🍓FREIE MENSTRUATION - ganz ohne Binden, Tampons & Co. │Über das WAS, das WIE und das WARUM!🍓

in #deutsch7 years ago (edited)

Hallo liebe Steemians, oder besser gesagt liebe Steemianistas,
denn das Thema was ich heute mit euch teilen möchte, ist ein Frauenthema - interessierte Männer dürfen natürlich gerne mitlesen. ;-)

Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Artikel überhaupt schreiben möchte, denn irgendwie ist Menstruation, vor allem wenn es um Details geht, immer noch ein Tabuthema. Aber gut, dem stelle ich mich, weil ich finde, dass die sogenannte freie Menstruation noch immer viel zu wenig Aufmerksamkeit erfährt. Wenn dir jetzt schon flau im Magen wird, du gerade genüsslich am Essen bist oder dir denkst „Meine Güte, wer will das wissen?“, dann lies einfach nicht weiter! :-)

Depositphotos_alexkich.jpg
© alexkich - Depositphotos.com

Also, freie Menstruation was ist das? Wie geht das? Wozu soll das gut sein?

Als eine Freundin dieses Stichwort vor einigen Jahren in den Raum warf, konnte ich nix damit anfangen. Also hab ich erstmal Google angeworfen und mich ins Thema eingelesen. Viel fand ich damals nicht, aber was ich fand, klang höchst interessant: Offensichtlich benötigen Frauen nicht zwingend Binden, Tampons oder andere Hygieneartikel um „ihre Tage“ sauber über die Runden zu bringen.

What? Soll der Kram dann am Bein runterlaufen oder wie?

Nein! Frauen können das Blut kontrolliert aus dem Körper lassen – in etwa so wie auch die Urinabgabe gesteuert werden kann. Nur während wir Letzteres als kleine Kinder schon lernen, werden junge Mädchen bereits mit der ersten Periode von Binden, Tampons und Co. „abhängig“ gemacht.

Ich muss ein wenig ins Detail gehen, um zu erklären wie das möglich ist:
Menstruationsblut fließt nicht, wie oft angenommen – und durch die Benutzung von Binden und Tampons oftmals auch nicht bemerkt – gleichmäßig und fortwährend aus der Scheide hinaus, sondern schubweise – zu Beginn der Blutung sind die Intervalle noch recht klein, mit abnehmender Blutung werden sie immer größer. Das Blut verlässt die Gebärmutter über den Muttermund und sammelt sich zunächst im oberen Scheidenbereich an – erst wenn diese Menge ein gewisses Volumen erreicht hat, fließt das Blut in Richtung Scheidenausgang ab.

Und genau für diesen Vorgang können Frauen ein Gespür bekommen. Wenn die Zeit reif ist, kann demnach die Toilette aufgesucht und das Blut ganz einfach kontrolliert abgelassen werden. Durch den gezielten Einsatz der Beckenbodenmuskulatur ist es zudem möglich den „drohenden“ Blutfluss aufzuhalten und ein wenig zu verzögern, wenn der Gang zur Toilette gerade nicht möglich ist.

So viel zur Theorie. Wie sieht das Ganze in der Praxis aus? Experimentierfreudig wie ich bin, wollte ich das sofort ausprobieren. Auf die Gefahr hin, dass dieser Versuch buchstäblich in die Hose geht, ließ ich bei der nächsten Blutung alle hygienischen Hilfsmittel weg – ich hatte frei und war zu Hause – und spürte den ganzen Tag interessiert und angestrengt in meinen Unterleib hinein. Und tatsächlich: Es hat funktioniert. Und das bei mir, wo ich mich nicht gerade eines ausgeprägten Körperbewusstseins rühmen konnte.

Für mich war das ein Unding. Wie konnte das so einfach sein? Warum lernen wir Frauen das nicht? Wo, wann und warum ist dieses Wissen verloren gegangen?

Darüber kann ich nur spekulieren: Es gibt Berichte, die darauf hindeuten, dass die Menstruation von Frauen ursprünglich lebender Völker noch heute auf diese Weise praktiziert wird. Daraus könnte man ableiten, dass es sich also um eine von der Natur genauso vorgesehene Methode handelt. Diese setzt aber Aufmerksamkeit voraus und die Möglichkeit, wenn nötig, jederzeit Blut ablassen zu können. Ist beides nicht gegeben – beispielsweise aufgrund eines durchstrukturierten Arbeitsalltages oder der Tatsache, dass wir uns nicht mehr übermäßig in der Natur aufhalten, wo wir uns jederzeit mal eben hinhocken könnten, was obendrein auch noch als unschicklich gelten würde – ist es durchaus sinnvoll das Blut mit Hilfsmitteln aufzufangen. Schlussendlich hat sich dieses Vorgehen dann möglicherweise so umfassend durchgesetzt, dass die ursprüngliche Methode darüber in Vergessenheit geriet.

