Mein SoLaWi-Gemüseanteil | Solidarische Landwirtschaft – regionales Obst & Gemüse zum fairen Preis

in #deutsch6 years ago (edited)

Hi Steemies, jeden Freitag fahre ich ins 3 km entfernte Nachbardorf und decke mich mit frischem Gemüse ein. Jooaah, tierisch spannend, ich weiß, das macht ja irgendwie Jeder. In meinem Fall ist das Ganze aber jedesmal mit einem Überraschungsfaktor verbunden, denn ich weiß nie, welche Gemüsesorten dort auf mich warten. Sehr cool ist außerdem, dass ich kein Portemonnaie mitnehmen muss, weil es keine Kasse gibt, an der ich mich zum Bezahlen anstellen muss. Denn Freitags hole ich meinen SoLaWi-Gemüseanteil ab – in der Brunnenkammer eines wunderschön restaurierten Bauernhofes.

Was ist eine SoLaWi?

SoLaWi steht für Solidarische Landwirtschaft und bezeichnet den Zusammenschluss eines landwirtschaftlichen Betriebes mit privaten Verbrauchern. Letztere tragen durch einen monatlichen Mitgliedsbeitrag die Kosten des Betriebes – die Höhe wird bemessen an den geschätzten Jahreskosten – und garantieren dem Landwirt im Voraus die Abnahme der Lebensmittel für ein Jahr. Im Gegenzug erhalten sie den Ernteertrag des Betriebes. Der Ernteanteil kann meist wöchentlich direkt im Betrieb abgeholt werden. Meist gibt es aber auch eine Abholstation in den nächstgelegenen größeren Städten.

Was sind die Vorteile und was ist daran solidarisch?

Der Landwirt kann unabhängig von Marktzwängen agieren. Er hat sichere Einnahmen und bekommt seine Unkosten garantiert gedeckt. Keine Selbstverständlichkeit, schaut man sich die Nöte vieler konventionell landwirtschaftender Betriebe heutzutage an. Der solidarische Aspekt des Konzeptes ist der, dass das unternehmerische Risiko nicht allein auf dem Erzeuger lastet, sondern auf alle Mitglieder einer SoLaWi verteilt wird. Der Landwirt bekommt die monatlichen Beiträge nämlich auch dann gezahlt, wenn er durch Missernte oder jahreszeitlich bedingt nur wenig Lebensmittel bereitstellen kann. Außerdem organisieren die Mitglieder auch betriebsinterne Abläufe mit – sie helfen beim Ernten oder bei der Verarbeitung der Lebensmittel, wenn einmal viele Hände gebraucht werden.

Die Mitglieder bekommen dafür regionales, saisonales, in der Regel biologisch erzeugtes Obst und Gemüse zu einem unschlagbar guten Preis. Durch die direkte Abholung muss der Landwirt weder einen Hofladen einrichten, noch eine Verkaufskraft einstellen oder zum Wochenmarkt fahren. Würde man die selben Lebensmittel in einem Laden kaufen, wären sie viel teurer – die Kosten für Zwischenhändler, Einzelhändler, Transport und Lagerung würden schließlich noch oben drauf geschlagen. Als Finanzierer haben die Mitglieder zudem ein sehr großes Mitspracherecht was die Lebensmittelerzeugung betrifft – sie können beispielsweise auf die Art der Bodenbewirtschaftung Einfluss nehmen oder den Anbau bestimmter Obst- und Gemüsesorten erbitten.

Coole Sache oder?

Ich selber bin jetzt schon seit über drei Jahren Mitglied in meiner SoLaWi. Falls du mal schauen willst: http://www.luisenhof-gemeinschaft.de/solidarische-landwirtschaft-csa.html

Ein Ernteanteil beinhaltet bei uns nur Gemüse und kostet im Monat 40-50 Euro – wir können selbst entscheiden, wie viel wir jeweils überweisen.

So sieht ein typischer wöchentlicher Winter-Ernteanteil bei uns aus: (1 Anteil ist bei uns gedacht für einen Erwachsenen und ein Kind)

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Unsere Gärtnerinnen bauen sehr viele verschiedene Gemüsesorten an und sorgen so für Abwechslung. Natürlich gibt es jahreszeitlich bedingt Einschränkungen im Angebot – wenn ich im Winter Tomaten haben will, muss ich sie woanders zukaufen. Das es mal gar nichts gab, ist bei uns noch nicht vorgekommen.

