"Nichts im Übermaß" - Solon, der Befreier des kleinen Mannes (640-560 v. Chr.)steemCreated with Sketch.

in #deutsch7 years ago

Einführende Übersicht

Ein weiterer der alten Sieben Weisen von Griechenland war Solon, ein athenischer Staatsmann und Lyriker. Er gehörte zum Athener Adel, war als Kaufmann für damalige Verhältnisse weitgereist und in den Augen des Volks als Patriot hochangesehen. Er schrieb leidenschaftlich gern Gedichte und auch sonstigen Musen nicht abgeneigt. Er war einer der Vordenker, was Demokratie angeht und setzte sich dafür ein, alle Bürger vor dem Gesetz, egal ob arm oder reich, gleich zu machen. Gleichzeitig sorgte er dafür, dass mehr Bürger wieder in Freiheit oder zumindest mit mehr Freiheitsgeraden leben konnten.

Ich habe bereits zwei der alten Sieben Weisen abgehandelt. Klickt auf Bias und oder Pittakos um zu den jeweiligen Posts über die zwei alten Weisen Griechenlands zu gelangen.
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Eine Foto von @mergesort. Aufgenommen in Frankfurt, September 2017

Solon, der "Befreier des kleinen Mannes"

Ganz nach seinem Wahlspruch "Nichts im Übermaß!" oder alternativ "Alles mit Maß" war Solon der festen Überzeugung, dass nur diejenigen wahrhaftig glücklich sein konnten, die ACHTUNG jetzt kommt's: Die mit äußeren Gütern mäßig bedacht ( also nicht zu viel und auch nicht zu wenig), die schönsten Taten verrichten und besonnen leben.
Als er im Alter von 46 zu Archonten gewählt wurde ( von Archon: der Herrschender; wortwörtlich: der Erste sein. ) wurde er mit unumschränkten Vollmachten ausgestattet. Er hätte diese Macht leicht ausnutzen und sich in Athen zum Alleinherrscher aufschwingen können. Doch nicht so Solon. Er nutzte seinen Einfluss um per Gesetz zu verfügen, dass den Kleinbauern ihre Schulden erlassen wurden und wer aufgrund von Verschuldung zum Sklaven geworden war, ließ er vom Staat frei kaufen.
Dann machte er sich daran eine neue Athener Verfassung zu konzipieren, die das damals herrschende oligarchische Gesetz Drakons ablöste und durch eine demokratische Verfassung ersetzte, die den ersten Vorläufer unserer heutigen Demokratie stellte.
Die Grundsätze seiner Verfassung verfasst er persönlich dann nochmal in einem Gedicht.

"So viel Teil an der Macht, als genug ist, gab ich dem Volke, nahm an Berechtigung ihm nichts, noch gewährt' ich zuviel..."

Solon

Auch hier ist wieder sein Motto: "Nichts im Übermaß" wiederzufinden.

Solon und seine Isonomia

Des weiteren führte er die sogenannte Isonomia ein. Die "Gleichheit vor dem Gesetz, egal aus welcher Gesellschaftsschicht man kam oder wieviel Hab und Gut man hatte. Auch dies war für eine Staatsordnung etwas sehr revolutionäres und bildete einen Gegensatz zu der Willkürherrschaft von Alleinherrschern ( Tyrannen). Der Begriff "Demokratie entwickelte sich erst später. Für Herodot, einen berühmten Geschichtsschreiber aus dem alten Griechenland, von vielen als der Vater der Geschichtsschreibung an sich bezeichnet war der Begriff "Isonomia" der

"schönste aller Namen für eine politische Ordnung"

22140329_1689971714355897_732607824_o.jpg Schottland, Foto zu Dekorationszwecken

Individualisten

Im alten Griechenland fand über mehrere Jahrhunderte hinweg eine Rivalität zwischen den zwei Machtzentren der Stadtstaaten Athen und Sparta statt.
Im Gegensatz zu den Spartiaten ( nicht Spartaner, wie das so gerne gesagt wird) legten die Athener großen Wert auf ihre individuelle Freiheit und für diesen waren sie auch bereit jederzeit zu kämpfen. Dieser Individualismus mündete gerade bei den wohlhabenderen Bürgern recht häufig in extrem stark ausgeprägten Egoismus, ein Gemeinschaftssinn war selten erkennbar, wenn er denn überhaupt vorhanden war. Um seine Isonomia ( die Gleichheit vor dem Gesetz für alle ) langfristig für Athener zu sichern, ließ Solon die Athener bei einer Volksversammlung schwören, dass sie nichts an seinen Gesetzen ändern würden ohne ihn zu fragen. Er folgte dort dem Beispiel Lykurgs, dem legendären Verfassungsgeber Spartas.
Dann ging er vorsichtshalber auf Reisen, damit ihn keiner nach einer Gesetzesänderung fragen könne. Schlauer Mann, denn damals wurden Schwüre noch größtenteils eingehalten.

