Videoüberwachung unter 500€

in #deutsch7 years ago (edited)

Einbruch, Diebstahl, Vandalismus - die Gründe für eine Hauseigene Videoüberwachung sind vielfältig. Natürlich verhindert eine Überwachung keine Straftat aber sie kann bei der Aufklärung solcher helfen. Auch verdächtige Aktivitäten auf dem eigenen Gehöft kann sie erfassen und Eigentümern so zu erhöhter Alarmbereitschaft verhelfen.

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Einen Einbrecher möchte niemand im Haus haben. Kommt es doch dazu trägt eine Videoüberwachung zur Aufklärung bei. Bildquelle Daniel Tafjord on Unsplash

Ein Beispiel aus der eigenen Erfahrung:

Sommer 2017, Urlaubszeit. Einbruch bei den Schwiegereltern nebenan. Die Hofeinfahrt wird von beiden Häusern genutzt, die Einbrecher kamen wohl in der Nacht über den Hof. Nachdem der Einbruch bemerkt wurde fanden wir Holzstücke unter dem während der Urlaubszeit abgestellten KFZ meines Schwiegervaters.
Offenbar wurde das Objekt im Vorfeld ausgespäht und mittels dieser Holzstücke überprüft ob das Haus derzeit bewohnt ist.

Eine Videoüberwachung soll her

Die Quintessenz aus diesem Ereignis war schnell klar, hätte man den Hof im Blick gehabt hätte man bereits vorher sicherlich verdächtige Personen auf dem Hof gesehen. Spätestens wenn sich ein unbekannter am Reifen des Autos zu schaffen macht wäre man alarmiert gewesen und hätte die Dobermänner in den nächsten Tagen patroilliren lassen.

Informationen gab es reichlich im Internet, also wurde viel gelesen, nach fertigen Systemen gesucht, verglichen usw. Die Ergebnisse meiner Recherche möchte ich nicht vorenthalten.

Anforderungen an eine Videoüberwachung

  • Aufzeichnen: das gefilmte Material sollte ein paar Tage zur Verfügung stehen. Man wird nicht jeden Tag schauen ob sich etwas im Bereich der Kamera abgespielt hat, im Falle des Falles braucht man unter Umständen etwas Zeit das Videomaterial zu kopieren. Von daher sollte die Möglichkeit vorhanden sein das die Videos auf eine Festplatte gespeichert werden
  • Benachrichtigen: Erfasst die Videoüberwachung Bewegung auf dem Hof ist es gut eine Benachrichtigung zu erhalten. Idealerweise per Push-Mitteilung auf das Smartphone damit man überall die Möglichkeit hat Informationen zu erhalten
  • Fernzugriff: Ist eine Benachrichtigung eingegangen ist es von Vorteil von überall aus auf die Kamera schauen zu können.
  • Wie viele Kameras: Braucht man unter Umständen mehrere Kameras um einen Bereich zu überwachen. Wie verwinkelt ist das Objekt? Sind mehrere Eingänge vorhanden?
  • Unterschiedliche Kameras: Je nach Standort der Kamera und dem zu überwachenden Bereich benötigt man verschiedene Anforderungen an die Kamera. Es gibt verschiedene Objektive an den Kameras die einen Weitwinkel bieten, es gibt schmalere Winkel, Nachsicht, keine Nachtsicht, schwenkbar, nicht schwenkbar. Wird nur ein schmaler Gang oder eine Tür überwacht braucht die Kamera einen anderen Winkel als wenn ein Hof überwacht wird.
  • Bauliche Gegebenheiten: Können Kabel verlegt werden oder soll die Kamera per WLAN Ihre Bilder senden. Sind weite strecken zu überwinden oder steht alles dicht zusammen.
  • Budget: Und nicht zuletzt: Wieviel möchte man investieren?

All diese Punkte gilt es bei der Planung gründlich zu überlegen und abzuwägen. Am besten man begeht mit mehreren Personen das Objekt und schaut genau nach wo eine Kamera Sinn macht, was zu überwachen ist, wie man dort Kabel verlegen könnte und versucht Standorte die in Frage kommen einmal mit der Smartphonekamera zu simulieren. Unter Umständen hilft hier ein Videoanruf.


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IP Kamera IN 5905 von INSTAR. Bildquelle : Instar.de

Eine Lösung unter 500€

Bei meiner Recherche bin ich dann auf eine Lösung gestoßen die relativ günstig ist, Modular ist und einen großen Funktionsumfang bietet: Kameraüberwachung mit einer Synology DiskStation.

