Der Wolf – Seine Rückkehr Fluch oder Segen? Teil 2/2

in #deutsch7 years ago

   Seit dem 19. Jahrhundert war der Wolf weltweit fast ausgerottet. In vielen Ländern steht er seit Ende des 20. Jahrhunderts unter Artenschutz und der Wolfsbestand erholt sich allmählich. Doch was waren die Gründe für seine Verfolgung und welche Vor- und Nachteile hat die, sich immer weiter verbreitende, neue Wolfspopulation für den Menschen? Ist eine friedliche Koexistenz überhaupt möglich?  

Der Wolf in der Mythologie 


In unzähligen Legenden spielt der Wolf eine tragende Rolle. Es wäre durchaus möglich, über dieses Thema einen eigenen Artikel zu verfassen. Doch da es hier nicht darum gehen soll, findet ihr nachfolgend einen kleinen Auszug.

In der bildenden Kunst wurde, die mit dunkler Hexerei und Zauberei in Verbindung stand, griechische Göttin Hekate, häufig in der Begleitung von drei Wölfen dargestellt. Zeus verwandelte den griechischen König Lykaon in einen Wolf und die Zwillinge Romulus und Remus, die Gründer der Stadt Rom, sollen von einer Wölfin aufgezogen und gesäugt worden sein.

In der nordischen Mythologie wurde der Kriegsgott (oder auch Totengott, Siegesgott usw.) Odin (oder auch Wodan bzw. Wotan), neben zwei Raben mit den Wölfen Freki und Geri dargestellt. Die Wolfsbrüder Skoll und Hati, jagen die Sonne und den Mond und ihr Bruder Managarm, ernährt sich vom Fleisch der Toten.  

Die Wölfin galt als Urmutter der alten Türken. Die Hunnen und Usbeken, glauben sie stammen vom Wolf ab und der Indianerstamm der Schoschonen (Nordamerika) glaubte, dass die Welt von Wölfen und Kojoten geschaffen wurde. (1;2) 

Konflikt zwischen Mensch und Wolf


Der immer größer werdende Bedarf an Lebensraum und Nahrung für den Menschen, machte den Wolf zum unmittelbaren Nahrungskonkurrenten. Wo immer der Mensch begann Wildtiere zu domestizieren, versuchte er den Wolf systematisch loszuwerden. Bereits im 5. Jahrhundert wurden in Burgund die ersten Jagdgesetze gegen Wölfe erlassen. Kaiser Karl der Große, schuf im Jahre 813 die erste Institution für die Wolfsjagd. Daraus entwickelte sich dann die paramilitärische „Louveterie“. Diese Institution besaß einen hohen gesellschaftlichen Stellenwert mit vielen Privilegien, da sie direkt dem Kaiser unterstellt war. Wurde ein Wolf gefangen, hat man ihn lebendig am Galgen aufgehengt. Heute dient das Offizierskorps der Louveterie, nur noch als Berater für das Jagdwesen und die Landwirtschaft. 

Nach der Ankunft der weißen Siedler in Nordamerika, begann die grausamste und effektivste Vernichtung der Wölfe. Durch das millionenfache Töten von Bisons, war kurzzeitig ein Überangebot an Nahrung da, dass den Wolfsbestand stark anwachsen lies. Nachdem der Bison-Bestand drastisch reduziert war und die Siedler ihre eigenen Tiere hielten, begann der Krieg gegen den Wolf. Man begann die Kadaver der Bisons mit Strychnin zu versetzen und tötete auf diese Weise zigtausend Wölfe. Hat man eine Wolfshöhle gefunden, wurden alle Welpen, bis auf einen, getötet. Der übrig gebliebene Welpe wurde neben der Höhle angebunden und die versteckten Wolfsjäger, erschossen jeden Wolf der durch das Winseln angelockt wurde. 

Nach 1920 gab es nur noch wenige, vereinzelte Wölfe in Nordamerika. Dennoch entwickelten sich eine Art Wettbewerb unter den Trappern und wer einen Wolf fing, wurde berühmt. Doch meist wurden die Wölfe nicht sofort getötet, sondern wurden mit verbundenem Maul, an einer Kette in die Stadt geführt und starben schließlich an Erschöpfung oder verhungerten. 