Okay, ist das denn wirklich so schlimm? Wir müssen ja nicht in die Steinzeit zurück, oder?

Nö! Und dennoch hat das freie Menstruieren viele Vorteile, die nicht von der Hand zu weisen sind: Es ist wesentlich sauberer und hygienischer als die Benutzung von Binden, Tampons und Co. Das Blut fließt und ist weg - keine feuchte Binde im Slip, kein Tampon der das Blut noch stundenlang im Körper hält. Man spart irre viel Geld, wenn man nicht ständig Hygieneprodukte kaufen muss, die zudem den Intimbereich reizen, nicht selten gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe enthalten und eine Belastung für die Umwelt sind. Und ein verfeinertes Körpergefühl oder eine verstärkte Körperbeherrschung ist ja auch nix Schlechtes. Viele Frauen berichten zudem, und das kann ich bestätigen, dass die Schmerzen bei freier Menstruation weitaus geringer sind als sie es vorher, mit Hilfsmitteln, gewohnt waren.

mural-1347673_1280.jpg

Ich für meinen Teil verzichte jetzt bereits seit mehreren Jahren weitgehend auf hygienische Hilfsmittel während meiner Blutungen. Wenn ich mit anderen Frauen darüber spreche, tauchen stets dieselben Fragen auf. Ich nehme an, diese stellen sich auch der einen oder dem anderen jetzt gerade. Deshalb nehme ich sie einfach mal frech vorweg und beantworte sie euch. ;-)

Wie oft musst du denn dann auf die Toilette?
Am ersten Tag alle 1-2 Stunden. Am zweiten Tag alle 2-3 Stunden. Und ab dem dritten Tag alle 3-4 Stunden.

Was machst du nachts?
Gar nichts. Ich gehe direkt vorm Schlafengehen auf die Toilette. Durch das Liegen in der Nacht läuft nix raus. Morgens muss ich dann aber zügig ins Bad.

Was machst du wenn du unterwegs bist oder auf Arbeit – irgendwo, wo nicht immer gleich eine Toilette in greifbarer Nähe ist und du jederzeit losflitzen kannst?
In dem Fall greife ich auf Hygieneartikel zurück. Freie Menstruation ist schließlich kein Dogma!

Wenn du merkst, dass du Blut ablassen musst, wie lange kannst du es dann noch halten?
Ungefähr 20 Minuten, das ist eine Frage des Trainings.

Denkst du, jede Frau kann das lernen?
Ich denke schon. Wenn sie sich darauf einlässt. Allerdings kenne ich auch Frauen, die sehr lange gebraucht haben, bis es funktionierte und die sich dennoch nie wirklich sicher dabei gefühlt haben.

So, nun bin ich gespannt: Was denkt ihr über das Geschriebene? Ich verspüre ein wenig Angst den Artikel zu posten. Aber was muss das muss. Ich freue mich über Fragen und Kommentare!!!

Claudia

Sort:  

Vielen Dank @claudiapeters für deinen sehr offenen Beitrag :-) Ich finde, du solltest keine Angst davor haben soetwas zu posten. Schließlich betrifft es jede Frau und es ist ein rein menschlicher Vorgang. Die wenigstens wissen überhaupt, dass es eine freie Menstruation gibt. Man erfährt auch kaum etwas darüber, also im Mainstream und selbst in der Schule habe ich davon noch nie etwas gehört. Deswegen finde ich es klasse, dass du darüber schreibst :-) Das problemlose Ablassen des Blutes hängt also von unserem trainierten oder nicht trainierten Beckenbodens ab? Habe ich das richtig verstanden?

Liebe @steemflower, danke für deinen Kommentar! :-)
Zu deiner Frage: Wichtig ist, zunächst ein Gefühl dafür zu bekommen, wann der obere Scheidenbereich vollgelaufen ist - quasi der Moment, kurz bevor das Blut ins Fließen kommt. Das ist ein Druckgefühl im Bauch - bei mir zumindest - ein leichtes Ziehen auf Höhe des Muttermundes. Wenn man das spürt, dauert es nicht lange, bis man den Blutfluss auch im unteren Scheidenbereich spürt und dann tritt es auch schon aus. Es sei denn, man schafft es, den Bluttfluss mithilfe der Beckenbodenmuskulatur im oberen Scheidenbereich zurückzuhalten. Ist diese nicht trainiert, kann es durchaus sein, dass zwischen Druckgefühl im Bauch und Malheur in der Hose nur eine Minute liegt. Kannst du die Muskulatur aber anspannen, kannst du dir viel mehr Zeit lassen aufs WC zu kommen.