Synology bietet auf der DiskStation eine sehr ausgeklügelte Überwachungssoftware an, die Surveillance Station, die als optionales Paket kostenlos über das Paketzentrum der DiskStation zu beziehen ist.

Was wird benötigt?

  • eine DiskStation von Synology. Es reicht theoretisch die kleine 1-Bay (DS116) es macht allerdings durchaus Sinn die 2-Bay Version DS216 zu nutzen wenn man mit dem NAS noch andere Dinge vorhat. Auf der Webseite von Synology gibt es einen NVR Berater der hilft das richtige Produkt zu finden.
  • eine geeignete Festplatte. Für diese Anwendung benötigt man ein sogenanntes "Überwachungslaufwerk" z.B. Western Digital Purple
  • eine IP Kamera die von der Surveillance Station unterstützt wird. Auch hier bietet Synology Hilfe an: Über die Kompatibilitätsliste kann man aus über 6000 kompatiblen Kameras auswählen.
Kosten
DiskStationca. 200€
IP Kameraca. 200€
Festplatteca. 100€

Einrichtung:

Nachdem die Festplatte in die DiskStation eingebaut wurde kann diese in Betrieb genommen werden. Hierzu bitte die Installationshinweise beachten. Ich werde hier nicht näher darauf eingehen da die Einrichtung der DiskStation je nach Netzwerkumgebung und eigenen Wünschen variieren kann.
Es sollte auf jeden Fall ein kostenloses Synology Konto eingerichtet werden da darüber der Fernzugriff laufen wird. Danach wird über die Paketverwaltung das Surveillance Station Paket heruntergeladen und installiert.

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Danach wird die Kamera Betrieb genommen. Diese wird mit einer festen IP konfiguriert und nach Möglichkeit per Kabel mit dem Netzwerk verbunden. Ich kann INSTAR als Hersteller empfehlen, ich selbst nutze die IN-5905HD da diese Kamera ein 90° Objektiv, 720p Auflösung, WLAN sowie LAN, PoE und vieles mehr besitzt.

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Nun wird in der Surveillance Station die Kamera mit der zuvor festgelegten IP hinzugefügt und - je nach Modell der Kamera weitere Einstellungen vorgenommen. Auch die Bewegungserkennung kann hier konfiguriert werden. Hier ist Ausprobieren angesagt, am besten man bittet jemanden sich im Bereich der Kamera zu bewegen und justiert dabei die Empfindlichkeit und den Schwellenwert.

Weitere Einstellungsmöglichkeiten

Die Surveillance Station bietet noch eine Vielzahl an Optionen und Funktionen die konfiguriert werden können. Über die Übersicht gelangt man zu weiteren Menüpunkten.
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  • Benachrichtigungen: hier können Benachrichtigungen via E-Mail, Push oder SMS konfiguriert werden
  • Aufgabenregel: hier können z.B. Schnappschüsse bei Bewegung konfiguriert werden oder vieles mehr.
  • Benutzer: konfiguriert mehrere Benutzer die auf die Überwachung zugriff haben
  • E-map: Erstellt eine Map wenn man mehrere Kameras im Einsatz hat
  • Schnappschuss: konfiguriert die Schnappschuss Funktion
  • Lizenz: Möchte man mehr als eine Kamera nutzen benötigt man pro Kamera eine weitere Lizenz für derzeit um 50€
  • Add-ons: Lässt weitere Pakete zur Surveillance Station installieren
  • Live-Ansicht: Wechselt zur Ansicht der Kameras
  • Chronik: zeigt einen Zeitstrahl mit erfassten Ereignissen
  • Clevere Suche: ein mächtiges Such-Tool mit dem sich Veränderungen im erfassten Bereich finden lassen
  • Aufnahme: Wechselt in das Aufnahme Archiv
  • Audio-Muster: konfiguriert Alarmtöne
  • I/O Modul: Verwalten von I/O Modulen
  • Client-Verwaltung: verwaltet die Geräte die Zugriff auf die Surveillance Station haben
  • Archive Vault: konfiguriert Archivierungsaufgaben
  • Home Mode: schaltet die Überwachung aus wenn jemand zu Hause ist.

Das große ABER!

der gute @erniegreenhill hat mich noch auf etwas hingewiesen das ich eigentlich nicht unerwähnt lassen wollte, es aber dennoch im Schreibwahn vergessen haben unter den Beitrag zu setzen:
Was man nicht außer Acht lassen darf ist die Rechtliche Seite!