Viele Märchen wie z.B. „Der Wolf und die sieben Geißlein“  oder „Rotkäppchen“, prägten zusätzlich das Bild der bösen, blutrünstigen Bestie. Oftmals, wenn man sich es nicht anders erklären konnte, wurde der Wolf zum Sündenbock gemacht wenn irgendwo Menschen verschwunden sind oder ermordet wurden. So entstand unter Anderem die Legende vom Werwolf. Auch dieser Umstand trug dazu bei, dass der Wolf systematisch vernichtete werden musste. Heute weiß man allerdings, dass die meisten Todesfälle nur von Menschenhand gemacht werden konnten. (3;4) 

Mögliche Koexistenz


In Deutschland gibt es seit der Jahrtausendwende wieder freilebende Wölfe. Sie ernähren sich größtenteils von Wildschweinen, Rehen, Mäusen, Hirschen und anderen Wildtieren. Man konnte oft beobachten, dass die Wölfe nicht willkürlich jedes Tier erlegen, sondern die bevorzugte Beute waren alte oder kranke Tiere. Durch diese natürliche Selektion hält der Wolf, als Polizei des Waldes, die Natur im Gleichgewicht. 

Durch die sich wieder ansiedelnden Wölfe, fühlen sich viele Jäger in ihrer Existenz bedroht. In persönlichen Gesprächen kam immer wieder das Standardargument: „Bis die Wölfe das erste Kind angreifen…“ Für mich persönlich hört sich das eher nach Rotkäppchen-Syndrom an. 

Obwohl, laut Schätzungen, inzwischen ca. 650 Wölfe in Deutschland leben, werden wohl die wenigsten Waldspaziergänger jemals einen Wolf in freier Wildbahn zu Gesicht bekommen. Der Wolf ist in der Regel ein sehr scheues Tier. Normalerweise versucht er Menschen aus dem Weg zu gehen. Problematisch wird es dann, wenn Menschen versuchen die Wölfe anzufüttern. Der Wolf lernt schnell wo er leicht an Futter kommt und beginnt die Scheu vor dem Menschen zu verlieren. Das betreten einer besetzten Wolfshöhle stellt eine weitere Gefahrenquelle dar.  

Das größte Problem mit der steigenden Population der Wölfe in Deutschland, haben die Schäfer. Immer wieder kommt es vor, dass Schafe von Wölfen gerissen werden. Dadurch entsteht ein immenser Schaden für die Schafzüchter. Hier wäre es nicht wichtig den Wolf auszurotten, sondern mehr Schutz für die Schafe zu erreichen. Inzwischen gibt es spezielle Weidezäune um den Wolf zu hindern an die Herde zu gelangen und der wirksamste Schutz, sind sogenannte Herdenschutzhunde. Herdenschutzhunde wachsen als Teil der Herde unter den Schafen auf. Die dadurch entstehende Familiäre-Bindung sorgt dafür, dass die Hunde ihre Herde vor allem und jeden beschützen. Am effektivsten ist der Schutz wenn es zwei oder mehr Herdenschutzhunde pro Herde gibt.  

Trotz der 285 Übergriffe auf Nutztiere im Jahr 2017 in Deutschland, bei denen ca. 1000 Tiere gestorben sind, erwies sich die Angst vor Angriffen auf den Menschen als unbegründet. Der Abschuss von Wölfen würde das Problem nicht wirklich lösen. Eine dezimierte Anzahl an Wölfen, bedeutet nicht weniger Gefahr für die Nutztierhaltung sagt Beate Jessel vom Bundesamt für Naturschutz (BfN). (2;4) 

Fazit


Ein Tier, das jahrelang aus seiner natürlichen Umgebung vertrieben und fast die gesamte Spezies ausgerottet wurde, findet allmählich den Weg in seine Heimat zurück. Wenn wir, als Menschen, anfangen die Natur zu respektieren und gute Aufklärungsarbeit über den Wolf leisten, wäre ein friedliches nebenher Leben durchaus denkbar. Unabdingbar dabei ist allerdings der Herdenschutz. Und da müssen die Länder (die sind dafür verantwortlich) unbedingt nachbessern. 