Anfangs war es gar nicht so leicht für mich, mich auf saisonales Kochen umzustellen. Im Winter bekommen wir zum Beispiel fast jede Woche einen Kürbis oder einen Kohlkopf (mal Weißkohl, mal Rotkohl, mal Wirsing) – das gab es bei mir vorher höchst selten. Ich musste erst mal eine Menge neuer Rezepte ausprobieren, um nicht immer nur Kohleintopf und Kürbissuppe auf den Tisch zu bringen. Mittlerweile finde ich diesen saisonalen Aspekt aber sehr inspirierend, meine Mahlzeitenrepertoire ist jetzt um Einiges vielfältiger als es vor meiner SoLaWi-Mitgliedschaft war.

Ich habe auch noch ein paar Handyfotos von typischen Sommer-Ernteanteilen gefunden:

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Man beachte die Katze! Der Inhalt der Gemüsekiste wird jede Woche gründlich inspiziert und, wenn ich nicht aufpasse, auch gern mal angefressen:

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Ich für meinen Teil bin megahappy mit meiner SoLaWi-Mitgliedschaft. Vorher war es mir finanziell nicht möglich, mich ausschließlich von Biogemüse zu ernähren. Auch die gemeinschaftlichen Ernteeinsätze auf dem Acker finde ich toll. Man lernt dabei die anderen Mitglieder kennen – nach getaner Arbeit gibt es bei uns zudem meist ein großes gemeinsames Mittagessen. Dieses Jahr war ich beim Porreestecken, beim Kohlsetzen, bei der Kartoffelernte und bei der Herstellung von Sauerkraut dabei. Gerade für Stadtmenschen und Kinder sind das coole Gelegenheiten mal ins Landleben hineinzuschnuppern. Ich finde es auch schön, zu wissen, wo mein Gemüse herkommt und wen genau ich mit meinem Geld unterstütze.

Lust auf SoLaWi bekommen?

Schau mal hier, vielleicht gibt es eine in deiner Nähe:
https://www.solidarische-landwirtschaft.org/solawis-finden/liste/

Gibt es hier noch andere Solawistas??? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?
Lasst mir gerne Fragen oder Kommentare da!

Claudia

Sort:  

Geniales Projekt, welches man auf jeden Fall unterstützen sollte. Was gibt es schöneres, als sein Obst und Gemüse frisch zu ernten und zu verzehren;) Keine langen Transportwege, keine Pestizide, usw. Ich sehe darin sehr viele Vorteile.

Leider habe ich so etwas bei mir in der Nähe noch nicht gefunden. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf und werde Augen und Ohren nach solchen Projekten offen halten. Ich finde, es sollte auch alles mehr in diese Richtung gehen, so unterstützt man auch die Bauern direkt.

Was mich noch interessieren würde, gibt es eine Höchstmenge, die man pro Woche mitnehmen darf?

Liebe @steemflower, ich freu mich, dass es dir gefällt. Hast du mal auf der Seite geschaut, die ich verlinkt habe, ob in deiner Nähe was zu finden ist?

Zu deiner Frage: Man kann sich überlegen, ob man einen, zwei oder mehr Anteile kauft. Unser Monatsbeitrag von 40-50 Euro bezieht sich auf einen Erntanteil und würde sich verdoppeln, würden wir zwei Anteile nehmen. In besagter Brunnenkammer, wo ich mein Gemüse abhole, liegen dann Kisten aus auf denen steht "Pro Anteil 3 Möhren" oder "Pro Anteil 1 Kürbis". Ich nehme dann eben so viel raus, wie ich darf. Es gibt zudem noch eine Geschenkekiste, wo Mitglieder die Dinge hinein tun, die sie nicht mögen oder nicht verarbeiten können. Wer mag, kann sich dann das, was da drin liegt noch rausnehmen.

Bei uns gibt es keine Obergrenze, wie viele Anteile jemand abnehmen darf. Wir sind aber auch noch nicht ausgewachsen und suchen ständig neue Mitglieder. Die Gärtner würden nur "Stopp" sagen, wenn der Acker es nicht hergibt noch mehr Personen zu versorgen.

Unsere SoLaWi erwirtschaftet auch mal Überfluss, z.B. bei Kartoffeln. Da wird dann abgestimmt, ob dieser unter den Mitgliedern aufgeteilt wird oder außerhalb der Gemeinschaft verkauft wird.

