Vorsokratiker: Xenophanes - Unterhaltungstalent und Dauerreisender mit "Balls of Steel"(570-480 v.Chr.)steemCreated with Sketch.

in #deutsch7 years ago (edited)

In der Zeit, als die Hauptstadt der damaligen Philosophie, Milet, unter die Herrschaft der Perser fiel, beschloss der bald 25-jährige Xenophanes auf Wanderschaft zu gehen. Das war übrigens ein Jahr nach dem Tod von Thales.
Jedenfalls wollte Xenophanes, und dies gelang ihm mit Erfolg, als Wandersänger seinen Lebensunterhalt verdienen. Er hatte sich eingehend mit Homer (Achtung Verwechslungsgefahr: Es geht hier nicht um Homer Simpson, sondern um den Autor der Ilias und der Odyssee) beschäftigt und wurde dabei zum Kritiker.
Er fand es ein Unding, dass die Menschen, gerade die Dichter der Epen, wie eben Homer oder auch Hesiod, den Göttern allerlei Charakterschwächen andichteten. Diebstahl, Ehebruch, Arglist, Prahlerei und alle möglichen Intrigen, wie auch heute zum Teil von den Meisten als unangemessenes Verhalten angeprangert, waren bei den Göttern der alten Griechen an der Tagesordnung. Das macht sie natürlich in den Augen einiger sicher sympathischer, doch Xenophanes fand dies überhaupt nicht gut. So spottete er gerne darüber.

"Die Abessinier [Äthiopier] stellen sich ihre Götter schwarz vor und wenn Pferde malen könnten, würden sie ihren Gott sicher als Pferd malen."

Monotheist ,Pantheist und Agnostiker in einem!####

Durch seine Reisen hatte er viele verschiedene Menschen und ihre Gebräuche kennengelernt und es kam dazu, dass er, der als Lästerer der olympischen Götterversammlung bekannt war, plötzlich über einen allgegenwärtigen Gott zu singen begann.

"Der Eine ist alles!"

Das war fortan sein Lebensmotto und Wahlspruch. Er beschrieb ihn als weder an Aussehen noch in Gedanken den Menschen oder "Göttern" ähnlich. Es konnte nur ein Höchstes geben in dieser Welt und das war für ihn Gott. Gleichzeitig war "Gott" für ihn identisch mit der Einheit des Weltganzen. Anaximander hatte dieses gestaltlose Unbegrenzte "Apeiron" genannt und im Prinzip ist dies genau dasselbe wie auch das, was Xenophanes beschrieb. Der umherreisende Xenophanes verzichtete jedoch auf einen ausgefallenen "neuen" Namen für das Altbekannte und nannte es schlichtweg eben einfach nur Gott.

Auch Thales hatte zwar schon beschrieben, dass das Göttliche allen Dingen innewohnt, auch wenn es für ihn noch das Wasser als Urstoff war. Xenophanes jedoch ging provokant durch die Welt und stellte den EINEN Gott all den anderen Göttern gegenüber. Nicht nur das er bestritt sogar teilweise die Existenz der "menschengemachten" Götter des Olymps und aller anderen Religionen. Er war vermutlich mit semitischen Stämmen, vielleicht sogar biblischen Propheten in Berührung gekommen ( persönliche Vermutung, habe keine Bestätigung dafür )

Männlichkeit zum Nachahmen

Gerade diese Meinung die er sich aus seinen Reisen gebildet hatte, war gerade in der griechischen Welt sehr neu und es zeugte von einem sehr mutigen Alleinreisenden so vehement seine Erkenntnisse in der Welt zu verbreiten. Das hätte ihn durchaus den Kopf kosten können. Versucht euch mal vorzustellen ihr geht zu einem geheimen Treffen von gewaltbereiten linksradikalen Kommunisten und erzählt ihnen Adolf der Überflüssige wäre ein Segen gewesen und der Kommunismus ist etwas für Loser, die den Kapitalismus nicht verstanden haben. Bitte nicht ausprobieren und auch nicht für die Wahrheit halten, es geht hier nur um eine bloße Vorstellung um den Mut zu beschreiben mit dem Xenophanes durch die Welt reiste. Egal wo oder mit wem, Xenophanes kuschte nicht seine Meinung preiszugeben. Vielleicht waren diese unangenehmen Wahrheiten oder das in-Frage-stellen-der-Wahrheiten das, weswegen er dauern umhereisen "musste". Wahrscheinlich durfte er einfach nicht länger bleiben ohne seinen Kopf zu riskieren. Oder es hielt ihn einfach jeder für leicht verrückt und er wurde deswegen toleriert. Naja ich werde es nicht wissen können.(Ich war damals nicht dabei, zumindest nicht, dass ich mich erinnern könnte :))

Theologe und Agnostiker in einem

Nun, da Xenophanes mehr über Gott als über alles andere sinnierte, war er wohl im modernen Sinne eher Theologe als wirklich ein Philosoph. Er war Monotheist, denn er glaubte nur an den einen Gott und gleichzeitig war er Pantheist, denn er sah Gott in allen Dingen, von daher war es in seinem Verständnis gar nicht möglich über etwas anderes zu sinnieren, als über Gott. Das was Ist, also das Seiende und Gott bilden eine Einheit und es ist unmöglich das voneinander zu trennen.
Doch dann machte er zusätzlich noch einige andere Behauptungen. So sagte er aus, dass er obwohl er an den EINEN Gott glaubte, dass man nicht wissen könne, ob es einen Gott gibt, dass dies etwas ist, was wir nicht in unserem Erfahrungsraum wahrnehmen können. Das bedeutet aber nicht, dass eine mögliche Existenz Gottes zu leugnen wäre.
So sagt Xenophanes

Volle Gewissheit hat noch keiner über Gott und Natur [hat] noch keiner erlangt und werde auch keiner erlangen, denn der Schein ist über alles gebreitet.

