Mein persönliches Facepalm zu den Gender-Katholiken

in #deutsch6 years ago (edited)

Gendergerechtigkeit in der Bibel bringt uns eine gerechtere Welt?!

Mit dem folgenden Text wollte ich eigentlich diesen Beitrag https://steemit.com/deutsch/@compact/gender-katholiken-streichen-adam-aus-der-bibel kommentieren. Da daraus ein längerer Kommentar entstanden ist, der sich darüber hinaus auch auf eine aktuelle gesellschaftliche Diskussion bezieht (siehe z.B. http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/christentum-warum-zu-einem-mann-beten-kolumne-a-1182927.html), möchte ich daraus aber einen eigenen kleinen Beitrag in meinem Blog machen.

Und nun der eigentliche Beitrag:

Ich weiß, ich mache mich mit meiner Position unter Gläubigen unbeliebt und möchte auch niemandem zu nahe treten, aber ich halte "Gendergerechtigkeit" in der Bibel für Sophisterei, weil ich grundsätzlich Zweifel am Glauben und der Autorität der Bibel und den Kirchenvertretern habe. Ich hätte den Spiegelartikel gerne kommentiert, aber möchte mich dort nicht anmelden.

Wenn, dann hätte ich aber so etwas geschrieben wie, dass es Forscher wie Gerhard Bott gibt, die nachgewiesen haben, dass dem Glauben an einen Vatergott der Glaube an eine Muttergöttin voranging, die in unterschiedlichen Kulturen unterschiedliche Namen hatte und Schritt für Schritt zerlegt bzw. aufgespalten wurde, bis es sie nur noch als Mutter Maria (in unserer Kultur) oder z.B. Guanyin (in China) gab. Und es ist auch kein Zufall, dass den Anfang der griechischen Göttergenealogie Gaya, die Erde, macht, die aus sich selbst heraus den Uranos (Himmel) gebärt.

Es gibt noch viele weitere Überbleibsel der ursprünglichen Religion einer Muttergöttin im heutigen Christentum. Auch die Darstellung von Jesus Christus am Kreuz geht auf uralte Rituale zurück, in der dem Blut der Frau eine heilige, lebenspendende und wiedererweckende Wirkung nachgesagt wurde. Darüber habe ich hier ein Video gemacht:

Gerade wegen der Überbleibsel hat die christliche Religion aus meiner Sicht ihre Berechtigung, denn sie vollumfänglich zu kritisieren hieße, auch diese Überbleibsel zu kritisieren.

Aber was mich ehrlich gesagt immer ein bisschen wundert, ist, dass viele Christen scheinbar nicht wissen, wie ihre Religion entstanden ist oder sich, warum auch immer, nicht mit der Religion vor ihrer Religion beschäftigen möchten. Dass es sie gab, ist inzwischen wissenschaftlich belegt. Die Religion um eine Muttergöttin ist also keine Gegen-Religion, sondern einfach nur (leider) vergessene Geschichte. Und die Bibel umzuschreiben, ist nicht sehr hilfreich bei der Aufarbeitung dieses Zusammenhangs, sondern bekräftigt eher die weit verbreitete Annahme, dass es immer schon den Glauben an einen Vatergott gab und davor nichts.

Aus meiner Sicht zementiert diese Gendergerechtigkeit in der Bibel das Patriarchat und das hat in der Welt schon für sehr viel Unheil gesorgt. Ich meine damit nicht nur die herrschende Elite katholischer Priester und Bischöfe, sondern auch das Patriarchat anderer Religionen wie z.B. die Zeugen Jehovas, die sich ja ebenfalls auf die Bibel berufen. Mit den Worten in diesem Buch geschieht so viel Unheil, vor dem wir die Augen nicht verschließen dürfen, wie ich hier

und hier https://steemit.com/patriarchat/@antikesdenken/die-religion-ist-das-herz-in-einer-herzlosen-welt gezeigt habe. Es wäre wichtig, sich damit und nicht mit Genderfragen zu beschäftigen.

