Platon - "Die Philosophen müssen Könige werden oder die Könige Philosophen, sonst...
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Als Sokrates starb, war Plato geschockt. Für ihn war er nicht nur ein Lehrer sondern ein vielgeliebter ältere Ratgeber und Freund gewesen. Um nicht sicherzugehen nicht auch als sein "Jünger" zum Tode verurteilt zu werden, reiste er ein wenig umher.
Als er nach Athen zurückkehrte erwarb Platon ein Grundstück und gründete eine Akademie, die mehrere Jahrhunderte Bestand hatte. Platon verfasste dort die meisten seiner Schriften (insgesamt 41)
Er bediente sich häufig der Diaologform, in der er fiktive Gespräche zwischen Sokrates und anderen Griechen darstellte.
Politeia
Sein Hauptwerk ist sicherlich "Politeia", was Staat bedeutet. Darin schildert Platon seine Vorstellung von einem idealen Staat.
Diese Darlegung gilt als das Urbild aller Utopien. Er stellte sich vor, dass die Regierung nur durch die allerstrengste Selektion stattfinden müsse.
So legte er Wert darauf, dass alle Kinder die gleichen Bildungsmöglichkeiten bekommen sollte. Beim Erreichen des 20. Lebensjahr werden die Heranwachsenden geprüft und nur die besten werden herausgepickt und weitere 10 Jahre erzogen.
Die dann stattfindende Prüfung selektiert dann erneut und nur diejenigen, die die Prüfung bestehen, werden nochmal 5 Jahre in Philosophie geschult.
Sind Sie damit fertig stehen weitere 15 Jahre an. Allerdings müssen sich die Auserwählten jetzt in der Praxis bewähren.
Mit dem Erreichen des 50. Lebensjahres erhalten sie automatisch führende Stellungen im Staat, ohne gewählt zu werden. Denn durch das jahrelange Siebverfahren hat ja bereits die Besten ermittelt. Soweit die Theorie, bzw. seine Traumvorstellung. Er sagte hierzu:
" Die Philosophen müssen Könige werden oder die Könige Philosophen, sonst wird es kein Ende des Übels geben auf Erden."
Für Platon sind die Philosophen die einzigen, die die Idee des Guten erkannt haben und sie auch soweit verinnerlicht haben, dass es ihre Norm, ihre Natur ist. Der griechische Philosoph hielt es für ausgeschlossen, ja unmöglich, dass die breitere Masse sich dieses Wissen, besonders das Wissen um das Gute aneignen könne.
Somit ist Platons idealer Staat eine Aristokratie, eine Herrschaft der Besten. Und das tatsächlich im wörtlichen Sinne. Um die Krieger des Staates und die Herrschenden (er nennt sie "Wächter) vor den Versuchungen zu schützen, plädierte er dazu, dass keiner von ihnen Eigentum besitzen dürfe. Er will sie damit von "Hunger und Liebe" befreien, d.h. Sie sollten wie Soldaten zusammenwohnen und ihre Mahlzeiten gemeinsam einnehmen. Auch die Frauen sollten Sie teilen. Also Hardcore-Kommunismus. Kein persönliches Geld, keinen Besitz nicht einmal eine persönliche Frau. Alle gezeugten Kinder sollten gemeinsam in der Gemeinschaft aufwachsen um die neuen Herrscher zu ermitteln.
Doch dieser "vollkommene" Kommunismus sollte nur für die Elite an der Spitze gelten. Der breiten Masse der Erwerbstätigen war es gestattet Privateigentum und private Familien zu unterhalten. Dafür hatten Sie allerdings keinen Einfluss auf die Politik.
Utopie
Die Menschheit ist der idealen Staatsverfassung, die schon Platos Zeitgenossen für unmöglich hielten, ist man zeitweise sehr nah gekommen. Etwa 1000 Jahre lang hatte die katholische Geistlichkeit (eine Art Wächterklasse) praktich das Bildungsmonopol, die Mitglieder hatten keine Besitz- und Familiensorgen und man gelangte ohne Wahl (der Masse) in Schlüsselpositionen der Macht, wenn man sich bewährte. Es werden oft auch die UdSSR und die totalitären Staaten des 20. Jahrhunderts als Beispiele für ein nahes Herankommen an diese ideale Staatsform genannt. Völlig wertfrei, ob die Regierungen jetzt gut oder schlecht waren.