Begegnung mit Krösus

Unterwegs traf er mit dem legendären König Krösus von Lydien zusammen, der bekannt war und heute noch ist, wegen seines legendären Reichtums. Ihr kennt bestimmt die Redewendung "Reich wie Krösus" oder ähnliche. Wie dem auch sei, Krösus fragte Solon, wen er für den glücklichsten aller Menschen halte. Selbstverständlich ging Krösus davon aus, dass nur er selbst es sein könne. Solon schaute ihn väterlich liebevoll an und entgegnete etwas in der Art: "Niemand sei vor seinem Tode als glückselig zu preisen." Ob diese Begegnung stattfand ist umstritten, aber nicht unmöglich

Rückkehr, allgemeine Unzufriedenheit und Enttäuschung

Derselben Wahrheit die er Krösus offenbart hatte, musste Solon selbst ins Auge sehen, als er nach Athen zurückkehrte. Er musste in hohem Alter noch mitansehen, wie Peisistratos mit großem Geschick, trotz aller Warnungen Solons, die Volksversammlung auf seine Seite zog und erneut eine Alleinherrschaft, die Tyrannis zu seinen Gunsten ausrufen konnte. Solon gab zwar im Stillen zu, dass Peisistratos seine Sache gar nicht so schlecht machte, dennoch war Solon davon überzeugt, dass man es auf keinen Fall zulassen durfte, dass ein einzelner soviel Macht hatte. Er drückte dies in Versform so aus:

"Ein gewaltiger Mann bereitet dem Staate Verderben; tief in der Knechtung Bann fällt das unwissende Volk. Wen gar man leicht erhob, den stürzt man wahrlich so leicht nicht. Alles im Voraus zu schaun, alles zu prüfen tut not."

Resigniert über die Lage Athens, legte er als Zeichen des Protestes seinen Schild und seine Waffen nieder. ( Im alten Athen war es notwendig, um als Bürger zu gelten eine eigene Rüstung und Waffen zu besitzen. ) Er ging ins Exil nach Zypern, wo er kurze Zeit später im stolzen Alter von etwa 80 Jahren starb.

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Kräutergarten in Seligenstadt, in der Nähe Frankfurts am Main

Hier noch ein paar seiner Weisheiten:

Allen gefallen ist schwer, geht es um wichtige Tat!

Tja es schien wohl schon damals schwer zu akzeptieren, dass man es nicht allen Recht machen konnte.

Freunde erwirb nicht rasch; die du aber hast, verwirf nicht rasch.

Alles was nicht, gepflegt wird, geht irgendwann kaputt. Und gerade Freundschaften sind Pflänzchen, die sehr schnell eingehen können, wenn man nicht aufpasst.

Wenn du von anderen Rechenschaft forderst, gib sie auch selbst.

Selbstverantwortung und nicht nur die Splitter im Auge des Anderen kritisieren, sondern auch zu seinen eigenen Fehlern stehen.

Meide schlechte Gesellschaft.

Einfach die Leute, die im Leben nicht zu dir passen, die dir die Zeit rauben, dich emotional runterziehen, meiden.
Leichter gesagt als getan, es ist eine lebenslange Aufgabe.

Solon sprach auch davon, dass Gesetze Spinnennetzen ähnlich seien und wie diese hielten sie die Kleinen und Schwachen gefangen, die Größeren aber könnten das Netz zerreißen und freikommen. Ich vermute er meinte damit, die Größe des Charakter und, dass es oft verwechselt wurde mit dem Hab und Gut, gerade von jenen, die viel oder sehr wenig hatten.
Also, die Moral von der Geschicht, stets Maß halten und damit ist bestimmt nicht das bayerische Maß Bier gemeint. Nicht zuviel, nicht zu wenig, genau die Mitte.