In Deutschland darf man nicht den öffentlichen Raum filmen und speichern. Das heißt für eine Videoüberwachung das Kameras so anzubringen sind das der Bereich einer Straße, Gehweg oder ähnliches nicht erfasst wird.
Auch das filmen auf dem eigenen Grundstück ist schon eine Grauzone wegen dem Recht auf informationelle Selbstbestimmung und dem Recht am eigenen Bild. Es empfiehlt sich daher ein Hinweis in Form eines Schildes das dieser Bereich Videoüberwacht wird, ggf. mit Kontaktdaten des Überwachers.

Quelle : Hinweise auf Abus.com


**FAZIT:** Wer sich nicht scheut ein wenig recherchieren und selbst zu basteln kann sich mit der DiskStation und einer IP Kamera eine sehr funktionelle und gute Kameraüberwachung schaffen. Bei mir selbst läuft das System seit einem Dreiviertel Jahr sehr stabil (2-3 Verbindungsabbrüche weil mein Internet ausfiel) Wahrscheinlich wird es zukünftig noch um 1-2 Kameras erweitert um jeden Winkel abzudecken.

Sort:  

Als Mieter hat man mit Nachtsicht hinter der Scheibe ja ein Problem durch das Reflektieren der Infrarotspots, wir hatten mal einen Reifenstecher im Viertel der über ein Jahr lang bei ca. 50 Autos immer wieder die Reifen zerstochen hat. Da ich selbst mehrfach betroffen war hab ich auf Nachfrage bei der Kripo eine Kamera mit Nachtsicht in einem Vogelhäuschen auf dem Fensterbrett installiert (sei ohne Ton o.k. und wichtig in dem Fall meinten sie) und mein Auto vorm Haus geparkt. Ergebnis: Anzeige wegen Aufnahmen im öffentlichen Raum vom Ordnungsamt durch einen Nachbarn (vl. der Täter?). Naja und hinter der Scheibe ging gar nix mehr. Zum Glück hat das schon lange wieder aufgehört mit den Reifen. Hätte mir da eher was mit Stromschlag zur Abwehr gewünscht ;)

Hallo @erniegreenhill, da sprichst du was wichtiges an das ich eigentlich auch thematisieren wollte: die rechtliche Seite.

Es ist richtig das eine Videoüberwachung rechtlich problematisch ist. Mein stand ist das aufnahmen im öffentlichen Raum tabu sind - sprich auf dem Grundstück ist es ok, solang im bildausschnitt nichts aus dem öffentlichen Raum zusehen ist wenn die Aufnahmen gespeichert werden. (Selbst ohne speichern ist es problematisch da es ein bisschen Grauzone ist)
Auf dem gründstück empfiehlt es sich per Schild auf Überwachung hinzuweisen da z.b. Der Postbote oder Besucher nicht so einfach gefilmt werden dürfen.
Recht am eigenen Bild ist glaube ich das Stichwort.

Danke für deinen Kommentar

Und nicht vergessen auf den Hund hinzuweisen. Von dem wird ja auch der Briefträger immer schon lieber gebissen ;) Mit meinem hab ich mich damals auch immer gut behütet gefühlt. P.S.: das Verfahren wurde aber eingestellt so schlimm ist es also nicht im Notfall mal was zu filmen

Wie heißt es so schön? Vor Gericht und auf hoher See sind alle gleich.. Man weiß ja nie ob es immer gut geht. Insofern weise ich lieber drauf hin das man besser drauf hin weist 😂

Da hast du absolut Recht, vl. nur bis auf Mann und Frau vor dem Familiengericht.

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Die sollen nur kommen .

500€? Ist schon etwas happig für mich momentan, aber wir wissen ja, wie man so gerne sagt.

Klingt dennoch gut und ich überleg's mir definitiv, sobald ich das Geld dazu über habe! ;)

Ich denke wenn man Zeit hat und den Markt etwas beobachtet, auf Angebote achtet kann man das ganze sicher günstiger hinbekommen. Ich weiß nicht ob man eventuell eine Kamera oder eine diskstation gebraucht bei eBay bekommt.
Mich begeistert der Funktionsumfang und die Möglichkeit es zu erweitern.

Noch brauchen wir das auch nicht. Solang mein Wauzi noch da ist, sollte sich niemand ungebeten dem Grundstück auch nur einen Zentimeter nähern. Aber wenn man bedenkt, im laufe der Jahre ist so ein Hund teurer :D

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Also den Hund haben wir auch. Der hat auch angeschlagen in der besagten Nacht, allerdings dachten alle das da wieder so ein Katzenvieh auf der Terrasse ist.
Das interessiert laut kripo aber auch so ein Einbrecher nicht. Wie auch immer... man muss ja keine Überwachung haben, ist dennoch gut beraten damit denk ich.

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