Kurz: Erstens wäre das Erspüren des Moments. Zweitens dann der Einsatz des Beckenbodens.

PS: Ich hab meine Beckenbodenmuskulatur übrigens noch nie gezielt trainiert. Sie war einfach dazu in der Lage. Mir fehlte nur das Bewusstsein und die Aufmerksamkeit für diese Körpervorgänge. Mit der Zeit habe ich aber auch gelernt, die Muskulatur immer besser anzusteuern.

Das klingt super Interessant. Man lernt somit seinen Körper viel besser zu spüren, welches durch die ganzen Hilfsmittel wie Tampon ja auch unterdrückt wird. Ich stelle mir das viel freier vor, keine lästigen Einlagen, usw.. Und vor allem spart man auch ordentlich Geld ;) Es hat nur Vorteile. Schade, dass man darüber so wenig erfährt.

Ich finde es wirklich klasse, das du darüber sprichst, viel mehr Frauen sollten wissen, dass sowas möglich ist und wir leider nichts dazu beigebracht bekommen weil wir so hervorragende Konsumenten sind.

Hallo @asperger-kids! Danke für die lieben Worte! Ich seh das genauso, das ist Wissen, was wieder mehr ins Bewusstsein zurückgeholt werden muss. Es geht mir gar nicht darum, dass alle es so machen sollen. Aber sie sollten wenigstens um die Option wissen.

Einfach großartig! Toll, dass du dich diesem Thema ausführlich gewidmet hast!

Ich könnte dabei wie eine Rakete abgehen, weil ich alle diese normalen fraulichen Dinge früher nicht wusste!

Stell dir vor, ich bin bis zum Ende meiner Fruchtbarkeitszeit nicht mal auf die IDEE gekommen, dass es hier wahrlich andere Lösungen gibt.

Wie so vieles, auf was wir als Frauen nicht hingewiesen werden, weil es völlig weg vom Radar und normal geworden ist, was man eigentlich nur als "irr" (im Sinne von falscher Gewohnheit) bezeichnen kann.

Ich bin besonders an solchen Themen auch interessiert, die Geburten & Hebammen betreffen. Wenn ich darf, würde ich hier gerne einen ältere Beitrag von mir rein-linken. Okay für dich?

Und danke, danke, danke!

Hallo @erh.germany! :-) Danke für deine lieben Worte! Klar darfst du deine Links mit hier hinein packen - und auch gerne den Artikel ins Englische übersetzen. Ich hätte das selbst gerne getan - hatte aber das Gefühl mit meinem Englisch dem Thema nicht gerecht werden zu können.^^

Ich freu mich grad echt doll, dass der Artikel doch noch ein wenig Aufmerksamkeit erfährt. Ich war schon leicht geknickt, weil er mir so unterzugehen schien. Ich habe auch gerade deinen Post zum Thema "Frauencommunity / Frauenthemen" gelesen. Das finde ich eine ganz tolle Idee!!! Da guck ich auf jeden Fall vorbei.

Das verstehe ich gut, dass du für deine Arbeit Aufmerksamkeit wünschst. Immer, wenn wir unser Herzblut irgendwo reingeben, hoffen wir auf Resonanz. Du bist "schuld" an meiner Initialzündung:)) und dafür mein herzliches Danke an dich!

Ich danke dir auch, dass ich deine Erlaubnis habe und dass du meine Idee gut findest. Ich will hoffen, dass sich viele beteiligen und Interesse haben.

Alles Gute!

Freut mich, dass ich was anstoßen konnte! Dir auch alles Gute bei deinem Vorhaben! Man liest sich. ;-)

Danke für diesen Beitrag! Ich kannte es schon und f mich hört es sich schlüssig an, ich habe es aber noch nicht probiert, weil ich wegen SS und stillen selten eine Periode habe... ich verwende mooncup wenn es so weit ist, kenne aber sehr gut das Gefühl, dass „es“ dann kommt wenn man auf Toilette geht. Deswegen muss man wohl auch öfter während der Periode...

Hallo @sonci, danke für deinen Kommentar! :-) Die Mooncup hab ich auch schon ausprobiert, bin damit aber nicht so gut zurechtgekommen. Irgendwie saß die Tasse nie richtig und der stiel hat immer irgendwo gerieben, egal wie weit ich den eingekürzt habe.

Na ja jetzt brauchst du es ja nicht mehr, aber es gibt viele verschiedene Cups, die alle etwas anders geschnitten sind, manchmal muss man eben ein bisschen Herumprobieren...