Danksagungen

Vielen Dank ersteinmal an meinen Vater, der mich der Philosophie zuführte und mich in Gesprächen immer wieder ermahnt, Mich selbst zu erkennen und zu erforschen.
Ich danke dann auch den Autoren, der zahlreichen Bücher, die ich seitdem las. Es sind zuviele um sie alle zu nennen, doch für diesen Artikel danke ich besonders Horst Poller, der mir eine Seite von Solon zeigte, die ich vorher nicht kannte.

Ich danke @mergesort, der mir nicht nur die Plattform zeigte, sondern mich hier auch tatkräftig unterstützt.
Ich danke @melange, die mich durch ihre Politik-Frage auf die Idee gebracht hat, diesen Artikel über Solon aus einer anderen Richtung zu betrachten.
Ich danke @akashas für die immer wiederkehrende Widersprüchlichkeit, die es zu harmonisieren gibt.
Ich danke @leroy.linientreu , der sich dafür eingesetzt hat, dass ich auf dieser Plattform mehr, wie drückte er es aus "Boost" bekomme.
Ich danke @afrog , der nicht nur mich unterstützt hat, hier mehr Leserschaft zu gewinnen, sondern auch dafür sorgt, dass unterbewertete Autoren unterstützt werden.
Ich danke @twinner, der die #deutsch - community mit stoischer Geduld pusht.
Ich danke @jeanpi1908, der sich als Kurator für @ocd die Mühe macht unterbewertete Autoren zu finden und diesen zu mehr Aufmerksamkeit zu verhelfen.
Special Thanks also to @ausbitbank and @acidyo for pushing my post that was published in the international ocd issue #7 https://steemit.com/ocd/@ocd/ocd-international-daily-issue-7

Ich danke allen weiteren aufmerksamen Lesern, die mich hier unterstützen und freue mich auf viele weitere Einsichten, die ich durch diese Plattform erlangen kann.
Möget ihr stets vernunftgeleitet eurer wahren Natur folgen.
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Euer @bozo

Sort:  

Ich denke, dass dieser Artikel besonders wichtig ist, weil er eine Form von Heldentum beschreibt, das gar nicht als solches gerechnet wird. "Helden" nach Definition sind oft die Befreier einer Volkes aus der Tyrannis, die mit Waffen "kämpfen" und deren Mittel zum Zweck Gewalt und Mord sind. Ich denke, dass Solon, sowie du ihn beschrieben hast, ein Held ist. Seine idealistischen, freiheitlichen Gedanken und sein scharfer Verstand, sowie die von ihm exerzierte Politik sind heldenhaft.
Die drei zuletzt erwähnten Weisheiten über Freundschaft, Gesellschaft und Rechenschaft sind zeitlos.
Vielen Dank für einen wieder mal sehr interessanten Beitrag! (:

Ok also nochmal.
Ich danke dir, dass du mich so inspirierst. Dank dir habe ich begonnen mich wieder ein wenig intensiver mit gewissen Thematiken und diversen Persönlichkeiten aus grauer Vorzeit zu beschäftigen. Ich denke auch das er ein Held war. Jemand an dem man sich, auf die heutige Zeit angewandt, ein Beispiel nehmen kann.

Ich habe dir eigentlich geantwortet, jetzt ist die Antwort nicht mehr da

Es ist viel zu wenig über die alten Griechen bekannt. Wer nicht aus der Geschichte lernt..

... , der macht diesselben Fehler nochmal. Und wer die Geschichte lernt, muss tatenlos dabei zusehen, wie diesselben Fehler wieder und wieder begangen werden. Es gibt genug Wissen über die alten Griechen. Es wissen nur zu wenige, weil die meisten zu faul sind zu lesen oder zu arrogant, da sie denken, dass das Wissen von damals auf heute nicht mehr zutrifft. Die wenigen Weisen, die dieses Wissen nutzen bzw. zu nutzen wissen, profitieren immens. Es lohnt sich! Selbst, wenn man "nur" höhere Zahlen auf seinem Konto sehen will. Ob man das dann noch will, wenn man wirklich begriffen hat, was die alten Herren vermitteln, lasse ich jetzt mal unbeantwortet. Danke fürs Lesen!