Es ist vielleicht noch anzufügen, dass Platon extrem gegen Individualismus war. Der Einzelne sollte, ja durfte sich sogar nicht individualistisch/egoistisch ausleben, sondern sollte sich immer dem Dienst des Staats also der Gemeinschaft verschreiben. Das Individuum war für ihn ein Zahnrad, dass im großen Ganzen, im Kollektiv zu funktionieren hatte. Da war kein Platz für persönliche Wünsche.
Plato selbst versuchte zweimal in Syrakus seine Vorstellungen eines idealen Staates umzusetzen und scheiterte kläglich. Es gelang ihm damals nur mit Glück lebendig wieder zurück nach Athen zu kommen.
In seinen späten Jahren rückte er selbst von seiner Extremposition ab und gibt sich deutlich lebensnäher und milder als zu dem Zeitpunkt als er Politeia schrieb. Altern bringt anscheinend doch etwas mit sich. Ob gut oder schlecht, darf der Leser selbst beurteilen
Euer @bozo
Platons Idee scheint mir schon etwas hart, aber da ist definitiv etwas dran. Ich habe nun schon öfters selbst erlebt, dass Philosophie mein Handeln beeinflusst hat. Indem ich Bruchstücke über philosophische Ideale erfahren habe, hat sich mein Blick auf die Auswirkungen meines Handelns geweitet. Ein Philosoph würde also vielleicht das beste für Staat und Menschen tun, aber genauso, wie Philosophie oftmals auf den ersten Blick unverständlich ist, würden die Menschen den Sinn dahinter oftmals nicht erkennen.
Nun man muss nur im Hier und Jetzt schauen oder siehst du hinter allen politischen Aktionen einen Sinn?
Naja, steckt hinter allen politischen Aktionen das Handeln zum Wohl des Volkes?
Mein Horizont reicht nicht um das beurteilen zu können. Ich meine, dass viele politische Aktionen von einem Großteil der Menge als sinnlos beurteilt werden, obwohl dem nicht so ist. So bin ich mir auch sicher, dass es politische Aktionen gibt, die zum Wohl des Volkes durchgeführt wurden, obwohl ich es nicht als solches wahrnehmen konnte. Andersherum halte ich es für genausogut möglich. Das wir eine politische Aktion als gut für das Volk ansehen, dies aber nicht so ist.
Ok, also ich verstehe, dass diese Regierungsform, wenn sie wirklich perfekt laufen würde, gut funktionieren würde. Allerdings sind die besten nicht direkt die besten Philosophen und Philosophie kann man doch eigentlich auch gar nicht lehren, die muss man erfahren. Außerdem sind die, die dann oben stehen und regieren ja komplett von der Außenwelt abgetrennt. Wie sollen die denn wissen, was für die gut ist und was nicht? Sie führen ein komplett anderes Leben, als die normalen Bürger.
Ich habe auch schon von einem anderen System, von einem anderen griechischen Philosophen, ich weiß gerade nicht mehr von wem, gehört. Da werden komplett zufällig, aus allen Bürgern Leute ausgewählt, die dann die Regierung bilden. Dadurch hat jeder die gleichen Chancen mitzubestimmen und die Regierung würde aus dem Volk bestehen, nicht aus höher gestellten. Ich glaube das wäre eine bessere Variante, als die hier vorgestellte von Platon. Ob sie dann funktionieren würde, wäre natürlich eine andere Frage.
Liebe Grüße, Tom
Genau, denn Herrschaft hat damit ja nichts zu tun...
Mann sollte ab und zu schon selber Denken, oder wie du es nennst out of the Box, hahaha, sonst wird man ganz schnell zur Geistigen Marionette seines Horizonts. ;)