Die Seite habe ich mir schon ganz neugierig angeschaut, aber leider niemanden in meiner Nähe gefunden. Da ich kein Auto besitze, bin ich da auch etwas eingeschränkt. Sobald sich die Möglichkeit bei mir ergibt und eine SoLaWi bei mir in der Nähe bildet, bin ich dabei.
Okay man kauft quasi Anteile, die einem dann sozusagen gehören. Danach richtet sich dann die Menge des Obst und Gemüses. Ist ja auch fair.
Wie ich das herausgelesen habe, kann man auch jederzeit bei der Ernte mithelfen. Ein Geben und Nehmen.

Ja, ohne Auto ist es nicht immer so einfach. Ich weiß das, habe auch erst seit Anfang diesen Jahres mein erstes eigenes Auto. Grad auf dem Land war ich ohne schon ganz schön eingeschränkt.

Die Aufteilung des Ernteertrages in Anteile ist auch dafür nötig, dass der Gärtner / Landwirt überhaupt grob planen kann, wieviel er von was in etwa anbaut. Würden alle nach Bedarf mitnehmen, würde das wahrscheinlich ziemlich schwierig werden.

Das ist ja eine tolle Aktion

Ja, nicht? Danke für deinen Kommentar! :-)

Hey Claudia,

so jetzt. Ich hab deinen Post vor ein paar Tagen schon gesehen und wollte ihn die ganze Zeit kommentieren. :) Jetzt hab ich genau 15 Minuten Zeit, ich hoffe ich schaffe es! Danach bin ich beim Eltern-Teamer-Gespräch in der Schule..

Das Thema Lebensmittel beschäftigt mich auch sehr. Ich bin seit ungefähr einem halben Jahr bei foodsharing.de sehr aktiv. Seit mir über die Lebensmittelverschwendung die Augen so richtig geöffnet worden sind (Ich sehe es ja jetzt jeden Tag), beschäftige ich mich mehr mit dem Thema.
Deshalb habe ich dann vor einer Weile auch von SoLaWi gehört.

Ich find das eine prima Sache!!! Sollte ich irgendwann nicht mehr bei foodsharing abholen, werde ich auf jeden Fall dabei sein. Hier in der Nähe gibt es sogar mehrere davon!

Das Gemüse auf den Fotos ist aber immer jeweils ein Ernteanteil, richtig? Sonst wäre es ja ein bisschen viel. :D
Kann sich denn dann jeder so viel nehmen wie er möchte bzw. in der Woche braucht? So ganz weiß ich nämlich noch nicht, wie es funktioniert.

Falls dich foodsharing auch interessiert und du dich vielleicht zusätzlich auch da einbringen möchtest, schau doch mal im Internet! Es gibt es mittlerweise in sehr vielen Städten! Und da wird natürlich auch nicht nur Gemüse abgeholt...

In meinen Artikeln werde ich unter anderem auch immer wieder aus meinem Foodsaver-Alltag berichten ;)

So, jetzt muss ich los. Das hat genau gepasst! ;)

Ich freu mich auf weitere Artikel von dir!

Herzlichen Gruß,
Mo*

Hallo Mo*, lieben Dank für deinen Kommentar! Es ist genau wie du vermutet hast ein wöchentlicher Ernteanteil pro Foto zu sehen. Sonst wäre es wirklich bissl viel. ;-) Man kann sich nicht nehmen, wie viel man möchte, sondern bekommt pro gekauftem Ernteanteil immer eine gewisse Menge zugeteilt. Bei uns stehen dann Kisten voll Gemüse im Abholraum und darauf steht "Pro Anteil 1 Kürbis, 600 g Bohnen, 10 Kartoffeln... etc." Würde jeder nehmen, wie viel er bräuchte, ließe sich der Bedarf schlecht planen und am Ende des Tages wäre für die Spätabholer vielleicht nichts mehr da bzw. es könnte auch passieren, dass am Ende geerntete Sachen übrig sind, die einfach keiner mitgenommen hat und die dann entsorgt werden müssten. Manchmal haben wir Kisten die sind randvoll mit Salat, da steht dann auch mal dran "zur freien Verfügung" weil megaviel davon vorhanden ist. Aber das ist eher die Ausnahme.