Geld macht nicht glücklich, es beruhigt aber ungemein. Und ermöglicht vieles. Insofern wär ne Million auf dem Konto nicht schlecht.
Aber das ist noch Mäßigung, denn Millionäre gibts ja viele, mit einer Million ist man nicht mal im obersten Prozent ;)

Cool! Gutes Timing...dann les ich ma🕊🙏🏼💎

Viel Spaß dabei!

Promotion honey! Du hast Supportet zu werden! Fang selbst auch damit an! Kannst dich ner imma auf uns verlassen🙃😜🤙🏽

Ich verlasse mich auf nichts außer auf das Vertrauen, dass das Gute sich immer durchsetzt. Was gut ist, entscheide aber nicht Ich.

Doch! Auch du! Du bist alle und alle sind du! Wenn du dir selber nix wert bist-wie sollst du dann wert ausstrahlen? Verstehst...?!?!

Nö, wenn ich irgendetwas verstehen würde, wäre diese Welt nicht mehr so zauberhaft, wie ich sie empfinde!

??? Hat nix mit verstehen zu tun...anscheinend reden wir aneinander vorbei...hast m Kopf voll!!!! Egal. Ciao

du ey^^

Spiiiiiiiieeeeegeeeeeeeeel 🌹

Interessanter Artikel

danke!

Ich danke @bozo für die freundliche Erwähnung und freue mich, dass er nie aufgegeben hat. Seine Schreibe macht den Steem schöner.

Jo ich danke dir immer noch für deine Zusatzmotivation

Lass mich raten, hier ist ein angehender Altphilologe am Werke?

Nun ich würde dir gerne recht geben. Dem ist aber nicht so. Ich profitiere allerhöchstens von dem Wissen solcher gebildeten Leute. Call me crazy, aber ich beschäftige mich nur in meiner Freizeit mit solchen Typen. Kein Bier, Kein Fußball, kein vorm Fernseher sitzen. Ganz langweilig mit echten Büchern. Nicht mal eReader oder wie die heißen.

Du ludite du

Der Weg der Mitte! Ob Konfuzius, Buddha oder eben Solon (um es geografisch geordnet zu haben), alle beschreiben sie ihn als zentrales Mittel um in Einklang zu kommen. Es ist eine weltweite (zumindest eurasischen) Erkenntnisse.
Danke für den eindrücklichen Artikel!

Ja du hast vollkommen Recht. Ich habe auch noch keine Kultur gefunden bei der es nicht darum geht das mittlere Maß zu finden. Nur die Beschreibungen und die Methoden sind unterschiedlich. Warum also gibt es dann noch Krieg, wenn sich doch alle (zumindest die Weisen) einig zu sein scheinen?

Ein Gedankenansatz wäre, das Weisheit nicht regieren kann, nur (den Weg)weisen. Warum den Weisen nicht gefolgt wird ist vielmehr die Frage. Da sind es meist wenige und leider "schlaue" Menschen die Kriege führen und diesen zu verkaufen wissen. Wer viel weiss ist noch lange nicht Weise. Ist nicht gerade das wissen das man nichts weiss (wie es mein liebster Athener sagte), weise?

Ich muss mal kurz klugscheißen. Da wurde und wird deinem liebsten Athener auch nach seinem Ableben noch Unrecht getan. Er sagte nie, dass er nichts weiß, so wie ich hörte. Er sprach nur davon, dass er weiß, das er NICHT weiß. Das S macht den feinen aber kleinen Unterschied, denn Sokrates wusste besser als vermutlich jeder andere Mensch wie man unterscheiden konnte zwischen Dingen, die man wissen kann und Dingen, die man nicht wissen kann. Ich wage die Vermutung, dass es nicht die Regierenden bzw. die Meinungsführer sind, die regieren, sondern vielmehr die Art und Weise wie das Gesagte von der Masse interpretiert und ausgeführt wird, das ist, was für Kriege sorgt.

Du hast natürlich Recht. Ich weiss das ich nicht weiss. Es ging ja um die eine frage! Danke dass du das richtig gestellt hast!
Dein vermutung über Ursache von Kriegen, Teile ich bis jetzt noch nicht. Kann diene Vermutung aber nicht ausschließen und ein platonischen Dialog hier im Kommentarfeld, ist womöglich nicht angebracht.
Dan lass dir aber noch gesagt sein das ich solche Beiträge von dir schätze!

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