Deinen Artikel finde ich total wichtig! Diese Informationen bekommen wir Frauen leider nicht beim Frauenarzt und auf den Körper zu hören und ihn aufmerksam zu beobachten, wurde in meiner Familie und wahrscheinlich auch größtenteils in meiner Generation (ich bin 45) keinen Wert gelegt. Leider. Vor ca. 20 Jahren habe ich mich mit natürlicher Verhütung (sprich Körperzeichen wie den Eisprung wahrnehmen etc.) beschäftigt und war seinerzeit erstaunt, wie wenige Frauen das ja völlig nebenwirkungsfreie Verhüten interessiert. Oft wird der vermeintlich einfache Weg (Pille nehmen) beschritten, sicherlich auch, weil (pharmaindustrie-gesteuerte?) Frauenärzte Beratungen in andere Richtungen (Pessar, etc.) gar nicht geben (können oder wollen). Zumindest habe ich die Erfahrung vor 20 Jahren gemacht. Aber das ist ein anderes Thema... Nochmal: Dein Text (auf den ich durch @erh.germany aufmerksam wurde) ist großartig, ich resteeme den gleich mal.

Hallo @astridschulz! Lieben Dank für deinen Kommentar und auch fürs Resteemen! :-) Ich freu mich, dass dir der Artikel gefällt.

Was natürliche Verhütung angeht, bin ich bei Frauenärztinnen auch schon Spießruten gelaufen. Mir wurde Angst gemacht, ein schlechtes Gewissen eingeredet und ich wurde als verantwortungsloser Mensch hingestellt. Ein trauriges Thema...

Ich bin 10 Jahre jünger als du, kann deine Wahrnehmung bezüglich des "auf den Körper hören" aber nur bestätigen: Ich bekomme im Freundeskreis immer wieder mit, das Frauen hormonell verhüten und sich damit überhaupt nicht auseinandergesetzt haben, nicht wissen wie der eigenen Körper funktioniert, ihren eigenen Zyklus nicht kennen, den Ablauf eines Zyklus generell nicht kennen - teilweise noch nicht mal wissen wo sich "untenrum" anatomisch was befindet. Man kann heute tatsächlich wahnsinnig aufgeklärt und sexuell freizügig sein - und dennoch nichts wissen.

Es ist wirklich verrückt, dass Frauenärzte (w und m), die unseren Körper untersuchen, uns nicht beraten (können), wie wir ihn bzw. die Körperzeichen besser verstehen. Seinerzeit habe ich in Büchern und bei pro familia die Informationen bekommen, die ich mir vom Frauenarzt gewünscht hätte. Heute kann die Suchende ja (fast) alles im Netz finden, es ist einfacher geworden, und das ist wunderbar.

Das Nicht-Wissen oder Nicht-wissen-wollen von Bekannten oder Freundinnen fand und finde ich immer befremdlich. Wenn Frauen die Pille nehmen, haben sie keinen Eisprung (meistens jedenfalls, kommt auf die Pille an). Ihrem Körper wird vorgegaukelt, dass sie schwanger sind. Das wissen die meisten hormonell verhütenden Frauen nicht. Und sie wissen auch nicht, wie toll es ist, den eigenen Eisprung zu merken :-).

Ähm ja😆 hab was gelernt ...upvote

Cool! Danke! :-)

Vielen, vielen Dank @claudiapeters für diesen offenen Post. Und ja auch ich bin froh, dass du dich getraut hast. Ich finde es wichtig und mutig, dass du über dieses Thema schreibst und Alternativen aufzeigst. Leider haben wir verlernt, unserem Körper die nötige Aufmerksamkeit zu schenken. Und klar, aufgrund des heutigen Lebens, ist fast nicht möglich, ohne Hygieneartikel auszukommen. Doch das diese nicht wirklich umweltfreundlich, geschweige denn gesundheitsfördernd sind, dass sollte einem klar sein.

Danke für deinen netten Kommentar liebe @birgitt! :-)

Calling @originalworks :)
img credz: pixabay.com
Nice, you got a 93.0% @glitterbooster upgoat, thanks to @claudiapeters
It consists of $1.12 vote and $0.37 curation
Want a boost? Minnowbooster's got your back!

Congratulations @claudiapeters! You have completed some achievement on Steemit and have been rewarded with new badge(s) :

Award for the number of upvotes received

Click on any badge to view your own Board of Honor on SteemitBoard.
For more information about SteemitBoard, click here

If you no longer want to receive notifications, reply to this comment with the word STOP

By upvoting this notification, you can help all Steemit users. Learn how here!

Coin Marketplace

STEEM 0.19
TRX 0.14
JST 0.030
BTC 59737.47
ETH 3186.24
USDT 1.00
SBD 2.43