Foodsharing kenne ich schon, habe ich als ich noch in der Stadt gewohnt habe auch schon betrieben. Jetzt wohne ich ländlich, da gibts kein wirkliches Netzwerk für solche Sachen und 20-30 km in die nächste Großstadt dafür fahren, ist auch wieder nicht besonders nachhaltig. Ich bin aber voll gespannt, was du uns aus deinem Foodsaveralltag so berichten wirst - folge dir gleich mal. :-)

Ja klar, ist ja eigentlich auch logisch, dass man sich nur eine bestimmte Menge nehmen kann ;D

Ah, toll! Dann weißt du ja auch, was für ein Wahnsinn das mit der Lebensmittelverschwendung ist. Manchmal echt gruselig.
Nein 20 km wären nicht nachhaltig ;)

Überleg gerade welcher Artikel der nächste wird. Mal schaun.
Freu mich das du dabei bist!

Dann bis bald! :D
Mo*

Spitzenkonzept, leider nicht überall vorhanden ...

Ich sage mal optimistisch: noch nicht... :-)

Das klingt ja nach einer coolen Sachen - werde mich gleich mal erkundigen, ob es so etwas ähnliches auch bei uns gibt - vielen DANK für´s teilen!

Sehr gerne! Ich habe auch schon zwei Jahre hier gelebt, bevor ich mitbekommen habe, dass es sowas cooles direkt in der Nachbarschaft gibt. :-)

Auf jeden Fall eine tolle Sache! Wir haben Bauern, die so Automaten haben, wo man sollten Kartoffeln und Eier 24/7 kaufen kann. Die Unabhängigkeit ist super sinnvoll.

Das ist auch nicht schlecht. Automaten habt ihr da, ja? Stehen die in der Stadt? Auf dem Land stehen ja vielerorts einfach Tische an der Straße wo die Verkaufswaren ausliegen - mit Kasse des Vertrauens.

Die stehen einfach bei manchen Bauern vor dem Bauernhof und jeder kann sich bedienen. Im Herbst haben wir auch so Tische, wo jeder sich einen Kürbis mitnimmt und einfach ein paar Euro da lässt - immer mit Kasse des Vertrauens. Das klappt sehr gut.

Das sieht doch richtig gut aus. Ich kann mir vorstellen, dass Du damit was richtig leckers zauberst. :)

Nun ja, ich versuche es zumindest. Meist schmecken meine Gerichte ganz gut. Aber letzte Woche gab es mal einen richtig widerlichen, experimentellen Gemüseeintopf. Ich darf gar nicht dran denken. Zu allem Überfluss hatte ich auch noch so viel davon gemacht, dass wir drei Tage davon essen mussten.... Puuuh.

Aber gesund war er bestimmt, der Gemüseeintopf! :)

Gesund war er bestimmt. Aber von grausiger, unbestimmbarer Farbe. Irgendwas zwischen braun und grau.^^ Merke: Kürbis und Rotkohl nicht in einen Topf schmeißen. :-)

Gut zu wissen, das hätte mir auch passieren können... 😃😅

Finde ich suuuuper! Habe mich mal mit einen Bio-Bauern unterhalten, der eine deutsche große Bio-Supermartkette, die sich auch in Österreich ausbreitet, beliefert. Er meinte Knebelverträge, Preisdumping für die Bauern und die Arbeitsbedingungen der Dienstnehmer sollen auch nicht sonderlich prickelnd sein. Kaufe da nun auch nicht mehr ein und besuche eher kleine Geschäfte und einen Bio-Wochenmarkt und kaufe bei einheimischen Bauern vor Ort, dann geht der Verdienst an die die es verdienen.

Danke für deinen Kommentar @physalis. Ich habe auch schon solche Storys über große Biomarktketten gehört. Finster. Kapitalismus halt. Die großen Biomarktketten unterliegen häufig auch wie konventionelle Supermärkte dem Normierungswahn bezüglich Obst und Gemüse. Alles was krumm oder ein wenig zu klein geraten ist, wird aussortiert. Das tut mir in der Seele weh - ich hab ja selbst einen Garten und verwerte da selbst die kleinste Zwiebel. ;-)

Genau so muss es laufen :)

Das finde ich auch und mache schon immer kräftig Werbung dafür in meinem persönlichen Umfeld. :-) Danke für deinen Kommentar!

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