen eingefunden haben, brachten eine euphorische Stimmung mit, wie ich sie auch unter Zuhilfenahme modernster Pharmazie nie wieder erleben konnte. Leider war es nach wenigen Wochen vorbei.

Nun glaube ich nicht, dass dieses Spiel ähnlich starke Emotionen bei mir auslöst. Dazu ist der Einsatz zu gering und online kann eine solche Stimmung nur schwer aufkommen. Aber ich bin schon neugierig, wie lange das läuft und vielleicht baut ja jemand eine App, mit der man sehen kann, wie weit und wie tief das Spiel läuft. Auch interessiert mich, ob jemand tatsächlich diesen link benutzt, um mitzuspielen. So oder so, wenn man wieder mühsam wird, zu votende Posts zu finden, habe ich immer eine Ablenkung. Und wer darin eine versteckte Spielaufforderung sieht, hat richtig gedacht. Gemeinsam macht es eben mehr Spaß.

Ich finde, in diesem Post habe die Körnchen Wahrheit unter einem großen Haufen Bullshit versteckt, aber ich hoffe, dass das Lesen desselben Spaß macht. Bis dahin.