Malerei – ein digitales Erlebnis?

in #deutsch6 years ago (edited)

Schon als Kind habe ich gemerkt, dass ich mit einem künstlerischem Talent beschenkt bin. Meine Bilder waren stets etwas reifer als die meiner Mitschüler und erst im Abitur traf ich auf junge Menschen die mindestens genauso talentiert waren wie ich.
Aber ein Talent allein reicht nicht um es damit mal zu was zu bringen, wenn man nicht recht weiß wie man damit umgehen soll, es kann sogar eine Last sein, wenn man sich von seinen Stärken unter Druck gesetzt fühlt sie zu nutzen.
Mir geht es jedenfalls manchmal so. Ich male nun seit ca. zehn Jahren und habe in dieser Zeit eine Fülle an Künstlerkollegen kennengelernt. Die meisten davon sind sehr talentiert und malen Bilder in hoher bis sehr hoher Qualität und doch sind sie sehr unterschiedlich erfolgreich.
Ich denke das liegt heutzutage auch daran, das es zunehmends schwieriger wird sich als analog arbeitender Künstler zu präsentieren.
Diese These mag in Anbetracht der digitalen Revolution vielleicht sonderbar wirken. Instagram, Facebook, Deviantart, Artstation, Steemit und viele weitere Plattformen ermöglichen es heutzutage jedem alles zu teilen, und gerade der Künstler mit seinem persönlichen und exklusivem Bildmaterial hat doch da große Vorteile – oder etwa nicht?
Das ist zweifelsohne ein Punkt der nicht zu verachten ist.
Doch den wenigsten ist bewusst, dass es einen großen Unterschied macht, ein Bild digital oder im Original zu betrachten. Diesen Unterschied spürt man tatsächlich auch erst wenn man es selbst erfährt. Selbstverständlich kann ein Original sich auch entzaubern, weil es digital einen besseren Eindruck machte als erwartet. Bei guten Künstlern ist mir das aber noch nie passiert – im Gegenteil, oft hielt ich manch einem Maler für gar nicht so toll, weil ich seine Bilder nur aus dem Internet kannte, und als ich dann mal die Gelegenheit hatte sie im Original zu sehen, war ich von einer überraschend guten Qualität geplättet.

ausstellung.jpg
Auf Messen, wie hier in der Glashalle in Leipzig, versuche ich stets wenigstens ein Originalbild zu zeigen.

Wenn also in eurer Nähe sich die Gelegenheit ergibt Kunst im Original zu betrachten dann schaut doch mal dort vorbei und macht euch ein Bild. Und lasst euch ja nicht einreden ihr verstündet nix von der Kunst.
Wenn euch die Kunst eurer Gallerie um die Ecke nicht gefällt, dann werdet selbst tätig und organisiert selbst mal eine schöne Ausstellung in eurem Lieblingskaffee, euren Geschäftsräumen, Büroräumen, eurer Wohnung oder wo auch immer. Schreibt dazu einfach Künstler an die ihr mögt und bei einem guten Konzept werden die wenigsten nein sagen.

Als analog arbeitender Künstler sehe ich mich dazu verpflichtet eine Art Gegenpol zur digitalen Bilderflut zu erhalten. Originale Malerei hat etwas entschleunigendes und entspannendes an sich und schafft - auch bei surreal-fantastischen Inhalten – einen anderen Bezug zur Realität als die digitale Bilderwelt.
Auf ein Originalbild muss ich mich bewusst einlassen, während ein digitales Bild durch mein Nutzerverhalten im Netz und durch Algorithmen eher zufällig und ungewollt auf mich einprasselt.

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Schönes Plädoyer für die Original-Kunst! Obwohl es natürlich auch ganz tolle Digitalkünstler gibt, vor denen ich mich verneige. Aber ich persönlich finde so wie Du, dass die Ausstrahlung eines "analog" geschaffenen Bildes eine ganz andere ist als bei einem digitalen Werk. Ganz zu schweigen davon, dass ich die Möglichkeit schätze, die Technik, den Pinselstrich eines Künstlers studieren zu können.

Danke Sigrid,
ich kenn auch einige gut eKünstler die ausschließlich oder vorrangig digital arbeiten. Und selbst dort macht es noch eien Unterschied ob ich das Bild im Internet oder als Leinwanddruck vor mich habe.
Der große Reiz der analogen Kunst ist für mich dann aber auch der von dir genannte Punkt "how is it made?" und die rein physische Präsens von ineinander- und übereinander greifenenden Farbschichten.
Und für mich mich hat ein gutes analoges Bild noch einen besonders eigenen Zauber, den ich nichtbeschreiben kann.

Es ist wirklich schade, was aus unserer Gesellschaft mittlerweile geworden ist, die Ansprüche haben sich auch geändert, heutzutage wird nur noch das gut gefunden, was die Medien allen einreden, mit Können und Kunst hat so Einiges nichts mehr zu tun, so läuft es aber leider auch in der Musik und anderen Bereichen... 😒
Viel Erfolg!
🤗

Hallo @joelle.stephi,
gerade deshalb sollten wir als Künstler oder Liebhaber solcher Kunst uns dafür einsetzen, dass wieder eine Sensibilisierung in diesem Bereich stattfindet. Viele Menschen sind medial so vereinahmt, dass sie glauben in der Kunst gar nicht mitreden zu können. Dabei ist es gerade die Kunst die ihren Wert und ihre Berechtigung aus der Gesellschaft und dem Zwischenmenschlichen an sich, zieht.
Also nicht ärgern lassen von dem was an Kunst vielleicht groß in den Medien ist, sondern postivit denken und selbst tätig werden in seinem eigenen Umfeld und Netzwerken.
So wie z.B. @sigrid.nepelius, die sich seit einigen Jahren für die fantastische und surreale Kunst bemüht, Ausstellungen organisiert und durch ihre Plattform phantastisch.at auf weitere Ausstellungen und Künstler dieses Sujets erfolgreich aufmerksam macht.

Kann mich da nur anschliessen...! 👍
🤗

Seh ich das richtig, dass zumindest eine von Euch beiden polnische Wurzeln hat?
Einer meiner Lieblingsmaler kommt aus Polen, entsprechend wär es mir eine Ehre auch mal in Polen ausszustellen. Wenn ihr da einen Kontakt für mich habt, immer her damit ;)

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