Hier findet Ihr nochmal den Link zum ersten Teil dieser Artikel-Reihe: Anatomie und Verhaltensweisen des Wolfes. 

Vielen Dank für das Lesen meines Beitrages. Wenn Ihr zukünftig keine Artikel mehr verpassen wollt, dann folgt mir einfach.

   

Quellenverzeichnis: 

(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Wolf#Germanische_Mythologie gesichtet am 16.02.2018 

(2) http://www.sueddeutsche.de/wissen/artenschutz-wenn-der-wolf-zum-problem-wird-1.3761820 gesichtet am 16.02.2018 

(3)“Faszination Wolf“ von Barbara und Christoph Promberger und Jean C.Roché ISBN:3-440-09187-2 Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. 

(4) „Der Wolf – wild und faszinierend“ von Shaun Ellis und Monty Sloan ISBN: 978-1-4454-8426-6 Parragon Books Ltd 

Weitere Inspirationen: „Der Wolf“ von Erik Ziemen ISBN:3-440-09742-0 Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. 

Bildquellen: Alle Bilder sind Lizenzfrei und auch zur kommerziellen Nutzung frei verfügbar auf Pixabay.com  

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Ich finde es richtig und auch wichtig, dass sich die Wölfe langsam wieder in den deutschen Wäldern ansiedeln.

Die Wildtiere hatten lange Zeit keinen einzigen natürlichen Fressfeind und seitdem müssen Jäger die Aufgabe des Wolfes übernehmen, das Ökosystem im Gleichgewicht zu halten. Allerdings werden die Abschussqouten schon seit Jahren nicht mehr erreicht. Vor allem die Jäger sollten die Ansiedlung des Wolfes begrüßen, da er sie dabei unterstützt das Gleichgewicht im deutschen Wald wieder herzustellen.

Ich hoffe, dass sich die Wahrnehmung dieser wunderschönen Geschöpfe in der Öffentlichkeit zukünftig verbessert. Es wäre wirklich ein Armutszeugnis für uns, wenn der Wolf hier ein weiteres mal ausgerottet werden würde.

@fanax Ich glaube mal gelesen zu haben, dass die Abschussquote bei Wildschweinen genau das Gegenteil bewirkt hat. Um so mehr abgeschossen wurden, desto mehr Nachkommen wurden gezeugt. Vielleicht finde ich die Quelle ja noch mal.

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Mega genialer Beitrag mal wieder

Kann mich deinem Fazit nur anschließen - es muss doch möglich sein, dass auch die "Urtiere" Europas hier ihren Platz haben.

Sehr gut geschriebener Artikel, danke!

Toller Bericht. Einfach super von dir. Bei so einer tollen Arbeit macht das lesen echt Spaß. Weiter so .

Gruß Maurice aus der fb Gruppe

Absolut richtig, die Menschen tun immer so als gehört ihnen der Planet. Finde der Wolf hat genauso ein Recht auf Leben, auch in Europa

Wenn du echte Wölfe sehn willst, in Erlebnis & Wildpark Tripsdrill in Cleebronn gibt es Wölfe ;) sind sehr schöne Tiere.
In der freie Wildbahn hab ich noch keinen gesehn.

@speed-ride ja hier in Brandenburg haben wir auch die Möglichkeit Wölfe in Wilparks zu sehen. Tripsdrill kenn ich aber auch. Habe mal dort in der Nähe gewohnt ;-)

Wow! Vielen Dank für den sehr gut recherchierten Artikel! Ich hatte was Wölfe angeht nur ein ziemlich schlechtes Halbwesen. Ich kannte zwar die Geschichten aus der griechischen Mythologie, aber dass es schon mehrere Versuche gab die Wölfe auszurotten, war mir nicht bewusst.

Hallo @derbesserwisser, herzlich willkommen auf Steemit.