Sort:  

Gibt es nicht in allen Naturvölkern, welche wir ja mal waren, sogar 12 verschiedene Götter? Die monotheistische Religion ist ja erst sehr viel später entstanden.

Ich kenne natürlich nicht alle Naturvölker der Welt, aber die Reihenfolge, wie ich sie z.B. durch Forscher wie Harald Harmann und Gerhard Bott kennengelernt habe, ist diese: Zuerst gab es die große Mutter, die verschiedene Aspekte hatte und zum Beispiel auch in verschiedenen Tieren und anderen Erscheinungen erkannt wurde. Dieser wurde in der Mythenumdeutung ein Sohn gegenübergestellt, dieser Sohn wurde zum Sohn-Gatten (einer Mischung aus Gatte und Sohn) und wurde dann Schritt für Schritt aufgewertet, bis er, wie zum Beispiel im Fall der griechischen Göttergenealogie zum alleinigen Herrscher des Olymps wurde (als Zeus). (Parallel wurden die verschiedenen Aspekte der Muttergöttin in mehrere Göttinnen aufgespalten: Hestia, die Göttin des Herdfeuers, Athene, die Göttin des Krieges usw.) Als dieser hatte Zeus nun die Fähigkeit, die ursprünglich auch in den Mythen nur der Frau zugeschrieben wurde, nämlich Kinder zu gebären. Er gebahr u.a. Athene. Mit der christlichen Religion verhält es sich ähnlich. Gott ist in der Genesis der Bibel angeblich zur Monogenesis fähig. Er ist nicht Teil der Welt, sondern ihr enthoben, nimmt dann wie ein mechanischer Schöpfer etwas Staub und haucht ihm Leben ein. Der Standpunkt der Patriarchatskritik ist der, dass sich das Patriarchat, damit, dass es auf diese Weise bezeugt, nicht mehr von den Frauen als den Ursprung allen Lebens abhängig zu sein, eine Art Herrschaftslegitimation verschaffen wollte. Dem selben Zweck diente laut Claudia von Werlhof übrigens auch der Alchemismus, den es schon im altägyptischen Reich gab.

Ich wüsste zu gerne ob schon die Venus von Tan-Tan etwas mit Religiosität zu tun hatte und was sie uns in diesem Falle über die Religion unserer Vorfahren sagen könnte. Was ist denn laut Bott der erste Fund, der auf die Religiosität des Menschen hindeutet? :)

Hallo orionvk, ich kenne die Venus von Tan-Tan nicht und wüsste auch nicht, ob Gerhard Bott etwas über sie schreibt, aber gerade die Venus-Figurinen sind ein Beleg für die Religion um eine Muttergöttin. In Catal Hüyük wurden zum Beispiel mehr solche als andere, auf einen männlichen Gott basierende Figuren gefunden. Unter Archäologen gibt es leider so eine Art Gelehrtenstreit, das heißt, dass es Forscher gibt, die die Bedeutung solcher Figurinen marginalisieren.

Den genauen Wortlaut von Bott habe ich gerade nicht da, weil ich sein Buch "Die Erfindung der Götter" damals auch nur ausgeliehen hatte. Er ist glaube ich Kunsthistoriker, der neuere Erkenntnisse aus der Kultur- und Naturwissenschaft anderer Forscher interpretiert hat. Wenn dich das Thema interessiert, findest du hier eine gute Zusammenfassung seines Buches: http://www.gerhardbott.de/das-buch.html

Hallo orionvk Ich bin gerade zufällig auf diesen Link hier gestoßen. Das ist ein Beitrag zur Patriarchatsforschung von Kirsten Armbruster, einer bekannten Patriarchatskritikerin. Dem Beitrag zu folge hast du recht: Die Venus von Tan Tan ist wohl die früheste Urmutterfigurine.

https://kirstenarmbruster.wordpress.com/2017/05/05/zeittafel-der-menschlichen-geschichte-auf-der-basis-der-patriarchatskritikforschung/

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