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RE: „Die RAF hat Euch lieb“

in #deutsch6 years ago (edited)

Das Aufbegehren der RAF gegen das Establishment hatte für mich durchaus nachvollziebare Gründe. Und wenn der Generalbundesanwalt pauschal, alleine wegen ihrer Gedanken, den „klammheimlichen Sympathisanten“ strafrechtliche Verfolgung androht, ihnen über die Medien mitteilen lässt, dass er sie auch noch kriegen wird, zeigt sehr deutlich den Charakter dieses „Schweinesystems“, das nach wie vor unnachgiebig zu bekämpfen ist. Auf dem Boden unserer Verfassung eben.

Ich sprach auch nicht von einer guten RAF, sondern davon dass die Energie, der Enthusiasmus eine gerechtere Gesellschaft schaffen zu wollen, auf der politischen Ebene wesentlich besser angesiedelt gewesen wäre. Dass die Protagonisten der gesamten Studentenrevolte und ihres radikalen Ablegers RAF sich auf irrsinnigen Holzwegen verbraucht haben, steht ja gar nicht zur Diskussion.

Sort:  

Ich habe das immer so verstanden, daß die gar nicht zu "denen da oben" gehören wollten, denn das "waren ja die Nazis". An Teilen dieses Konfliktes haben sich doch die Grünen in den frühen Achtigern noch abgearbeitet, soweit ich weiß.

Am Anfang wurden die Grünen quasi als Vertreter der außerparlamentarischen Opposition (APO) in die Parlamente gewählt. Kurz bevor Herr Fischer mit Turnschuhen ins hessische Parlament eingelaufen ist, hatte Ministerpräsident Holger Börner noch verbreitet, man müsse den Grünen mit Dachlatten den Buckel verhauen. Alle, die zuvor auf der Straße demonstriert hatten, wähnten sich am Ziel und sahen die Partei als Sprachrohr der APO, der Jugend, die sich nun ganz offensichtlich auf den Marsch durch die Institutionen begeben hatte. Es herrschte demokratische Aufbruchsstimmung bei allen, deren demokratisches Vertändnis von der Studentenrevolte geprägt war.

Niemand hatte damit gerechnet, dass die Grünen auf dem Marsch durch die Institutionen vom System geschluckt werden. Otto Schily, der ehemalige RAF–Anwalt wechselte zur SPD und wurde Innenminister. Joschka Fischer, ein abgebrochener Student und Steinewerfer ohne jede berufliche Perspektive, sah seine Zukunft als Berufspolitiker. Er wurde zunächst Minister unter H. Börner, um letztendlich seine Karriere in der Bundespolitik anzustreben.

Diejenigen, die unsere Gesellschaft tatsächlich noch verändern wollten, sind im Laufe der Zeit bei den Grünen ausgetreten, bzw. wurden von den sogenannten Realos kaltgestellt. Alle, die danach immer noch ohne zu Kotzen in den Spiegel schauen konnten, haben sich angepasst, ihrer Politik einzig das lächerliche Ökomäntelchen bewahrt, das sich so oft mit seiner dogmatischen Fratze zeigt. Die Grünen haben sich zur Partei der Besitzstandsbewahrer gewandelt und waŕen die Totengräber der APO, sowie all ihrer gesellschaftspolitischen Ideale.

Ab und zu poppte noch mal ein alter Nazi im Politgetriebe auf. Darunter ein Ministerpräsident und sogar ein Staatspräsident. Ekelhafte Blender, deren Namen man vergessen sollte. Das war den Grünen aber nicht mehr ganz so wichtig. Viel wichiger war ihnen die Teilhabe an der Macht. Dafür haben sie sich bei jeder Gelegenheit gerne prostituiert. Natürlich unter konsequenter Ausblendung jeglicher sozialpolitischer Agenda.

Das war dann wohl ein gelungener Griff ins Wespennest meinerseits ...

Und der TurnschArmaniJoschka war dann auch so weit gekommen, dass er der Friedensbewegung im Thema Jugoslawien den Stinkefinger zeigte.
Macht korrumpiert, absolute Macht korrumpiert absolut

Die RAF hatte keine "Energie", keinen "Enthusiasmus eine gerechtere Gesellschaft schaffen zu wollen". Die Energie der Extremen richtet sich immer darauf, zu eskalieren. Eskalation ist der Selbstzweck. Wären sie an die "Macht" gekommen, dann wären sie selbst zu Getriebenen der Ökonomie geworden. Die verschwindet nämlich nicht, bloß weil jemand glaubt, er habe diese "revolutionär" beseitigt. Um sich diesem Widerspruch nicht stellen zu müssen, hätten sie wie schon andere zuvor die "permanente Revolution" ausgerufen, im Grunde die permanente Flucht ins Uferlose, immer hinaus aus der Verantwortung.

Dass die Durchgeknallten jemals an die „Macht“ gekommen wären, stand zu keinem Zeitpunkt dieser Eskalation zur Diskussion und war auch nicht Gegenstand meiner Kommentare. Von daher verstehe ich deine Hasenhaken hinein in diese Argumentation als raffinierte Verlagerung. Ich gebe zur Erinnerung, dass die ersten Toten und Verletzten auf Seiten der Studenten vorkamen. Die RAF war schlicht nur die brutalst mögliche Antwort auf die Brutalität der Staatsräson. Der Irrweg hat sich dann für die RAF verselbstständigt, bis hin zum kollektiven Wahnsinn.

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