Wenn Du Fragen zu Steemit hast, oder Dich mit anderen deutschen „Steemians“ austauschen magst, schau einfach mal auf unserem Discord-Server https://discord.gg/g6ktN45 vorbei.

Unter dem folgenden Link findest Du einige Anleitungen, die Dir den Einstieg in das Steem-Universum deutlich erleichtern werden: Deutschsprachige Tutorials für Steemit-Neulinge: Ein Überblick

Und dennoch sind Unfälle vorprogrammiert.
Mal sehen was passiert wenn der erste Mensch zu Schaden kommt !

Um Unfälle zu vermeiden, ist eben eine richtige Aufklärung von Nöten. Wenn man alle Tiere ausrottet die einmal gefährlich werden könnten, dann wären die Menschen ziemlich einsam auf diesem Planeten.

lel !!111einself! wenn der erste Mensch zu schaden kommt ist die kritische Menge erreicht, dann steigt die Todesrate auf Grund des Netzwerkeffektes exponentiell an und der Wolf stellt plötzlich ein systemisches Risiko dar. Darum wohnen die meisten Skandinavier und Kanadier und Russen auch in Großstädten (da gibts diese Bedrohung nicht)... was soll dann schon sein, dann ist das Vorurteil von normalen Menschen bestätigt (diese stellen durch ihr Unwissen eher ein systemisches Risiko dar)

Die Schäfer werden alleine gelassen mit dem Problem Wolf.
Wer denn Wolf haben will muss auch für dessen Schaden einstehen .

Wer sagt dass Schäfer alleine gelassen werden?

https://www.bundestag.de/blob/393542/5e21bfea995e1f0f0f19271d442f365d/bericht-bmub-data.pdf

Das ist die Ausschussdrucksache 18(26)313 für den Bundestag.

Ab Seite 50 werden dort Präventivmaßnahmen aufgeführt, die Förderung davon und wie die Schäden Komponsiert werden. Auf Seite 55 ist eine Tabellel zu den Übergriffen, den dabei getöteten/verletzten Tieren und den Ausgleichszahlungen. Auch auf den darauffolgenden Seiten sind weitere interesante Statistiken.

Ich hab mal die Werte von 2009 bis 2014, also einen Zeitraum von 5 Jahren prozentual ausgerechnet.

So stieg die Anzahl der Übergriffe in diesen 5 Jahren von 46 auf 125, was ein Anstieg von 171% ist, um genauso viel ist auch die Anzahl der getöteten oder verletzten Nutztiere gestiegen. Die geleisteten Ausgleichszahlungen sind dagegen aber von 18.585€ auf 53.937€ gestigen, das ist ein Anstieg von 190% .
Am wichtigsten finde ich jedoch die Zahl der Wolfsrudel und -Paare. Diese Stieg um 255% von 9 auf 32.

Bei diesen Zahlen kann ich kein "Alleine lassen" der Schäfer sehen. Klar, mit mehr Wölfen gibt es mehr gerissene Tiere, aber die Entschädigugen steigen auch. Desweiteren scheinen die Präventivmaßnahmen zu wirken, wodurch trotz steigender Zahl der Wölfe nicht im gleichen Maße mehr Nutztiere getötet werden.

Dein Argument dass irgenwann doch ein Mensch durch einen Wolf zu schaden kommt, kann ich natürlich soweit erstmal nichts sagen, ich kann ja nicht in die Zukunft sehen.

Es kann aber natürlich tatsächlich vorkommen auch wenn man dan auch darauf achten sollte wie sich die entsprechende Person dem Wolf gegenüber verhalten hat. Genauso wurden aber auch schon Menschen durch andere Wildtiere verletzt, und ist daher für mich kein Argument den Wolf nicht weiter anzusiedeln.

Vielen Dank für deine Unterstützung und die interessante Statistik.

Das Hört sich alles gut an aber der Schaden bei Zuchttieren kann schwierig in Münze umgewandelt werden .
da langt das doppelte und dreifache oft nicht .
In der Zucht sticht oft jahrelange Arbeit , wer will das denn Bezahlen?

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