Wie Thomas Gottschalk und A-ha mir die Liebe beibrachten

in #deutsch8 years ago (edited)

Eine Spotify-Playlist führte mich heute zurück in die 80er-Jahre. 

Dabei ist mir eine Geschichte eingefallen, die ich mit euch teilen möchte. Ich bin mir sicher, ihr kennt ähnliche Anekdoten aus dieser Zeit.

Mitte der 80er-Jahre war die Welt noch in Ordnung. Ganz Deutschland nahm Platz am Fließentisch um der Show der Superlative beizuwohnen: Wetten dass…!? 

Internet? Gab es nicht! 

YouTube? Wovon träumt ihr?

Video-on-Demand? Raketentechnik!

Um den samstäglichen Pflichttermin um 20.15 Uhr am heimischen Fernseher kam man einfach nicht herum. Thomas Gottschalk machte seine Sache wirklich gut und spätestens die Wahl seiner Kleidung führte zu abendfüllendem Gesprächsstoff.

In meiner Erinnerung war wirklich jeder dabei, wenn ‚verrückte‘ Wetten für allgemeine Erheiterung sorgten: Meine Eltern, meine Brüder, Tanten, Onkel, Großeltern - quasi ganz Deutschland wartete bei Salzstangen gebannt auf die Mixtur aus Saalwette, Wettkönig und internationalen Künstlern.

Ganz Deutschland bis auf mich.

Ich stand zu dieser Zeit kurz vor der Schulpflicht und verweilte deshalb zu dieser Zeit ganz woanders: in meinem Bett.

Ich war deshalb auf die Zuverlässigkeit eines Gerätes angewiesen, das mittlerweile wirkt als wäre es aus der Steinzeit - dem Videorekorder.



Dieser unscheinbare, klobige, schwarze Kasten war für mich ein kleines Fenster, durch das ich in die Zukunft und faszinierende Welt der Erwachsenen schauen konnte.

Die Zuverlässigkeit dieser Zeitmaschine war jedoch nicht immer gegeben. Bandsalat und rätselhafte Bild- und Tonfragmente machten einem schwer zu schaffen und die Wiedergabe somit oft zu einem medialen Alptraum.

Das fortschrittliche Video-Programming-System sollte erst nach und nach eingeführt werden. Deshalb war ich auf die Zuverlässigkeit meiner Eltern angewiesen, die rechtzeitig den Aufnahme-Knopf drücken mussten.

Am nächsten Morgen - ich war natürlich als erster wach - konnte ich mich dann vom Wohlwollen meiner Eltern überzeugen („Wow - dieses Mal haben sie schon um 20:30 Uhr daran gedacht aufzunehmen!“). 

Einer dieser Morgen bleibt mir besonders in Erinnerung. 

Dieser Tagesanfang sollte nicht weniger als mein Gefühlsleben nachdrücklich erschüttern!

Die finnische norwegische Band A-ha war im Studio und hatte (neben der obligatorischen Live-Performance) Gelegenheit, ihr neuestes Musikvideo vorzustellen. Es war der bekannte Song ‚Take on me‘. 

Die Komposition aus poppigen Klängen und einer rührenden Geschichte (heute würde ich sagen: welch grauenhafter Schnulz!) hat mich damals so bewegt, dass ich wohl zum ersten mal eines der Gefühle der Erwachsenen nachvollziehen konnte: die Liebe!

Es war nur ein kurzer Ausschnitt, vielleicht 30 Sekunden lang. Doch lange genug, um mich wirklich zu berühren. 

Man sah wie der gezeichnete Protagonist (es war der Sänger der Band) von zwei üblen Typen verdroschen wird und später verzweifelt versucht, in die reale Welt seiner Liebsten zu gelangen. 

Ich spulte wieder und wieder zurück, so etwas hatte ich noch nie gesehen. Die blümerante Gefühlslage, die poppig-eingängigen Klänge und die sagenhafte Comicwelt des Videoclips ließ mich nicht mehr los.

Ich muss mir das Video bzw. den besagten Ausschnitt wohl mehrere hundert Male angeschaut haben, denn nach einigen Tagen war das Band der Videokassette bereits so beansprucht, dass die Qualität spürbar nachließ und es mehr und mehr zu Störungen bei Bild und Ton kam. Mein Traum verblasste.

Wenn heute das Lied mal wieder durch irgendeine virtuelle Playlist über die Hightech-Bluetooth-Lautsprecher rauscht, denke ich oft daran zurück, wie es war damals. In den analogen 80ern, als die Gefühle erwachten.

Sort:  

Ich bin ebenfalls ein Kind der 80er und es ist unglaublich welche Gefühlswelten bestimmte Songs wieder aufleben lassen können. "Take on me" gehört da auch bei mir mit dazu.
Bei Videorekordern fallen mir die vielen Unterrichtsstunden im "Medienraum" ein, in denen unsere Lehrer mit absoluter Zuverlässigkeit die ersten 15 Minuten der Stunde allein darauf verwenden mussten die Videopräsentation zum laufen zu bekommen ;-)

Stimmt! Absoluter King war damals ein Mitschüler, der die Casio-Uhr mit programmierbarer Fernbedienung hatte. War für einige Spässe in langweiligen Stunden bestens geeignet :-)

A-ha sind übrigens aus Norwegen :-)

Ja, das war eine schöne Zeit damals. Als angehender Teenager war in meinem Umfeld eher Depeche Mode angesagt, mit so Schmachtfetzen wie dem hier. Der Renner auf jeder Schuldisko, erzeugt heute noch Gänsehaut beim Anhören.

Das Lied hier war auch legendär...

Oder das hier ...

Und natürlich nicht zu vergessen der Klassiker hier ...

Yes, klasse Ergänzungen! Danke!

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a-ha war/ist 'ne norwegische Band übrigens!

Habs geändert - danke :-)

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