Ob er das sicher gesagt hat? Wer weiß das schon.

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Man muss eben die Ungewissheit akzeptieren und in sie eintauchen, um Gewissheit zu erlangen.

Euer @bozo

Widmung

Nachträglich eingefügt: Im Eifer des Schreibens vergaß ich, dass es meine eigentliche Intention war, diesen Text @brixter zu widmen. Deine Reiselust erinnert mich an Xenophanes.

Sort:  

Wie immer ein wunderbarer Artikel!!!! Weiter so.

Interessant, dass bereits im Antiken Griechenland der Gedanke des monotheistischen aufkam! Und besonders spannend ist auch der Ausspruch, dass Gott in allem ist, verbunden mit dem Monotheismus! Die allgegenwertigen Götter und Geister kennt man ja eher aus den östlichen polytheistischen Religionen...
Sehr spannend.

Ich habe noch eine Menge über das Alte Testament in der Schublade, dass mich von den Socken geholt hat. Ich fühle mich noch nicht bereit darüber zu berichten. Die Erkenntnisse der Menschheit und gerade die Erkenntnisse einiger ausgewählter Menschen im Kontext ihrer jeweiligen Zeit sind für mich so unglaublich faszinierend, dass ich so dankbar bin von diesem Wissen bereichert meine Tage hier auf Erden leben zu dürfen. Ein Hoch auf das Leben!

Umso besser, denn wenn du bereit dazu bist, wird der Artikel authentischer und verständlicher :-D Geduld ist ein Segen und die steemit Crew freut sich so "heiß" auf das Thema A.T. gemacht zu werden. Spannung steigt...

Danke für die Zusammenfassung.
Seine Gedankengänge machen schon Sinn, denn sehr viele Philosophen sind im Nachdenken zu Gott gelangt, und die meisten auch zur Erkenntnis eines Gottes. Stichwort, Theodize.
Auch das agnostische Element seines Denkes ergibt Sinn. Da Gott außerhalb von Raum und Zeit liegt, ist dieser Bereich für den Menschen nicht zu ergründen, man kann nur glauben. Ist so ähnlich wie die Frage was vor dem Urknall war, ebenfalls für uns nicht zu ergründen.
Freue mich schon auf Heraklit!

Gerne. Heraklit wird auf jeden Fall ein harter Brocken. Nietzsche hat ihn geliebt, weil sich "der Dunkle" oft sehr kurz fasste und seine Behauptungen recht vieldeutig und schwer verständlich erscheinen. Ich meine sowas wie, "der Krieg ist der Vater aller Dinge" wurde bereits oft missverstanden und wahrscheinlich noch öfter als Rechtfertigung missbraucht. Was Heraklit damit meint, bleibt den Meisten verborgen. > "Die Meisten sind Schlecht"
, ausgesprochen von Bias von Priene, war Heraklits liebster Ausspruch. Obwohl er wohl eher behauptet hätte, dass die Meisten dumm sind. Ich freue mich auf dein Feedback, denn ich schätze mal du wirst sicher einiges über diesen Quell der Weisheit wissen.

An der Kommasetzung, insbesondere bei eingeschobenen Sätzen, musst du aber noch arbeiten.

Zu viele oder zu wenige? Oder schlichtweg falsch? Nehme ich mir zu Herzen. Danke für dein Feedback

da bedanke ich mich für deine widmung!
nicht das ein falscher eindruck von mir entsteht, möchte ich folgende stellungnahme machen:
mag meine reiselust auch ungebrochen sein, so liegt es mir nicht meine erkentnisse andern zu predigen. lieber horche ich die predigen anderer (fremder völker) und werte diese für mich, suche das gespräch und respektire andere ansichten. absurde behauptungen wie zb 1+2=4 oder das die erde eine scheibe ist, können mich aber innerlich zur weissglut bringen, doch sind meist solche ansichten sowiso nicht bekerbar.
danke @bozo für deine tollen beiträge!

Beweis mir erst mal das die Erde keine Scheibe ist :P Ist nur deine Meinung, siehe https://steemit.com/deutsch/@bozo/vorsokratiker-parmenides-was-unsere-sinne-wahrnehmen-ist-nur-schein

ich zweifelte auch keinen moment an deiner ansicht der ~kugelform. es gibt viele hinweise dafür, doch hat man deren ausführung aus 2ter hand, was genaugenommen die richtigkeit offen läst.
die beweise für eine ~kugelform?
es gibt ja bekanntlich viele möglichkeiten, wovon ich für mich aber nur eine als beweis gelten lasse: Die berechnung der fläche eines (sphärischen) Dreieckes. die hat meiner meinung auch nichts mit schein zu tun, noch mit wissenschaftlichen erkentnisse, die ständig relativiert oder ergänzt werden können. an der geometrie gibts nichts streitiges, kein schein. fakten pur und relativ einfach nachzuprüfen.

Keine Bange, ich bin da ganz auf deiner Seite, was die Meinung über die Form der Erde betrifft. Xenophanes kam mir auch nur aufgrund seines Lebens als Reisender in denn Sinn, als ich über deinen Blog flog.

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